[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.am besten beweisen kann." -- Mit diesem Da war Jammer über meine zuweitge- Tyrannie,
am beſten beweiſen kann.“ — Mit dieſem Da war Jammer uͤber meine zuweitge- Tyrannie,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0359" n="333"/> am beſten beweiſen kann.“ — Mit dieſem<lb/> Geſpraͤche kamen wir zur Geſellſchaft an.<lb/> Alle ſuchten etwas in den Geſichtszuͤgen<lb/> des Fuͤrſten zu leſen; er war ſehr hoͤflich<lb/> gegen ſie; gieng aber bald darauf weg,<lb/> und ſagte mir noch mit Laͤcheln: ich moͤch-<lb/> te ſeinen Rath nicht vergeſſen. Jch re-<lb/> dete meiner Tante ernſthaft von den Ge-<lb/> ſinnungen, die ich bemerkt haͤtte, und daß<lb/> ich in keinem Menſchen Liebe ſehen und<lb/> ernaͤhren wuͤrde, die ich nicht billigen<lb/> koͤnnte; daß ich alſo auf dem Bal nicht<lb/> ſingen wollte, und ſie baͤte mich nach<lb/> Sternheim zuruͤck zu laſſen.</p><lb/> <p>Da war Jammer uͤber meine zuweitge-<lb/> triebne grillenhafte Jdeen, die nicht einmal<lb/> eine zaͤrtliche Hoͤflichkeit ertragen koͤnnten;<lb/> ich moͤchte doch um des Himmels und<lb/> ihrer Kinder willen die Bal-Partie nicht<lb/> verſchlagen; wenn ich nach dieſem unzu-<lb/> frieden waͤre, ſo verſprach ſie mir, mich<lb/> nach Sternheim zu begleiten, und den Ue-<lb/> berreſt des Jahres dort zu bleiben. Bey<lb/> dieſem Verſprechen hielt ich ſie und erneuer-<lb/> te ihr das meinige. Dies iſt alſo die letzte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Tyrannie,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0359]
am beſten beweiſen kann.“ — Mit dieſem
Geſpraͤche kamen wir zur Geſellſchaft an.
Alle ſuchten etwas in den Geſichtszuͤgen
des Fuͤrſten zu leſen; er war ſehr hoͤflich
gegen ſie; gieng aber bald darauf weg,
und ſagte mir noch mit Laͤcheln: ich moͤch-
te ſeinen Rath nicht vergeſſen. Jch re-
dete meiner Tante ernſthaft von den Ge-
ſinnungen, die ich bemerkt haͤtte, und daß
ich in keinem Menſchen Liebe ſehen und
ernaͤhren wuͤrde, die ich nicht billigen
koͤnnte; daß ich alſo auf dem Bal nicht
ſingen wollte, und ſie baͤte mich nach
Sternheim zuruͤck zu laſſen.
Da war Jammer uͤber meine zuweitge-
triebne grillenhafte Jdeen, die nicht einmal
eine zaͤrtliche Hoͤflichkeit ertragen koͤnnten;
ich moͤchte doch um des Himmels und
ihrer Kinder willen die Bal-Partie nicht
verſchlagen; wenn ich nach dieſem unzu-
frieden waͤre, ſo verſprach ſie mir, mich
nach Sternheim zu begleiten, und den Ue-
berreſt des Jahres dort zu bleiben. Bey
dieſem Verſprechen hielt ich ſie und erneuer-
te ihr das meinige. Dies iſt alſo die letzte
Tyrannie,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/359 |
Zitationshilfe: | [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/359>, abgerufen am 16.02.2025. |