Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Friede in mein Herz, als der zu Stern-
heim, Vaels und Summerhall. Diese
aufgethürmten Berge reden mir von der
allmächtigen Hand, welche sie schuf;
überall ist die Erde mit den Zeugnissen
seiner Weisheit und Güte erfüllt, und
überall bin ich sein Geschöpf. Er wollte
hier meine Eitelkeit begraben, und die
letzten Probestunden meines Lebens sollen
allein vor seinen Augen und vor dem
Zeugniß meines Herzens verfließen! Viel-
leicht werden sie nicht lange dauern.
Soll ich denn nicht suchen, sie mit dem
Ueberrest von Tugend auszufülleu, deren
Ausübung noch in meiner Gewalt geblie-
ben ist! -- Gedanke des Todes, wie
wohlthätig bist du, wenn du, von der Ver-
sicherung der Unsterblichkeit unserer Seele
begleitet, zu uns kommst! wie lebhaft er-
weckest du das Gefühl unserer Pflichten,
und wie eifrig machst du unsern Willen
Gutes zu thun? Dir danke ich die Ueber-
windung meines Grams, und die erneuer-
ten Kräfte der Tugend meiner Seele! Du
machtest mich mit Lebhaftigkeit den Ent-

schluß
O 4

Friede in mein Herz, als der zu Stern-
heim, Vaels und Summerhall. Dieſe
aufgethuͤrmten Berge reden mir von der
allmaͤchtigen Hand, welche ſie ſchuf;
uͤberall iſt die Erde mit den Zeugniſſen
ſeiner Weisheit und Guͤte erfuͤllt, und
uͤberall bin ich ſein Geſchoͤpf. Er wollte
hier meine Eitelkeit begraben, und die
letzten Probeſtunden meines Lebens ſollen
allein vor ſeinen Augen und vor dem
Zeugniß meines Herzens verfließen! Viel-
leicht werden ſie nicht lange dauern.
Soll ich denn nicht ſuchen, ſie mit dem
Ueberreſt von Tugend auszufuͤlleu, deren
Ausuͤbung noch in meiner Gewalt geblie-
ben iſt! — Gedanke des Todes, wie
wohlthaͤtig biſt du, wenn du, von der Ver-
ſicherung der Unſterblichkeit unſerer Seele
begleitet, zu uns kommſt! wie lebhaft er-
weckeſt du das Gefuͤhl unſerer Pflichten,
und wie eifrig machſt du unſern Willen
Gutes zu thun? Dir danke ich die Ueber-
windung meines Grams, und die erneuer-
ten Kraͤfte der Tugend meiner Seele! Du
machteſt mich mit Lebhaftigkeit den Ent-

ſchluß
O 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0221" n="215"/>
Friede in mein Herz, als der zu Stern-<lb/>
heim, Vaels und Summerhall. Die&#x017F;e<lb/>
aufgethu&#x0364;rmten Berge reden mir von der<lb/>
allma&#x0364;chtigen Hand, welche &#x017F;ie &#x017F;chuf;<lb/>
u&#x0364;berall i&#x017F;t die Erde mit den Zeugni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;einer Weisheit und Gu&#x0364;te erfu&#x0364;llt, und<lb/>
u&#x0364;berall bin ich &#x017F;ein Ge&#x017F;cho&#x0364;pf. Er wollte<lb/>
hier meine Eitelkeit begraben, und die<lb/>
letzten Probe&#x017F;tunden meines Lebens &#x017F;ollen<lb/>
allein vor &#x017F;einen Augen und vor dem<lb/>
Zeugniß meines Herzens verfließen! Viel-<lb/>
leicht werden &#x017F;ie nicht lange dauern.<lb/>
Soll ich denn nicht &#x017F;uchen, &#x017F;ie mit dem<lb/>
Ueberre&#x017F;t von Tugend auszufu&#x0364;lleu, deren<lb/>
Ausu&#x0364;bung noch in meiner Gewalt geblie-<lb/>
ben i&#x017F;t! &#x2014; Gedanke des Todes, wie<lb/>
wohltha&#x0364;tig bi&#x017F;t du, wenn du, von der Ver-<lb/>
&#x017F;icherung der Un&#x017F;terblichkeit un&#x017F;erer Seele<lb/>
begleitet, zu uns komm&#x017F;t! wie lebhaft er-<lb/>
wecke&#x017F;t du das Gefu&#x0364;hl un&#x017F;erer Pflichten,<lb/>
und wie eifrig mach&#x017F;t du un&#x017F;ern Willen<lb/>
Gutes zu thun? Dir danke ich die Ueber-<lb/>
windung meines Grams, und die erneuer-<lb/>
ten Kra&#x0364;fte der Tugend meiner Seele! Du<lb/>
machte&#x017F;t mich mit Lebhaftigkeit den Ent-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chluß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0221] Friede in mein Herz, als der zu Stern- heim, Vaels und Summerhall. Dieſe aufgethuͤrmten Berge reden mir von der allmaͤchtigen Hand, welche ſie ſchuf; uͤberall iſt die Erde mit den Zeugniſſen ſeiner Weisheit und Guͤte erfuͤllt, und uͤberall bin ich ſein Geſchoͤpf. Er wollte hier meine Eitelkeit begraben, und die letzten Probeſtunden meines Lebens ſollen allein vor ſeinen Augen und vor dem Zeugniß meines Herzens verfließen! Viel- leicht werden ſie nicht lange dauern. Soll ich denn nicht ſuchen, ſie mit dem Ueberreſt von Tugend auszufuͤlleu, deren Ausuͤbung noch in meiner Gewalt geblie- ben iſt! — Gedanke des Todes, wie wohlthaͤtig biſt du, wenn du, von der Ver- ſicherung der Unſterblichkeit unſerer Seele begleitet, zu uns kommſt! wie lebhaft er- weckeſt du das Gefuͤhl unſerer Pflichten, und wie eifrig machſt du unſern Willen Gutes zu thun? Dir danke ich die Ueber- windung meines Grams, und die erneuer- ten Kraͤfte der Tugend meiner Seele! Du machteſt mich mit Lebhaftigkeit den Ent- ſchluß O 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/221
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/221>, abgerufen am 21.11.2024.