Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Meine Entfernung wird also das beste
Mittel wider diese Unordnung seyn, sag-
te ich.

"Das sollen Sie nicht thun, Sie sol-
len meinen Hof der Zierde nicht berauben,
die er durch Sie erhalten; einen Glückli-
chen sollen Sie wählen, und sich niemals,
von D* entfernen.

Jch wußte ihm Dank, daß er dieses
hinzusetzte; er muß es gethan haben,
weil er bemerkte, daß ich in Verwirrung
gerathen war, und auf einmal traurig
und ernsthaft aussah. Denn wie er von
der Wahl eines Glücklichen redete, wand-
te er sich zu mir und blickte mich so sehn-
suchtsvoll an, daß ich mich vor seinen wei-
tern Erklärungen fürchtete. Er fragte
mich zärtlich nach der Ursache meiner
Ernsthaftigkeit; ich faßte mich, und sagte
ihm ziemlich munter: Der Gedanke von
einer Auswahl wäre schuld daran; weil
ich in D * nach meiner Phantasie keine zu
machen wüßte.

"Gar keine? Nehmen Sie den, der Sie
am meisten liebt; und ihnen seine Liebe

am

Meine Entfernung wird alſo das beſte
Mittel wider dieſe Unordnung ſeyn, ſag-
te ich.

„Das ſollen Sie nicht thun, Sie ſol-
len meinen Hof der Zierde nicht berauben,
die er durch Sie erhalten; einen Gluͤckli-
chen ſollen Sie waͤhlen, und ſich niemals,
von D* entfernen.

Jch wußte ihm Dank, daß er dieſes
hinzuſetzte; er muß es gethan haben,
weil er bemerkte, daß ich in Verwirrung
gerathen war, und auf einmal traurig
und ernſthaft ausſah. Denn wie er von
der Wahl eines Gluͤcklichen redete, wand-
te er ſich zu mir und blickte mich ſo ſehn-
ſuchtsvoll an, daß ich mich vor ſeinen wei-
tern Erklaͤrungen fuͤrchtete. Er fragte
mich zaͤrtlich nach der Urſache meiner
Ernſthaftigkeit; ich faßte mich, und ſagte
ihm ziemlich munter: Der Gedanke von
einer Auswahl waͤre ſchuld daran; weil
ich in D * nach meiner Phantaſie keine zu
machen wuͤßte.

„Gar keine? Nehmen Sie den, der Sie
am meiſten liebt; und ihnen ſeine Liebe

am
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0358" n="332"/>
          <p>Meine Entfernung wird al&#x017F;o das be&#x017F;te<lb/>
Mittel wider die&#x017F;e Unordnung &#x017F;eyn, &#x017F;ag-<lb/>
te ich.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das &#x017F;ollen Sie nicht thun, Sie &#x017F;ol-<lb/>
len meinen Hof der Zierde nicht berauben,<lb/>
die er durch Sie erhalten; einen Glu&#x0364;ckli-<lb/>
chen &#x017F;ollen Sie wa&#x0364;hlen, und &#x017F;ich niemals,<lb/>
von D* entfernen.</p><lb/>
          <p>Jch wußte ihm Dank, daß er die&#x017F;es<lb/>
hinzu&#x017F;etzte; er muß es gethan haben,<lb/>
weil er bemerkte, daß ich in Verwirrung<lb/>
gerathen war, und auf einmal traurig<lb/>
und ern&#x017F;thaft aus&#x017F;ah. Denn wie er von<lb/>
der Wahl eines Glu&#x0364;cklichen redete, wand-<lb/>
te er &#x017F;ich zu mir und blickte mich &#x017F;o &#x017F;ehn-<lb/>
&#x017F;uchtsvoll an, daß ich mich vor &#x017F;einen wei-<lb/>
tern Erkla&#x0364;rungen fu&#x0364;rchtete. Er fragte<lb/>
mich za&#x0364;rtlich nach der Ur&#x017F;ache meiner<lb/>
Ern&#x017F;thaftigkeit; ich faßte mich, und &#x017F;agte<lb/>
ihm ziemlich munter: Der Gedanke von<lb/>
einer Auswahl wa&#x0364;re &#x017F;chuld daran; weil<lb/>
ich in D * nach meiner Phanta&#x017F;ie keine zu<lb/>
machen wu&#x0364;ßte.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Gar keine? Nehmen Sie den, der Sie<lb/>
am mei&#x017F;ten liebt; und ihnen &#x017F;eine Liebe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">am</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0358] Meine Entfernung wird alſo das beſte Mittel wider dieſe Unordnung ſeyn, ſag- te ich. „Das ſollen Sie nicht thun, Sie ſol- len meinen Hof der Zierde nicht berauben, die er durch Sie erhalten; einen Gluͤckli- chen ſollen Sie waͤhlen, und ſich niemals, von D* entfernen. Jch wußte ihm Dank, daß er dieſes hinzuſetzte; er muß es gethan haben, weil er bemerkte, daß ich in Verwirrung gerathen war, und auf einmal traurig und ernſthaft ausſah. Denn wie er von der Wahl eines Gluͤcklichen redete, wand- te er ſich zu mir und blickte mich ſo ſehn- ſuchtsvoll an, daß ich mich vor ſeinen wei- tern Erklaͤrungen fuͤrchtete. Er fragte mich zaͤrtlich nach der Urſache meiner Ernſthaftigkeit; ich faßte mich, und ſagte ihm ziemlich munter: Der Gedanke von einer Auswahl waͤre ſchuld daran; weil ich in D * nach meiner Phantaſie keine zu machen wuͤßte. „Gar keine? Nehmen Sie den, der Sie am meiſten liebt; und ihnen ſeine Liebe am

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/358
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/358>, abgerufen am 06.05.2024.