Warum? Weil er nicht sagen konnte, hier bin ich, dein Hugo, mit dem das Glück wieder einkehrt am Herde! Weil sie nicht sagen konnte, hier ist er, den ihr jubelnd bewillkommt habt, hier ist mein Gatte! Weil er vor ihr stehen mußte als ein Verbrecher, über welchem das Schwert hängt, die lebenslängliche Ver- bannung. Weil er seinen Blick niederschlagen mußte vor ihr, als ein unbesonnener Verletzer des Gesetzes! Weil er wieder fort mußte von ihr auf immer, oder sie mit sich ziehen ins Elend, wenn sie ihm folgte in die Wüsten des feindlichen Planeten -- -- Nein, nein, dann lieber, diesen Schmerz ihr ersparen! Dann lieber sie in dem Glauben lassen, daß er verschollen sei, unter dem Eise, oder wo auch immer -- --
Und so schritt er die Straße hinab und wieder hinauf, und fragte sich nochmals, welcher Besuch? Und die Thür öffnete sich jetzt, und der heraustrat -- -- es war Ell. Ja, er durfte bei ihr sein, er, der ihn hinausgelockt in die Gefahren des Pols, er -- -- Und nun war es ihm, als müsse er sich auf ihn stürzen -- -- Doch der sah ihn nicht, er schritt ruhig, aufgerichtet voran, ein glänzender Wagen hielt in der Nähe, er stieg hinein -- --
Torm wandte sich um. Wieder suchte er durch den Regen den Weg nach dem Bahnhof. Der Nachtzug führte ihn nach Friedau zurück.
Er sagte Grunthe, daß er erst noch nähere Auf- klärung über die Absichten der Martier und das Schick- sal des nach Tibet gegangenen Schiffes abwarten wolle, ehe er es wage, sich zu erkennen zu geben. Solange
Dreiundfünfzigſtes Kapitel.
Warum? Weil er nicht ſagen konnte, hier bin ich, dein Hugo, mit dem das Glück wieder einkehrt am Herde! Weil ſie nicht ſagen konnte, hier iſt er, den ihr jubelnd bewillkommt habt, hier iſt mein Gatte! Weil er vor ihr ſtehen mußte als ein Verbrecher, über welchem das Schwert hängt, die lebenslängliche Ver- bannung. Weil er ſeinen Blick niederſchlagen mußte vor ihr, als ein unbeſonnener Verletzer des Geſetzes! Weil er wieder fort mußte von ihr auf immer, oder ſie mit ſich ziehen ins Elend, wenn ſie ihm folgte in die Wüſten des feindlichen Planeten — — Nein, nein, dann lieber, dieſen Schmerz ihr erſparen! Dann lieber ſie in dem Glauben laſſen, daß er verſchollen ſei, unter dem Eiſe, oder wo auch immer — —
Und ſo ſchritt er die Straße hinab und wieder hinauf, und fragte ſich nochmals, welcher Beſuch? Und die Thür öffnete ſich jetzt, und der heraustrat — — es war Ell. Ja, er durfte bei ihr ſein, er, der ihn hinausgelockt in die Gefahren des Pols, er — — Und nun war es ihm, als müſſe er ſich auf ihn ſtürzen — — Doch der ſah ihn nicht, er ſchritt ruhig, aufgerichtet voran, ein glänzender Wagen hielt in der Nähe, er ſtieg hinein — —
Torm wandte ſich um. Wieder ſuchte er durch den Regen den Weg nach dem Bahnhof. Der Nachtzug führte ihn nach Friedau zurück.
Er ſagte Grunthe, daß er erſt noch nähere Auf- klärung über die Abſichten der Martier und das Schick- ſal des nach Tibet gegangenen Schiffes abwarten wolle, ehe er es wage, ſich zu erkennen zu geben. Solange
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Dreiundfünfzigſtes Kapitel.
Warum? Weil er nicht ſagen konnte, hier bin
ich, dein Hugo, mit dem das Glück wieder einkehrt
am Herde! Weil ſie nicht ſagen konnte, hier iſt er,
den ihr jubelnd bewillkommt habt, hier iſt mein Gatte!
Weil er vor ihr ſtehen mußte als ein Verbrecher, über
welchem das Schwert hängt, die lebenslängliche Ver-
bannung. Weil er ſeinen Blick niederſchlagen mußte
vor ihr, als ein unbeſonnener Verletzer des Geſetzes!
Weil er wieder fort mußte von ihr auf immer, oder
ſie mit ſich ziehen ins Elend, wenn ſie ihm folgte in
die Wüſten des feindlichen Planeten — — Nein, nein,
dann lieber, dieſen Schmerz ihr erſparen! Dann lieber
ſie in dem Glauben laſſen, daß er verſchollen ſei, unter
dem Eiſe, oder wo auch immer — —
Und ſo ſchritt er die Straße hinab und wieder
hinauf, und fragte ſich nochmals, welcher Beſuch? Und
die Thür öffnete ſich jetzt, und der heraustrat — —
es war Ell. Ja, er durfte bei ihr ſein, er, der ihn
hinausgelockt in die Gefahren des Pols, er — —
Und nun war es ihm, als müſſe er ſich auf ihn
ſtürzen — — Doch der ſah ihn nicht, er ſchritt ruhig,
aufgerichtet voran, ein glänzender Wagen hielt in der
Nähe, er ſtieg hinein — —
Torm wandte ſich um. Wieder ſuchte er durch
den Regen den Weg nach dem Bahnhof. Der Nachtzug
führte ihn nach Friedau zurück.
Er ſagte Grunthe, daß er erſt noch nähere Auf-
klärung über die Abſichten der Martier und das Schick-
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/424>, abgerufen am 22.11.2024.
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