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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

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Schwankungen.
wolle er versuchen, verborgen zu bleiben. Bereitwillig
bot ihm Grunthe das abgelegene stille Asyg der Stern-
warte zum Aufenthalte an. Hier weihte er Torm in
seine schon längst vorbereiteten Bestrebungen ein, einen
allgemeinen Menschenbund zu gründen, der durch eine
freiwillige Aufnahme der von den Martiern gebotenen
Kulturmittel sich von der Fremdherrschaft der Martier
unabhängig zu machen suchen sollte. Von hieraus
reichten die Fäden der durchaus nicht geheim gehalte-
nen Verbindung zu den führenden Geistern aller
Kulturstaaten. Hier entwarf Grunthe mit Torm den
Aufruf mit dem Motto: "Numenheit ohne Nume!"

Und sie trafen damit einen Ton, der in der Seele
der Völker widerhallte. Jn Millionen und aber
Millionen Köpfen und Herzen waren dieselben Gedanken,
dieselben Gefühle mächtig, es bedurfte nur der An-
regung, um sie zur lebendigen Bewegung auszulösen.
Das Wort war gefunden und gesprochen. Die Menschen
waren ja einig, weil sie es sein mußten; es war nur
erforderlich, daß sie es nun auch freiwillig sein wollten.
Nicht Verbrüderung aus Schwärmerei, sondern gleiche
Ziele aus Vernunft. Zahllos strömten die Zustim-
mungen in den organisierten Zentren der Vereinigung
zusammen. Es war klar, daß der Menschenbund bald
eine Macht werden mußte, mit der man zu rechnen
hatte. Alle politischen und wirtschaftlichen Parteien
konnten sich an der großen Kulturaufgabe beteiligen,
die er sich gestellt hatte, mit Ausnahme einer extremen
Gruppe, deren oligarchische Jnteressen vor dem bloßen
Gedanken der Gleichberechtigung aller zurückscheuten.

Laßwitz, Auf zwei Planeten. 54

Schwankungen.
wolle er verſuchen, verborgen zu bleiben. Bereitwillig
bot ihm Grunthe das abgelegene ſtille Aſyg der Stern-
warte zum Aufenthalte an. Hier weihte er Torm in
ſeine ſchon längſt vorbereiteten Beſtrebungen ein, einen
allgemeinen Menſchenbund zu gründen, der durch eine
freiwillige Aufnahme der von den Martiern gebotenen
Kulturmittel ſich von der Fremdherrſchaft der Martier
unabhängig zu machen ſuchen ſollte. Von hieraus
reichten die Fäden der durchaus nicht geheim gehalte-
nen Verbindung zu den führenden Geiſtern aller
Kulturſtaaten. Hier entwarf Grunthe mit Torm den
Aufruf mit dem Motto: „Numenheit ohne Nume!‟

Und ſie trafen damit einen Ton, der in der Seele
der Völker widerhallte. Jn Millionen und aber
Millionen Köpfen und Herzen waren dieſelben Gedanken,
dieſelben Gefühle mächtig, es bedurfte nur der An-
regung, um ſie zur lebendigen Bewegung auszulöſen.
Das Wort war gefunden und geſprochen. Die Menſchen
waren ja einig, weil ſie es ſein mußten; es war nur
erforderlich, daß ſie es nun auch freiwillig ſein wollten.
Nicht Verbrüderung aus Schwärmerei, ſondern gleiche
Ziele aus Vernunft. Zahllos ſtrömten die Zuſtim-
mungen in den organiſierten Zentren der Vereinigung
zuſammen. Es war klar, daß der Menſchenbund bald
eine Macht werden mußte, mit der man zu rechnen
hatte. Alle politiſchen und wirtſchaftlichen Parteien
konnten ſich an der großen Kulturaufgabe beteiligen,
die er ſich geſtellt hatte, mit Ausnahme einer extremen
Gruppe, deren oligarchiſche Jntereſſen vor dem bloßen
Gedanken der Gleichberechtigung aller zurückſcheuten.

Laßwitz, Auf zwei Planeten. 54
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[417/0425] Schwankungen. wolle er verſuchen, verborgen zu bleiben. Bereitwillig bot ihm Grunthe das abgelegene ſtille Aſyg der Stern- warte zum Aufenthalte an. Hier weihte er Torm in ſeine ſchon längſt vorbereiteten Beſtrebungen ein, einen allgemeinen Menſchenbund zu gründen, der durch eine freiwillige Aufnahme der von den Martiern gebotenen Kulturmittel ſich von der Fremdherrſchaft der Martier unabhängig zu machen ſuchen ſollte. Von hieraus reichten die Fäden der durchaus nicht geheim gehalte- nen Verbindung zu den führenden Geiſtern aller Kulturſtaaten. Hier entwarf Grunthe mit Torm den Aufruf mit dem Motto: „Numenheit ohne Nume!‟ Und ſie trafen damit einen Ton, der in der Seele der Völker widerhallte. Jn Millionen und aber Millionen Köpfen und Herzen waren dieſelben Gedanken, dieſelben Gefühle mächtig, es bedurfte nur der An- regung, um ſie zur lebendigen Bewegung auszulöſen. Das Wort war gefunden und geſprochen. Die Menſchen waren ja einig, weil ſie es ſein mußten; es war nur erforderlich, daß ſie es nun auch freiwillig ſein wollten. Nicht Verbrüderung aus Schwärmerei, ſondern gleiche Ziele aus Vernunft. Zahllos ſtrömten die Zuſtim- mungen in den organiſierten Zentren der Vereinigung zuſammen. Es war klar, daß der Menſchenbund bald eine Macht werden mußte, mit der man zu rechnen hatte. Alle politiſchen und wirtſchaftlichen Parteien konnten ſich an der großen Kulturaufgabe beteiligen, die er ſich geſtellt hatte, mit Ausnahme einer extremen Gruppe, deren oligarchiſche Jntereſſen vor dem bloßen Gedanken der Gleichberechtigung aller zurückſcheuten. Laßwitz, Auf zwei Planeten. 54

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/425>, abgerufen am 22.11.2024.