Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 4. v. 3-6. des ersten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] und grossen verstehet, davon Paulus 2 Thess. 2.
und Johannes in der Offenbarung c. 13. handelt;
den Geist des Widerchrists aber von dem wi-
derchristischen Sinn, nach welchem schon zu Jo-
hannis Zeiten viele falsche Lehrer zu Widerchristen
worden waren.

V. 4.

Kindlein, ihr seyd von GOTT (aus
GOtt geboren und nach GOtt gesinnet) und
habet jene
(die vorhergedachten widerchristi-
schen Geister) überwunden (also daß ihr euch
von ihnen nicht habet verführen lassen.) Denn
der in euch ist
(GOtt) ist grösser (und also
auch stärcker) denn der in der Welt (und in
den Welt-Kindern) ist (der arge Satan, in
welchem die gantze Welt lieget.)

Anmerckungen.

1. Johannes giebt den Gläubigen das
Zeugniß, daß sie von GOtt seynd, nemlich wie-
dergeboren, wodurch sie ohn Zweifel nicht wenig
sind ermuntert worden: wie denn eine wahrhaf-
tige Bezeugung von des andern seinem Gnaden-
Stande zur Ermunterung oft nöthig, oder doch
sehr nützlich ist; dergleichen wir auch in allen
Apostolischen Briefen finden.

2. Der Character der Wiedergeburt war
bey den Gläubigen in dem Sieg, da sie die Anti-
christischen Geister überwunden hatten. Wor-
aus man siehet, daß ihnen von jenen muß sehr
seyn zugesetzet worden; aber ohne Nachtheil:
Dannenhero sie zum fernern siegreichen Streite
ermuntert werden. Das Gegentheil, nemlich
von den überwundenen, welche sich wieder in die
Welt einflechten lassen, sehe man 2 Pet. 2, 19.
20. 21.

3. Aller Sieg aber kömmt von GOtt, und
zwar in der Ordnung der göttlichen Wiederge-
burt und Einwohnung: als welche beyde Haupt-
Wohlthaten der Apostel mit einander verbindet;
wie denn auch die Wiedergeburt sich durch die
göttliche Einwohnung, und diese durch die Stär-
ckung, erweiset.

4. Daß sich GOtt in seinen Kindern viel
grösser und mächtiger zu ihrer Stärckung und
Bewahrung beweiset, als sich der Satan in den
Antichristischen Geistern zur Verführung reget,
das dienet ihnen zum grossen Trost, und kan ih-
nen einen freudigen Muth machen, daß sie sich
weder vor den vielen, noch vor den grossen und
mächtigen Anläufen fürchten dürfen.

5. Nachdem der Apostel gesaget hatte der
in euch ist:
so hätte darauf eigentlich folgen sol-
len: denn der in jenen, oder in ihnen ist: aber
an statt dessen sagt er: der in der Welt ist. Und
also nennet er die Verführer die Welt selbst, ih-
rer grossen Verderbniß wegen, in welcher sie nach
dem Laufe der argen Welt lagen. Man hat im
übrigen hierbey den Parallel-Ort zu mercken
2 Kön. 6, 16. Da der Prophet Elisa zu seinem
Diener, als er vor der Menge der die Stadt um-
gebenden Feinde erschrocken war, sagte: Fürch-
te dich nicht. Denn derer ist mehr, die bey uns
sind, denn derer, die bey ihnen sind.
Wor-
[Spaltenumbruch] auf GOtt dem Diener die Augen öffnete, daß er
gleichsam eine Wagenburg der heiligen Engel um
Elisam her sahe.

6. Der, der in der Welt ist, heißt sonst
der verführische Geist, der ausging, ein falscher
Geist zu seyn in aller Propheten Munde. 1 Kön.
22, 21. 22. Der Fürste dieser Welt, der nichts an
Christo und seinen Gliedern hat, sondern der ge-
richtet und überwunden ist. Joh. 12, 31. c. 14, 30.
c. 16, 11. Der GOtt dieser Welt, der der Ungläu-
bigen Sinne verblendet, daß sie nicht sehen das
helle und herrliche Licht des Evangelii. 2 Cor. 4,
4. der sein Werck hat in den Kindern des Unglau-
bens. Eph. 2, 2.

V. 5. 6.

Sie sind von der Welt, darum reden
sie von der Welt, und die Welt höret sie:
wir sind von GOtt, und wer GOtt erken-
net, der höret uns. Welcher nicht von
GOtt ist, der höret uns nicht. Daran er-
kennen wir den Geist der Wahrheit und den
Geist des Jrrthums.

Anmerckungen.

1. Wir finden alhier drey Stücke: erstlich
die Eigenschaft der verführischen Geister:
hernach die derselben entgegen stehende Beschaf-
fenheit
der wahren Gläubigen. Drittens
das daraus zu nehmende Kennzeichen des Geistes
der Wahrheit und des Jrrthums. Von dem
ersten Stücke ist folgendes zu erwegen:

a. Die Verführer sind von der Welt, das ist,
sie sind unbekehrte und irdisch-gesinnete Welt-
Kinder, welche gantz im Argen liegen c. 5, 19.
voller Augen-Lust, Fleisches-Lust und hof-
färtigen Wesens c. 2, 15. Denen der Bauch ihr
GOtt ist Röm. 16, 17. Phil. 3, 19. Die also
auch vom Argen, oder Kinder des Teufels sind
1 Joh. 3, 8. 10.
b. Die Verführer reden von der Welt. Sie
haben zwar auch von GOtt und göttlichen
Dingen geredet; als damit sie den Schein
wahrer Lehrer angenommen haben: aber solche
ihre Reden waren nicht allein in sehr vielen
Stücken unrichtig und irrig, also daß auch der
Sohn GOttes dadurch ist verleugnet worden
c. 2, 22. sondern sie waren auch mit eiteln Ge-
sprächen von irdischen Dingen also vermenget,
daß man wohl sahe, wovon ihr Hertz voll
war.
c. Es ist dieses ein gewisser Character unbekehr-
ter und fleischlich gesinneter Lehrer, daß sie
nicht allein in ihrem Lehr-Vortrag viel irdi-
sches und eiteles lassen mit unterlaufen, son-
dern daß sie auch, wenn sie ausser dem zu ihren
Zuhörern kommen, und mit ihnen umgehen,
von göttlichen Dingen entweder gar nicht,
oder nur bey gegebner Gelegenheit obenhin,
von irdischen Sachen aber gern und viel, auch
wohl ärgerlich, zum wenigsten in vieler Eitel-
keit und Leichtsinnigkeit, welche auch an sich
schon ärgerlich genug ist, reden, und daran
ihr Vergnügen bezeugen. Da denn, weß das
Hertz voll ist, der Mund übergehet. Siehe
ein
U u u u 2

Cap. 4. v. 3-6. des erſten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] und groſſen verſtehet, davon Paulus 2 Theſſ. 2.
und Johannes in der Offenbarung c. 13. handelt;
den Geiſt des Widerchriſts aber von dem wi-
derchriſtiſchen Sinn, nach welchem ſchon zu Jo-
hannis Zeiten viele falſche Lehrer zu Widerchriſten
worden waren.

V. 4.

Kindlein, ihr ſeyd von GOTT (aus
GOtt geboren und nach GOtt geſinnet) und
habet jene
(die vorhergedachten widerchriſti-
ſchen Geiſter) uͤberwunden (alſo daß ihr euch
von ihnen nicht habet verfuͤhren laſſen.) Denn
der in euch iſt
(GOtt) iſt groͤſſer (und alſo
auch ſtaͤrcker) denn der in der Welt (und in
den Welt-Kindern) iſt (der arge Satan, in
welchem die gantze Welt lieget.)

Anmerckungen.

1. Johannes giebt den Glaͤubigen das
Zeugniß, daß ſie von GOtt ſeynd, nemlich wie-
dergeboren, wodurch ſie ohn Zweifel nicht wenig
ſind ermuntert worden: wie denn eine wahrhaf-
tige Bezeugung von des andern ſeinem Gnaden-
Stande zur Ermunterung oft noͤthig, oder doch
ſehr nuͤtzlich iſt; dergleichen wir auch in allen
Apoſtoliſchen Briefen finden.

2. Der Character der Wiedergeburt war
bey den Glaͤubigen in dem Sieg, da ſie die Anti-
chriſtiſchen Geiſter uͤberwunden hatten. Wor-
aus man ſiehet, daß ihnen von jenen muß ſehr
ſeyn zugeſetzet worden; aber ohne Nachtheil:
Dannenhero ſie zum fernern ſiegreichen Streite
ermuntert werden. Das Gegentheil, nemlich
von den uͤberwundenen, welche ſich wieder in die
Welt einflechten laſſen, ſehe man 2 Pet. 2, 19.
20. 21.

3. Aller Sieg aber koͤmmt von GOtt, und
zwar in der Ordnung der goͤttlichen Wiederge-
burt und Einwohnung: als welche beyde Haupt-
Wohlthaten der Apoſtel mit einander verbindet;
wie denn auch die Wiedergeburt ſich durch die
goͤttliche Einwohnung, und dieſe durch die Staͤr-
ckung, erweiſet.

4. Daß ſich GOtt in ſeinen Kindern viel
groͤſſer und maͤchtiger zu ihrer Staͤrckung und
Bewahrung beweiſet, als ſich der Satan in den
Antichriſtiſchen Geiſtern zur Verfuͤhrung reget,
das dienet ihnen zum groſſen Troſt, und kan ih-
nen einen freudigen Muth machen, daß ſie ſich
weder vor den vielen, noch vor den groſſen und
maͤchtigen Anlaͤufen fuͤrchten duͤrfen.

5. Nachdem der Apoſtel geſaget hatte der
in euch iſt:
ſo haͤtte darauf eigentlich folgen ſol-
len: denn der in jenen, oder in ihnen iſt: aber
an ſtatt deſſen ſagt er: der in der Welt iſt. Und
alſo nennet er die Verfuͤhrer die Welt ſelbſt, ih-
rer groſſen Verderbniß wegen, in welcher ſie nach
dem Laufe der argen Welt lagen. Man hat im
uͤbrigen hierbey den Parallel-Ort zu mercken
2 Koͤn. 6, 16. Da der Prophet Eliſa zu ſeinem
Diener, als er vor der Menge der die Stadt um-
gebenden Feinde erſchrocken war, ſagte: Fuͤrch-
te dich nicht. Denn deꝛer iſt mehr, die bey uns
ſind, denn derer, die bey ihnen ſind.
Wor-
[Spaltenumbruch] auf GOtt dem Diener die Augen oͤffnete, daß er
gleichſam eine Wagenburg der heiligen Engel um
Eliſam her ſahe.

6. Der, der in der Welt iſt, heißt ſonſt
der verfuͤhriſche Geiſt, der ausging, ein falſcher
Geiſt zu ſeyn in aller Propheten Munde. 1 Koͤn.
22, 21. 22. Der Fuͤrſte dieſer Welt, der nichts an
Chriſto und ſeinen Gliedern hat, ſondern der ge-
richtet und uͤberwunden iſt. Joh. 12, 31. c. 14, 30.
c. 16, 11. Der GOtt dieſer Welt, der der Unglaͤu-
bigen Sinne verblendet, daß ſie nicht ſehen das
helle und herrliche Licht des Evangelii. 2 Cor. 4,
4. der ſein Werck hat in den Kindern des Unglau-
bens. Eph. 2, 2.

V. 5. 6.

Sie ſind von der Welt, darum reden
ſie von der Welt, und die Welt hoͤret ſie:
wir ſind von GOtt, und wer GOtt erken-
net, der hoͤret uns. Welcher nicht von
GOtt iſt, der hoͤret uns nicht. Daran er-
kennen wir den Geiſt der Wahrheit und den
Geiſt des Jrrthums.

Anmerckungen.

1. Wir finden alhier drey Stuͤcke: erſtlich
die Eigenſchaft der verfuͤhriſchen Geiſter:
hernach die derſelben entgegen ſtehende Beſchaf-
fenheit
der wahren Glaͤubigen. Drittens
das daraus zu nehmende Kennzeichen des Geiſtes
der Wahrheit und des Jrrthums. Von dem
erſten Stuͤcke iſt folgendes zu erwegen:

a. Die Verfuͤhrer ſind von der Welt, das iſt,
ſie ſind unbekehrte und irdiſch-geſinnete Welt-
Kinder, welche gantz im Argen liegen c. 5, 19.
voller Augen-Luſt, Fleiſches-Luſt und hof-
faͤrtigen Weſens c. 2, 15. Denen der Bauch ihr
GOtt iſt Roͤm. 16, 17. Phil. 3, 19. Die alſo
auch vom Argen, oder Kinder des Teufels ſind
1 Joh. 3, 8. 10.
b. Die Verfuͤhrer reden von der Welt. Sie
haben zwar auch von GOtt und goͤttlichen
Dingen geredet; als damit ſie den Schein
wahrer Lehrer angenommen haben: aber ſolche
ihre Reden waren nicht allein in ſehr vielen
Stuͤcken unrichtig und irrig, alſo daß auch der
Sohn GOttes dadurch iſt verleugnet worden
c. 2, 22. ſondern ſie waren auch mit eiteln Ge-
ſpraͤchen von irdiſchen Dingen alſo vermenget,
daß man wohl ſahe, wovon ihr Hertz voll
war.
c. Es iſt dieſes ein gewiſſer Character unbekehr-
ter und fleiſchlich geſinneter Lehrer, daß ſie
nicht allein in ihrem Lehr-Vortrag viel irdi-
ſches und eiteles laſſen mit unterlaufen, ſon-
dern daß ſie auch, wenn ſie auſſer dem zu ihren
Zuhoͤrern kommen, und mit ihnen umgehen,
von goͤttlichen Dingen entweder gar nicht,
oder nur bey gegebner Gelegenheit obenhin,
von irdiſchen Sachen aber gern und viel, auch
wohl aͤrgerlich, zum wenigſten in vieler Eitel-
keit und Leichtſinnigkeit, welche auch an ſich
ſchon aͤrgerlich genug iſt, reden, und daran
ihr Vergnuͤgen bezeugen. Da denn, weß das
Hertz voll iſt, der Mund uͤbergehet. Siehe
ein
U u u u 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0709" n="709"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 4. v. 3-6. des er&#x017F;ten Briefes Johannis.</hi></fw><lb/><cb/>
und gro&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;tehet, davon Paulus 2 The&#x017F;&#x017F;. 2.<lb/>
und Johannes in der Offenbarung c. 13. handelt;<lb/>
den Gei&#x017F;t des Widerchri&#x017F;ts aber von dem wi-<lb/>
derchri&#x017F;ti&#x017F;chen Sinn, nach welchem &#x017F;chon zu Jo-<lb/>
hannis Zeiten viele fal&#x017F;che Lehrer zu Widerchri&#x017F;ten<lb/>
worden waren.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 4.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Kindlein, ihr &#x017F;eyd von GOTT</hi> (aus<lb/>
GOtt geboren und nach GOtt ge&#x017F;innet) <hi rendition="#fr">und<lb/>
habet jene</hi> (die vorhergedachten widerchri&#x017F;ti-<lb/>
&#x017F;chen Gei&#x017F;ter) <hi rendition="#fr">u&#x0364;berwunden</hi> (al&#x017F;o daß ihr euch<lb/>
von ihnen nicht habet verfu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en.) <hi rendition="#fr">Denn<lb/>
der in euch i&#x017F;t</hi> (GOtt) <hi rendition="#fr">i&#x017F;t gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er</hi> (und al&#x017F;o<lb/>
auch &#x017F;ta&#x0364;rcker) <hi rendition="#fr">denn der in der Welt</hi> (und in<lb/>
den Welt-Kindern) <hi rendition="#fr">i&#x017F;t</hi> (der arge Satan, in<lb/>
welchem die gantze Welt lieget.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Johannes giebt den Gla&#x0364;ubigen das<lb/>
Zeugniß, daß &#x017F;ie von GOtt &#x017F;eynd, nemlich wie-<lb/>
dergeboren, wodurch &#x017F;ie ohn Zweifel nicht wenig<lb/>
&#x017F;ind ermuntert worden: wie denn eine wahrhaf-<lb/>
tige Bezeugung von des andern &#x017F;einem Gnaden-<lb/>
Stande zur Ermunterung oft no&#x0364;thig, oder doch<lb/>
&#x017F;ehr nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t; dergleichen wir auch in allen<lb/>
Apo&#x017F;toli&#x017F;chen Briefen finden.</p><lb/>
              <p>2. Der <hi rendition="#aq">Character</hi> der Wiedergeburt war<lb/>
bey den Gla&#x0364;ubigen in dem Sieg, da &#x017F;ie die Anti-<lb/>
chri&#x017F;ti&#x017F;chen Gei&#x017F;ter u&#x0364;berwunden hatten. Wor-<lb/>
aus man &#x017F;iehet, daß ihnen von jenen muß &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;eyn zuge&#x017F;etzet worden; aber ohne Nachtheil:<lb/>
Dannenhero &#x017F;ie zum fernern &#x017F;iegreichen Streite<lb/>
ermuntert werden. Das Gegentheil, nemlich<lb/>
von den u&#x0364;berwundenen, welche &#x017F;ich wieder in die<lb/>
Welt einflechten la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ehe man 2 Pet. 2, 19.<lb/>
20. 21.</p><lb/>
              <p>3. Aller Sieg aber ko&#x0364;mmt von GOtt, und<lb/>
zwar in der Ordnung der go&#x0364;ttlichen Wiederge-<lb/>
burt und Einwohnung: als welche beyde Haupt-<lb/>
Wohlthaten der Apo&#x017F;tel mit einander verbindet;<lb/>
wie denn auch die Wiedergeburt &#x017F;ich durch die<lb/>
go&#x0364;ttliche Einwohnung, und die&#x017F;e durch die Sta&#x0364;r-<lb/>
ckung, erwei&#x017F;et.</p><lb/>
              <p>4. Daß &#x017F;ich GOtt in &#x017F;einen Kindern viel<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und ma&#x0364;chtiger zu ihrer Sta&#x0364;rckung und<lb/>
Bewahrung bewei&#x017F;et, als &#x017F;ich der Satan in den<lb/>
Antichri&#x017F;ti&#x017F;chen Gei&#x017F;tern zur Verfu&#x0364;hrung reget,<lb/>
das dienet ihnen zum gro&#x017F;&#x017F;en Tro&#x017F;t, und kan ih-<lb/>
nen einen freudigen Muth machen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
weder vor den vielen, noch vor den gro&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
ma&#x0364;chtigen Anla&#x0364;ufen fu&#x0364;rchten du&#x0364;rfen.</p><lb/>
              <p>5. Nachdem der Apo&#x017F;tel ge&#x017F;aget hatte <hi rendition="#fr">der<lb/>
in euch i&#x017F;t:</hi> &#x017F;o ha&#x0364;tte darauf eigentlich folgen &#x017F;ol-<lb/>
len: <hi rendition="#fr">denn der in jenen,</hi> oder in <hi rendition="#fr">ihnen i&#x017F;t:</hi> aber<lb/>
an &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;agt er: <hi rendition="#fr">der in der Welt i&#x017F;t.</hi> Und<lb/>
al&#x017F;o nennet er die Verfu&#x0364;hrer die <hi rendition="#fr">Welt</hi> &#x017F;elb&#x017F;t, ih-<lb/>
rer gro&#x017F;&#x017F;en Verderbniß wegen, in welcher &#x017F;ie nach<lb/>
dem Laufe der argen Welt lagen. Man hat im<lb/>
u&#x0364;brigen hierbey den <hi rendition="#aq">Parallel-</hi>Ort zu mercken<lb/>
2 Ko&#x0364;n. 6, 16. Da der Prophet Eli&#x017F;a zu &#x017F;einem<lb/>
Diener, als er vor der Menge der die Stadt um-<lb/>
gebenden Feinde er&#x017F;chrocken war, &#x017F;agte: <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rch-<lb/>
te dich nicht. Denn de&#xA75B;er i&#x017F;t mehr, die bey uns<lb/>
&#x017F;ind, denn derer, die bey ihnen &#x017F;ind.</hi> Wor-<lb/><cb/>
auf GOtt dem Diener die Augen o&#x0364;ffnete, daß er<lb/>
gleich&#x017F;am eine Wagenburg der heiligen Engel um<lb/>
Eli&#x017F;am her &#x017F;ahe.</p><lb/>
              <p>6. Der, <hi rendition="#fr">der in der Welt i&#x017F;t,</hi> heißt &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
der verfu&#x0364;hri&#x017F;che Gei&#x017F;t, der ausging, ein fal&#x017F;cher<lb/>
Gei&#x017F;t zu &#x017F;eyn in aller Propheten Munde. 1 Ko&#x0364;n.<lb/>
22, 21. 22. Der Fu&#x0364;r&#x017F;te die&#x017F;er Welt, der nichts an<lb/>
Chri&#x017F;to und &#x017F;einen Gliedern hat, &#x017F;ondern der ge-<lb/>
richtet und u&#x0364;berwunden i&#x017F;t. Joh. 12, 31. c. 14, 30.<lb/>
c. 16, 11. Der GOtt die&#x017F;er Welt, der der Ungla&#x0364;u-<lb/>
bigen Sinne verblendet, daß &#x017F;ie nicht &#x017F;ehen das<lb/>
helle und herrliche Licht des Evangelii. 2 Cor. 4,<lb/>
4. der &#x017F;ein Werck hat in den Kindern des Unglau-<lb/>
bens. Eph. 2, 2.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 5. 6.</hi> </head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Sie &#x017F;ind von der Welt, darum reden<lb/>
&#x017F;ie von der Welt, und die Welt ho&#x0364;ret &#x017F;ie:<lb/>
wir &#x017F;ind von GOtt, und wer GOtt erken-<lb/>
net, der ho&#x0364;ret uns. Welcher nicht von<lb/>
GOtt i&#x017F;t, der ho&#x0364;ret uns nicht. Daran er-<lb/>
kennen wir den Gei&#x017F;t der Wahrheit und den<lb/>
Gei&#x017F;t des Jrrthums.</hi> </p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Wir finden alhier drey Stu&#x0364;cke: er&#x017F;tlich<lb/>
die <hi rendition="#fr">Eigen&#x017F;chaft</hi> der <hi rendition="#fr">verfu&#x0364;hri&#x017F;chen Gei&#x017F;ter:</hi><lb/>
hernach die der&#x017F;elben entgegen &#x017F;tehende <hi rendition="#fr">Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit</hi> der <hi rendition="#fr">wahren Gla&#x0364;ubigen.</hi> Drittens<lb/>
das daraus zu nehmende <hi rendition="#fr">Kennzeichen</hi> des Gei&#x017F;tes<lb/>
der Wahrheit und des Jrrthums. Von dem<lb/>
er&#x017F;ten Stu&#x0364;cke i&#x017F;t folgendes zu erwegen:</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Die Verfu&#x0364;hrer <hi rendition="#fr">&#x017F;ind von der Welt,</hi> das i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ind unbekehrte und irdi&#x017F;ch-ge&#x017F;innete Welt-<lb/>
Kinder, welche gantz im Argen liegen c. 5, 19.<lb/>
voller Augen-Lu&#x017F;t, Flei&#x017F;ches-Lu&#x017F;t und hof-<lb/>
fa&#x0364;rtigen We&#x017F;ens c. 2, 15. Denen der Bauch ihr<lb/>
GOtt i&#x017F;t Ro&#x0364;m. 16, 17. Phil. 3, 19. Die al&#x017F;o<lb/>
auch vom Argen, oder Kinder des Teufels &#x017F;ind<lb/>
1 Joh. 3, 8. 10.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Die <hi rendition="#fr">Verfu&#x0364;hrer reden von der Welt.</hi> Sie<lb/>
haben zwar auch von GOtt und go&#x0364;ttlichen<lb/>
Dingen geredet; als damit &#x017F;ie den Schein<lb/>
wahrer Lehrer angenommen haben: aber &#x017F;olche<lb/>
ihre Reden waren nicht allein in &#x017F;ehr vielen<lb/>
Stu&#x0364;cken unrichtig und irrig, al&#x017F;o daß auch der<lb/>
Sohn GOttes dadurch i&#x017F;t verleugnet worden<lb/>
c. 2, 22. &#x017F;ondern &#x017F;ie waren auch mit eiteln Ge-<lb/>
&#x017F;pra&#x0364;chen von irdi&#x017F;chen Dingen al&#x017F;o vermenget,<lb/>
daß man wohl &#x017F;ahe, wovon ihr Hertz voll<lb/>
war.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">c.</hi> Es i&#x017F;t die&#x017F;es ein gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Character</hi> unbekehr-<lb/>
ter und flei&#x017F;chlich ge&#x017F;inneter Lehrer, daß &#x017F;ie<lb/>
nicht allein in ihrem Lehr-Vortrag viel irdi-<lb/>
&#x017F;ches und eiteles la&#x017F;&#x017F;en mit unterlaufen, &#x017F;on-<lb/>
dern daß &#x017F;ie auch, wenn &#x017F;ie au&#x017F;&#x017F;er dem zu ihren<lb/>
Zuho&#x0364;rern kommen, und mit ihnen umgehen,<lb/>
von go&#x0364;ttlichen Dingen entweder gar nicht,<lb/>
oder nur bey gegebner Gelegenheit obenhin,<lb/>
von irdi&#x017F;chen Sachen aber gern und viel, auch<lb/>
wohl a&#x0364;rgerlich, zum wenig&#x017F;ten in vieler Eitel-<lb/>
keit und Leicht&#x017F;innigkeit, welche auch an &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chon a&#x0364;rgerlich genug i&#x017F;t, reden, und daran<lb/>
ihr Vergnu&#x0364;gen bezeugen. Da denn, weß das<lb/>
Hertz voll i&#x017F;t, der Mund u&#x0364;bergehet. Siehe<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U u u u 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[709/0709] Cap. 4. v. 3-6. des erſten Briefes Johannis. und groſſen verſtehet, davon Paulus 2 Theſſ. 2. und Johannes in der Offenbarung c. 13. handelt; den Geiſt des Widerchriſts aber von dem wi- derchriſtiſchen Sinn, nach welchem ſchon zu Jo- hannis Zeiten viele falſche Lehrer zu Widerchriſten worden waren. V. 4. Kindlein, ihr ſeyd von GOTT (aus GOtt geboren und nach GOtt geſinnet) und habet jene (die vorhergedachten widerchriſti- ſchen Geiſter) uͤberwunden (alſo daß ihr euch von ihnen nicht habet verfuͤhren laſſen.) Denn der in euch iſt (GOtt) iſt groͤſſer (und alſo auch ſtaͤrcker) denn der in der Welt (und in den Welt-Kindern) iſt (der arge Satan, in welchem die gantze Welt lieget.) Anmerckungen. 1. Johannes giebt den Glaͤubigen das Zeugniß, daß ſie von GOtt ſeynd, nemlich wie- dergeboren, wodurch ſie ohn Zweifel nicht wenig ſind ermuntert worden: wie denn eine wahrhaf- tige Bezeugung von des andern ſeinem Gnaden- Stande zur Ermunterung oft noͤthig, oder doch ſehr nuͤtzlich iſt; dergleichen wir auch in allen Apoſtoliſchen Briefen finden. 2. Der Character der Wiedergeburt war bey den Glaͤubigen in dem Sieg, da ſie die Anti- chriſtiſchen Geiſter uͤberwunden hatten. Wor- aus man ſiehet, daß ihnen von jenen muß ſehr ſeyn zugeſetzet worden; aber ohne Nachtheil: Dannenhero ſie zum fernern ſiegreichen Streite ermuntert werden. Das Gegentheil, nemlich von den uͤberwundenen, welche ſich wieder in die Welt einflechten laſſen, ſehe man 2 Pet. 2, 19. 20. 21. 3. Aller Sieg aber koͤmmt von GOtt, und zwar in der Ordnung der goͤttlichen Wiederge- burt und Einwohnung: als welche beyde Haupt- Wohlthaten der Apoſtel mit einander verbindet; wie denn auch die Wiedergeburt ſich durch die goͤttliche Einwohnung, und dieſe durch die Staͤr- ckung, erweiſet. 4. Daß ſich GOtt in ſeinen Kindern viel groͤſſer und maͤchtiger zu ihrer Staͤrckung und Bewahrung beweiſet, als ſich der Satan in den Antichriſtiſchen Geiſtern zur Verfuͤhrung reget, das dienet ihnen zum groſſen Troſt, und kan ih- nen einen freudigen Muth machen, daß ſie ſich weder vor den vielen, noch vor den groſſen und maͤchtigen Anlaͤufen fuͤrchten duͤrfen. 5. Nachdem der Apoſtel geſaget hatte der in euch iſt: ſo haͤtte darauf eigentlich folgen ſol- len: denn der in jenen, oder in ihnen iſt: aber an ſtatt deſſen ſagt er: der in der Welt iſt. Und alſo nennet er die Verfuͤhrer die Welt ſelbſt, ih- rer groſſen Verderbniß wegen, in welcher ſie nach dem Laufe der argen Welt lagen. Man hat im uͤbrigen hierbey den Parallel-Ort zu mercken 2 Koͤn. 6, 16. Da der Prophet Eliſa zu ſeinem Diener, als er vor der Menge der die Stadt um- gebenden Feinde erſchrocken war, ſagte: Fuͤrch- te dich nicht. Denn deꝛer iſt mehr, die bey uns ſind, denn derer, die bey ihnen ſind. Wor- auf GOtt dem Diener die Augen oͤffnete, daß er gleichſam eine Wagenburg der heiligen Engel um Eliſam her ſahe. 6. Der, der in der Welt iſt, heißt ſonſt der verfuͤhriſche Geiſt, der ausging, ein falſcher Geiſt zu ſeyn in aller Propheten Munde. 1 Koͤn. 22, 21. 22. Der Fuͤrſte dieſer Welt, der nichts an Chriſto und ſeinen Gliedern hat, ſondern der ge- richtet und uͤberwunden iſt. Joh. 12, 31. c. 14, 30. c. 16, 11. Der GOtt dieſer Welt, der der Unglaͤu- bigen Sinne verblendet, daß ſie nicht ſehen das helle und herrliche Licht des Evangelii. 2 Cor. 4, 4. der ſein Werck hat in den Kindern des Unglau- bens. Eph. 2, 2. V. 5. 6. Sie ſind von der Welt, darum reden ſie von der Welt, und die Welt hoͤret ſie: wir ſind von GOtt, und wer GOtt erken- net, der hoͤret uns. Welcher nicht von GOtt iſt, der hoͤret uns nicht. Daran er- kennen wir den Geiſt der Wahrheit und den Geiſt des Jrrthums. Anmerckungen. 1. Wir finden alhier drey Stuͤcke: erſtlich die Eigenſchaft der verfuͤhriſchen Geiſter: hernach die derſelben entgegen ſtehende Beſchaf- fenheit der wahren Glaͤubigen. Drittens das daraus zu nehmende Kennzeichen des Geiſtes der Wahrheit und des Jrrthums. Von dem erſten Stuͤcke iſt folgendes zu erwegen: a. Die Verfuͤhrer ſind von der Welt, das iſt, ſie ſind unbekehrte und irdiſch-geſinnete Welt- Kinder, welche gantz im Argen liegen c. 5, 19. voller Augen-Luſt, Fleiſches-Luſt und hof- faͤrtigen Weſens c. 2, 15. Denen der Bauch ihr GOtt iſt Roͤm. 16, 17. Phil. 3, 19. Die alſo auch vom Argen, oder Kinder des Teufels ſind 1 Joh. 3, 8. 10. b. Die Verfuͤhrer reden von der Welt. Sie haben zwar auch von GOtt und goͤttlichen Dingen geredet; als damit ſie den Schein wahrer Lehrer angenommen haben: aber ſolche ihre Reden waren nicht allein in ſehr vielen Stuͤcken unrichtig und irrig, alſo daß auch der Sohn GOttes dadurch iſt verleugnet worden c. 2, 22. ſondern ſie waren auch mit eiteln Ge- ſpraͤchen von irdiſchen Dingen alſo vermenget, daß man wohl ſahe, wovon ihr Hertz voll war. c. Es iſt dieſes ein gewiſſer Character unbekehr- ter und fleiſchlich geſinneter Lehrer, daß ſie nicht allein in ihrem Lehr-Vortrag viel irdi- ſches und eiteles laſſen mit unterlaufen, ſon- dern daß ſie auch, wenn ſie auſſer dem zu ihren Zuhoͤrern kommen, und mit ihnen umgehen, von goͤttlichen Dingen entweder gar nicht, oder nur bey gegebner Gelegenheit obenhin, von irdiſchen Sachen aber gern und viel, auch wohl aͤrgerlich, zum wenigſten in vieler Eitel- keit und Leichtſinnigkeit, welche auch an ſich ſchon aͤrgerlich genug iſt, reden, und daran ihr Vergnuͤgen bezeugen. Da denn, weß das Hertz voll iſt, der Mund uͤbergehet. Siehe ein U u u u 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/709
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/709>, abgerufen am 29.05.2024.