Man speiste bey der Fürstin von W*; der Fürst, die Gesandschaften und übri- gen Fremde, worunter der Graf Löbau, Oncle des Fräulein Sternheims, auch ge- rechnet wurde. Die Gräfin F* stellte das Fräulein mit vielem Gepränge dem Fürsten vor. Dieser affectirte viel von ihrem Va- ter zu sprechen. Das Fräulein soll kurz und in einem gerührten Tone geantwortet haben. Die Tafel war vermengt, im- mer ein Cavalier bey einer Dame. Graf F. ein Neffe des Ministers war an der Seite des Fräuleins, welche gerade so ge- setzt wurde, daß sie der Fürst in Gesicht hatte; er sah sie unaufhörlich an. Jch nahm mich in Acht, nicht oft nach dem Fräulein zu sehen; doch bemerkte ich Un- zufriedenheit an ihr. Man hob die Ta- fel bald auf, um zu spielen; die Prinzes- sin nahm das Fräulein zu sich, gieng bey den Spieltischen mit ihr herum, setzte sich auf den Sopha, und redete sehr freund- lich mit ihr. Der Fürst kam, nachdem er eine Tour mit Milorden gespielt hatte, auch dazu.
Den
Man ſpeiſte bey der Fuͤrſtin von W*; der Fuͤrſt, die Geſandſchaften und uͤbri- gen Fremde, worunter der Graf Loͤbau, Oncle des Fraͤulein Sternheims, auch ge- rechnet wurde. Die Graͤfin F* ſtellte das Fraͤulein mit vielem Gepraͤnge dem Fuͤrſten vor. Dieſer affectirte viel von ihrem Va- ter zu ſprechen. Das Fraͤulein ſoll kurz und in einem geruͤhrten Tone geantwortet haben. Die Tafel war vermengt, im- mer ein Cavalier bey einer Dame. Graf F. ein Neffe des Miniſters war an der Seite des Fraͤuleins, welche gerade ſo ge- ſetzt wurde, daß ſie der Fuͤrſt in Geſicht hatte; er ſah ſie unaufhoͤrlich an. Jch nahm mich in Acht, nicht oft nach dem Fraͤulein zu ſehen; doch bemerkte ich Un- zufriedenheit an ihr. Man hob die Ta- fel bald auf, um zu ſpielen; die Prinzeſ- ſin nahm das Fraͤulein zu ſich, gieng bey den Spieltiſchen mit ihr herum, ſetzte ſich auf den Sopha, und redete ſehr freund- lich mit ihr. Der Fuͤrſt kam, nachdem er eine Tour mit Milorden geſpielt hatte, auch dazu.
Den
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Man ſpeiſte bey der Fuͤrſtin von W*;
der Fuͤrſt, die Geſandſchaften und uͤbri-
gen Fremde, worunter der Graf Loͤbau,
Oncle des Fraͤulein Sternheims, auch ge-
rechnet wurde. Die Graͤfin F* ſtellte das
Fraͤulein mit vielem Gepraͤnge dem Fuͤrſten
vor. Dieſer affectirte viel von ihrem Va-
ter zu ſprechen. Das Fraͤulein ſoll kurz
und in einem geruͤhrten Tone geantwortet
haben. Die Tafel war vermengt, im-
mer ein Cavalier bey einer Dame. Graf
F. ein Neffe des Miniſters war an der
Seite des Fraͤuleins, welche gerade ſo ge-
ſetzt wurde, daß ſie der Fuͤrſt in Geſicht
hatte; er ſah ſie unaufhoͤrlich an. Jch
nahm mich in Acht, nicht oft nach dem
Fraͤulein zu ſehen; doch bemerkte ich Un-
zufriedenheit an ihr. Man hob die Ta-
fel bald auf, um zu ſpielen; die Prinzeſ-
ſin nahm das Fraͤulein zu ſich, gieng bey
den Spieltiſchen mit ihr herum, ſetzte ſich
auf den Sopha, und redete ſehr freund-
lich mit ihr. Der Fuͤrſt kam, nachdem
er eine Tour mit Milorden geſpielt hatte,
auch dazu.
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/180>, abgerufen am 21.11.2024.
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