dings weiß ich ja auch nicht, was mit Jhnen ge- schehen ist, wie es kam, daß Sie plötzlich verschwunden waren --"
"Werde ich denn nicht verfolgt? Bin ich nicht von den Martiern, die ja jetzt die Gewalt in Händen zu haben scheinen, verurteilt? Hat man keine Be- kanntmachung erlassen?"
"Jch weiß von nichts -- ich würde es doch aus den Zeitungen erfahren haben, oder sicherlich von Saltner, von Ell selbst -- ich weiß wohl, daß Ell sich bemüht hat, Jhren Aufenthalt ausfindig machen zu lassen, aber ich habe das als persönliches Jnteresse aufgefaßt, es ist niemals eine Aeußerung gefallen, daß man Sie -- sozusagen -- kriminell sucht --"
"Das verstehe ich nicht. Dann müssen besondere Gründe vorliegen, weshalb die Martier schweigen -- ich vermute, man will mich sicher machen, um mich alsdann dauernd zu beseitigen --"
"Aber ich bitte Sie, ich habe nie gehört, daß Sie Feinde bei den Numen haben."
Torm lachte bitter. "Es könnte doch jemand ein Jnteresse haben --"
Grunthe runzelte die Stirn und zog die Lippen zusammen. Torm sah, daß es vergeblich wäre, mit Grunthe von diesen Privatangelegenheiten zu sprechen.
"Jch bin in der That", sagte er leise, "in den Augen der Martier ein Verbrecher, obwohl ich von meinem Standpunkte aus in einer berechtigten Not- lage gehandelt habe. Und in diesem Gefühl bin ich hierher gekommen und schleiche umher wie ein Böse-
44*
Torms Flucht.
dings weiß ich ja auch nicht, was mit Jhnen ge- ſchehen iſt, wie es kam, daß Sie plötzlich verſchwunden waren —‟
„Werde ich denn nicht verfolgt? Bin ich nicht von den Martiern, die ja jetzt die Gewalt in Händen zu haben ſcheinen, verurteilt? Hat man keine Be- kanntmachung erlaſſen?‟
„Jch weiß von nichts — ich würde es doch aus den Zeitungen erfahren haben, oder ſicherlich von Saltner, von Ell ſelbſt — ich weiß wohl, daß Ell ſich bemüht hat, Jhren Aufenthalt ausfindig machen zu laſſen, aber ich habe das als perſönliches Jntereſſe aufgefaßt, es iſt niemals eine Aeußerung gefallen, daß man Sie — ſozuſagen — kriminell ſucht —‟
„Das verſtehe ich nicht. Dann müſſen beſondere Gründe vorliegen, weshalb die Martier ſchweigen — ich vermute, man will mich ſicher machen, um mich alsdann dauernd zu beſeitigen —‟
„Aber ich bitte Sie, ich habe nie gehört, daß Sie Feinde bei den Numen haben.‟
Torm lachte bitter. „Es könnte doch jemand ein Jntereſſe haben —‟
Grunthe runzelte die Stirn und zog die Lippen zuſammen. Torm ſah, daß es vergeblich wäre, mit Grunthe von dieſen Privatangelegenheiten zu ſprechen.
„Jch bin in der That‟, ſagte er leiſe, „in den Augen der Martier ein Verbrecher, obwohl ich von meinem Standpunkte aus in einer berechtigten Not- lage gehandelt habe. Und in dieſem Gefühl bin ich hierher gekommen und ſchleiche umher wie ein Böſe-
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Torms Flucht.
dings weiß ich ja auch nicht, was mit Jhnen ge-
ſchehen iſt, wie es kam, daß Sie plötzlich verſchwunden
waren —‟
„Werde ich denn nicht verfolgt? Bin ich nicht
von den Martiern, die ja jetzt die Gewalt in Händen
zu haben ſcheinen, verurteilt? Hat man keine Be-
kanntmachung erlaſſen?‟
„Jch weiß von nichts — ich würde es doch aus
den Zeitungen erfahren haben, oder ſicherlich von
Saltner, von Ell ſelbſt — ich weiß wohl, daß Ell ſich
bemüht hat, Jhren Aufenthalt ausfindig machen zu
laſſen, aber ich habe das als perſönliches Jntereſſe
aufgefaßt, es iſt niemals eine Aeußerung gefallen,
daß man Sie — ſozuſagen — kriminell ſucht —‟
„Das verſtehe ich nicht. Dann müſſen beſondere
Gründe vorliegen, weshalb die Martier ſchweigen —
ich vermute, man will mich ſicher machen, um mich
alsdann dauernd zu beſeitigen —‟
„Aber ich bitte Sie, ich habe nie gehört, daß Sie
Feinde bei den Numen haben.‟
Torm lachte bitter. „Es könnte doch jemand ein
Jntereſſe haben —‟
Grunthe runzelte die Stirn und zog die Lippen
zuſammen. Torm ſah, daß es vergeblich wäre, mit
Grunthe von dieſen Privatangelegenheiten zu ſprechen.
„Jch bin in der That‟, ſagte er leiſe, „in den
Augen der Martier ein Verbrecher, obwohl ich von
meinem Standpunkte aus in einer berechtigten Not-
lage gehandelt habe. Und in dieſem Gefühl bin ich
hierher gekommen und ſchleiche umher wie ein Böſe-
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/267>, abgerufen am 25.11.2024.
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