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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Bodin: Humidität u. Fluidität. Röslin.
d. h. die Eigenschaft des Wassers, Körper naß zu machen, an
ihnen zu haften, poröse Stoffe zu durchdringen und zu durch-
feuchten, diese Eigenschaft der Kohäsion und Adhäsion,
welche wir unter dem Namen der Tropfbarkeit zusammenfassen,
begreift hier Bodin unter dem Namen humiditas und gewinnt
dadurch einen Begriff, der allerdings der Luft nicht zukommt.
Die Luft steht vielmehr durch ihre Leichtigkeit und Dünnheit
dem Feuer am nächsten,1 sie besitzt nichts von jener "naß-
machenden" Eigenschaft, und daher nennt Bodin sie trocken.
So wenig klar auch Bodin bei der Diskussion dieser Eigen-
schaften verfährt, so muß doch diese Trennung der Begriffe
Feuchtigkeit (Tropfbarkeit) und Flüssigkeit (Fluidität, Plasti-
cität) als bemerkenswert hervorgehoben werden. Es werden
dadurch zwei Eigenschaften des Wassers getrennt, nämlich
seine Kapillarität -- von welcher ja die Benässung abhängt --
und seine Fluidität, die Folge der leichten Verschiebbarkeit
seiner Teile. Mit dieser Klärung physikalischer Eigenschaften
der Körper, welche von nun ab in der Physik weiterwirkt
(vgl. Kepler und Gorlaeus), ist ein wichtiger Schritt gethan.
Denn erst jetzt wird es möglich, den Begriff der nicht-tropf-
baren Flüssigkeit,
des Gases, das nur die Eigenschaft
der Fluidität besitzt, zu bilden. Man sieht, wie von allen
Seiten die Physiker darnach ringen, den für die Fortentwicke-
lung der Physik unentbehrlichen Begriff des Gases zu ge-
winnen, ohne ihn doch klar erfassen zu können.

Feuer als viertes Element und Wärme und Feuchtigkeit
als Eigenschaften der Luft verwarf auch Helisaeus Röslin
(1544--1616), "Pfalzgräfischer und Hanauischer Leibarzt", wie
aus der Antwort Keplers auf Röslins Buch "Discurs von
heutiger Zeit Beschaffenheit
" hervorgeht.2

Während Bodin durch seine Erörterung des Begriffs
"Flüssigkeit" produktiv in die Elementenfrage eingreift, ver-
hält sich Kepler nur rezeptiv, aber doch bleibt es von großem
Interesse zu sehen, wie ein Mann von der Bedeutung Keplers
den Theorien seiner Zeit gegenüberstand.3

1 Bodin a. a. O. p. 155.
2 Keplers Antwort etc. Prag 1609 Opera ed. Frisch T. I. p. 541, 542.
3 Von Kepler wird noch gehandelt S. 354 sowie im Anfang des 4. Buchs
und besonders 5. Buch, 6. Abschn.

Bodin: Humidität u. Fluidität. Röslin.
d. h. die Eigenschaft des Wassers, Körper naß zu machen, an
ihnen zu haften, poröse Stoffe zu durchdringen und zu durch-
feuchten, diese Eigenschaft der Kohäsion und Adhäsion,
welche wir unter dem Namen der Tropfbarkeit zusammenfassen,
begreift hier Bodin unter dem Namen humiditas und gewinnt
dadurch einen Begriff, der allerdings der Luft nicht zukommt.
Die Luft steht vielmehr durch ihre Leichtigkeit und Dünnheit
dem Feuer am nächsten,1 sie besitzt nichts von jener „naß-
machenden‟ Eigenschaft, und daher nennt Bodin sie trocken.
So wenig klar auch Bodin bei der Diskussion dieser Eigen-
schaften verfährt, so muß doch diese Trennung der Begriffe
Feuchtigkeit (Tropfbarkeit) und Flüssigkeit (Fluidität, Plasti-
cität) als bemerkenswert hervorgehoben werden. Es werden
dadurch zwei Eigenschaften des Wassers getrennt, nämlich
seine Kapillarität — von welcher ja die Benässung abhängt —
und seine Fluidität, die Folge der leichten Verschiebbarkeit
seiner Teile. Mit dieser Klärung physikalischer Eigenschaften
der Körper, welche von nun ab in der Physik weiterwirkt
(vgl. Kepler und Gorlaeus), ist ein wichtiger Schritt gethan.
Denn erst jetzt wird es möglich, den Begriff der nicht-tropf-
baren Flüssigkeit,
des Gases, das nur die Eigenschaft
der Fluidität besitzt, zu bilden. Man sieht, wie von allen
Seiten die Physiker darnach ringen, den für die Fortentwicke-
lung der Physik unentbehrlichen Begriff des Gases zu ge-
winnen, ohne ihn doch klar erfassen zu können.

Feuer als viertes Element und Wärme und Feuchtigkeit
als Eigenschaften der Luft verwarf auch Helisaeus Röslin
(1544—1616), „Pfalzgräfischer und Hanauischer Leibarzt‟, wie
aus der Antwort Keplers auf Röslins Buch „Discurs von
heutiger Zeit Beschaffenheit
‟ hervorgeht.2

Während Bodin durch seine Erörterung des Begriffs
„Flüssigkeit‟ produktiv in die Elementenfrage eingreift, ver-
hält sich Kepler nur rezeptiv, aber doch bleibt es von großem
Interesse zu sehen, wie ein Mann von der Bedeutung Keplers
den Theorien seiner Zeit gegenüberstand.3

1 Bodin a. a. O. p. 155.
2 Keplers Antwort etc. Prag 1609 Opera ed. Frisch T. I. p. 541, 542.
3 Von Kepler wird noch gehandelt S. 354 sowie im Anfang des 4. Buchs
und besonders 5. Buch, 6. Abschn.
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[327/0345] Bodin: Humidität u. Fluidität. Röslin. d. h. die Eigenschaft des Wassers, Körper naß zu machen, an ihnen zu haften, poröse Stoffe zu durchdringen und zu durch- feuchten, diese Eigenschaft der Kohäsion und Adhäsion, welche wir unter dem Namen der Tropfbarkeit zusammenfassen, begreift hier Bodin unter dem Namen humiditas und gewinnt dadurch einen Begriff, der allerdings der Luft nicht zukommt. Die Luft steht vielmehr durch ihre Leichtigkeit und Dünnheit dem Feuer am nächsten, 1 sie besitzt nichts von jener „naß- machenden‟ Eigenschaft, und daher nennt Bodin sie trocken. So wenig klar auch Bodin bei der Diskussion dieser Eigen- schaften verfährt, so muß doch diese Trennung der Begriffe Feuchtigkeit (Tropfbarkeit) und Flüssigkeit (Fluidität, Plasti- cität) als bemerkenswert hervorgehoben werden. Es werden dadurch zwei Eigenschaften des Wassers getrennt, nämlich seine Kapillarität — von welcher ja die Benässung abhängt — und seine Fluidität, die Folge der leichten Verschiebbarkeit seiner Teile. Mit dieser Klärung physikalischer Eigenschaften der Körper, welche von nun ab in der Physik weiterwirkt (vgl. Kepler und Gorlaeus), ist ein wichtiger Schritt gethan. Denn erst jetzt wird es möglich, den Begriff der nicht-tropf- baren Flüssigkeit, des Gases, das nur die Eigenschaft der Fluidität besitzt, zu bilden. Man sieht, wie von allen Seiten die Physiker darnach ringen, den für die Fortentwicke- lung der Physik unentbehrlichen Begriff des Gases zu ge- winnen, ohne ihn doch klar erfassen zu können. Feuer als viertes Element und Wärme und Feuchtigkeit als Eigenschaften der Luft verwarf auch Helisaeus Röslin (1544—1616), „Pfalzgräfischer und Hanauischer Leibarzt‟, wie aus der Antwort Keplers auf Röslins Buch „Discurs von heutiger Zeit Beschaffenheit‟ hervorgeht. 2 Während Bodin durch seine Erörterung des Begriffs „Flüssigkeit‟ produktiv in die Elementenfrage eingreift, ver- hält sich Kepler nur rezeptiv, aber doch bleibt es von großem Interesse zu sehen, wie ein Mann von der Bedeutung Keplers den Theorien seiner Zeit gegenüberstand. 3 1 Bodin a. a. O. p. 155. 2 Keplers Antwort etc. Prag 1609 Opera ed. Frisch T. I. p. 541, 542. 3 Von Kepler wird noch gehandelt S. 354 sowie im Anfang des 4. Buchs und besonders 5. Buch, 6. Abschn.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/345>, abgerufen am 22.11.2024.