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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Aristoteles: Elemente und Grundeigenschaften.
Umkreis der irdischen Welt, die Erde das Centrum, unter allen
Körpern. Zwischen diesen beiden entgegengesetzten Körpern
müssen noch zwei vermittelnde bestehen; es sind Wasser und
Luft; sie sind nur relativ schwer und leicht, so daß vom
schwereren zum leichteren geordnet sich die Reihe der Elemente
ergibt: Erde, Wasser, Luft, Feuer. Wasser und Luft können,
als relativ schwer, auch unter die Erde herabsinken, wenn die
sie stützenden Stoffe fortgenommen sind, während das Feuer
dies nie von Natur, sondern nur infolge gewaltsamer Be-
wegung könnte.

Außer dieser Herleitung der vier Elemente aus der Natur
der Bewegung gibt Aristoteles1 noch eine zweite Ableitung
aus den sinnlichen Eigenschaften der Körper, indem er die
Grundeigenschaften derselben untersucht.2 Für den Tastsinn
gibt es nur vier Eigenschaften, welche allen Körpern mehr
oder weniger zukommen: Wärme und Kälte, Feuchtigkeit und
Trockenheit. Die beiden ersten Eigenschaften sind nach Ari-
stoteles
aktiver Natur, die letzteren dagegen passiver. Durch
paarweise Zusammenstellung derselben ergeben sich sechs Kom-
binationen, von denen jedoch zwei als unmöglich fortfallen,
nämlich kalt-warm und feucht-trocken. Demnach bleiben noch
vier Verbindungen von Eigenschaften übrig, welche die Elemente
ergeben: warm-trocken: Feuer; warm-feucht: Luft; kalt-
feucht: Wasser; kalt-trocken: Erde. Dies sind die einfachen
Körper (#) oder Elemente (#), in welche alle
andern Körper aufgelöst werden, während sie selbst in keine
einfacheren Stoffe zerlegbar sind.

Die Elemente kommen nirgends rein vor, sondern alle
irdischen Körper bestehen aus ihnen allen zugleich, wenn auch
in ungleichem Maße. Sie sind wirkliche Körper -- nicht
bloß Grundeigenschaften -- und vereinigen sich materiell; sie
können aber auch ineinander übergehen; und zwar kann jedes
Element in das andere verwandelt werden, die einander näher
stehenden aber leichter als die mit ganz entgegengesetzten
Eigenschaften. Vor allem sind sie nicht zu verwechseln mit

1 De gen. et corr. II c. 2 u. 3.
2 Das Warme, Kalte, Trockne, Feuchte als Elemente zu betrachten, war
bereits in den medizinischen Schulen gebräuchlich. Vgl. Zeller, II, 2, S.
441. A. 2.

Aristoteles: Elemente und Grundeigenschaften.
Umkreis der irdischen Welt, die Erde das Centrum, unter allen
Körpern. Zwischen diesen beiden entgegengesetzten Körpern
müssen noch zwei vermittelnde bestehen; es sind Wasser und
Luft; sie sind nur relativ schwer und leicht, so daß vom
schwereren zum leichteren geordnet sich die Reihe der Elemente
ergibt: Erde, Wasser, Luft, Feuer. Wasser und Luft können,
als relativ schwer, auch unter die Erde herabsinken, wenn die
sie stützenden Stoffe fortgenommen sind, während das Feuer
dies nie von Natur, sondern nur infolge gewaltsamer Be-
wegung könnte.

Außer dieser Herleitung der vier Elemente aus der Natur
der Bewegung gibt Aristoteles1 noch eine zweite Ableitung
aus den sinnlichen Eigenschaften der Körper, indem er die
Grundeigenschaften derselben untersucht.2 Für den Tastsinn
gibt es nur vier Eigenschaften, welche allen Körpern mehr
oder weniger zukommen: Wärme und Kälte, Feuchtigkeit und
Trockenheit. Die beiden ersten Eigenschaften sind nach Ari-
stoteles
aktiver Natur, die letzteren dagegen passiver. Durch
paarweise Zusammenstellung derselben ergeben sich sechs Kom-
binationen, von denen jedoch zwei als unmöglich fortfallen,
nämlich kalt-warm und feucht-trocken. Demnach bleiben noch
vier Verbindungen von Eigenschaften übrig, welche die Elemente
ergeben: warm-trocken: Feuer; warm-feucht: Luft; kalt-
feucht: Wasser; kalt-trocken: Erde. Dies sind die einfachen
Körper (#) oder Elemente (#), in welche alle
andern Körper aufgelöst werden, während sie selbst in keine
einfacheren Stoffe zerlegbar sind.

Die Elemente kommen nirgends rein vor, sondern alle
irdischen Körper bestehen aus ihnen allen zugleich, wenn auch
in ungleichem Maße. Sie sind wirkliche Körper — nicht
bloß Grundeigenschaften — und vereinigen sich materiell; sie
können aber auch ineinander übergehen; und zwar kann jedes
Element in das andere verwandelt werden, die einander näher
stehenden aber leichter als die mit ganz entgegengesetzten
Eigenschaften. Vor allem sind sie nicht zu verwechseln mit

1 De gen. et corr. II c. 2 u. 3.
2 Das Warme, Kalte, Trockne, Feuchte als Elemente zu betrachten, war
bereits in den medizinischen Schulen gebräuchlich. Vgl. Zeller, II, 2, S.
441. A. 2.
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[94/0112] Aristoteles: Elemente und Grundeigenschaften. Umkreis der irdischen Welt, die Erde das Centrum, unter allen Körpern. Zwischen diesen beiden entgegengesetzten Körpern müssen noch zwei vermittelnde bestehen; es sind Wasser und Luft; sie sind nur relativ schwer und leicht, so daß vom schwereren zum leichteren geordnet sich die Reihe der Elemente ergibt: Erde, Wasser, Luft, Feuer. Wasser und Luft können, als relativ schwer, auch unter die Erde herabsinken, wenn die sie stützenden Stoffe fortgenommen sind, während das Feuer dies nie von Natur, sondern nur infolge gewaltsamer Be- wegung könnte. Außer dieser Herleitung der vier Elemente aus der Natur der Bewegung gibt Aristoteles 1 noch eine zweite Ableitung aus den sinnlichen Eigenschaften der Körper, indem er die Grundeigenschaften derselben untersucht. 2 Für den Tastsinn gibt es nur vier Eigenschaften, welche allen Körpern mehr oder weniger zukommen: Wärme und Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit. Die beiden ersten Eigenschaften sind nach Ari- stoteles aktiver Natur, die letzteren dagegen passiver. Durch paarweise Zusammenstellung derselben ergeben sich sechs Kom- binationen, von denen jedoch zwei als unmöglich fortfallen, nämlich kalt-warm und feucht-trocken. Demnach bleiben noch vier Verbindungen von Eigenschaften übrig, welche die Elemente ergeben: warm-trocken: Feuer; warm-feucht: Luft; kalt- feucht: Wasser; kalt-trocken: Erde. Dies sind die einfachen Körper (#) oder Elemente (#), in welche alle andern Körper aufgelöst werden, während sie selbst in keine einfacheren Stoffe zerlegbar sind. Die Elemente kommen nirgends rein vor, sondern alle irdischen Körper bestehen aus ihnen allen zugleich, wenn auch in ungleichem Maße. Sie sind wirkliche Körper — nicht bloß Grundeigenschaften — und vereinigen sich materiell; sie können aber auch ineinander übergehen; und zwar kann jedes Element in das andere verwandelt werden, die einander näher stehenden aber leichter als die mit ganz entgegengesetzten Eigenschaften. Vor allem sind sie nicht zu verwechseln mit 1 De gen. et corr. II c. 2 u. 3. 2 Das Warme, Kalte, Trockne, Feuchte als Elemente zu betrachten, war bereits in den medizinischen Schulen gebräuchlich. Vgl. Zeller, II, 2, S. 441. A. 2.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/112>, abgerufen am 25.11.2024.