Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierundfünfzigstes Kapitel.
hausen -- dort waren zwei Martierinnen, und kurz
vorher sah ich ein merkwürdiges Luftschiff aufsteigen --
nun aber gehen Sie, wir werden ja sehen."

Grunthe betrat die Bibliothek mit einem möglichst
liebenswürdigen Gesichte, sogar ein Lächeln machte einen
Anlauf zum Erscheinen, verunglückte aber in seinen
ersten Zügen. La und Se enthoben ihn der Schwierig-
keit, ihnen die Hand zu reichen, indem sie ihn auf
martische Weise begrüßten.

Es gab bald ein lebhaftes Gespräch und kurze
Erkundigungen und Erklärungen herüber und hinüber.
Grunthe wollte ausführlich auf die wissenschaftlichen
Ergebnisse zu sprechen kommen, die er mit Hilfe der
Mitteilungen gewonnen hatte, die ihm La vom Mars
aus hatte zukommen lassen, aber La ging nicht darauf
ein, sie fragte direkt nach Saltner.

"Jch will Jhnen mitteilen, was wir wissen", sagte
sie. "Er ist in Bedrängnis, man wird ihn dieser Tage
mit Hilfe von Luftschiffen suchen und gefangen nehmen.
Jch bin aber von seiner Unschuld überzeugt."

Grunthe wurde sehr ernst. Er wagte es sogar,
La jetzt anzusehen und erkannte in ihren Zügen die
Aufrichtigkeit der Teilnahme und die herzliche Sorge
um den Freund.

"Es ist für Saltners Freunde", sagte er, "eine
Freude, ein solches Wort zu hören. Jch weiß, daß
auch Ell ihm gerne helfen würde, wenn er dürfte,
aber er ist durch seine Amtspflicht gebunden. Leider
kann Jhre Ueberzeugung, selbst wenn sie nachträglich
vom Gericht geteilt werden sollte, was ich bezweifle,

Vierundfünfzigſtes Kapitel.
hauſen — dort waren zwei Martierinnen, und kurz
vorher ſah ich ein merkwürdiges Luftſchiff aufſteigen —
nun aber gehen Sie, wir werden ja ſehen.‟

Grunthe betrat die Bibliothek mit einem möglichſt
liebenswürdigen Geſichte, ſogar ein Lächeln machte einen
Anlauf zum Erſcheinen, verunglückte aber in ſeinen
erſten Zügen. La und Se enthoben ihn der Schwierig-
keit, ihnen die Hand zu reichen, indem ſie ihn auf
martiſche Weiſe begrüßten.

Es gab bald ein lebhaftes Geſpräch und kurze
Erkundigungen und Erklärungen herüber und hinüber.
Grunthe wollte ausführlich auf die wiſſenſchaftlichen
Ergebniſſe zu ſprechen kommen, die er mit Hilfe der
Mitteilungen gewonnen hatte, die ihm La vom Mars
aus hatte zukommen laſſen, aber La ging nicht darauf
ein, ſie fragte direkt nach Saltner.

„Jch will Jhnen mitteilen, was wir wiſſen‟, ſagte
ſie. „Er iſt in Bedrängnis, man wird ihn dieſer Tage
mit Hilfe von Luftſchiffen ſuchen und gefangen nehmen.
Jch bin aber von ſeiner Unſchuld überzeugt.‟

Grunthe wurde ſehr ernſt. Er wagte es ſogar,
La jetzt anzuſehen und erkannte in ihren Zügen die
Aufrichtigkeit der Teilnahme und die herzliche Sorge
um den Freund.

„Es iſt für Saltners Freunde‟, ſagte er, „eine
Freude, ein ſolches Wort zu hören. Jch weiß, daß
auch Ell ihm gerne helfen würde, wenn er dürfte,
aber er iſt durch ſeine Amtspflicht gebunden. Leider
kann Jhre Ueberzeugung, ſelbſt wenn ſie nachträglich
vom Gericht geteilt werden ſollte, was ich bezweifle,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0436" n="428"/><fw place="top" type="header">Vierundfünfzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
hau&#x017F;en &#x2014; dort waren zwei Martierinnen, und kurz<lb/>
vorher &#x017F;ah ich ein merkwürdiges Luft&#x017F;chiff auf&#x017F;teigen &#x2014;<lb/>
nun aber gehen Sie, wir werden ja &#x017F;ehen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Grunthe betrat die Bibliothek mit einem möglich&#x017F;t<lb/>
liebenswürdigen Ge&#x017F;ichte, &#x017F;ogar ein Lächeln machte einen<lb/>
Anlauf zum Er&#x017F;cheinen, verunglückte aber in &#x017F;einen<lb/>
er&#x017F;ten Zügen. La und Se enthoben ihn der Schwierig-<lb/>
keit, ihnen die Hand zu reichen, indem &#x017F;ie ihn auf<lb/>
marti&#x017F;che Wei&#x017F;e begrüßten.</p><lb/>
          <p>Es gab bald ein lebhaftes Ge&#x017F;präch und kurze<lb/>
Erkundigungen und Erklärungen herüber und hinüber.<lb/>
Grunthe wollte ausführlich auf die wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen<lb/>
Ergebni&#x017F;&#x017F;e zu &#x017F;prechen kommen, die er mit Hilfe der<lb/>
Mitteilungen gewonnen hatte, die ihm La vom Mars<lb/>
aus hatte zukommen la&#x017F;&#x017F;en, aber La ging nicht darauf<lb/>
ein, &#x017F;ie fragte direkt nach Saltner.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch will Jhnen mitteilen, was wir wi&#x017F;&#x017F;en&#x201F;, &#x017F;agte<lb/>
&#x017F;ie. &#x201E;Er i&#x017F;t in Bedrängnis, man wird ihn die&#x017F;er Tage<lb/>
mit Hilfe von Luft&#x017F;chiffen &#x017F;uchen und gefangen nehmen.<lb/>
Jch bin aber von &#x017F;einer Un&#x017F;chuld überzeugt.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Grunthe wurde &#x017F;ehr ern&#x017F;t. Er wagte es &#x017F;ogar,<lb/>
La jetzt anzu&#x017F;ehen und erkannte in ihren Zügen die<lb/>
Aufrichtigkeit der Teilnahme und die herzliche Sorge<lb/>
um den Freund.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es i&#x017F;t für Saltners Freunde&#x201F;, &#x017F;agte er, &#x201E;eine<lb/>
Freude, ein &#x017F;olches Wort zu hören. Jch weiß, daß<lb/>
auch Ell ihm gerne helfen würde, wenn er dürfte,<lb/>
aber er i&#x017F;t durch &#x017F;eine Amtspflicht gebunden. Leider<lb/>
kann Jhre Ueberzeugung, &#x017F;elb&#x017F;t wenn &#x017F;ie nachträglich<lb/>
vom Gericht geteilt werden &#x017F;ollte, was ich bezweifle,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0436] Vierundfünfzigſtes Kapitel. hauſen — dort waren zwei Martierinnen, und kurz vorher ſah ich ein merkwürdiges Luftſchiff aufſteigen — nun aber gehen Sie, wir werden ja ſehen.‟ Grunthe betrat die Bibliothek mit einem möglichſt liebenswürdigen Geſichte, ſogar ein Lächeln machte einen Anlauf zum Erſcheinen, verunglückte aber in ſeinen erſten Zügen. La und Se enthoben ihn der Schwierig- keit, ihnen die Hand zu reichen, indem ſie ihn auf martiſche Weiſe begrüßten. Es gab bald ein lebhaftes Geſpräch und kurze Erkundigungen und Erklärungen herüber und hinüber. Grunthe wollte ausführlich auf die wiſſenſchaftlichen Ergebniſſe zu ſprechen kommen, die er mit Hilfe der Mitteilungen gewonnen hatte, die ihm La vom Mars aus hatte zukommen laſſen, aber La ging nicht darauf ein, ſie fragte direkt nach Saltner. „Jch will Jhnen mitteilen, was wir wiſſen‟, ſagte ſie. „Er iſt in Bedrängnis, man wird ihn dieſer Tage mit Hilfe von Luftſchiffen ſuchen und gefangen nehmen. Jch bin aber von ſeiner Unſchuld überzeugt.‟ Grunthe wurde ſehr ernſt. Er wagte es ſogar, La jetzt anzuſehen und erkannte in ihren Zügen die Aufrichtigkeit der Teilnahme und die herzliche Sorge um den Freund. „Es iſt für Saltners Freunde‟, ſagte er, „eine Freude, ein ſolches Wort zu hören. Jch weiß, daß auch Ell ihm gerne helfen würde, wenn er dürfte, aber er iſt durch ſeine Amtspflicht gebunden. Leider kann Jhre Ueberzeugung, ſelbſt wenn ſie nachträglich vom Gericht geteilt werden ſollte, was ich bezweifle,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/436
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/436>, abgerufen am 01.06.2024.