Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Zwischen Erde und Mars.
Strecken von der Erde entfernte, welche dem Quadrate
der Zeit proportional waren.

Aber es war auf dieser Reise, als wenn uns nichts
gelingen sollte. Ein neuer Mißstand trat auf.

Der Mond der Erde näherte sich der Stellung,
in welcher die Erde Vollmond hat. Unglücklicher-
weise entfernten wir uns also von der Erde gerade
in der Richtung auf den Mond zu. Dies wäre ja
für uns ziemlich gleichgiltig gewesen, wenn wir in
der Nähe der Erde, wenigstens am ersten Tage unsrer
Fahrt, unsere Umkehr hätten bewerkstelligen können.
Nach Ablauf des dritten Tags aber mußten wir, so-
bald wir uns der Gravitation unterwarfen, in das
Anziehungsbereich des Mondes statt in dasjenige der
Erde geraten. Konnten wir also unsere Reparatur
nicht vorher beendigen, so hatten wir nur die Wahl,
unsere Richtschüsse auf gut Glück bloß zur Verringe-
rung unsrer Geschwindigkeit zu verschwenden, oder
uns in so weite Entfernung von der Erde hinaus-
tragen zu lassen, daß sich unsere Rückkehr auf lange
verzögern mußte. Und wer weiß, ob wir dann unsre
Gefährten noch lebend angetroffen hätten?

Wir arbeiteten also in fieberhafter Eile an der
Herstellung des Schiffes, um möglichst bald einen
sichern Richtschuß abgeben zu können. Und wirklich,
im Verlaufe des dritten Tages war es gelungen, die
Kugeln zeigten keine merkliche Drehung mehr. Es
war die höchste Zeit; noch wenige Stunden und wir
hätten den Einfluß des Mondes bekämpfen müssen.
Jetzt konnten wir es noch wagen, uns schwer zu

Zwiſchen Erde und Mars.
Strecken von der Erde entfernte, welche dem Quadrate
der Zeit proportional waren.

Aber es war auf dieſer Reiſe, als wenn uns nichts
gelingen ſollte. Ein neuer Mißſtand trat auf.

Der Mond der Erde näherte ſich der Stellung,
in welcher die Erde Vollmond hat. Unglücklicher-
weiſe entfernten wir uns alſo von der Erde gerade
in der Richtung auf den Mond zu. Dies wäre ja
für uns ziemlich gleichgiltig geweſen, wenn wir in
der Nähe der Erde, wenigſtens am erſten Tage unſrer
Fahrt, unſere Umkehr hätten bewerkſtelligen können.
Nach Ablauf des dritten Tags aber mußten wir, ſo-
bald wir uns der Gravitation unterwarfen, in das
Anziehungsbereich des Mondes ſtatt in dasjenige der
Erde geraten. Konnten wir alſo unſere Reparatur
nicht vorher beendigen, ſo hatten wir nur die Wahl,
unſere Richtſchüſſe auf gut Glück bloß zur Verringe-
rung unſrer Geſchwindigkeit zu verſchwenden, oder
uns in ſo weite Entfernung von der Erde hinaus-
tragen zu laſſen, daß ſich unſere Rückkehr auf lange
verzögern mußte. Und wer weiß, ob wir dann unſre
Gefährten noch lebend angetroffen hätten?

Wir arbeiteten alſo in fieberhafter Eile an der
Herſtellung des Schiffes, um möglichſt bald einen
ſichern Richtſchuß abgeben zu können. Und wirklich,
im Verlaufe des dritten Tages war es gelungen, die
Kugeln zeigten keine merkliche Drehung mehr. Es
war die höchſte Zeit; noch wenige Stunden und wir
hätten den Einfluß des Mondes bekämpfen müſſen.
Jetzt konnten wir es noch wagen, uns ſchwer zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0215" n="207"/><fw place="top" type="header">Zwi&#x017F;chen Erde und Mars.</fw><lb/>
Strecken von der Erde entfernte, welche dem Quadrate<lb/>
der Zeit proportional waren.</p><lb/>
          <p>Aber es war auf die&#x017F;er Rei&#x017F;e, als wenn uns nichts<lb/>
gelingen &#x017F;ollte. Ein neuer Miß&#x017F;tand trat auf.</p><lb/>
          <p>Der Mond der Erde näherte &#x017F;ich der Stellung,<lb/>
in welcher die Erde Vollmond hat. Unglücklicher-<lb/>
wei&#x017F;e entfernten wir uns al&#x017F;o von der Erde gerade<lb/>
in der Richtung auf den Mond zu. Dies wäre ja<lb/>
für uns ziemlich gleichgiltig gewe&#x017F;en, wenn wir in<lb/>
der Nähe der Erde, wenig&#x017F;tens am er&#x017F;ten Tage un&#x017F;rer<lb/>
Fahrt, un&#x017F;ere Umkehr hätten bewerk&#x017F;telligen können.<lb/>
Nach Ablauf des dritten Tags aber mußten wir, &#x017F;o-<lb/>
bald wir uns der Gravitation unterwarfen, in das<lb/>
Anziehungsbereich des Mondes &#x017F;tatt in dasjenige der<lb/>
Erde geraten. Konnten wir al&#x017F;o un&#x017F;ere Reparatur<lb/>
nicht vorher beendigen, &#x017F;o hatten wir nur die Wahl,<lb/>
un&#x017F;ere Richt&#x017F;chü&#x017F;&#x017F;e auf gut Glück bloß zur Verringe-<lb/>
rung un&#x017F;rer Ge&#x017F;chwindigkeit zu ver&#x017F;chwenden, oder<lb/>
uns in &#x017F;o weite Entfernung von der Erde hinaus-<lb/>
tragen zu la&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ich un&#x017F;ere Rückkehr auf lange<lb/>
verzögern mußte. Und wer weiß, ob wir dann un&#x017F;re<lb/>
Gefährten noch lebend angetroffen hätten?</p><lb/>
          <p>Wir arbeiteten al&#x017F;o in fieberhafter Eile an der<lb/>
Her&#x017F;tellung des Schiffes, um möglich&#x017F;t bald einen<lb/>
&#x017F;ichern Richt&#x017F;chuß abgeben zu können. Und wirklich,<lb/>
im Verlaufe des dritten Tages war es gelungen, die<lb/>
Kugeln zeigten keine merkliche Drehung mehr. Es<lb/>
war die höch&#x017F;te Zeit; noch wenige Stunden und wir<lb/>
hätten den Einfluß des Mondes bekämpfen mü&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Jetzt konnten wir es noch wagen, uns &#x017F;chwer zu<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0215] Zwiſchen Erde und Mars. Strecken von der Erde entfernte, welche dem Quadrate der Zeit proportional waren. Aber es war auf dieſer Reiſe, als wenn uns nichts gelingen ſollte. Ein neuer Mißſtand trat auf. Der Mond der Erde näherte ſich der Stellung, in welcher die Erde Vollmond hat. Unglücklicher- weiſe entfernten wir uns alſo von der Erde gerade in der Richtung auf den Mond zu. Dies wäre ja für uns ziemlich gleichgiltig geweſen, wenn wir in der Nähe der Erde, wenigſtens am erſten Tage unſrer Fahrt, unſere Umkehr hätten bewerkſtelligen können. Nach Ablauf des dritten Tags aber mußten wir, ſo- bald wir uns der Gravitation unterwarfen, in das Anziehungsbereich des Mondes ſtatt in dasjenige der Erde geraten. Konnten wir alſo unſere Reparatur nicht vorher beendigen, ſo hatten wir nur die Wahl, unſere Richtſchüſſe auf gut Glück bloß zur Verringe- rung unſrer Geſchwindigkeit zu verſchwenden, oder uns in ſo weite Entfernung von der Erde hinaus- tragen zu laſſen, daß ſich unſere Rückkehr auf lange verzögern mußte. Und wer weiß, ob wir dann unſre Gefährten noch lebend angetroffen hätten? Wir arbeiteten alſo in fieberhafter Eile an der Herſtellung des Schiffes, um möglichſt bald einen ſichern Richtſchuß abgeben zu können. Und wirklich, im Verlaufe des dritten Tages war es gelungen, die Kugeln zeigten keine merkliche Drehung mehr. Es war die höchſte Zeit; noch wenige Stunden und wir hätten den Einfluß des Mondes bekämpfen müſſen. Jetzt konnten wir es noch wagen, uns ſchwer zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/215
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/215>, abgerufen am 25.11.2024.