Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Unverwandelbarkeit der Elemente: Van Goorle.
Bestandteil in die Verbindungen eingeht; dies thun aber nur
Erde und Wasser. Sie sind die Substanzen, in welche sich
alle Dinge auflösen, und daher die beiden einzigen Elemente.1
Das Feuer läßt sich nicht mit Wasser mischen, auch gibt es
keine Wesen, die sich vom Feuer nähren, also gehört es nicht
zu den Bestandteilen derselben.2 Die Wärme in den Mischungen
kommt von außen, von der Kraft der Sonne.3 Das Feuer ist
nur ein Accidens und wird durch die Kraft der Wärme erzeugt.4
Die Luft kann weder mit Erde noch mit Wasser eine Ver-
bindung eingehen, obwohl sie in allen Mischungen enthalten
ist. Aber sie ist nicht mit den übrigen Elementen verbunden,
wozu eine Alteration der sekundären Qualitäten derselben zu
einem gemeinsamen Ausgleich gehört.5 Die Luft dagegen füllt
nur die Räume zwischen den Atomen der Erde und des Wassers
aus. Auch nähren wir uns nicht von der Luft, sondern wir
atmen sie nur ein, um durch ihre Kälte die Blutwärme zu
mäßigen.6 Sie ist nicht leicht, sondern sie besitzt ebenfalls
Gewicht, das wir nur nicht bemerken, weil wir daran gewöhnt
sind.7 Sie steigt nicht nach oben, sondern geht nach Bedürf-
nis nach allen Seiten.8 Auch ist sie nicht feucht, wohl aber
sehr flüssig. Gorlaeus betont denselben Unterschied zwischen
humidum (feucht) und fluidum (flüssig),9 wie Bodin, erklärt da-
her auch das Feuer für sehr flüssig. Feuchtigkeit (humor) und
Trockenheit kommen dem Wasser und der Erde ihren Wesen-
heiten nach zu, und sind aus diesem Grunde in allen Mischungen.10
Der Himmel ist nicht quinta essentia, Feuer, Wasser oder irgend
etwas aus ihnen Zusammengesetztes, sondern die Luft selbst
und hat dieselben Eigenschaften wie diese.11 Das Wasser ist
nicht in Luft verwandelbar, sondern was aus dem Wasser auf-
steigt, sind die Dünste (vapores); sie entstehen aus dem Wasser
durch Dazwischentreten der Luft und können durch die Kälte
wieder in Wasser zurückgeführt werden, indem die Luft aus-
getrieben wird. Kein Element ist in ein andres ver-
wandelbar.
12 "Es zeugt von einer großen Unkenntnis in

1 Exerc. p. 314.
2 Exerc. p. 318.
3 Id. phys. p. 38.
4 Ex. p. 326. Id. phys. p. 39.
5 Ex. p. 329.
6 Ex. p. 330.
7 Ex. p. 154. p. 332.
8 Id. phys. p. 40.
9 Ex. p. 332, 333.
10 Ex. p. 316.
11 Ex. p. 293.
12 Ex. p. 127, 255, 256. Id. phys. p. 41, 44.

Unverwandelbarkeit der Elemente: Van Goorle.
Bestandteil in die Verbindungen eingeht; dies thun aber nur
Erde und Wasser. Sie sind die Substanzen, in welche sich
alle Dinge auflösen, und daher die beiden einzigen Elemente.1
Das Feuer läßt sich nicht mit Wasser mischen, auch gibt es
keine Wesen, die sich vom Feuer nähren, also gehört es nicht
zu den Bestandteilen derselben.2 Die Wärme in den Mischungen
kommt von außen, von der Kraft der Sonne.3 Das Feuer ist
nur ein Accidens und wird durch die Kraft der Wärme erzeugt.4
Die Luft kann weder mit Erde noch mit Wasser eine Ver-
bindung eingehen, obwohl sie in allen Mischungen enthalten
ist. Aber sie ist nicht mit den übrigen Elementen verbunden,
wozu eine Alteration der sekundären Qualitäten derselben zu
einem gemeinsamen Ausgleich gehört.5 Die Luft dagegen füllt
nur die Räume zwischen den Atomen der Erde und des Wassers
aus. Auch nähren wir uns nicht von der Luft, sondern wir
atmen sie nur ein, um durch ihre Kälte die Blutwärme zu
mäßigen.6 Sie ist nicht leicht, sondern sie besitzt ebenfalls
Gewicht, das wir nur nicht bemerken, weil wir daran gewöhnt
sind.7 Sie steigt nicht nach oben, sondern geht nach Bedürf-
nis nach allen Seiten.8 Auch ist sie nicht feucht, wohl aber
sehr flüssig. Gorlaeus betont denselben Unterschied zwischen
humidum (feucht) und fluidum (flüssig),9 wie Bodin, erklärt da-
her auch das Feuer für sehr flüssig. Feuchtigkeit (humor) und
Trockenheit kommen dem Wasser und der Erde ihren Wesen-
heiten nach zu, und sind aus diesem Grunde in allen Mischungen.10
Der Himmel ist nicht quinta essentia, Feuer, Wasser oder irgend
etwas aus ihnen Zusammengesetztes, sondern die Luft selbst
und hat dieselben Eigenschaften wie diese.11 Das Wasser ist
nicht in Luft verwandelbar, sondern was aus dem Wasser auf-
steigt, sind die Dünste (vapores); sie entstehen aus dem Wasser
durch Dazwischentreten der Luft und können durch die Kälte
wieder in Wasser zurückgeführt werden, indem die Luft aus-
getrieben wird. Kein Element ist in ein andres ver-
wandelbar.
12 „Es zeugt von einer großen Unkenntnis in

1 Exerc. p. 314.
2 Exerc. p. 318.
3 Id. phys. p. 38.
4 Ex. p. 326. Id. phys. p. 39.
5 Ex. p. 329.
6 Ex. p. 330.
7 Ex. p. 154. p. 332.
8 Id. phys. p. 40.
9 Ex. p. 332, 333.
10 Ex. p. 316.
11 Ex. p. 293.
12 Ex. p. 127, 255, 256. Id. phys. p. 41, 44.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0352" n="334"/><fw place="top" type="header">Unverwandelbarkeit der Elemente: <hi rendition="#k">Van Goorle</hi>.</fw><lb/>
Bestandteil in die Verbindungen eingeht; dies thun aber nur<lb/>
Erde und Wasser. Sie sind die Substanzen, in welche sich<lb/>
alle Dinge auflösen, und daher die beiden einzigen Elemente.<note place="foot" n="1"><hi rendition="#i">Exerc.</hi> p. 314.</note><lb/>
Das Feuer läßt sich nicht mit Wasser mischen, auch gibt es<lb/>
keine Wesen, die sich vom Feuer nähren, also gehört es nicht<lb/>
zu den Bestandteilen derselben.<note place="foot" n="2"><hi rendition="#i">Exerc.</hi> p. 318.</note> Die Wärme in den Mischungen<lb/>
kommt von außen, von der Kraft der Sonne.<note place="foot" n="3"><hi rendition="#i">Id. phys.</hi> p. 38.</note> Das Feuer ist<lb/>
nur ein Accidens und wird durch die Kraft der Wärme erzeugt.<note place="foot" n="4"><hi rendition="#i">Ex.</hi> p. 326. <hi rendition="#i">Id. phys.</hi> p. 39.</note><lb/>
Die Luft kann weder mit Erde noch mit Wasser eine Ver-<lb/>
bindung eingehen, obwohl sie in allen Mischungen enthalten<lb/>
ist. Aber sie ist nicht mit den übrigen Elementen verbunden,<lb/>
wozu eine Alteration der sekundären Qualitäten derselben zu<lb/>
einem gemeinsamen Ausgleich gehört.<note place="foot" n="5"><hi rendition="#i">Ex.</hi> p. 329.</note> Die Luft dagegen füllt<lb/>
nur die Räume zwischen den Atomen der Erde und des Wassers<lb/>
aus. Auch nähren wir uns nicht von der Luft, sondern wir<lb/>
atmen sie nur ein, um durch ihre Kälte die Blutwärme zu<lb/>
mäßigen.<note place="foot" n="6"><hi rendition="#i">Ex.</hi> p. 330.</note> Sie ist nicht leicht, sondern sie besitzt ebenfalls<lb/>
Gewicht, das wir nur nicht bemerken, weil wir daran gewöhnt<lb/>
sind.<note place="foot" n="7"><hi rendition="#i">Ex.</hi> p. 154. p. 332.</note> Sie steigt nicht nach oben, sondern geht nach Bedürf-<lb/>
nis nach allen Seiten.<note place="foot" n="8"><hi rendition="#i">Id. phys.</hi> p. 40.</note> Auch ist sie nicht feucht, wohl aber<lb/>
sehr flüssig. <hi rendition="#k">Gorlaeus</hi> betont denselben Unterschied zwischen<lb/><hi rendition="#i">humidum</hi> (feucht) und <hi rendition="#i">fluidum</hi> (flüssig),<note place="foot" n="9"><hi rendition="#i">Ex.</hi> p. 332, 333.</note> wie <hi rendition="#k">Bodin</hi>, erklärt da-<lb/>
her auch das Feuer für sehr flüssig. Feuchtigkeit (humor) und<lb/>
Trockenheit kommen dem Wasser und der Erde ihren Wesen-<lb/>
heiten nach zu, und sind aus diesem Grunde in allen Mischungen.<note place="foot" n="10"><hi rendition="#i">Ex.</hi> p. 316.</note><lb/>
Der Himmel ist nicht <hi rendition="#i">quinta essentia</hi>, Feuer, Wasser oder irgend<lb/>
etwas aus ihnen Zusammengesetztes, sondern die Luft selbst<lb/>
und hat dieselben Eigenschaften wie diese.<note place="foot" n="11"><hi rendition="#i">Ex.</hi> p. 293.</note> Das Wasser ist<lb/>
nicht in Luft verwandelbar, sondern was aus dem Wasser auf-<lb/>
steigt, sind die Dünste (vapores); sie entstehen aus dem Wasser<lb/>
durch Dazwischentreten der Luft und können durch die Kälte<lb/>
wieder in Wasser zurückgeführt werden, indem die Luft aus-<lb/>
getrieben wird. <hi rendition="#g">Kein Element ist in ein andres ver-<lb/>
wandelbar.</hi><note place="foot" n="12"><hi rendition="#i">Ex.</hi> p. 127, 255, 256. <hi rendition="#i">Id. phys.</hi> p. 41, 44.</note> &#x201E;Es zeugt von einer großen Unkenntnis in<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0352] Unverwandelbarkeit der Elemente: Van Goorle. Bestandteil in die Verbindungen eingeht; dies thun aber nur Erde und Wasser. Sie sind die Substanzen, in welche sich alle Dinge auflösen, und daher die beiden einzigen Elemente. 1 Das Feuer läßt sich nicht mit Wasser mischen, auch gibt es keine Wesen, die sich vom Feuer nähren, also gehört es nicht zu den Bestandteilen derselben. 2 Die Wärme in den Mischungen kommt von außen, von der Kraft der Sonne. 3 Das Feuer ist nur ein Accidens und wird durch die Kraft der Wärme erzeugt. 4 Die Luft kann weder mit Erde noch mit Wasser eine Ver- bindung eingehen, obwohl sie in allen Mischungen enthalten ist. Aber sie ist nicht mit den übrigen Elementen verbunden, wozu eine Alteration der sekundären Qualitäten derselben zu einem gemeinsamen Ausgleich gehört. 5 Die Luft dagegen füllt nur die Räume zwischen den Atomen der Erde und des Wassers aus. Auch nähren wir uns nicht von der Luft, sondern wir atmen sie nur ein, um durch ihre Kälte die Blutwärme zu mäßigen. 6 Sie ist nicht leicht, sondern sie besitzt ebenfalls Gewicht, das wir nur nicht bemerken, weil wir daran gewöhnt sind. 7 Sie steigt nicht nach oben, sondern geht nach Bedürf- nis nach allen Seiten. 8 Auch ist sie nicht feucht, wohl aber sehr flüssig. Gorlaeus betont denselben Unterschied zwischen humidum (feucht) und fluidum (flüssig), 9 wie Bodin, erklärt da- her auch das Feuer für sehr flüssig. Feuchtigkeit (humor) und Trockenheit kommen dem Wasser und der Erde ihren Wesen- heiten nach zu, und sind aus diesem Grunde in allen Mischungen. 10 Der Himmel ist nicht quinta essentia, Feuer, Wasser oder irgend etwas aus ihnen Zusammengesetztes, sondern die Luft selbst und hat dieselben Eigenschaften wie diese. 11 Das Wasser ist nicht in Luft verwandelbar, sondern was aus dem Wasser auf- steigt, sind die Dünste (vapores); sie entstehen aus dem Wasser durch Dazwischentreten der Luft und können durch die Kälte wieder in Wasser zurückgeführt werden, indem die Luft aus- getrieben wird. Kein Element ist in ein andres ver- wandelbar. 12 „Es zeugt von einer großen Unkenntnis in 1 Exerc. p. 314. 2 Exerc. p. 318. 3 Id. phys. p. 38. 4 Ex. p. 326. Id. phys. p. 39. 5 Ex. p. 329. 6 Ex. p. 330. 7 Ex. p. 154. p. 332. 8 Id. phys. p. 40. 9 Ex. p. 332, 333. 10 Ex. p. 316. 11 Ex. p. 293. 12 Ex. p. 127, 255, 256. Id. phys. p. 41, 44.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/352
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/352>, abgerufen am 18.05.2024.