Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Retrospektiv.
trag von Jll, einen Versuch mit dem Retrospektiv zu
machen.

Die Einstellung des Apparates, um durch ihn ein
bestimmtes Ereignis in der Vergangenheit wieder zu
erblicken, bedurfte einer längeren Vorbereitung. Es
war schwierig, genau die Richtung zu ermitteln, in
welcher die Axe des Kegels von Gravitationsstrahlen
liegen mußte, den man aussandte, um das zur Zeit
des Ereignisses vom Planeten zurückgestrahlte Licht
auf seinem Wege durch den Weltraum einzuholen und
wieder zurückzubringen. Es kamen dabei eine Menge
von Einzelheiten in Betracht, welche mehrtägige theore-
tische Untersuchungen und langwierige Rechnungen er-
forderten. Alsdann bedurfte es noch praktischer Ver-
suche, um die passendste Einstellung zu finden und zu
korrigieren. Nachdem die zurückkehrenden Gravitations-
wellen wieder in Licht verwandelt worden waren und
das optische Relais passiert hatten, erschien endlich
das Bild der aufgesuchten Gegend in einem völlig
verdunkelten Zimmer auf eine Tafel projiziert. Handelte
es sich nicht nur um eine Schaustellung, sondern um
Konstatierung von Thatsachen, so wurde das Bild, das
sich natürlich fortwährend veränderte, indem es den
ganzen Verlauf des beobachteten Ereignisses darstellte,
durch eine ununterbrochene Folge von Moment-
photographien fixiert, die später im Kinematograph
wieder in ihrer lebendigen Folge betrachtet werden
konnten. Die Schwierigkeiten des Versuchs waren nun
im vorliegenden Falle in noch viel höherem Grade
als sonst vorhanden, da man ein Ereignis betrachten

Das Retroſpektiv.
trag von Jll, einen Verſuch mit dem Retroſpektiv zu
machen.

Die Einſtellung des Apparates, um durch ihn ein
beſtimmtes Ereignis in der Vergangenheit wieder zu
erblicken, bedurfte einer längeren Vorbereitung. Es
war ſchwierig, genau die Richtung zu ermitteln, in
welcher die Axe des Kegels von Gravitationsſtrahlen
liegen mußte, den man ausſandte, um das zur Zeit
des Ereigniſſes vom Planeten zurückgeſtrahlte Licht
auf ſeinem Wege durch den Weltraum einzuholen und
wieder zurückzubringen. Es kamen dabei eine Menge
von Einzelheiten in Betracht, welche mehrtägige theore-
tiſche Unterſuchungen und langwierige Rechnungen er-
forderten. Alsdann bedurfte es noch praktiſcher Ver-
ſuche, um die paſſendſte Einſtellung zu finden und zu
korrigieren. Nachdem die zurückkehrenden Gravitations-
wellen wieder in Licht verwandelt worden waren und
das optiſche Relais paſſiert hatten, erſchien endlich
das Bild der aufgeſuchten Gegend in einem völlig
verdunkelten Zimmer auf eine Tafel projiziert. Handelte
es ſich nicht nur um eine Schauſtellung, ſondern um
Konſtatierung von Thatſachen, ſo wurde das Bild, das
ſich natürlich fortwährend veränderte, indem es den
ganzen Verlauf des beobachteten Ereigniſſes darſtellte,
durch eine ununterbrochene Folge von Moment-
photographien fixiert, die ſpäter im Kinematograph
wieder in ihrer lebendigen Folge betrachtet werden
konnten. Die Schwierigkeiten des Verſuchs waren nun
im vorliegenden Falle in noch viel höherem Grade
als ſonſt vorhanden, da man ein Ereignis betrachten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0127" n="119"/><fw place="top" type="header">Das Retro&#x017F;pektiv.</fw><lb/>
trag von Jll, einen Ver&#x017F;uch mit dem Retro&#x017F;pektiv zu<lb/>
machen.</p><lb/>
          <p>Die Ein&#x017F;tellung des Apparates, um durch ihn ein<lb/>
be&#x017F;timmtes Ereignis in der Vergangenheit wieder zu<lb/>
erblicken, bedurfte einer längeren Vorbereitung. Es<lb/>
war &#x017F;chwierig, genau die Richtung zu ermitteln, in<lb/>
welcher die Axe des Kegels von Gravitations&#x017F;trahlen<lb/>
liegen mußte, den man aus&#x017F;andte, um das zur Zeit<lb/>
des Ereigni&#x017F;&#x017F;es vom Planeten zurückge&#x017F;trahlte Licht<lb/>
auf &#x017F;einem Wege durch den Weltraum einzuholen und<lb/>
wieder zurückzubringen. Es kamen dabei eine Menge<lb/>
von Einzelheiten in Betracht, welche mehrtägige theore-<lb/>
ti&#x017F;che Unter&#x017F;uchungen und langwierige Rechnungen er-<lb/>
forderten. Alsdann bedurfte es noch prakti&#x017F;cher Ver-<lb/>
&#x017F;uche, um die pa&#x017F;&#x017F;end&#x017F;te Ein&#x017F;tellung zu finden und zu<lb/>
korrigieren. Nachdem die zurückkehrenden Gravitations-<lb/>
wellen wieder in Licht verwandelt worden waren und<lb/>
das opti&#x017F;che Relais pa&#x017F;&#x017F;iert hatten, er&#x017F;chien endlich<lb/>
das Bild der aufge&#x017F;uchten Gegend in einem völlig<lb/>
verdunkelten Zimmer auf eine Tafel projiziert. Handelte<lb/>
es &#x017F;ich nicht nur um eine Schau&#x017F;tellung, &#x017F;ondern um<lb/>
Kon&#x017F;tatierung von That&#x017F;achen, &#x017F;o wurde das Bild, das<lb/>
&#x017F;ich natürlich fortwährend veränderte, indem es den<lb/>
ganzen Verlauf des beobachteten Ereigni&#x017F;&#x017F;es dar&#x017F;tellte,<lb/>
durch eine ununterbrochene Folge von Moment-<lb/>
photographien fixiert, die &#x017F;päter im Kinematograph<lb/>
wieder in ihrer lebendigen Folge betrachtet werden<lb/>
konnten. Die Schwierigkeiten des Ver&#x017F;uchs waren nun<lb/>
im vorliegenden Falle in noch viel höherem Grade<lb/>
als &#x017F;on&#x017F;t vorhanden, da man ein Ereignis betrachten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0127] Das Retroſpektiv. trag von Jll, einen Verſuch mit dem Retroſpektiv zu machen. Die Einſtellung des Apparates, um durch ihn ein beſtimmtes Ereignis in der Vergangenheit wieder zu erblicken, bedurfte einer längeren Vorbereitung. Es war ſchwierig, genau die Richtung zu ermitteln, in welcher die Axe des Kegels von Gravitationsſtrahlen liegen mußte, den man ausſandte, um das zur Zeit des Ereigniſſes vom Planeten zurückgeſtrahlte Licht auf ſeinem Wege durch den Weltraum einzuholen und wieder zurückzubringen. Es kamen dabei eine Menge von Einzelheiten in Betracht, welche mehrtägige theore- tiſche Unterſuchungen und langwierige Rechnungen er- forderten. Alsdann bedurfte es noch praktiſcher Ver- ſuche, um die paſſendſte Einſtellung zu finden und zu korrigieren. Nachdem die zurückkehrenden Gravitations- wellen wieder in Licht verwandelt worden waren und das optiſche Relais paſſiert hatten, erſchien endlich das Bild der aufgeſuchten Gegend in einem völlig verdunkelten Zimmer auf eine Tafel projiziert. Handelte es ſich nicht nur um eine Schauſtellung, ſondern um Konſtatierung von Thatſachen, ſo wurde das Bild, das ſich natürlich fortwährend veränderte, indem es den ganzen Verlauf des beobachteten Ereigniſſes darſtellte, durch eine ununterbrochene Folge von Moment- photographien fixiert, die ſpäter im Kinematograph wieder in ihrer lebendigen Folge betrachtet werden konnten. Die Schwierigkeiten des Verſuchs waren nun im vorliegenden Falle in noch viel höherem Grade als ſonſt vorhanden, da man ein Ereignis betrachten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/127
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/127>, abgerufen am 24.11.2024.