[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.mit wie vielem Fleiße meine Aeltern die Ganz ist es nicht von mir gewichen; "Blute
mit wie vielem Fleiße meine Aeltern die Ganz iſt es nicht von mir gewichen; „Blute
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mit wie vielem Fleiße meine Aeltern die
Anlage zu dieſem Talent in mir zu zerſtoͤ-
ren ſuchten.
Ganz iſt es nicht von mir gewichen;
doch bemerkte ich ſeine Gegenwart nie-
mals mehr als in einem Anfalle von Miß-
vergnuͤgen oder Verachtung uͤber jemands
Jdeen oder Handlungen. Urtheilen Sie
ſelbſt daruͤber! Letzhin wurde ich durch
meine Liebe fuͤr Deutſchland in ein Ge-
ſpraͤch verflochten, worinn ich die Ver-
dienſte meines Vaterlandes zu vertheidi-
gen ſuchte; ich that es mit Eifer; meine
Tante ſagte mir nachher, „ich haͤtte einen
ſchoͤnen Beweis gegeben, daß ich die En-
kelin eines Profeſſors ſey.“ — Dieſer
Vorwurf aͤrgerte mich. Die Aſche mei-
nes Vaters und Großvaters war belei-
digt, und meine Eigenliebe auch. Dieſe
antwortete fuͤr alle dreye. „Es waͤre mir
„lieber durch meine Geſinnungen den Be-
„weis zu geben, daß ich von edeldenken-
„den Seelen abſtamme, als wenn ein
„ſchoͤner Name allein die Erinnerung gaͤ-
„be, daß ich aus einem ehemals edeln
„Blute
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Zitationshilfe: | [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/208>, abgerufen am 22.07.2024. |