Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

Bild:
<< vorherige Seite

"Aber eine Anzahl Männer, welche genau
dasselbe Vergehen begingen, sollen angeklagt
werden
, und aus keinem besseren Grunde als wegen
ihres Geschlechts und wegen der anderen Tatsache, "daß
ihre Betrügereien nicht den Zweck hatten, eine
im Aufstreben begriffene Bewegung
(die Frauen-
bewegung. D. Verf.) zu unterstützen."

Man erkennt aus diesem bemerkenswerten Vorgang,
wie die Frauen und ihre Helfer trotz der politischen Gleich-
berechtigung der Geschlechter doch selbst vor Gericht mit
zweierlei Maß messen und gemessen werden, und zwar
zugunsten der Frau. - Die feministische Skrupel-
losigkeit als mildernder Umstand - weiter kann
die Korruption kaum getrieben werden! Was ist
das anders als Frauenherrschaft und Hörigkeit
der Männer
!

Der als Freund des Frauenstimmrechts bekannte und
durch seine Tätigkeit als Jugendrichter berühmte Richter
Lindsey aus Colorado hat am 28. Mai 1914 über die Zu-
stände in dem Lande des Frauenstimmrechts folgendes gesagt:

"Colorado hat die Wissenschaft, die Menschen zu
korrumpieren, zur Vollkommenheit gebracht. Seine Richter,
seine Richter der höchsten Gerichtsbehörde sind hörig wie
Laufjungen. Seine Gesetzgeber, seine Geschäftsleute, alle
sind hörig (owned). Es gibt natürlich furchtlose Männer,
aber sie haben ihre Furchtlosigkeit schwer büßen müssen."
- Mr. J. B. Mallin aus Denver in Colorado erläutert
diese etwas dunkle Klage Lindseys über sein Land in
einem Artikel der New-Yorker "Sun" u. a. durch fol-
gende Worte: "Die Staatsregierung ist geschwächt durch

„Aber eine Anzahl Männer, welche genau
dasselbe Vergehen begingen, sollen angeklagt
werden
, und aus keinem besseren Grunde als wegen
ihres Geschlechts und wegen der anderen Tatsache, „daß
ihre Betrügereien nicht den Zweck hatten, eine
im Aufstreben begriffene Bewegung
(die Frauen-
bewegung. D. Verf.) zu unterstützen.“

Man erkennt aus diesem bemerkenswerten Vorgang,
wie die Frauen und ihre Helfer trotz der politischen Gleich-
berechtigung der Geschlechter doch selbst vor Gericht mit
zweierlei Maß messen und gemessen werden, und zwar
zugunsten der Frau. – Die feministische Skrupel-
losigkeit als mildernder Umstand – weiter kann
die Korruption kaum getrieben werden! Was ist
das anders als Frauenherrschaft und Hörigkeit
der Männer
!

Der als Freund des Frauenstimmrechts bekannte und
durch seine Tätigkeit als Jugendrichter berühmte Richter
Lindsey aus Colorado hat am 28. Mai 1914 über die Zu-
stände in dem Lande des Frauenstimmrechts folgendes gesagt:

„Colorado hat die Wissenschaft, die Menschen zu
korrumpieren, zur Vollkommenheit gebracht. Seine Richter,
seine Richter der höchsten Gerichtsbehörde sind hörig wie
Laufjungen. Seine Gesetzgeber, seine Geschäftsleute, alle
sind hörig (owned). Es gibt natürlich furchtlose Männer,
aber sie haben ihre Furchtlosigkeit schwer büßen müssen.“
– Mr. J. B. Mallin aus Denver in Colorado erläutert
diese etwas dunkle Klage Lindseys über sein Land in
einem Artikel der New-Yorker „Sun“ u. a. durch fol-
gende Worte: „Die Staatsregierung ist geschwächt durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0079" n="77"/>
            <p>&#x201E;Aber <hi rendition="#g">eine Anzahl Männer, welche genau<lb/>
dasselbe Vergehen begingen, sollen angeklagt<lb/>
werden</hi>, und aus keinem besseren Grunde als wegen<lb/>
ihres Geschlechts und wegen der anderen Tatsache, &#x201E;<hi rendition="#g">daß<lb/>
ihre Betrügereien nicht den Zweck hatten, eine<lb/>
im Aufstreben begriffene Bewegung</hi> (die Frauen-<lb/>
bewegung. D. Verf.) <hi rendition="#g">zu unterstützen</hi>.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Man erkennt aus diesem bemerkenswerten Vorgang,<lb/>
wie die Frauen und ihre Helfer trotz der politischen Gleich-<lb/>
berechtigung der Geschlechter doch selbst vor Gericht mit<lb/>
zweierlei Maß messen und gemessen werden, und zwar<lb/>
zugunsten der Frau. &#x2013; <hi rendition="#g">Die feministische Skrupel-<lb/>
losigkeit als mildernder Umstand &#x2013; weiter kann<lb/>
die Korruption kaum getrieben werden! Was ist<lb/>
das anders als Frauenherrschaft und Hörigkeit<lb/>
der Männer</hi>!</p><lb/>
            <p>Der als Freund des Frauenstimmrechts bekannte und<lb/>
durch seine Tätigkeit als Jugendrichter berühmte Richter<lb/>
Lindsey aus Colorado hat am 28. Mai 1914 über die Zu-<lb/>
stände in dem Lande des Frauenstimmrechts folgendes gesagt:</p><lb/>
            <p>&#x201E;Colorado hat die Wissenschaft, die Menschen zu<lb/>
korrumpieren, zur Vollkommenheit gebracht. Seine Richter,<lb/>
seine Richter der höchsten Gerichtsbehörde sind hörig wie<lb/>
Laufjungen. Seine Gesetzgeber, seine Geschäftsleute, alle<lb/>
sind hörig (<hi rendition="#aq">owned</hi>). Es gibt natürlich furchtlose Männer,<lb/>
aber sie haben ihre Furchtlosigkeit schwer büßen müssen.&#x201C;<lb/>
&#x2013; Mr. J. B. Mallin aus Denver in Colorado erläutert<lb/>
diese etwas dunkle Klage Lindseys über sein Land in<lb/>
einem Artikel der New-Yorker &#x201E;Sun&#x201C; u. a. durch fol-<lb/>
gende Worte: &#x201E;Die Staatsregierung ist geschwächt durch<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0079] „Aber eine Anzahl Männer, welche genau dasselbe Vergehen begingen, sollen angeklagt werden, und aus keinem besseren Grunde als wegen ihres Geschlechts und wegen der anderen Tatsache, „daß ihre Betrügereien nicht den Zweck hatten, eine im Aufstreben begriffene Bewegung (die Frauen- bewegung. D. Verf.) zu unterstützen.“ Man erkennt aus diesem bemerkenswerten Vorgang, wie die Frauen und ihre Helfer trotz der politischen Gleich- berechtigung der Geschlechter doch selbst vor Gericht mit zweierlei Maß messen und gemessen werden, und zwar zugunsten der Frau. – Die feministische Skrupel- losigkeit als mildernder Umstand – weiter kann die Korruption kaum getrieben werden! Was ist das anders als Frauenherrschaft und Hörigkeit der Männer! Der als Freund des Frauenstimmrechts bekannte und durch seine Tätigkeit als Jugendrichter berühmte Richter Lindsey aus Colorado hat am 28. Mai 1914 über die Zu- stände in dem Lande des Frauenstimmrechts folgendes gesagt: „Colorado hat die Wissenschaft, die Menschen zu korrumpieren, zur Vollkommenheit gebracht. Seine Richter, seine Richter der höchsten Gerichtsbehörde sind hörig wie Laufjungen. Seine Gesetzgeber, seine Geschäftsleute, alle sind hörig (owned). Es gibt natürlich furchtlose Männer, aber sie haben ihre Furchtlosigkeit schwer büßen müssen.“ – Mr. J. B. Mallin aus Denver in Colorado erläutert diese etwas dunkle Klage Lindseys über sein Land in einem Artikel der New-Yorker „Sun“ u. a. durch fol- gende Worte: „Die Staatsregierung ist geschwächt durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-13T13:51:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-13T13:51:38Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/79
Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/79>, abgerufen am 27.04.2024.