einer Einteilung der Körper nach den in ihnen zum Ziele kommenden Veränderungen bestehen. Als Einteilungsgrund dient die räumliche Bewegung, insofern dieselbe einem bestimmten Zwecke entspricht. Dieselbe ist entweder kreisförmig oder gerad- linig, oder aus beiden Arten der Bewegung zusammengesetzt. Einfache räumliche Bewegungen giebt es daher nur zwei, die in gerader Linie und die im Kreise.
Die letztere geht um den Mittelpunkt herum, die erstere zu ihm hin oder von ihm fort. Daraus schließt Aristoteles weiter, daß es auch gewisse Körper geben müsse, denen diese Bewegungen als natürliche zukommen. Dies werden die ein- fachen Körper sein, und die übrigen Körper sind aus ihnen zu- sammengesezt in verschiedenem Maße, je nachdem bei ihnen die eine oder andere Bewegung überwiegt.
Die vollkommenste Bewegung ist die Kreisbewegung; sie hat keinen Gegensatz; deshalb wird auch der Körper, welchem sie zukommt, ohne Gegensatz sein; sie allein kann ohne Ende dauern, daher eignet sie nur einem unvergänglichen und un- gewordenen Körper. Dieser Körper ist der Äther, aus ihm sind die himmlischen Sphären und die Gestirne gebildet, er ist das Göttliche in der Körperwelt, der Urstoff, welcher der Gott- heit am nächsten steht.1
Gegenüber der unwandelbaren Regelmäßigkeit der himm- lischen Welt steht die Vergänglichkeit der irdischen. Sie ist gebildet aus den vier Elementen, welchen im Gegensatz zum Äther die geradlinige Bewegung eigentümlich ist. Damit ist zwischen der coelestischen und irdischen Welt eine unüber- brückbare Kluft befestigt, lediglich durch die künstliche Ein- teilung der Bewegung. In der sublunaren Welt nun muß es zunächst gemäß den entgegengesetzten Bewegungen nach dem Mittelpunkte hin und von ihm fort zwei entgegengesetzte Körper geben, denen diese Bewegungen natürlich sind; der erstere heißt Erde und ist das absolut schwere Element, der letztere Feuer und ist absolut leicht, es bewegt sich unter allen Umständen nach oben, wie die Erde nach unten sinkt. So bildet das Feuer über allen Körpern den äußeren
1 Über den Ather und die Elemente Ausführlicheres bei Zeller, II, 2. S. 442 ff., woran sich obige Darstellung anschließt.
Aristoteles: Einteilung der Bewegung. Elemente.
einer Einteilung der Körper nach den in ihnen zum Ziele kommenden Veränderungen bestehen. Als Einteilungsgrund dient die räumliche Bewegung, insofern dieselbe einem bestimmten Zwecke entspricht. Dieselbe ist entweder kreisförmig oder gerad- linig, oder aus beiden Arten der Bewegung zusammengesetzt. Einfache räumliche Bewegungen giebt es daher nur zwei, die in gerader Linie und die im Kreise.
Die letztere geht um den Mittelpunkt herum, die erstere zu ihm hin oder von ihm fort. Daraus schließt Aristoteles weiter, daß es auch gewisse Körper geben müsse, denen diese Bewegungen als natürliche zukommen. Dies werden die ein- fachen Körper sein, und die übrigen Körper sind aus ihnen zu- sammengesezt in verschiedenem Maße, je nachdem bei ihnen die eine oder andere Bewegung überwiegt.
Die vollkommenste Bewegung ist die Kreisbewegung; sie hat keinen Gegensatz; deshalb wird auch der Körper, welchem sie zukommt, ohne Gegensatz sein; sie allein kann ohne Ende dauern, daher eignet sie nur einem unvergänglichen und un- gewordenen Körper. Dieser Körper ist der Äther, aus ihm sind die himmlischen Sphären und die Gestirne gebildet, er ist das Göttliche in der Körperwelt, der Urstoff, welcher der Gott- heit am nächsten steht.1
Gegenüber der unwandelbaren Regelmäßigkeit der himm- lischen Welt steht die Vergänglichkeit der irdischen. Sie ist gebildet aus den vier Elementen, welchen im Gegensatz zum Äther die geradlinige Bewegung eigentümlich ist. Damit ist zwischen der coelestischen und irdischen Welt eine unüber- brückbare Kluft befestigt, lediglich durch die künstliche Ein- teilung der Bewegung. In der sublunaren Welt nun muß es zunächst gemäß den entgegengesetzten Bewegungen nach dem Mittelpunkte hin und von ihm fort zwei entgegengesetzte Körper geben, denen diese Bewegungen natürlich sind; der erstere heißt Erde und ist das absolut schwere Element, der letztere Feuer und ist absolut leicht, es bewegt sich unter allen Umständen nach oben, wie die Erde nach unten sinkt. So bildet das Feuer über allen Körpern den äußeren
1 Über den Ather und die Elemente Ausführlicheres bei Zeller, II, 2. S. 442 ff., woran sich obige Darstellung anschließt.
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Aristoteles: Einteilung der Bewegung. Elemente.
einer Einteilung der Körper nach den in ihnen zum Ziele
kommenden Veränderungen bestehen. Als Einteilungsgrund
dient die räumliche Bewegung, insofern dieselbe einem bestimmten
Zwecke entspricht. Dieselbe ist entweder kreisförmig oder gerad-
linig, oder aus beiden Arten der Bewegung zusammengesetzt.
Einfache räumliche Bewegungen giebt es daher nur zwei, die
in gerader Linie und die im Kreise.
Die letztere geht um den Mittelpunkt herum, die erstere
zu ihm hin oder von ihm fort. Daraus schließt Aristoteles
weiter, daß es auch gewisse Körper geben müsse, denen diese
Bewegungen als natürliche zukommen. Dies werden die ein-
fachen Körper sein, und die übrigen Körper sind aus ihnen zu-
sammengesezt in verschiedenem Maße, je nachdem bei ihnen
die eine oder andere Bewegung überwiegt.
Die vollkommenste Bewegung ist die Kreisbewegung; sie
hat keinen Gegensatz; deshalb wird auch der Körper, welchem
sie zukommt, ohne Gegensatz sein; sie allein kann ohne Ende
dauern, daher eignet sie nur einem unvergänglichen und un-
gewordenen Körper. Dieser Körper ist der Äther, aus ihm
sind die himmlischen Sphären und die Gestirne gebildet, er ist
das Göttliche in der Körperwelt, der Urstoff, welcher der Gott-
heit am nächsten steht. 1
Gegenüber der unwandelbaren Regelmäßigkeit der himm-
lischen Welt steht die Vergänglichkeit der irdischen. Sie ist
gebildet aus den vier Elementen, welchen im Gegensatz zum
Äther die geradlinige Bewegung eigentümlich ist. Damit ist
zwischen der coelestischen und irdischen Welt eine unüber-
brückbare Kluft befestigt, lediglich durch die künstliche Ein-
teilung der Bewegung. In der sublunaren Welt nun muß
es zunächst gemäß den entgegengesetzten Bewegungen nach
dem Mittelpunkte hin und von ihm fort zwei entgegengesetzte
Körper geben, denen diese Bewegungen natürlich sind; der
erstere heißt Erde und ist das absolut schwere Element,
der letztere Feuer und ist absolut leicht, es bewegt sich
unter allen Umständen nach oben, wie die Erde nach unten
sinkt. So bildet das Feuer über allen Körpern den äußeren
1 Über den Ather und die Elemente Ausführlicheres bei Zeller, II, 2.
S. 442 ff., woran sich obige Darstellung anschließt.
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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/111>, abgerufen am 06.05.2024.
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