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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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V. 10-13. des Briefes Judä.
[Spaltenumbruch] theils ausserhalb der christlichen Kirche nur dem
blossen Lichte der Natur folgen, und daher als wie
bey dem Monden-Schein in der Nacht wande-
len. Drittens bestialische, oder solche, welche
den unvernünftigen Thieren darinnen nicht allein
gleich sind, daß sie nicht nach der Vernunft, son-
dern nur blos nach dem sinnlichen Triebe ihrer
viehischen Begierden leben, sondern auch noch
viel tiefer verfallen, und darinnen, was jene zu ih-
rer Unterhaltung mäßiglich gebrauchen, in aller
Unordnung und Ubermasse zu ihrem eignen, nicht
allein geistlichen und ewigen, sondern auch zeitli-
chen und leiblichen Verderben richten. Welches
denn gewiß ein recht jämmerlicher Zustand ist.

5. Daß aber der Mensch noch viel tiefer
verfallen und überviehisch werden könne, auch
würcklich werde, das kömmt sonderlich daher, weil
er eine unsterbliche Seele hat, die Thiere aber nicht.
Denn da die Thiere bey Ermangelung einer ver-
nünftigen Seele mit ihren Sinnen nicht weiter
gehen, als es die Unterhaltung ihres Lebens und
Geschlechts erfordert, ihrer Natur auch von dem
weisesten Schöpfer kein mehrer Trieb eingepflan-
tzet ist: so gehen ruchlose Menschen nicht allein
ihrem sinnlichen Triebe nach wie die Thiere, son-
dern sie führen auch alle ihre Seelen-Kräfte, die
sie in GOtt und göttliche Dinge einführen solten,
auch damit sättigen und beruhigen könnten, auf
die den Sinnen vorkommende Dinge. Da sie
denn nun nicht allein mit ihrer blos sinnlichen,
sondern auch vernünftigen Seelen-Kraft und
Begierde gantz unvernünftig auf sinnliche Dinge
fallen, so ist der Anfall darauf viel heftiger und
stärcker, und daher auch der Verfall soviel grösser
und ärger, soviel weniger die unsterbliche Seele
dadurch zur Beruhigung kan gesättiget und ver-
gnüget werden, sondern dagegen Lust durch Lust,
Verderben durch Verderben, nur gehäufet wird.

V. 11.

Wehe ihnen. Denn sie gehen (sind
schon gegangen) den Weg ein, und fallen
(sind schon gefallen, exekhuthesan, sind gleichsam
wie ein ausgegossenes Wasser dahin gefahren,
und haben sich ausgebreitet, ohne sich zurücke hal-
ten zu lassen) in den Jrrthum Balaams um
Gewinns Willen, und kommen um
(sind
umgekommen, werden gewiß ewig umkommen.
Gleichwie sie sich schon itzo ein geistliches und zeit-
liches Verderben zugezogen haben.) in der Auf-
ruhr Korä.

Anmerckungen.

1. Alhier finden wir die Sünden und die
Strafe der verführischen Menschen. Der Stra-
fe
gedencket der Apostel mit dem ausgerufenen
Wehe zu erst, und zeiget darauf die Ursache an,
welche in den Sünden lieget. Es muß dem-
nach ein Evangelist zu rechter Zeit, wenn und
wie es der Zustand gewisser Person erfordert,
auch ein ernstlicher Gesetzprediger seyn; wie un-
ser Heyland, ob er gleich die Liebe selbst war,
gewesen ist; als wir unter andern sehen Matth.
11, 21. c. 23, 23. 25, 27. 29

2. Der Sünde nach werden die Heillo-
[Spaltenumbruch] sen Menschen verglichen mit Cain und Balaam,
oder Bileam, und mit Kora und seiner aufrühri-
schen Rotte.

a. Der Jrrweg Cains bestunde sonderlich,
was die Application auf die Zeiten Judä be-
trift, darinnen:
a. Daß er ohne den innerlichen GOTT im
Geiste und in der Wahrheit zu leistenden
Dienst sich mit seinem Opfer nur äusserlich
zum GOttes Dienste hielte.
b. Daß, da er, wo nicht allemal mit Wor-
ten, doch mit der That, von seinem from-
men Bruder, dem Abel, seiner Gottlosigkeit
wegen bestrafet wurde, er ihn hassete, verfol-
gete und endlich gar tödtete 1 B. Mos. 4. Joh.
3, 12. Also waren auch diese Menschen bey
ihrer Bekäntniß zu der Christlichen Religion
Feinde GOttes, und seines wahren Dien-
stes, auch seiner Knechte und Kinder; und
dazu unstätt und flüchtig, welche bald hie,
bald da herum schweifeten, und, unter dem
vorgegebnen Apostolischen Beruf, die Ge-
meinen GOTTes ärgerten und beunruhig-
ten.
b. Der Jrrthum, oder Jrrweg Balaams
hatte diese Beschaffenheit:
a. Daß er zwar die Wahrheit erkannt hatte,
aber bey derselben nicht geblieben, und daher
ein falscher Prophet worden war, und doch
den Schein eines wahren Propheten hatte.
b. Daß er dem Geitze ergeben war, und sich
durch die Begierde zeitlicher Güter bethören
und zu schädlichen Auschlägen verleiten ließ.
g. Daß nach seinem bösen Rathe die Kinder
Jsrael zum Götzen-Dienste, und bey Ver-
anlassung desselben, als einer geistlichen Hu-
rerey, sich auch zur leiblichen verführen liessen.
4 B. Mos. 22. 23. 24. c. 25, 1. c. 31, 8, 16. 2 Pet.
2, 15. 16.
c. Der verderbliche Widerspruch und Aufruhr
Kora und seines Anhanges bestunde nach 4 B.
Mos. 16. darinnen, daß sie sich dem Priester-
thum Aarons widersetzten, und also ein Vor-
bild waren von denen, welche sich dem durch
Aarons Priesterthum vorgebildeten Hohen-
priesterlichen Mittler-Amt Christi also entge-
gen setzten, daß sie es der rechten Kraft nach und
damit ihn selbst verleugneten, da sie die Erlö-
sungs-Gnade auf Muthwillen zogen, nach v. 4.
daher sie denn auch billig mit jenen umkom-
men; als die über sich selbst eine schnelle Ver-
dammniß ziehen. 2 Pet. 2, 1, 2.
V. 12. 13.

Diese Unfläter prassen von euren
Allmosen ohne Scheu
(Gr. sind in euren Lie-
besmahlen Schand-Flecken) weiden sich
selbst, sie sind Wolcken ohne Wasser, von
dem Winde umgetrieben, kahle unfrucht-
bare Bäume, zweymal erstorben und aus-
gewurtzelt: Wilde Wellen des Meeres,
die ihre eigene Schande ausschäumen, ir-
rige Sterne, welchen behalten ist das dun-
ckel der Finsterniß in Ewigkeit.

Anmer-
E e e e e 3

V. 10-13. des Briefes Judaͤ.
[Spaltenumbruch] theils auſſerhalb der chriſtlichen Kirche nur dem
bloſſen Lichte der Natur folgen, und daher als wie
bey dem Monden-Schein in der Nacht wande-
len. Drittens beſtialiſche, oder ſolche, welche
den unvernuͤnftigen Thieren darinnen nicht allein
gleich ſind, daß ſie nicht nach der Vernunft, ſon-
dern nur blos nach dem ſinnlichen Triebe ihrer
viehiſchen Begierden leben, ſondern auch noch
viel tiefer verfallen, und darinnen, was jene zu ih-
rer Unterhaltung maͤßiglich gebrauchen, in aller
Unordnung und Ubermaſſe zu ihrem eignen, nicht
allein geiſtlichen und ewigen, ſondern auch zeitli-
chen und leiblichen Verderben richten. Welches
denn gewiß ein recht jaͤmmerlicher Zuſtand iſt.

5. Daß aber der Menſch noch viel tiefer
verfallen und uͤberviehiſch werden koͤnne, auch
wuͤrcklich werde, das koͤmmt ſonderlich daher, weil
er eine unſterbliche Seele hat, die Thieꝛe aber nicht.
Denn da die Thiere bey Ermangelung einer ver-
nuͤnftigen Seele mit ihren Sinnen nicht weiter
gehen, als es die Unterhaltung ihres Lebens und
Geſchlechts erfordert, ihrer Natur auch von dem
weiſeſten Schoͤpfer kein mehrer Trieb eingepflan-
tzet iſt: ſo gehen ruchloſe Menſchen nicht allein
ihrem ſinnlichen Triebe nach wie die Thiere, ſon-
dern ſie fuͤhren auch alle ihre Seelen-Kraͤfte, die
ſie in GOtt und goͤttliche Dinge einfuͤhren ſolten,
auch damit ſaͤttigen und beruhigen koͤnnten, auf
die den Sinnen vorkommende Dinge. Da ſie
denn nun nicht allein mit ihrer blos ſinnlichen,
ſondern auch vernuͤnftigen Seelen-Kraft und
Begierde gantz unvernuͤnftig auf ſinnliche Dinge
fallen, ſo iſt der Anfall darauf viel heftiger und
ſtaͤrcker, und daher auch der Verfall ſoviel groͤſſer
und aͤrger, ſoviel weniger die unſterbliche Seele
dadurch zur Beruhigung kan geſaͤttiget und ver-
gnuͤget werden, ſondern dagegen Luſt durch Luſt,
Verderben durch Verderben, nur gehaͤufet wird.

V. 11.

Wehe ihnen. Denn ſie gehen (ſind
ſchon gegangen) den Weg ein, und fallen
(ſind ſchon gefallen, ἐξεχύϑησαν, ſind gleichſam
wie ein ausgegoſſenes Waſſer dahin gefahren,
und haben ſich ausgebreitet, ohne ſich zuruͤcke hal-
ten zu laſſen) in den Jrrthum Balaams um
Gewinns Willen, und kommen um
(ſind
umgekommen, werden gewiß ewig umkommen.
Gleichwie ſie ſich ſchon itzo ein geiſtliches und zeit-
liches Verderben zugezogen haben.) in der Auf-
ruhr Koraͤ.

Anmerckungen.

1. Alhier finden wir die Suͤnden und die
Strafe der verfuͤhriſchen Menſchen. Der Stra-
fe
gedencket der Apoſtel mit dem ausgerufenen
Wehe zu erſt, und zeiget darauf die Urſache an,
welche in den Suͤnden lieget. Es muß dem-
nach ein Evangeliſt zu rechter Zeit, wenn und
wie es der Zuſtand gewiſſer Perſon erfordert,
auch ein ernſtlicher Geſetzprediger ſeyn; wie un-
ſer Heyland, ob er gleich die Liebe ſelbſt war,
geweſen iſt; als wir unter andern ſehen Matth.
11, 21. c. 23, 23. 25, 27. 29

2. Der Suͤnde nach werden die Heillo-
[Spaltenumbruch] ſen Menſchen verglichen mit Cain und Balaam,
oder Bileam, und mit Kora und ſeiner aufruͤhri-
ſchen Rotte.

a. Der Jrrweg Cains beſtunde ſonderlich,
was die Application auf die Zeiten Judaͤ be-
trift, darinnen:
α. Daß er ohne den innerlichen GOTT im
Geiſte und in der Wahrheit zu leiſtenden
Dienſt ſich mit ſeinem Opfer nur aͤuſſerlich
zum GOttes Dienſte hielte.
β. Daß, da er, wo nicht allemal mit Wor-
ten, doch mit der That, von ſeinem from-
men Bruder, dem Abel, ſeiner Gottloſigkeit
wegen beſtrafet wurde, er ihn haſſete, verfol-
gete und endlich gaꝛ toͤdtete 1 B. Moſ. 4. Joh.
3, 12. Alſo waren auch dieſe Menſchen bey
ihrer Bekaͤntniß zu der Chriſtlichen Religion
Feinde GOttes, und ſeines wahren Dien-
ſtes, auch ſeiner Knechte und Kinder; und
dazu unſtaͤtt und fluͤchtig, welche bald hie,
bald da herum ſchweifeten, und, unter dem
vorgegebnen Apoſtoliſchen Beruf, die Ge-
meinen GOTTes aͤrgerten und beunruhig-
ten.
b. Der Jrrthum, oder Jrrweg Balaams
hatte dieſe Beſchaffenheit:
α. Daß er zwar die Wahrheit erkannt hatte,
aber bey derſelben nicht geblieben, und daher
ein falſcher Prophet worden war, und doch
den Schein eines wahren Propheten hatte.
β. Daß er dem Geitze ergeben war, und ſich
durch die Begierde zeitlicher Guͤter bethoͤren
und zu ſchaͤdlichen Auſchlaͤgen verleiten ließ.
γ. Daß nach ſeinem boͤſen Rathe die Kinder
Jſrael zum Goͤtzen-Dienſte, und bey Ver-
anlaſſung deſſelben, als einer geiſtlichen Hu-
rerey, ſich auch zur leiblichen verfuͤhren lieſſen.
4 B. Moſ. 22. 23. 24. c. 25, 1. c. 31, 8, 16. 2 Pet.
2, 15. 16.
c. Der verderbliche Widerſpruch und Aufruhr
Kora und ſeines Anhanges beſtunde nach 4 B.
Moſ. 16. darinnen, daß ſie ſich dem Prieſter-
thum Aarons widerſetzten, und alſo ein Vor-
bild waren von denen, welche ſich dem durch
Aarons Prieſterthum vorgebildeten Hohen-
prieſterlichen Mittler-Amt Chriſti alſo entge-
gen ſetzten, daß ſie es der rechten Kraft nach und
damit ihn ſelbſt verleugneten, da ſie die Erloͤ-
ſungs-Gnade auf Muthwillen zogen, nach v. 4.
daher ſie denn auch billig mit jenen umkom-
men; als die uͤber ſich ſelbſt eine ſchnelle Ver-
dammniß ziehen. 2 Pet. 2, 1, 2.
V. 12. 13.

Dieſe Unflaͤter praſſen von euren
Allmoſen ohne Scheu
(Gr. ſind in euren Lie-
besmahlen Schand-Flecken) weiden ſich
ſelbſt, ſie ſind Wolcken ohne Waſſer, von
dem Winde umgetrieben, kahle unfrucht-
bare Baͤume, zweymal erſtorben und aus-
gewurtzelt: Wilde Wellen des Meeres,
die ihre eigene Schande ausſchaͤumen, ir-
rige Sterne, welchen behalten iſt das dun-
ckel der Finſterniß in Ewigkeit.

Anmer-
E e e e e 3
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[775/0775] V. 10-13. des Briefes Judaͤ. theils auſſerhalb der chriſtlichen Kirche nur dem bloſſen Lichte der Natur folgen, und daher als wie bey dem Monden-Schein in der Nacht wande- len. Drittens beſtialiſche, oder ſolche, welche den unvernuͤnftigen Thieren darinnen nicht allein gleich ſind, daß ſie nicht nach der Vernunft, ſon- dern nur blos nach dem ſinnlichen Triebe ihrer viehiſchen Begierden leben, ſondern auch noch viel tiefer verfallen, und darinnen, was jene zu ih- rer Unterhaltung maͤßiglich gebrauchen, in aller Unordnung und Ubermaſſe zu ihrem eignen, nicht allein geiſtlichen und ewigen, ſondern auch zeitli- chen und leiblichen Verderben richten. Welches denn gewiß ein recht jaͤmmerlicher Zuſtand iſt. 5. Daß aber der Menſch noch viel tiefer verfallen und uͤberviehiſch werden koͤnne, auch wuͤrcklich werde, das koͤmmt ſonderlich daher, weil er eine unſterbliche Seele hat, die Thieꝛe aber nicht. Denn da die Thiere bey Ermangelung einer ver- nuͤnftigen Seele mit ihren Sinnen nicht weiter gehen, als es die Unterhaltung ihres Lebens und Geſchlechts erfordert, ihrer Natur auch von dem weiſeſten Schoͤpfer kein mehrer Trieb eingepflan- tzet iſt: ſo gehen ruchloſe Menſchen nicht allein ihrem ſinnlichen Triebe nach wie die Thiere, ſon- dern ſie fuͤhren auch alle ihre Seelen-Kraͤfte, die ſie in GOtt und goͤttliche Dinge einfuͤhren ſolten, auch damit ſaͤttigen und beruhigen koͤnnten, auf die den Sinnen vorkommende Dinge. Da ſie denn nun nicht allein mit ihrer blos ſinnlichen, ſondern auch vernuͤnftigen Seelen-Kraft und Begierde gantz unvernuͤnftig auf ſinnliche Dinge fallen, ſo iſt der Anfall darauf viel heftiger und ſtaͤrcker, und daher auch der Verfall ſoviel groͤſſer und aͤrger, ſoviel weniger die unſterbliche Seele dadurch zur Beruhigung kan geſaͤttiget und ver- gnuͤget werden, ſondern dagegen Luſt durch Luſt, Verderben durch Verderben, nur gehaͤufet wird. V. 11. Wehe ihnen. Denn ſie gehen (ſind ſchon gegangen) den Weg ein, und fallen (ſind ſchon gefallen, ἐξεχύϑησαν, ſind gleichſam wie ein ausgegoſſenes Waſſer dahin gefahren, und haben ſich ausgebreitet, ohne ſich zuruͤcke hal- ten zu laſſen) in den Jrrthum Balaams um Gewinns Willen, und kommen um (ſind umgekommen, werden gewiß ewig umkommen. Gleichwie ſie ſich ſchon itzo ein geiſtliches und zeit- liches Verderben zugezogen haben.) in der Auf- ruhr Koraͤ. Anmerckungen. 1. Alhier finden wir die Suͤnden und die Strafe der verfuͤhriſchen Menſchen. Der Stra- fe gedencket der Apoſtel mit dem ausgerufenen Wehe zu erſt, und zeiget darauf die Urſache an, welche in den Suͤnden lieget. Es muß dem- nach ein Evangeliſt zu rechter Zeit, wenn und wie es der Zuſtand gewiſſer Perſon erfordert, auch ein ernſtlicher Geſetzprediger ſeyn; wie un- ſer Heyland, ob er gleich die Liebe ſelbſt war, geweſen iſt; als wir unter andern ſehen Matth. 11, 21. c. 23, 23. 25, 27. 29 2. Der Suͤnde nach werden die Heillo- ſen Menſchen verglichen mit Cain und Balaam, oder Bileam, und mit Kora und ſeiner aufruͤhri- ſchen Rotte. a. Der Jrrweg Cains beſtunde ſonderlich, was die Application auf die Zeiten Judaͤ be- trift, darinnen: α. Daß er ohne den innerlichen GOTT im Geiſte und in der Wahrheit zu leiſtenden Dienſt ſich mit ſeinem Opfer nur aͤuſſerlich zum GOttes Dienſte hielte. β. Daß, da er, wo nicht allemal mit Wor- ten, doch mit der That, von ſeinem from- men Bruder, dem Abel, ſeiner Gottloſigkeit wegen beſtrafet wurde, er ihn haſſete, verfol- gete und endlich gaꝛ toͤdtete 1 B. Moſ. 4. Joh. 3, 12. Alſo waren auch dieſe Menſchen bey ihrer Bekaͤntniß zu der Chriſtlichen Religion Feinde GOttes, und ſeines wahren Dien- ſtes, auch ſeiner Knechte und Kinder; und dazu unſtaͤtt und fluͤchtig, welche bald hie, bald da herum ſchweifeten, und, unter dem vorgegebnen Apoſtoliſchen Beruf, die Ge- meinen GOTTes aͤrgerten und beunruhig- ten. b. Der Jrrthum, oder Jrrweg Balaams hatte dieſe Beſchaffenheit: α. Daß er zwar die Wahrheit erkannt hatte, aber bey derſelben nicht geblieben, und daher ein falſcher Prophet worden war, und doch den Schein eines wahren Propheten hatte. β. Daß er dem Geitze ergeben war, und ſich durch die Begierde zeitlicher Guͤter bethoͤren und zu ſchaͤdlichen Auſchlaͤgen verleiten ließ. γ. Daß nach ſeinem boͤſen Rathe die Kinder Jſrael zum Goͤtzen-Dienſte, und bey Ver- anlaſſung deſſelben, als einer geiſtlichen Hu- rerey, ſich auch zur leiblichen verfuͤhren lieſſen. 4 B. Moſ. 22. 23. 24. c. 25, 1. c. 31, 8, 16. 2 Pet. 2, 15. 16. c. Der verderbliche Widerſpruch und Aufruhr Kora und ſeines Anhanges beſtunde nach 4 B. Moſ. 16. darinnen, daß ſie ſich dem Prieſter- thum Aarons widerſetzten, und alſo ein Vor- bild waren von denen, welche ſich dem durch Aarons Prieſterthum vorgebildeten Hohen- prieſterlichen Mittler-Amt Chriſti alſo entge- gen ſetzten, daß ſie es der rechten Kraft nach und damit ihn ſelbſt verleugneten, da ſie die Erloͤ- ſungs-Gnade auf Muthwillen zogen, nach v. 4. daher ſie denn auch billig mit jenen umkom- men; als die uͤber ſich ſelbſt eine ſchnelle Ver- dammniß ziehen. 2 Pet. 2, 1, 2. V. 12. 13. Dieſe Unflaͤter praſſen von euren Allmoſen ohne Scheu (Gr. ſind in euren Lie- besmahlen Schand-Flecken) weiden ſich ſelbſt, ſie ſind Wolcken ohne Waſſer, von dem Winde umgetrieben, kahle unfrucht- bare Baͤume, zweymal erſtorben und aus- gewurtzelt: Wilde Wellen des Meeres, die ihre eigene Schande ausſchaͤumen, ir- rige Sterne, welchen behalten iſt das dun- ckel der Finſterniß in Ewigkeit. Anmer- E e e e e 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/775>, abgerufen am 23.11.2024.