Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.Vierzehntes Kapitel. der Apparat nicht richtig funktionierte, welcher dieinnere Kugel in ihrer Gleichgewichtslage zu halten hatte, indem wir fortwährend Schwankungen durch die äußere Kugel erlitten. Bis jetzt war jedoch noch keine Zeit gewesen, dem Uebelstand abzuhelfen. Nun aber kam es darauf an, die Rotation der äußern Kugel sowohl wie die Schwankungen der inneren vollständig zu hemmen. Es war dies einerseits wün- schenswert, um eine genaue Aufnahme unserer Lage zu machen, obwohl dieser Zweck allenfalls auch durch Momentphotographie erreicht werden kann; anderer- seits war es durchaus notwendig für die genaue Ab- gabe des Richtschusses, der durch das Ventil an der Außenseite der äußeren Kugel gelöst wird. Denn wenn dieser auch nur um geringe Differenzen fehler- haft wird, so können daraus Abirrungen vom Wege entstehen, die nur schwer wieder zu korrigieren sind, für uns aber, die wir keine Kraft zu verschwenden hatten, verhängnisvoll werden konnten. Als wir nun das Schiff einer genauen Besichtigung Vierzehntes Kapitel. der Apparat nicht richtig funktionierte, welcher dieinnere Kugel in ihrer Gleichgewichtslage zu halten hatte, indem wir fortwährend Schwankungen durch die äußere Kugel erlitten. Bis jetzt war jedoch noch keine Zeit geweſen, dem Uebelſtand abzuhelfen. Nun aber kam es darauf an, die Rotation der äußern Kugel ſowohl wie die Schwankungen der inneren vollſtändig zu hemmen. Es war dies einerſeits wün- ſchenswert, um eine genaue Aufnahme unſerer Lage zu machen, obwohl dieſer Zweck allenfalls auch durch Momentphotographie erreicht werden kann; anderer- ſeits war es durchaus notwendig für die genaue Ab- gabe des Richtſchuſſes, der durch das Ventil an der Außenſeite der äußeren Kugel gelöſt wird. Denn wenn dieſer auch nur um geringe Differenzen fehler- haft wird, ſo können daraus Abirrungen vom Wege entſtehen, die nur ſchwer wieder zu korrigieren ſind, für uns aber, die wir keine Kraft zu verſchwenden hatten, verhängnisvoll werden konnten. Als wir nun das Schiff einer genauen Beſichtigung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0214" n="206"/><fw place="top" type="header">Vierzehntes Kapitel.</fw><lb/> der Apparat nicht richtig funktionierte, welcher die<lb/> innere Kugel in ihrer Gleichgewichtslage zu halten<lb/> hatte, indem wir fortwährend Schwankungen durch<lb/> die äußere Kugel erlitten. Bis jetzt war jedoch noch<lb/> keine Zeit geweſen, dem Uebelſtand abzuhelfen. Nun<lb/> aber kam es darauf an, die Rotation der äußern<lb/> Kugel ſowohl wie die Schwankungen der inneren<lb/> vollſtändig zu hemmen. Es war dies einerſeits wün-<lb/> ſchenswert, um eine genaue Aufnahme unſerer Lage<lb/> zu machen, obwohl dieſer Zweck allenfalls auch durch<lb/> Momentphotographie erreicht werden kann; anderer-<lb/> ſeits war es durchaus notwendig für die genaue Ab-<lb/> gabe des Richtſchuſſes, der durch das Ventil an der<lb/> Außenſeite der äußeren Kugel gelöſt wird. Denn<lb/> wenn dieſer auch nur um geringe Differenzen fehler-<lb/> haft wird, ſo können daraus Abirrungen vom Wege<lb/> entſtehen, die nur ſchwer wieder zu korrigieren ſind, für<lb/> uns aber, die wir keine Kraft zu verſchwenden hatten,<lb/> verhängnisvoll werden konnten.</p><lb/> <p>Als wir nun das Schiff einer genauen Beſichtigung<lb/> unterwarfen, ſtellte ſich zu unſerm nicht geringen<lb/> Schrecken heraus, daß der Winddruck während der<lb/> Verankerung und das Aufſchlagen des Schiffes Form-<lb/> veränderungen der äußern Kugel bewirkt hatten, die<lb/> eine umſtändliche Reparatur erforderten. Bevor dieſe<lb/> nicht fertig geſtellt war, durften wir keine Schwere<lb/> geben und überhaupt kein Manöver ausführen. Und<lb/> dieſe Reparatur nahm leider, das war zu ſehen, einige<lb/> Tage in Anſpruch. Während dieſer Zeit mußten wir<lb/> auf unſrer geradlinigen Bahn verharren, die uns auf<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [206/0214]
Vierzehntes Kapitel.
der Apparat nicht richtig funktionierte, welcher die
innere Kugel in ihrer Gleichgewichtslage zu halten
hatte, indem wir fortwährend Schwankungen durch
die äußere Kugel erlitten. Bis jetzt war jedoch noch
keine Zeit geweſen, dem Uebelſtand abzuhelfen. Nun
aber kam es darauf an, die Rotation der äußern
Kugel ſowohl wie die Schwankungen der inneren
vollſtändig zu hemmen. Es war dies einerſeits wün-
ſchenswert, um eine genaue Aufnahme unſerer Lage
zu machen, obwohl dieſer Zweck allenfalls auch durch
Momentphotographie erreicht werden kann; anderer-
ſeits war es durchaus notwendig für die genaue Ab-
gabe des Richtſchuſſes, der durch das Ventil an der
Außenſeite der äußeren Kugel gelöſt wird. Denn
wenn dieſer auch nur um geringe Differenzen fehler-
haft wird, ſo können daraus Abirrungen vom Wege
entſtehen, die nur ſchwer wieder zu korrigieren ſind, für
uns aber, die wir keine Kraft zu verſchwenden hatten,
verhängnisvoll werden konnten.
Als wir nun das Schiff einer genauen Beſichtigung
unterwarfen, ſtellte ſich zu unſerm nicht geringen
Schrecken heraus, daß der Winddruck während der
Verankerung und das Aufſchlagen des Schiffes Form-
veränderungen der äußern Kugel bewirkt hatten, die
eine umſtändliche Reparatur erforderten. Bevor dieſe
nicht fertig geſtellt war, durften wir keine Schwere
geben und überhaupt kein Manöver ausführen. Und
dieſe Reparatur nahm leider, das war zu ſehen, einige
Tage in Anſpruch. Während dieſer Zeit mußten wir
auf unſrer geradlinigen Bahn verharren, die uns auf
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