herausstellen würden. Denn es waren darin weniger die alltäglichen Gebrauchsgegenstände und Beobachtun- gen berücksichtigt, über welche man sich ja leicht durch die Anschauung direkt verständigen kann, wie Speise und Trank, Wohnung, Kleidung, Gerätschaften, die sichtbaren Naturerscheinungen u. s. w.; vielmehr fanden sich gerade die Ausdrücke für abstraktere Begriffe, für kulturgeschichtliche und technische Dinge darin ver- zeichnet, so daß es Grunthe und Saltner möglich wurde, sich über diese Gedankenkreise mit den Martiern zu besprechen. Ell hatte offenbar vorausgesehen, daß, wenn wissenschaftlich gebildete Europäer mit den in der Kultur ihnen überlegenen Martiern zusammen- kämen, das Hauptinteresse darin bestehen müßte, sich gegenseitig über die allgemeinen Bedingungen ihres Lebens zu unterrichten.
Es erregte übrigens bei den Martiern keine ge- ringere Verwunderung wie bei den beiden Forschern, daß auf Erden ein Mensch existiere, der sowohl die Sprache und Schrift der Martier beherrschte, als auch eine ziemlich zutreffende Kenntnis der Verhältnisse auf dem Mars besaß. Aus gewissen Einzelheiten schlossen sie allerdings, daß diese Kenntnis sich nur auf weiter zurückliegende Ereignisse bezog, daß insbesondere die Thatsache der Marskolonie am Pol der Erde dem Verfasser des Sprachführers nicht bekannt war, wohl aber das Projekt der Martier, die Erde an einem ihrer Pole zu erreichen. Der Name Ell war in einigen Landschaften des Mars nicht selten. Die gegen- wärtigen Polbewohner erinnerten sich der Berichte,
Elftes Kapitel.
herausſtellen würden. Denn es waren darin weniger die alltäglichen Gebrauchsgegenſtände und Beobachtun- gen berückſichtigt, über welche man ſich ja leicht durch die Anſchauung direkt verſtändigen kann, wie Speiſe und Trank, Wohnung, Kleidung, Gerätſchaften, die ſichtbaren Naturerſcheinungen u. ſ. w.; vielmehr fanden ſich gerade die Ausdrücke für abſtraktere Begriffe, für kulturgeſchichtliche und techniſche Dinge darin ver- zeichnet, ſo daß es Grunthe und Saltner möglich wurde, ſich über dieſe Gedankenkreiſe mit den Martiern zu beſprechen. Ell hatte offenbar vorausgeſehen, daß, wenn wiſſenſchaftlich gebildete Europäer mit den in der Kultur ihnen überlegenen Martiern zuſammen- kämen, das Hauptintereſſe darin beſtehen müßte, ſich gegenſeitig über die allgemeinen Bedingungen ihres Lebens zu unterrichten.
Es erregte übrigens bei den Martiern keine ge- ringere Verwunderung wie bei den beiden Forſchern, daß auf Erden ein Menſch exiſtiere, der ſowohl die Sprache und Schrift der Martier beherrſchte, als auch eine ziemlich zutreffende Kenntnis der Verhältniſſe auf dem Mars beſaß. Aus gewiſſen Einzelheiten ſchloſſen ſie allerdings, daß dieſe Kenntnis ſich nur auf weiter zurückliegende Ereigniſſe bezog, daß insbeſondere die Thatſache der Marskolonie am Pol der Erde dem Verfaſſer des Sprachführers nicht bekannt war, wohl aber das Projekt der Martier, die Erde an einem ihrer Pole zu erreichen. Der Name Ell war in einigen Landſchaften des Mars nicht ſelten. Die gegen- wärtigen Polbewohner erinnerten ſich der Berichte,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0160"n="152"/><fwplace="top"type="header">Elftes Kapitel.</fw><lb/>
herausſtellen würden. Denn es waren darin weniger<lb/>
die alltäglichen Gebrauchsgegenſtände und Beobachtun-<lb/>
gen berückſichtigt, über welche man ſich ja leicht durch<lb/>
die Anſchauung direkt verſtändigen kann, wie Speiſe<lb/>
und Trank, Wohnung, Kleidung, Gerätſchaften, die<lb/>ſichtbaren Naturerſcheinungen u. ſ. w.; vielmehr fanden<lb/>ſich gerade die Ausdrücke für abſtraktere Begriffe, für<lb/>
kulturgeſchichtliche und techniſche Dinge darin ver-<lb/>
zeichnet, ſo daß es Grunthe und Saltner möglich<lb/>
wurde, ſich über dieſe Gedankenkreiſe mit den Martiern<lb/>
zu beſprechen. Ell hatte offenbar vorausgeſehen, daß,<lb/>
wenn wiſſenſchaftlich gebildete Europäer mit den in<lb/>
der Kultur ihnen überlegenen Martiern zuſammen-<lb/>
kämen, das Hauptintereſſe darin beſtehen müßte, ſich<lb/>
gegenſeitig über die allgemeinen Bedingungen ihres<lb/>
Lebens zu unterrichten.</p><lb/><p>Es erregte übrigens bei den Martiern keine ge-<lb/>
ringere Verwunderung wie bei den beiden Forſchern,<lb/>
daß auf Erden ein Menſch exiſtiere, der ſowohl die<lb/>
Sprache und Schrift der Martier beherrſchte, als auch<lb/>
eine ziemlich zutreffende Kenntnis der Verhältniſſe auf<lb/>
dem Mars beſaß. Aus gewiſſen Einzelheiten ſchloſſen<lb/>ſie allerdings, daß dieſe Kenntnis ſich nur auf weiter<lb/>
zurückliegende Ereigniſſe bezog, daß insbeſondere die<lb/>
Thatſache der Marskolonie am Pol der Erde dem<lb/>
Verfaſſer des Sprachführers nicht bekannt war, wohl<lb/>
aber das Projekt der Martier, die Erde an einem<lb/>
ihrer Pole zu erreichen. Der Name Ell war in<lb/>
einigen Landſchaften des Mars nicht ſelten. Die gegen-<lb/>
wärtigen Polbewohner erinnerten ſich der Berichte,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[152/0160]
Elftes Kapitel.
herausſtellen würden. Denn es waren darin weniger
die alltäglichen Gebrauchsgegenſtände und Beobachtun-
gen berückſichtigt, über welche man ſich ja leicht durch
die Anſchauung direkt verſtändigen kann, wie Speiſe
und Trank, Wohnung, Kleidung, Gerätſchaften, die
ſichtbaren Naturerſcheinungen u. ſ. w.; vielmehr fanden
ſich gerade die Ausdrücke für abſtraktere Begriffe, für
kulturgeſchichtliche und techniſche Dinge darin ver-
zeichnet, ſo daß es Grunthe und Saltner möglich
wurde, ſich über dieſe Gedankenkreiſe mit den Martiern
zu beſprechen. Ell hatte offenbar vorausgeſehen, daß,
wenn wiſſenſchaftlich gebildete Europäer mit den in
der Kultur ihnen überlegenen Martiern zuſammen-
kämen, das Hauptintereſſe darin beſtehen müßte, ſich
gegenſeitig über die allgemeinen Bedingungen ihres
Lebens zu unterrichten.
Es erregte übrigens bei den Martiern keine ge-
ringere Verwunderung wie bei den beiden Forſchern,
daß auf Erden ein Menſch exiſtiere, der ſowohl die
Sprache und Schrift der Martier beherrſchte, als auch
eine ziemlich zutreffende Kenntnis der Verhältniſſe auf
dem Mars beſaß. Aus gewiſſen Einzelheiten ſchloſſen
ſie allerdings, daß dieſe Kenntnis ſich nur auf weiter
zurückliegende Ereigniſſe bezog, daß insbeſondere die
Thatſache der Marskolonie am Pol der Erde dem
Verfaſſer des Sprachführers nicht bekannt war, wohl
aber das Projekt der Martier, die Erde an einem
ihrer Pole zu erreichen. Der Name Ell war in
einigen Landſchaften des Mars nicht ſelten. Die gegen-
wärtigen Polbewohner erinnerten ſich der Berichte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/160>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.