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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung V. 13.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Agapai, Liebesmähler, waren solche
Handlungen, da man nach dem Bande Brü-
derlicher Liebe zusammen kam, sonderlich gegen
den Abend, von dem, was die Wohlhabenden mit
gebracht hatten, mit einander in der Furcht GOt-
tes gar mäßig aß und tranck, und solche Mahlzeit,
nachdem Exempel Christi und seiner Jünger, mit
dem heiligen Abendmahl beschloße. Da sich nun
hiebey schon zu Pauli Zeiten in der Corinthischen
Kirche einige Unordnung gefunden hatte 1 Cor.
11, 12. so war diese einiger Orten hernach noch
grösser worden, sonderlich dadurch, daß sich da-
bey die verführischen Lehrer, davon Petrus und
Judas handelen, also mit eingefunden haben, daß
sie dabey andern nur ärgerlich und rechte
Schand-Flecke gewesen sind.

2. Und daß es bey ihnen anstatt der geistli-
chen Seelen-Speise nur auf den Bauch ist an-
gekommen, das zeiget der Apostel zur Erläute-
rung damit an, wenn er dazu setzet, daß sie mit
ihnen, den Gläubigen, also Mahlzeiten gehalten,
daß sie sich selbst geweidet haben; und zwar
ohne Scheu; nemlich vor GOtt, und vor Men-
schen. So gar arg haben sie es getrieben, bis
daß nemlich die rechtschafnen, nach ihrer Entzie-
hung, mit Johanne 1 Joh. 2, 19 sagen konten:
Sie sind von uns ausgegangen, aber sie
waren nicht von uns.
Und Paulus hat
von solchen 1 Cor. 5, 11 geschrieben: So iemand
ist, der sich läßt einen Bruder nennen und
ist ein Hurer, oder ein Geitziger, oder ein
Lästerer, oder ein Trunckenbold, oder ein
Räuber, mit dem solt ihr auch nicht essen.

Das sich selbst weiden ist sonst der Bauch-Die-
ner und Mietlinge ihre Art überhaupt Röm. 15,
17. 18. Phil. 3, 19.

3. Daß sie mit Wolcken ohne Wasser,
die vom Winde umgetrieben sind, verglichen wer-
den, damit wird angezeiget theils ihr Stoltz nach
welchem sie sind meteorizomenoi, die hoch herfahren,
und dabey ihre Pralerey, da sie, wie die finstern
Wolcken, die zwar Wasser verheissen, es aber, da
sie vom Winde umgetrieben werden, nicht geben,
viel von Geheimnissen und von hoher Erkenntniß
redeten, daher auch hernach Gnostici genennet
wurden, aber nichts weniger in sich hatten und lei-
steten, sondern die Seelen in der Dürre schmach-
ten liessen: theils ihre Leichtsinnigkeit, bey wel-
cher sie in aller Heucheley und Unbeständigkeit
von der Macht ihrer unreinen und wilden Affe-
ct
en umgetrieben wurden, nicht anders, als die
Wolcken vom starcken Winde. Da das Was-
ser in der heiligen Schrift eine Figur des Heiligen
Geistes ist Jes. 12, 3. c. 44, 3. Jer. 2, 13. Joh. 7,
38. so sind solche Jrrgeister Wolcken ohne Was-
ser, das ist Lehrer ohne Salbung des Heiligen
Geistes, und dagegen vom leeren Winde ihrer
schändlichen Eigenliebe aufgeblasen.

4. Sie werden ferner verglichen mit kah-
len unfruchtbaren Bäumen,
die zweymal
erstorben
und ausgewurtzelt sind. Welche
Worte im Griechischen, zur Anzeigung einer
gerechten Mißbilligung, ohne das Verbindungs-
[Spaltenumbruch] Wörtlein und gesetzet sind. Welches auch
bey den Worten des folgenden Verses zu mer-
cken ist.

a. Bäume waren sie zwar zuvorderst nach der
Schöpfung und Erhaltung; und nach der
Erlösung und Heiligung konnten und solten
sie solche Bäume seyn, die an den Wasser-
bächen gepflantzet sind und ihre Früchte brin-
gen zu ihrer Zeit Ps. 1, 3. sie mochten auch wol
zum Theil solche anfangs geworden seyn, oder
doch zum wenigsten an ihre Wurtzel, oder
Seelen-Kräfte einigen Saft bekommen ha-
ben; wie sich denn GOTT ihnen nicht wird
haben unbezeuget gelassen.
b. Sie waren aber kahle Bäume: dendra phthi-
noporina, Bäume, welche zwar anfangs eini-
ge Früchte zeigen, aber, weil sie ohne Saft
sind, auch keinen guten Boden haben, an ih-
ren Blättern verwelcken und ihre Früchte vor
der Zeit abfallen lassen.
c. Folglich waren sie unfruchtbar, und dabey
ärger, als die, welche ausserhalb des Gartens
der Christlichen Kirche im abgöttischen Hey-
denthum, oder ungläubigen Judenthum, stun-
den, und daher auch nicht einmal eine Hoff-
nung der Fruchtbringung in solchem ihrem
beharrlichen Zustande von sich erweckten.
Denn anfangs grünen und blühen, aber her-
nach ohne alle Frucht bleiben, ist der Appli-
cation
nach viel unanständiger, als nicht ein-
mal für tragbar angesehen werden.
d. Sie waren zweymal erstorben: das er-
stemal von Natur, nach welcher sie mit allen
andern Menschen todt waren in Sünden
Eph. 2, 1. Das andere mal durch den Rück-
fall
aus dem Stande der Gnaden, oder doch
aus einem solchen Anfange davon, dadurch sie
bereits, vermöge der anklopfenden und er-
worbenden Gnade, zu einiger geistlichen Le-
bens-Kraft gekommen und also solchen Bäu-
men gleich gemachet waren, welche aus einem
unfruchtbaren Boden, darinn sie schon wie er-
storben waren, in einen fruchtbaren versetzet
werden, aber in demselben nicht unter sich
wurtzeln, und daher auch darinn verdor-
ren. Was sich dißfals in der protasi,
nicht findet, das hat die apodosis, oder ap-
plication.
Von solchen zweymal erstorbe-
nen heißt es 2 Petr. 2, 19. 20. So sie ent-
flohen sind dem Unflat der Welt durch
die Erkenntniß des HErrn und Heylan-
des JEsu Christi, werden aber wieder-
um in dieselbigen geflochten und über-
wunden, ist mit ihnen das letzte ärger
worden, denn das erste.
u. f. Siehe auch
Matth. 12, 45. Welcher andere Tod den
ewigen, der mit einem besondern Nachdruck
der andere genennet wird Offenb. 20, 6. 14.
nach sich zu ziehen pfleget; sintemal bey sol-
chen Leuten gemeiniglich keine Bekehrung
aufs neue statt findet; zumal wenn sie nicht
so wol sind verführete, als Verführer, wel-
che die Sünde zum Tode, oder wider den
Heiligen Geist, begehen. 1 Joh. 5, 16. Hebr.
6, 4. 5. 6.
e. Sie
Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 13.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Ἀγάπαι, Liebesmaͤhler, waren ſolche
Handlungen, da man nach dem Bande Bruͤ-
derlicher Liebe zuſammen kam, ſonderlich gegen
den Abend, von dem, was die Wohlhabenden mit
gebracht hatten, mit einander in der Furcht GOt-
tes gar maͤßig aß und tranck, und ſolche Mahlzeit,
nachdem Exempel Chriſti und ſeiner Juͤnger, mit
dem heiligen Abendmahl beſchloße. Da ſich nun
hiebey ſchon zu Pauli Zeiten in der Corinthiſchen
Kirche einige Unordnung gefunden hatte 1 Cor.
11, 12. ſo war dieſe einiger Orten hernach noch
groͤſſer worden, ſonderlich dadurch, daß ſich da-
bey die verfuͤhriſchen Lehrer, davon Petrus und
Judas handelen, alſo mit eingefunden haben, daß
ſie dabey andern nur aͤrgerlich und rechte
Schand-Flecke geweſen ſind.

2. Und daß es bey ihnen anſtatt der geiſtli-
chen Seelen-Speiſe nur auf den Bauch iſt an-
gekommen, das zeiget der Apoſtel zur Erlaͤute-
rung damit an, wenn er dazu ſetzet, daß ſie mit
ihnen, den Glaͤubigen, alſo Mahlzeiten gehalten,
daß ſie ſich ſelbſt geweidet haben; und zwar
ohne Scheu; nemlich vor GOtt, und vor Men-
ſchen. So gar arg haben ſie es getrieben, bis
daß nemlich die rechtſchafnen, nach ihrer Entzie-
hung, mit Johanne 1 Joh. 2, 19 ſagen konten:
Sie ſind von uns ausgegangen, aber ſie
waren nicht von uns.
Und Paulus hat
von ſolchen 1 Cor. 5, 11 geſchrieben: So iemand
iſt, der ſich laͤßt einen Bruder nennen und
iſt ein Hurer, oder ein Geitziger, oder ein
Laͤſterer, oder ein Trunckenbold, oder ein
Raͤuber, mit dem ſolt ihr auch nicht eſſen.

Das ſich ſelbſt weiden iſt ſonſt der Bauch-Die-
ner und Mietlinge ihre Art uͤberhaupt Roͤm. 15,
17. 18. Phil. 3, 19.

3. Daß ſie mit Wolcken ohne Waſſer,
die vom Winde umgetrieben ſind, verglichen wer-
den, damit wird angezeiget theils ihr Stoltz nach
welchem ſie ſind μετεωριζόμενοι, die hoch herfahren,
und dabey ihre Pralerey, da ſie, wie die finſtern
Wolcken, die zwar Waſſer verheiſſen, es aber, da
ſie vom Winde umgetrieben werden, nicht geben,
viel von Geheimniſſen und von hoher Erkenntniß
redeten, daher auch hernach Gnoſtici genennet
wurden, aber nichts weniger in ſich hatten und lei-
ſteten, ſondern die Seelen in der Duͤrre ſchmach-
ten lieſſen: theils ihre Leichtſinnigkeit, bey wel-
cher ſie in aller Heucheley und Unbeſtaͤndigkeit
von der Macht ihrer unreinen und wilden Affe-
ct
en umgetrieben wurden, nicht anders, als die
Wolcken vom ſtarcken Winde. Da das Waſ-
ſer in der heiligen Schrift eine Figur des Heiligen
Geiſtes iſt Jeſ. 12, 3. c. 44, 3. Jer. 2, 13. Joh. 7,
38. ſo ſind ſolche Jrrgeiſter Wolcken ohne Waſ-
ſer, das iſt Lehrer ohne Salbung des Heiligen
Geiſtes, und dagegen vom leeren Winde ihrer
ſchaͤndlichen Eigenliebe aufgeblaſen.

4. Sie werden ferner verglichen mit kah-
len unfruchtbaren Baͤumen,
die zweymal
erſtorben
und ausgewurtzelt ſind. Welche
Worte im Griechiſchen, zur Anzeigung einer
gerechten Mißbilligung, ohne das Verbindungs-
[Spaltenumbruch] Woͤrtlein und geſetzet ſind. Welches auch
bey den Worten des folgenden Verſes zu mer-
cken iſt.

a. Baͤume waren ſie zwar zuvorderſt nach der
Schoͤpfung und Erhaltung; und nach der
Erloͤſung und Heiligung konnten und ſolten
ſie ſolche Baͤume ſeyn, die an den Waſſer-
baͤchen gepflantzet ſind und ihre Fruͤchte brin-
gen zu ihrer Zeit Pſ. 1, 3. ſie mochten auch wol
zum Theil ſolche anfangs geworden ſeyn, oder
doch zum wenigſten an ihre Wurtzel, oder
Seelen-Kraͤfte einigen Saft bekommen ha-
ben; wie ſich denn GOTT ihnen nicht wird
haben unbezeuget gelaſſen.
b. Sie waren aber kahle Baͤume: δένδρα φϑι-
νοπωρινὰ, Baͤume, welche zwar anfangs eini-
ge Fruͤchte zeigen, aber, weil ſie ohne Saft
ſind, auch keinen guten Boden haben, an ih-
ren Blaͤttern verwelcken und ihre Fruͤchte vor
der Zeit abfallen laſſen.
c. Folglich waren ſie unfruchtbar, und dabey
aͤrger, als die, welche auſſerhalb des Gartens
der Chriſtlichen Kirche im abgoͤttiſchen Hey-
denthum, oder unglaͤubigen Judenthum, ſtun-
den, und daher auch nicht einmal eine Hoff-
nung der Fruchtbringung in ſolchem ihrem
beharrlichen Zuſtande von ſich erweckten.
Denn anfangs gruͤnen und bluͤhen, aber her-
nach ohne alle Frucht bleiben, iſt der Appli-
cation
nach viel unanſtaͤndiger, als nicht ein-
mal fuͤr tragbar angeſehen werden.
d. Sie waren zweymal erſtorben: das er-
ſtemal von Natur, nach welcher ſie mit allen
andern Menſchen todt waren in Suͤnden
Eph. 2, 1. Das andere mal durch den Ruͤck-
fall
aus dem Stande der Gnaden, oder doch
aus einem ſolchen Anfange davon, dadurch ſie
bereits, vermoͤge der anklopfenden und er-
worbenden Gnade, zu einiger geiſtlichen Le-
bens-Kraft gekommen und alſo ſolchen Baͤu-
men gleich gemachet waren, welche aus einem
unfruchtbaren Boden, darinn ſie ſchon wie er-
ſtorben waren, in einen fruchtbaren verſetzet
werden, aber in demſelben nicht unter ſich
wurtzeln, und daher auch darinn verdor-
ren. Was ſich dißfals in der protaſi,
nicht findet, das hat die apodoſis, oder ap-
plication.
Von ſolchen zweymal erſtorbe-
nen heißt es 2 Petr. 2, 19. 20. So ſie ent-
flohen ſind dem Unflat der Welt durch
die Erkenntniß des HErrn und Heylan-
des JEſu Chriſti, werden aber wieder-
um in dieſelbigen geflochten und uͤber-
wunden, iſt mit ihnen das letzte aͤrger
worden, denn das erſte.
u. f. Siehe auch
Matth. 12, 45. Welcher andere Tod den
ewigen, der mit einem beſondern Nachdruck
der andere genennet wird Offenb. 20, 6. 14.
nach ſich zu ziehen pfleget; ſintemal bey ſol-
chen Leuten gemeiniglich keine Bekehrung
aufs neue ſtatt findet; zumal wenn ſie nicht
ſo wol ſind verfuͤhrete, als Verfuͤhrer, wel-
che die Suͤnde zum Tode, oder wider den
Heiligen Geiſt, begehen. 1 Joh. 5, 16. Hebr.
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e. Sie
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[776/0776] Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 13. Anmerckungen. 1. Ἀγάπαι, Liebesmaͤhler, waren ſolche Handlungen, da man nach dem Bande Bruͤ- derlicher Liebe zuſammen kam, ſonderlich gegen den Abend, von dem, was die Wohlhabenden mit gebracht hatten, mit einander in der Furcht GOt- tes gar maͤßig aß und tranck, und ſolche Mahlzeit, nachdem Exempel Chriſti und ſeiner Juͤnger, mit dem heiligen Abendmahl beſchloße. Da ſich nun hiebey ſchon zu Pauli Zeiten in der Corinthiſchen Kirche einige Unordnung gefunden hatte 1 Cor. 11, 12. ſo war dieſe einiger Orten hernach noch groͤſſer worden, ſonderlich dadurch, daß ſich da- bey die verfuͤhriſchen Lehrer, davon Petrus und Judas handelen, alſo mit eingefunden haben, daß ſie dabey andern nur aͤrgerlich und rechte Schand-Flecke geweſen ſind. 2. Und daß es bey ihnen anſtatt der geiſtli- chen Seelen-Speiſe nur auf den Bauch iſt an- gekommen, das zeiget der Apoſtel zur Erlaͤute- rung damit an, wenn er dazu ſetzet, daß ſie mit ihnen, den Glaͤubigen, alſo Mahlzeiten gehalten, daß ſie ſich ſelbſt geweidet haben; und zwar ohne Scheu; nemlich vor GOtt, und vor Men- ſchen. So gar arg haben ſie es getrieben, bis daß nemlich die rechtſchafnen, nach ihrer Entzie- hung, mit Johanne 1 Joh. 2, 19 ſagen konten: Sie ſind von uns ausgegangen, aber ſie waren nicht von uns. Und Paulus hat von ſolchen 1 Cor. 5, 11 geſchrieben: So iemand iſt, der ſich laͤßt einen Bruder nennen und iſt ein Hurer, oder ein Geitziger, oder ein Laͤſterer, oder ein Trunckenbold, oder ein Raͤuber, mit dem ſolt ihr auch nicht eſſen. Das ſich ſelbſt weiden iſt ſonſt der Bauch-Die- ner und Mietlinge ihre Art uͤberhaupt Roͤm. 15, 17. 18. Phil. 3, 19. 3. Daß ſie mit Wolcken ohne Waſſer, die vom Winde umgetrieben ſind, verglichen wer- den, damit wird angezeiget theils ihr Stoltz nach welchem ſie ſind μετεωριζόμενοι, die hoch herfahren, und dabey ihre Pralerey, da ſie, wie die finſtern Wolcken, die zwar Waſſer verheiſſen, es aber, da ſie vom Winde umgetrieben werden, nicht geben, viel von Geheimniſſen und von hoher Erkenntniß redeten, daher auch hernach Gnoſtici genennet wurden, aber nichts weniger in ſich hatten und lei- ſteten, ſondern die Seelen in der Duͤrre ſchmach- ten lieſſen: theils ihre Leichtſinnigkeit, bey wel- cher ſie in aller Heucheley und Unbeſtaͤndigkeit von der Macht ihrer unreinen und wilden Affe- cten umgetrieben wurden, nicht anders, als die Wolcken vom ſtarcken Winde. Da das Waſ- ſer in der heiligen Schrift eine Figur des Heiligen Geiſtes iſt Jeſ. 12, 3. c. 44, 3. Jer. 2, 13. Joh. 7, 38. ſo ſind ſolche Jrrgeiſter Wolcken ohne Waſ- ſer, das iſt Lehrer ohne Salbung des Heiligen Geiſtes, und dagegen vom leeren Winde ihrer ſchaͤndlichen Eigenliebe aufgeblaſen. 4. Sie werden ferner verglichen mit kah- len unfruchtbaren Baͤumen, die zweymal erſtorben und ausgewurtzelt ſind. Welche Worte im Griechiſchen, zur Anzeigung einer gerechten Mißbilligung, ohne das Verbindungs- Woͤrtlein und geſetzet ſind. Welches auch bey den Worten des folgenden Verſes zu mer- cken iſt. a. Baͤume waren ſie zwar zuvorderſt nach der Schoͤpfung und Erhaltung; und nach der Erloͤſung und Heiligung konnten und ſolten ſie ſolche Baͤume ſeyn, die an den Waſſer- baͤchen gepflantzet ſind und ihre Fruͤchte brin- gen zu ihrer Zeit Pſ. 1, 3. ſie mochten auch wol zum Theil ſolche anfangs geworden ſeyn, oder doch zum wenigſten an ihre Wurtzel, oder Seelen-Kraͤfte einigen Saft bekommen ha- ben; wie ſich denn GOTT ihnen nicht wird haben unbezeuget gelaſſen. b. Sie waren aber kahle Baͤume: δένδρα φϑι- νοπωρινὰ, Baͤume, welche zwar anfangs eini- ge Fruͤchte zeigen, aber, weil ſie ohne Saft ſind, auch keinen guten Boden haben, an ih- ren Blaͤttern verwelcken und ihre Fruͤchte vor der Zeit abfallen laſſen. c. Folglich waren ſie unfruchtbar, und dabey aͤrger, als die, welche auſſerhalb des Gartens der Chriſtlichen Kirche im abgoͤttiſchen Hey- denthum, oder unglaͤubigen Judenthum, ſtun- den, und daher auch nicht einmal eine Hoff- nung der Fruchtbringung in ſolchem ihrem beharrlichen Zuſtande von ſich erweckten. Denn anfangs gruͤnen und bluͤhen, aber her- nach ohne alle Frucht bleiben, iſt der Appli- cation nach viel unanſtaͤndiger, als nicht ein- mal fuͤr tragbar angeſehen werden. d. Sie waren zweymal erſtorben: das er- ſtemal von Natur, nach welcher ſie mit allen andern Menſchen todt waren in Suͤnden Eph. 2, 1. Das andere mal durch den Ruͤck- fall aus dem Stande der Gnaden, oder doch aus einem ſolchen Anfange davon, dadurch ſie bereits, vermoͤge der anklopfenden und er- worbenden Gnade, zu einiger geiſtlichen Le- bens-Kraft gekommen und alſo ſolchen Baͤu- men gleich gemachet waren, welche aus einem unfruchtbaren Boden, darinn ſie ſchon wie er- ſtorben waren, in einen fruchtbaren verſetzet werden, aber in demſelben nicht unter ſich wurtzeln, und daher auch darinn verdor- ren. Was ſich dißfals in der protaſi, nicht findet, das hat die apodoſis, oder ap- plication. Von ſolchen zweymal erſtorbe- nen heißt es 2 Petr. 2, 19. 20. So ſie ent- flohen ſind dem Unflat der Welt durch die Erkenntniß des HErrn und Heylan- des JEſu Chriſti, werden aber wieder- um in dieſelbigen geflochten und uͤber- wunden, iſt mit ihnen das letzte aͤrger worden, denn das erſte. u. f. Siehe auch Matth. 12, 45. Welcher andere Tod den ewigen, der mit einem beſondern Nachdruck der andere genennet wird Offenb. 20, 6. 14. nach ſich zu ziehen pfleget; ſintemal bey ſol- chen Leuten gemeiniglich keine Bekehrung aufs neue ſtatt findet; zumal wenn ſie nicht ſo wol ſind verfuͤhrete, als Verfuͤhrer, wel- che die Suͤnde zum Tode, oder wider den Heiligen Geiſt, begehen. 1 Joh. 5, 16. Hebr. 6, 4. 5. 6. e. Sie

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/776>, abgerufen am 27.11.2024.