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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Van Helmont: Zwei unverwandelbare Elemente.
die beiden Anfänge alles Körperlichen: das Wasserelement als
initium ex quo, und das Ferment des Samens als das initium per
quod.
1

Wenn bei der Auseinandersetzung über die allgemeinen
Prinzipien Helmont das Wasser als das Element anführt, aus
welchem alles entstanden ist, und dasselbe an Stelle der ersten
Materie2 setzt, so geschieht dies doch nur, um für die physische
Unfaßbarkeit der reinen Potenzialität der aristotelischen Ma-
terie eine körperliche Substanz zu haben; wenn auch vom
elementum aquae als dem Urstoffe im metaphysischem Sinne ge-
sprochen wird, so ist damit nur der unbestimmte fluor genera-
tivus
als das stoffliche, ungestaltete und daher flüssig gedachte
Prinzip der Weltbildung gemeint, es ist aber damit nicht ge-
sagt, daß das Wasser das einzige Element im physikalischen
Sinne sei. Es ist nicht richtig, daß er nur ein Element, näm-
lich das Wasser, als ursprüngliches angenommen; sondern er
betont wiederholt und ausdrücklich, daß es zwei ursprüng-
liche und absolut nicht ineinander verwandelbare
Elemente, das Wasser und die Luft, gebe
. Gerade
in dieser Unterscheidung gipfelt das physikalisch-chemische
Verdienst Helmonts; es ist aber allerdings eine Klarstellung
zwischen den beiden Auffassungen, nach welchen einmal vom
Wasser allein als Urelement, dann von Wasser und Luft als
beiden Urelementen gesprochen wird, bei Helmont selbst nicht
leicht zu ermitteln. Man muß, um diese doppelte Form des
Ausdruckes zu verstehen, berücksichtigen, daß Helmont Coelum
und Aer als identisch auffaßt, wodurch er auch erklären will,
daß bei der Schöpfung nicht besonders von Erschaffung der
Luft die Rede sei. Die Aufgabe, welche der Luft zugeteilt
wird, ist die Trennung der Wasser voneinander, in solche,
welche unten bleiben und solche, welche sich in die Höhe er-
heben.3 Dies leistet die Luft durch ihre beiden Eigenschaften,

1 Causae et initia § 23. p. 29. Duo igitur nec plura sunt corporum
et causarum corporalium prima initia. Elementum aquae nimirum sive initium
ex quo; et fermentum, sive initium seminale per quod. Est autem fermentum
ens creatum formale (weder Substanz noch Accidens, sond. keins von beiden).
2 Causae etc. § 33. p. 31.
3 Gas aquae § 4. p. 60. Coelum sive aer est constitutus separator aquarum,
duraturus quamdiu ipsemet mundus. Cujus ergo duas obtinuit insignes po-

Van Helmont: Zwei unverwandelbare Elemente.
die beiden Anfänge alles Körperlichen: das Wasserelement als
initium ex quo, und das Ferment des Samens als das initium per
quod.
1

Wenn bei der Auseinandersetzung über die allgemeinen
Prinzipien Helmont das Wasser als das Element anführt, aus
welchem alles entstanden ist, und dasselbe an Stelle der ersten
Materie2 setzt, so geschieht dies doch nur, um für die physische
Unfaßbarkeit der reinen Potenzialität der aristotelischen Ma-
terie eine körperliche Substanz zu haben; wenn auch vom
elementum aquae als dem Urstoffe im metaphysischem Sinne ge-
sprochen wird, so ist damit nur der unbestimmte fluor genera-
tivus
als das stoffliche, ungestaltete und daher flüssig gedachte
Prinzip der Weltbildung gemeint, es ist aber damit nicht ge-
sagt, daß das Wasser das einzige Element im physikalischen
Sinne sei. Es ist nicht richtig, daß er nur ein Element, näm-
lich das Wasser, als ursprüngliches angenommen; sondern er
betont wiederholt und ausdrücklich, daß es zwei ursprüng-
liche und absolut nicht ineinander verwandelbare
Elemente, das Wasser und die Luft, gebe
. Gerade
in dieser Unterscheidung gipfelt das physikalisch-chemische
Verdienst Helmonts; es ist aber allerdings eine Klarstellung
zwischen den beiden Auffassungen, nach welchen einmal vom
Wasser allein als Urelement, dann von Wasser und Luft als
beiden Urelementen gesprochen wird, bei Helmont selbst nicht
leicht zu ermitteln. Man muß, um diese doppelte Form des
Ausdruckes zu verstehen, berücksichtigen, daß Helmont Coelum
und Aër als identisch auffaßt, wodurch er auch erklären will,
daß bei der Schöpfung nicht besonders von Erschaffung der
Luft die Rede sei. Die Aufgabe, welche der Luft zugeteilt
wird, ist die Trennung der Wasser voneinander, in solche,
welche unten bleiben und solche, welche sich in die Höhe er-
heben.3 Dies leistet die Luft durch ihre beiden Eigenschaften,

1 Causae et initia § 23. p. 29. Duo igitur nec plura sunt corporum
et causarum corporalium prima initia. Elementum aquae nimirum sive initium
ex quo; et fermentum, sive initium seminale per quod. Est autem fermentum
ens creatum formale (weder Substanz noch Accidens, sond. keins von beiden).
2 Causae etc. § 33. p. 31.
3 Gas aquae § 4. p. 60. Coelum sive aër est constitutus separator aquarum,
duraturus quamdiu ipsemet mundus. Cujus ergo duas obtinuit insignes po-
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[344/0362] Van Helmont: Zwei unverwandelbare Elemente. die beiden Anfänge alles Körperlichen: das Wasserelement als initium ex quo, und das Ferment des Samens als das initium per quod. 1 Wenn bei der Auseinandersetzung über die allgemeinen Prinzipien Helmont das Wasser als das Element anführt, aus welchem alles entstanden ist, und dasselbe an Stelle der ersten Materie 2 setzt, so geschieht dies doch nur, um für die physische Unfaßbarkeit der reinen Potenzialität der aristotelischen Ma- terie eine körperliche Substanz zu haben; wenn auch vom elementum aquae als dem Urstoffe im metaphysischem Sinne ge- sprochen wird, so ist damit nur der unbestimmte fluor genera- tivus als das stoffliche, ungestaltete und daher flüssig gedachte Prinzip der Weltbildung gemeint, es ist aber damit nicht ge- sagt, daß das Wasser das einzige Element im physikalischen Sinne sei. Es ist nicht richtig, daß er nur ein Element, näm- lich das Wasser, als ursprüngliches angenommen; sondern er betont wiederholt und ausdrücklich, daß es zwei ursprüng- liche und absolut nicht ineinander verwandelbare Elemente, das Wasser und die Luft, gebe. Gerade in dieser Unterscheidung gipfelt das physikalisch-chemische Verdienst Helmonts; es ist aber allerdings eine Klarstellung zwischen den beiden Auffassungen, nach welchen einmal vom Wasser allein als Urelement, dann von Wasser und Luft als beiden Urelementen gesprochen wird, bei Helmont selbst nicht leicht zu ermitteln. Man muß, um diese doppelte Form des Ausdruckes zu verstehen, berücksichtigen, daß Helmont Coelum und Aër als identisch auffaßt, wodurch er auch erklären will, daß bei der Schöpfung nicht besonders von Erschaffung der Luft die Rede sei. Die Aufgabe, welche der Luft zugeteilt wird, ist die Trennung der Wasser voneinander, in solche, welche unten bleiben und solche, welche sich in die Höhe er- heben. 3 Dies leistet die Luft durch ihre beiden Eigenschaften, 1 Causae et initia § 23. p. 29. Duo igitur nec plura sunt corporum et causarum corporalium prima initia. Elementum aquae nimirum sive initium ex quo; et fermentum, sive initium seminale per quod. Est autem fermentum ens creatum formale (weder Substanz noch Accidens, sond. keins von beiden). 2 Causae etc. § 33. p. 31. 3 Gas aquae § 4. p. 60. Coelum sive aër est constitutus separator aquarum, duraturus quamdiu ipsemet mundus. Cujus ergo duas obtinuit insignes po-

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/362>, abgerufen am 22.11.2024.