Denkungsart hätte, um von der Falschheit dieser Beschuldigungen überzeugt zu seyn? Sie wisse, daß man in England einem Manne von Ehre keinen Vorwurf mache, wenn er nach seinem Herzen und nach Ver- diensten heyrathe. Sie könne an meiner Edelmüthigkeit nicht zweifeln, weil sie solche mich schon oft gegen andre ausüben sehen; sie hätte mich deswegen hochge- schätzt; und nun, da das Schicksal sie zu einem Gegenstande meiner Großmuth gemacht habe, so trüge sie kein Bedenken, die Hülfe eines edeln Herzens anzuneh- men; ich könnte auf ewig ihres zärtlichen Danks und ihrer Hochachtung versichert seyn; sie gienge alle Bedenklichkeiten we- gen der Bekanntmachung unsers Bünd- nisses ein; es wäre ihr selbst angenehm, wenn alles stille bleiben könnte, und wenn sie mich nichts als die Sorgen der Liebe kostete. Nur bäte sie mich um die Gewährung von vier Bedingnissen, da- von die erste beschwerlich, aber unum- gänglich nöthig für ihre Ruhe sey, nehm- lich zu sorgen, daß ich mit ihr vermählt
würde,
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Denkungsart haͤtte, um von der Falſchheit dieſer Beſchuldigungen uͤberzeugt zu ſeyn? Sie wiſſe, daß man in England einem Manne von Ehre keinen Vorwurf mache, wenn er nach ſeinem Herzen und nach Ver- dienſten heyrathe. Sie koͤnne an meiner Edelmuͤthigkeit nicht zweifeln, weil ſie ſolche mich ſchon oft gegen andre ausuͤben ſehen; ſie haͤtte mich deswegen hochge- ſchaͤtzt; und nun, da das Schickſal ſie zu einem Gegenſtande meiner Großmuth gemacht habe, ſo truͤge ſie kein Bedenken, die Huͤlfe eines edeln Herzens anzuneh- men; ich koͤnnte auf ewig ihres zaͤrtlichen Danks und ihrer Hochachtung verſichert ſeyn; ſie gienge alle Bedenklichkeiten we- gen der Bekanntmachung unſers Buͤnd- niſſes ein; es waͤre ihr ſelbſt angenehm, wenn alles ſtille bleiben koͤnnte, und wenn ſie mich nichts als die Sorgen der Liebe koſtete. Nur baͤte ſie mich um die Gewaͤhrung von vier Bedingniſſen, da- von die erſte beſchwerlich, aber unum- gaͤnglich noͤthig fuͤr ihre Ruhe ſey, nehm- lich zu ſorgen, daß ich mit ihr vermaͤhlt
wuͤrde,
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Denkungsart haͤtte, um von der Falſchheit
dieſer Beſchuldigungen uͤberzeugt zu ſeyn?
Sie wiſſe, daß man in England einem
Manne von Ehre keinen Vorwurf mache,
wenn er nach ſeinem Herzen und nach Ver-
dienſten heyrathe. Sie koͤnne an meiner
Edelmuͤthigkeit nicht zweifeln, weil ſie
ſolche mich ſchon oft gegen andre ausuͤben
ſehen; ſie haͤtte mich deswegen hochge-
ſchaͤtzt; und nun, da das Schickſal ſie
zu einem Gegenſtande meiner Großmuth
gemacht habe, ſo truͤge ſie kein Bedenken,
die Huͤlfe eines edeln Herzens anzuneh-
men; ich koͤnnte auf ewig ihres zaͤrtlichen
Danks und ihrer Hochachtung verſichert
ſeyn; ſie gienge alle Bedenklichkeiten we-
gen der Bekanntmachung unſers Buͤnd-
niſſes ein; es waͤre ihr ſelbſt angenehm,
wenn alles ſtille bleiben koͤnnte, und
wenn ſie mich nichts als die Sorgen der
Liebe koſtete. Nur baͤte ſie mich um die
Gewaͤhrung von vier Bedingniſſen, da-
von die erſte beſchwerlich, aber unum-
gaͤnglich noͤthig fuͤr ihre Ruhe ſey, nehm-
lich zu ſorgen, daß ich mit ihr vermaͤhlt
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/383>, abgerufen am 24.11.2024.
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