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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

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ist eine sorgsame Behörde auf die durchsichtigen Wünsche
der Frauenrechtlerinnen in diesem Falle nicht eingegangen.
Es ist selbstverständlich, daß Frauen mithelfen müssen,
die Arbeit der Millionen im Felde stehenden Männer zu
übernehmen, aber als Notlage sollte man das empfinden,
als drückende Last, die man jetzt zwar stark und tapfer
trägt, die man aber gern beiseite wirft, wenn wieder
bessere Zeiten kommen. Statt dessen läßt man häufig
in der Presse und in Vorträgen die Frage einfließen:
"Was werden wir Frauen von dem gewonnenen Gelände
in den Frieden hinüberretten?" Selbst in eine rechts-
stehende Zeitung wie die "Post", bis in die Kreisblätter
hinein werden solche so harmlos klingenden Bemerkungen
getragen, und allmählich gewöhnt sich das liebe Publikum
an den Gedanken, künftig weibliche Straßenbahnschaffner
und Bahnhofsangestellte zu haben, und der Großkapita-
lismus und leider auch unsere Post- und Eisenbahnver-
waltung werden die günstige Konjunktur ausnützen und
künftig durch die geringeren Arbeitslöhne der Frauen
große Überschüsse erzielen. Wenn eine Straßenbahnschaff-
nerin drei Kinder zu Hause und den Mann im Felde
hat, dann müßte eine natürlich empfindende Frau voll
Mitleid denken: "Armes Weib, dir hat der Krieg auch
eine schwere Bürde auferlegt!" Frl. Dr. Bäumer aber
hält es für ein besonderes Erlebnis - der Aufzeichnung
in der "Hilfe" wert -, daß eine Straßenbahnschaffnerin
schon nach wenigen Tagen flink und geschickt ihr Amt
ausübt. Also warum haben wir denn nicht längst weib-
liche Schaffnerinnen? Die Männer mögen doch sehen,
wo sie bleiben! Das bleibt das Traurigste an der Frauen-

ist eine sorgsame Behörde auf die durchsichtigen Wünsche
der Frauenrechtlerinnen in diesem Falle nicht eingegangen.
Es ist selbstverständlich, daß Frauen mithelfen müssen,
die Arbeit der Millionen im Felde stehenden Männer zu
übernehmen, aber als Notlage sollte man das empfinden,
als drückende Last, die man jetzt zwar stark und tapfer
trägt, die man aber gern beiseite wirft, wenn wieder
bessere Zeiten kommen. Statt dessen läßt man häufig
in der Presse und in Vorträgen die Frage einfließen:
„Was werden wir Frauen von dem gewonnenen Gelände
in den Frieden hinüberretten?“ Selbst in eine rechts-
stehende Zeitung wie die „Post“, bis in die Kreisblätter
hinein werden solche so harmlos klingenden Bemerkungen
getragen, und allmählich gewöhnt sich das liebe Publikum
an den Gedanken, künftig weibliche Straßenbahnschaffner
und Bahnhofsangestellte zu haben, und der Großkapita-
lismus und leider auch unsere Post- und Eisenbahnver-
waltung werden die günstige Konjunktur ausnützen und
künftig durch die geringeren Arbeitslöhne der Frauen
große Überschüsse erzielen. Wenn eine Straßenbahnschaff-
nerin drei Kinder zu Hause und den Mann im Felde
hat, dann müßte eine natürlich empfindende Frau voll
Mitleid denken: „Armes Weib, dir hat der Krieg auch
eine schwere Bürde auferlegt!“ Frl. Dr. Bäumer aber
hält es für ein besonderes Erlebnis – der Aufzeichnung
in der „Hilfe“ wert –, daß eine Straßenbahnschaffnerin
schon nach wenigen Tagen flink und geschickt ihr Amt
ausübt. Also warum haben wir denn nicht längst weib-
liche Schaffnerinnen? Die Männer mögen doch sehen,
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[128/0130] ist eine sorgsame Behörde auf die durchsichtigen Wünsche der Frauenrechtlerinnen in diesem Falle nicht eingegangen. Es ist selbstverständlich, daß Frauen mithelfen müssen, die Arbeit der Millionen im Felde stehenden Männer zu übernehmen, aber als Notlage sollte man das empfinden, als drückende Last, die man jetzt zwar stark und tapfer trägt, die man aber gern beiseite wirft, wenn wieder bessere Zeiten kommen. Statt dessen läßt man häufig in der Presse und in Vorträgen die Frage einfließen: „Was werden wir Frauen von dem gewonnenen Gelände in den Frieden hinüberretten?“ Selbst in eine rechts- stehende Zeitung wie die „Post“, bis in die Kreisblätter hinein werden solche so harmlos klingenden Bemerkungen getragen, und allmählich gewöhnt sich das liebe Publikum an den Gedanken, künftig weibliche Straßenbahnschaffner und Bahnhofsangestellte zu haben, und der Großkapita- lismus und leider auch unsere Post- und Eisenbahnver- waltung werden die günstige Konjunktur ausnützen und künftig durch die geringeren Arbeitslöhne der Frauen große Überschüsse erzielen. Wenn eine Straßenbahnschaff- nerin drei Kinder zu Hause und den Mann im Felde hat, dann müßte eine natürlich empfindende Frau voll Mitleid denken: „Armes Weib, dir hat der Krieg auch eine schwere Bürde auferlegt!“ Frl. Dr. Bäumer aber hält es für ein besonderes Erlebnis – der Aufzeichnung in der „Hilfe“ wert –, daß eine Straßenbahnschaffnerin schon nach wenigen Tagen flink und geschickt ihr Amt ausübt. Also warum haben wir denn nicht längst weib- liche Schaffnerinnen? Die Männer mögen doch sehen, wo sie bleiben! Das bleibt das Traurigste an der Frauen-

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Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/130>, abgerufen am 23.11.2024.