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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

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Die Flucht in die Berge.

"Das hängt einfach so zusammen", sagte Saltner,
"daß ich verreist war und meine Mutter mit den
Verhältnissen nicht Bescheid wußte, auch während meiner
Abwesenheit nicht über die Mittel verfügte, die ge-
forderte Geldstrafe wegen des versäumten Termins zu
bezahlen. Jch komme jetzt, um meine Mutter abzu-
holen, und deponiere hier Obligationen im Betrage
von tausend Gulden für meine Mutter und unsere
Dienerin Katharina Wackner, mit dem Vorbehalt, die
Giltigkeit der Verordnung auf dem Rechtswege zu
bestreiten. Wollen Sie die Güte haben, meine Mutter
holen zu lassen."

"Jch bin sehr gern bereit, Sie zu Jhrer Frau
Mutter zu führen, aber das Geld kann ich nicht an-
nehmen, Sie müssen dasselbe auf der Bezirkskasse de-
ponieren, auf den erhaltenen Schein wird die Ent-
lassung verfügt werden. Jch bin dazu nicht ermäch-
tigt."

"Das ist aber äußerst fatal. Jch kann meine
Mutter keinen Augenblick länger hier lassen, sie wird
dadurch im höchsten Grade deprimiert, und es steht
für ihre Gesundheit das Schlimmste zu befürchten."

"Jch muß zugeben, es wäre sehr wünschenswert,
daß Jhre Frau Mutter zu Jhnen käme -- unsrer-
seits würden wir ja gern sofort -- wenn nicht --"
er zuckte mit einem bedeutungsvollen Blicke die Ach-
seln -- "Jndessen, es wird sie beruhigen, wenn ich
Sie inzwischen zu ihr führe. Jch möchte Jhnen gern
in jeder Hinsicht gefällig sein und Jhnen daher fol-
gendes vorschlagen. Um zehn Uhr kommt der Direktor

Die Flucht in die Berge.

„Das hängt einfach ſo zuſammen‟, ſagte Saltner,
„daß ich verreiſt war und meine Mutter mit den
Verhältniſſen nicht Beſcheid wußte, auch während meiner
Abweſenheit nicht über die Mittel verfügte, die ge-
forderte Geldſtrafe wegen des verſäumten Termins zu
bezahlen. Jch komme jetzt, um meine Mutter abzu-
holen, und deponiere hier Obligationen im Betrage
von tauſend Gulden für meine Mutter und unſere
Dienerin Katharina Wackner, mit dem Vorbehalt, die
Giltigkeit der Verordnung auf dem Rechtswege zu
beſtreiten. Wollen Sie die Güte haben, meine Mutter
holen zu laſſen.‟

„Jch bin ſehr gern bereit, Sie zu Jhrer Frau
Mutter zu führen, aber das Geld kann ich nicht an-
nehmen, Sie müſſen dasſelbe auf der Bezirkskaſſe de-
ponieren, auf den erhaltenen Schein wird die Ent-
laſſung verfügt werden. Jch bin dazu nicht ermäch-
tigt.‟

„Das iſt aber äußerſt fatal. Jch kann meine
Mutter keinen Augenblick länger hier laſſen, ſie wird
dadurch im höchſten Grade deprimiert, und es ſteht
für ihre Geſundheit das Schlimmſte zu befürchten.‟

„Jch muß zugeben, es wäre ſehr wünſchenswert,
daß Jhre Frau Mutter zu Jhnen käme — unſrer-
ſeits würden wir ja gern ſofort — wenn nicht —‟
er zuckte mit einem bedeutungsvollen Blicke die Ach-
ſeln — „Jndeſſen, es wird ſie beruhigen, wenn ich
Sie inzwiſchen zu ihr führe. Jch möchte Jhnen gern
in jeder Hinſicht gefällig ſein und Jhnen daher fol-
gendes vorſchlagen. Um zehn Uhr kommt der Direktor

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[349/0357] Die Flucht in die Berge. „Das hängt einfach ſo zuſammen‟, ſagte Saltner, „daß ich verreiſt war und meine Mutter mit den Verhältniſſen nicht Beſcheid wußte, auch während meiner Abweſenheit nicht über die Mittel verfügte, die ge- forderte Geldſtrafe wegen des verſäumten Termins zu bezahlen. Jch komme jetzt, um meine Mutter abzu- holen, und deponiere hier Obligationen im Betrage von tauſend Gulden für meine Mutter und unſere Dienerin Katharina Wackner, mit dem Vorbehalt, die Giltigkeit der Verordnung auf dem Rechtswege zu beſtreiten. Wollen Sie die Güte haben, meine Mutter holen zu laſſen.‟ „Jch bin ſehr gern bereit, Sie zu Jhrer Frau Mutter zu führen, aber das Geld kann ich nicht an- nehmen, Sie müſſen dasſelbe auf der Bezirkskaſſe de- ponieren, auf den erhaltenen Schein wird die Ent- laſſung verfügt werden. Jch bin dazu nicht ermäch- tigt.‟ „Das iſt aber äußerſt fatal. Jch kann meine Mutter keinen Augenblick länger hier laſſen, ſie wird dadurch im höchſten Grade deprimiert, und es ſteht für ihre Geſundheit das Schlimmſte zu befürchten.‟ „Jch muß zugeben, es wäre ſehr wünſchenswert, daß Jhre Frau Mutter zu Jhnen käme — unſrer- ſeits würden wir ja gern ſofort — wenn nicht —‟ er zuckte mit einem bedeutungsvollen Blicke die Ach- ſeln — „Jndeſſen, es wird ſie beruhigen, wenn ich Sie inzwiſchen zu ihr führe. Jch möchte Jhnen gern in jeder Hinſicht gefällig ſein und Jhnen daher fol- gendes vorſchlagen. Um zehn Uhr kommt der Direktor

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/357>, abgerufen am 16.06.2024.