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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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"Liebe Frau! wie rührend loben Sie
"mich; wie sehr erwecken Sie die müt-
"terliche Sorgen für meine anwachsen-
"de Tochter!

Zärtlich umarmte ich Sie für diese edle
Bewegung ihres, von wahrer Güte be-
lebten Herzens; "gönnen Sie mir, sagte
"(ich) in diesem, der Empfindung ge-
"weyheten Augenblicke, Jhre Aufmerksam-
"keit, für die, in Wahrheit wenig schim-
"mernde, aber fest gegründete Zufrieden-
"heit, die Sie in dem artigen Landhause
"des Herrn T. erwartet, worinn Sie
"durch einen edelmüthigen Entschluß zu-
"gleich drey der heiligsten Pflichten erfül-
"len könnten; -- Die sehnlichen Wün-
"sche eines verdienstvollen angenehmen
"Mannes zu krönen, der Sie nicht um
"der Reize ihrer Person willen, (denn
"diese kennt er nicht) sondern wegen dem
"reizenden Bilde liebt, so ihm von Jhrer
"Seele gemacht wurde; der, nachdem Er
"allen Ausdruck seiner Empfindungen für
"Sie erschöpft hatte; mit der edelsten Be-
"wegung, die jemals das Herz eines Rei-

chen
II. Theil. H

„Liebe Frau! wie ruͤhrend loben Sie
„mich; wie ſehr erwecken Sie die muͤt-
„terliche Sorgen fuͤr meine anwachſen-
„de Tochter!

Zaͤrtlich umarmte ich Sie fuͤr dieſe edle
Bewegung ihres, von wahrer Guͤte be-
lebten Herzens; „goͤnnen Sie mir, ſagte
„(ich) in dieſem, der Empfindung ge-
„weyheten Augenblicke, Jhre Aufmerkſam-
„keit, fuͤr die, in Wahrheit wenig ſchim-
„mernde, aber feſt gegruͤndete Zufrieden-
„heit, die Sie in dem artigen Landhauſe
„des Herrn T. erwartet, worinn Sie
„durch einen edelmuͤthigen Entſchluß zu-
„gleich drey der heiligſten Pflichten erfuͤl-
„len koͤnnten; — Die ſehnlichen Wuͤn-
„ſche eines verdienſtvollen angenehmen
„Mannes zu kroͤnen, der Sie nicht um
„der Reize ihrer Perſon willen, (denn
„dieſe kennt er nicht) ſondern wegen dem
„reizenden Bilde liebt, ſo ihm von Jhrer
„Seele gemacht wurde; der, nachdem Er
„allen Ausdruck ſeiner Empfindungen fuͤr
„Sie erſchoͤpft hatte; mit der edelſten Be-
„wegung, die jemals das Herz eines Rei-

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[113/0119] „Liebe Frau! wie ruͤhrend loben Sie „mich; wie ſehr erwecken Sie die muͤt- „terliche Sorgen fuͤr meine anwachſen- „de Tochter! Zaͤrtlich umarmte ich Sie fuͤr dieſe edle Bewegung ihres, von wahrer Guͤte be- lebten Herzens; „goͤnnen Sie mir, ſagte „(ich) in dieſem, der Empfindung ge- „weyheten Augenblicke, Jhre Aufmerkſam- „keit, fuͤr die, in Wahrheit wenig ſchim- „mernde, aber feſt gegruͤndete Zufrieden- „heit, die Sie in dem artigen Landhauſe „des Herrn T. erwartet, worinn Sie „durch einen edelmuͤthigen Entſchluß zu- „gleich drey der heiligſten Pflichten erfuͤl- „len koͤnnten; — Die ſehnlichen Wuͤn- „ſche eines verdienſtvollen angenehmen „Mannes zu kroͤnen, der Sie nicht um „der Reize ihrer Perſon willen, (denn „dieſe kennt er nicht) ſondern wegen dem „reizenden Bilde liebt, ſo ihm von Jhrer „Seele gemacht wurde; der, nachdem Er „allen Ausdruck ſeiner Empfindungen fuͤr „Sie erſchoͤpft hatte; mit der edelſten Be- „wegung, die jemals das Herz eines Rei- chen II. Theil. H

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/119>, abgerufen am 04.05.2024.