[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.Schule halten; nur einen zufälligen ab- wechselnden Unterricht in dem Umgange mit dem jungen Frauenzimmer ausstreuen. Zum Beyspiel: es klagte eine über den Schnee, der während der Zeit fiel, da sie bey Jhnen zum Besuch wäre, und sie we- gen ihres Zurückgehens ungeduldig über die Beschwerde machte; -- so würden Sie fragen: ob sie nicht wissen möchte, woher der Schnee kommt? -- es kurz und deutlich erzählen, die Nutzbarkeit davon nach der weisen Absicht des Schöpfers an- führen, sanft von der Unbilligkeit ihrer Klagen reden, und ihr mit einem muntern liebreichen Ton in dem heut unangeneh- men Schnee nach etlichen Tagen das Ver- gnügen einer Schlittenfahrt zeigen. Die- ses wird Jhre jungen Zuhörerinnen auf die Unterredungen von schöner Winterklei- dung, schöner Gattung Schlitten, und s. w. führen. Unterbrechen Sie selbige ja nicht durch irgend eine ernste oder mis- vergnügte Mine; sondern zeigen Sie, daß Sie gerne ihre verschiedenen Gedanken anhör-
Schule halten; nur einen zufaͤlligen ab- wechſelnden Unterricht in dem Umgange mit dem jungen Frauenzimmer ausſtreuen. Zum Beyſpiel: es klagte eine uͤber den Schnee, der waͤhrend der Zeit fiel, da ſie bey Jhnen zum Beſuch waͤre, und ſie we- gen ihres Zuruͤckgehens ungeduldig uͤber die Beſchwerde machte; — ſo wuͤrden Sie fragen: ob ſie nicht wiſſen moͤchte, woher der Schnee kommt? — es kurz und deutlich erzaͤhlen, die Nutzbarkeit davon nach der weiſen Abſicht des Schoͤpfers an- fuͤhren, ſanft von der Unbilligkeit ihrer Klagen reden, und ihr mit einem muntern liebreichen Ton in dem heut unangeneh- men Schnee nach etlichen Tagen das Ver- gnuͤgen einer Schlittenfahrt zeigen. Die- ſes wird Jhre jungen Zuhoͤrerinnen auf die Unterredungen von ſchoͤner Winterklei- dung, ſchoͤner Gattung Schlitten, und ſ. w. fuͤhren. Unterbrechen Sie ſelbige ja nicht durch irgend eine ernſte oder mis- vergnuͤgte Mine; ſondern zeigen Sie, daß Sie gerne ihre verſchiedenen Gedanken anhoͤr-
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mehr daran. Sie ſollen auch keine
Schule halten; nur einen zufaͤlligen ab-
wechſelnden Unterricht in dem Umgange
mit dem jungen Frauenzimmer ausſtreuen.
Zum Beyſpiel: es klagte eine uͤber den
Schnee, der waͤhrend der Zeit fiel, da ſie
bey Jhnen zum Beſuch waͤre, und ſie we-
gen ihres Zuruͤckgehens ungeduldig uͤber
die Beſchwerde machte; — ſo wuͤrden
Sie fragen: ob ſie nicht wiſſen moͤchte,
woher der Schnee kommt? — es kurz und
deutlich erzaͤhlen, die Nutzbarkeit davon
nach der weiſen Abſicht des Schoͤpfers an-
fuͤhren, ſanft von der Unbilligkeit ihrer
Klagen reden, und ihr mit einem muntern
liebreichen Ton in dem heut unangeneh-
men Schnee nach etlichen Tagen das Ver-
gnuͤgen einer Schlittenfahrt zeigen. Die-
ſes wird Jhre jungen Zuhoͤrerinnen auf
die Unterredungen von ſchoͤner Winterklei-
dung, ſchoͤner Gattung Schlitten, und
ſ. w. fuͤhren. Unterbrechen Sie ſelbige
ja nicht durch irgend eine ernſte oder mis-
vergnuͤgte Mine; ſondern zeigen Sie, daß
Sie gerne ihre verſchiedenen Gedanken
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Zitationshilfe: | [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/144>, abgerufen am 18.07.2024. |