Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

Bild:
<< vorherige Seite

nach bezüglich der baldigsten Durchführung des politischen
Frauenstimmrechts einig da. Jch sagte dem Äußeren
nach einig
und meine damit, daß die Sache auf dem
Programm der beiden Parteien steht. Sonst weiß jeder-
mann, daß die Stimmung für diese Angelegenheit auch
innerhalb der Linken ziemlich lau ist, und daß noch auf
dem vorigen Reichstag mehrere Mitglieder der Linken
gegen das politische Frauenwahlrecht stimmten. Bürger-
meister Lindhagen, welcher ja beiden Parteien angehört
hat und sie kennen muß, hat offen Zeugnis davon ab-
gelegt, daß es eine Mehrheit der Linken gibt, welche sich
im innersten Herzen darüber freut - man hört ja, daß
die Freude wirklich grundehrlich ist - daß die Parteien
der Rechten die Frauen daran gehindert haben, das poli-
tische Wahlrecht zu erhalten, und daß man gleichzeitig
ohne Risiko sich als ihr Ritter aufspielen kann. -
Jrgend eine umfassendere und tiefere Überzeugung von
dem Segen des politischen Frauenwahlrechts scheint sich
also auf Seiten der Linken nicht zu finden, aber man
wird von den Verpflichtungen des Programms vorwärts
getrieben. Bei unseren eigenen Gesinnungsgenossen herr-
schen gewiß recht verschiedene Meinungen, - von den-
jenigen, welche das politische Frauenwahlrecht als ein
wirkliches Unglück betrachten, bis zu denjenigen, welche
im Prinzip sympathisch für dasselbe gestimmt sind. Aber
wie auch die Auffassungen zwischen den äußersten Grenzen
schwanken, glaube ich, daß wir bezüglich der Meinung
sehr einig dastehen, daß wir ganz und garnicht irgend
ein Glück für Land und Volk erwarten, wenn das poli-
tische Frauenwahlrecht jetzt durchgeführt werden sollte."

nach bezüglich der baldigsten Durchführung des politischen
Frauenstimmrechts einig da. Jch sagte dem Äußeren
nach einig
und meine damit, daß die Sache auf dem
Programm der beiden Parteien steht. Sonst weiß jeder-
mann, daß die Stimmung für diese Angelegenheit auch
innerhalb der Linken ziemlich lau ist, und daß noch auf
dem vorigen Reichstag mehrere Mitglieder der Linken
gegen das politische Frauenwahlrecht stimmten. Bürger-
meister Lindhagen, welcher ja beiden Parteien angehört
hat und sie kennen muß, hat offen Zeugnis davon ab-
gelegt, daß es eine Mehrheit der Linken gibt, welche sich
im innersten Herzen darüber freut – man hört ja, daß
die Freude wirklich grundehrlich ist – daß die Parteien
der Rechten die Frauen daran gehindert haben, das poli-
tische Wahlrecht zu erhalten, und daß man gleichzeitig
ohne Risiko sich als ihr Ritter aufspielen kann. –
Jrgend eine umfassendere und tiefere Überzeugung von
dem Segen des politischen Frauenwahlrechts scheint sich
also auf Seiten der Linken nicht zu finden, aber man
wird von den Verpflichtungen des Programms vorwärts
getrieben. Bei unseren eigenen Gesinnungsgenossen herr-
schen gewiß recht verschiedene Meinungen, – von den-
jenigen, welche das politische Frauenwahlrecht als ein
wirkliches Unglück betrachten, bis zu denjenigen, welche
im Prinzip sympathisch für dasselbe gestimmt sind. Aber
wie auch die Auffassungen zwischen den äußersten Grenzen
schwanken, glaube ich, daß wir bezüglich der Meinung
sehr einig dastehen, daß wir ganz und garnicht irgend
ein Glück für Land und Volk erwarten, wenn das poli-
tische Frauenwahlrecht jetzt durchgeführt werden sollte.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0067" n="65"/>
nach bezüglich der baldigsten Durchführung des politischen<lb/>
Frauenstimmrechts einig da. Jch sagte <hi rendition="#g">dem Äußeren<lb/>
nach einig</hi> und meine damit, daß die Sache auf dem<lb/>
Programm der beiden Parteien steht. Sonst weiß jeder-<lb/>
mann, daß die Stimmung für diese Angelegenheit auch<lb/>
innerhalb der Linken ziemlich lau ist, und daß noch auf<lb/>
dem vorigen Reichstag mehrere Mitglieder der Linken<lb/>
gegen das politische Frauenwahlrecht stimmten. Bürger-<lb/>
meister Lindhagen, welcher ja beiden Parteien angehört<lb/>
hat und sie kennen muß, hat offen Zeugnis davon ab-<lb/>
gelegt, daß es eine Mehrheit der Linken gibt, welche sich<lb/>
im innersten Herzen darüber freut &#x2013; man hört ja, daß<lb/>
die Freude wirklich grundehrlich ist &#x2013; daß die Parteien<lb/>
der Rechten die Frauen daran gehindert haben, das poli-<lb/>
tische Wahlrecht zu erhalten, und daß man gleichzeitig<lb/>
ohne Risiko sich als ihr Ritter aufspielen kann. &#x2013;<lb/>
Jrgend eine umfassendere und tiefere Überzeugung von<lb/>
dem Segen des politischen Frauenwahlrechts scheint sich<lb/>
also auf Seiten der Linken nicht zu finden, aber man<lb/>
wird von den Verpflichtungen des Programms vorwärts<lb/>
getrieben. Bei unseren eigenen Gesinnungsgenossen herr-<lb/>
schen gewiß recht verschiedene Meinungen, &#x2013; von den-<lb/>
jenigen, welche das politische Frauenwahlrecht als ein<lb/>
wirkliches Unglück betrachten, bis zu denjenigen, welche<lb/>
im Prinzip sympathisch für dasselbe gestimmt sind. Aber<lb/>
wie auch die Auffassungen zwischen den äußersten Grenzen<lb/>
schwanken, glaube ich, daß wir bezüglich der Meinung<lb/>
sehr einig dastehen, daß wir ganz und garnicht irgend<lb/>
ein Glück für Land und Volk erwarten, wenn das poli-<lb/>
tische Frauenwahlrecht jetzt durchgeführt werden sollte.&#x201C;</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0067] nach bezüglich der baldigsten Durchführung des politischen Frauenstimmrechts einig da. Jch sagte dem Äußeren nach einig und meine damit, daß die Sache auf dem Programm der beiden Parteien steht. Sonst weiß jeder- mann, daß die Stimmung für diese Angelegenheit auch innerhalb der Linken ziemlich lau ist, und daß noch auf dem vorigen Reichstag mehrere Mitglieder der Linken gegen das politische Frauenwahlrecht stimmten. Bürger- meister Lindhagen, welcher ja beiden Parteien angehört hat und sie kennen muß, hat offen Zeugnis davon ab- gelegt, daß es eine Mehrheit der Linken gibt, welche sich im innersten Herzen darüber freut – man hört ja, daß die Freude wirklich grundehrlich ist – daß die Parteien der Rechten die Frauen daran gehindert haben, das poli- tische Wahlrecht zu erhalten, und daß man gleichzeitig ohne Risiko sich als ihr Ritter aufspielen kann. – Jrgend eine umfassendere und tiefere Überzeugung von dem Segen des politischen Frauenwahlrechts scheint sich also auf Seiten der Linken nicht zu finden, aber man wird von den Verpflichtungen des Programms vorwärts getrieben. Bei unseren eigenen Gesinnungsgenossen herr- schen gewiß recht verschiedene Meinungen, – von den- jenigen, welche das politische Frauenwahlrecht als ein wirkliches Unglück betrachten, bis zu denjenigen, welche im Prinzip sympathisch für dasselbe gestimmt sind. Aber wie auch die Auffassungen zwischen den äußersten Grenzen schwanken, glaube ich, daß wir bezüglich der Meinung sehr einig dastehen, daß wir ganz und garnicht irgend ein Glück für Land und Volk erwarten, wenn das poli- tische Frauenwahlrecht jetzt durchgeführt werden sollte.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-13T13:51:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-13T13:51:38Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/67
Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/67>, abgerufen am 23.11.2024.