Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 4. v. 2. 3.
[Spaltenumbruch] dem Ausgehen der falschen Propheten, nach
dem Antriebe des Geistes der Finsterniß, sehe
man 1 Kön. 22, 21. 22.
V. 2.

Daran solt ihr den Geist GOttes (ob
er aus GOtt ist, oder nicht) erkennen: Ein
ieglicher Geist, der da
(nebst andern Grund-
Lehren nach dem wahren Glauben seines Her-
tzens, mit dem Munde) bekennet, daß JEsus
Christus ist ins Fleisch kommen
(Gr. JE-
sum Christum, der ins Fleisch gekommen ist) der
ist von GOtt.

Anmerckungen.

1. Zuvorderst muß alhier der Unterscheid
gezeiget werden unter den Worten des Griechi-
schen Texts, und der Ubersetzung des sel. Luthe-
ri.
Denn nach dieser hat es das Ansehen, als
wenn nur von einer solchen Bekenntniß Christi
die Rede sey, welche auf desselben Menschwer-
dung gehet; und daß man also den, der die
Menschwerdung Christi bekennet, für einen wah-
ren Lehrer zu halten habe: als welches sonderlich
das Wort daß anzuzeigen scheinet, wenn es heißt:
der da bekennet, daß JEsus Christus ist in das
Fleisch kommen. Nach dem Griechischen Tex-
te aber gehet die Bekenntniß nicht allein auf
CHristi Menschwerdung, sondern überhaupt
auf JEsum Christum, der da Mensch worden
ist, und folglich auf alles, was auch ausser der
Menschwerdung zu der Lehre von der Person
und von dem Mittler-Amte Christi gehöret, und
auch als eine unzertrennliche Frucht daher ent-
stehet.

2. Bey den Worten: ins Fleisch kom-
men,
ist folgendes zu mercken:

a. Das Fleisch heisset die gantze menschliche
Natur Christi, welche von ihrem sichtbaren
Theile auch anderwärtig also benennet wird,
als; das Wort ward Fleisch und woh-
nete unter uns
u. f. Siehe auch Röm. 1, 3.
c. 9, 5. u. s. w.
b. Jm Griechischen stehet: er ist im Fleische
gekommen.
Da man denn zwar gar wohl,
sagen kan, daß das Wörtlein en stehe für eis,
wie sonst öfter geschiehet: es kan aber doch
das en in seiner natürlichen Bedeutung stehen
bleiben, wenn man saget, Christus sey nach
angenommener menschlichen Natur gekom-
men, oder zu seinem öffentlichen Amte her-
vorgetreten im Fleische, oder in und mit sei-
ner wahren Menschheit: Gleichwie es 1 Tim.
3, 16. heißt: GOtt ist offenbaret en sarki,
im Fleische.

3. Da nun aber in dem Bekäntniß des ins
Fleisch und im Fleische gekommenen JEsu Chri-
sti das Kennzeichen eines rechtschaffnen Lehrers
liegen soll, so kömmt es nun darauf an, daß
man die Beschaffenheit der Bekenntniß selbst
erwege:

a. Eine blos mündliche Bekenntniß kan der A-
postel nicht gemeinet haben. Denn diese kan
auch von Heuchlern geschehen, welche weder
aus GOtt sind, noch von GOtt für die Sei-
nigen erkannt werden, nach dem klaren Aus-
[Spaltenumbruch] spruche Christi Matth. 7, 21. 22. Es werden
nicht alle, die zu mir sagen: HErr, HErr,
in das Himmelreich kommen, sondern
die den Willen thun meines Vaters im
Himmel. Es werden viel zu mir sagen
an jenem Tage: HErr, HErr, haben wir
nicht in deinem Namen geweissaget
u. s.
w. Welcher Ort alhier so viel merckwürdi-
ger ist, so viel ausdrücklicher wir in dem vor-
hergehenden Contexte auf die Früchte und
daran zu nehmende Kennzeichen der falschen
Propheten geführet werden.
b. Es muß demnach der Apostel eine solche Be-
kenntniß Christi verstanden haben:
a. Die da kömmt aus der Salbung des Hei-
ligen Geistes c. 2, 20. 21. von welcher Be-
kenntniß Paulus 1 Cor. 12, 3. spricht: Nie-
mand kan JEsum einen HErrn heissen,
ohne durch den Heiligen Geist.
b. Die den wahren und lebendigen Glauben
zum Grunde hat: davon Paulus Röm. 10,
10. saget: So man von Hertzen glau-
bet, so wird man gerecht, und so man
mit dem Munde bekennet, so wird man
selig.
Und 2 Cor. 4, 13. dieweil wir
denselbigen Geist des Glaubens haben,
nach dem
(Ps. 116, 10.) geschrieben ste-
het: ich gläube, darum rede ich: so
glauben wir auch, darum reden wir
auch.
g. Die da von JEsu CHristo also zeuget, wie
es seine Person Stand und Mittler-Amt
mit sich bringet, und nachdemselben den
gantzen Rath GOttes von unserm Heyl un-
verletzet und unverfälschet verkündiget, und
also vorträget, alles, was zum Grunde und
zur Ordnung des Heyls gehöret; und da
man über das die mündliche Bekenntniß
mit einem gottseligen Wandel in der That
selbst also bestätiget, daß Lehr und Leben
mit einander übereinstimmen. Wer nun
also JEsum bekennet, daß er bereit ist, auch
lieber sein Leben zu lassen, als ihn zu verleu-
gnen, der ist von GOTT. Siehe ein meh-
rers im Lateinischen Commentario von
p. 545. bis p. 596. Von dem Gegentheil
zeuget der Apostel also:
V. 3.

Und ein jeglicher Geist, der da nicht
bekennet, daß JEsus CHristus ist in das
Fleisch kommen, der ist nicht von GOtt.
Und das ist der Geist des Widerchrists,
von welchem ihr habt gehöret, daß er
kommen werde, und ist schon ietzt in der
Welt.

Anmerckung.

Der Verstand dieser Worte ist aus dem
vorhergehenden Verse, davon sie einen Gegen-
satz machen, schon klar: dabey man auch die An-
merckungen über c. 2, 18. 22. zu conferiren hat.
Der Geist des Widerchrists kan von dem
Widerchrist selbst also unterschieden werden,
daß man den Widerchrist von dem eigentlichen

und
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 4. v. 2. 3.
[Spaltenumbruch] dem Ausgehen der falſchen Propheten, nach
dem Antriebe des Geiſtes der Finſterniß, ſehe
man 1 Koͤn. 22, 21. 22.
V. 2.

Daran ſolt ihr den Geiſt GOttes (ob
er aus GOtt iſt, oder nicht) erkennen: Ein
ieglicher Geiſt, der da
(nebſt andern Grund-
Lehren nach dem wahren Glauben ſeines Her-
tzens, mit dem Munde) bekennet, daß JEſus
Chriſtus iſt ins Fleiſch kommen
(Gr. JE-
ſum Chriſtum, der ins Fleiſch gekommen iſt) der
iſt von GOtt.

Anmerckungen.

1. Zuvorderſt muß alhier der Unterſcheid
gezeiget werden unter den Worten des Griechi-
ſchen Texts, und der Uberſetzung des ſel. Luthe-
ri.
Denn nach dieſer hat es das Anſehen, als
wenn nur von einer ſolchen Bekenntniß Chriſti
die Rede ſey, welche auf deſſelben Menſchwer-
dung gehet; und daß man alſo den, der die
Menſchwerdung Chriſti bekennet, fuͤr einen wah-
ren Lehrer zu halten habe: als welches ſonderlich
das Wort daß anzuzeigen ſcheinet, weñ es heißt:
der da bekennet, daß JEſus Chriſtus iſt in das
Fleiſch kommen. Nach dem Griechiſchen Tex-
te aber gehet die Bekenntniß nicht allein auf
CHriſti Menſchwerdung, ſondern uͤberhaupt
auf JEſum Chriſtum, der da Menſch worden
iſt, und folglich auf alles, was auch auſſer der
Menſchwerdung zu der Lehre von der Perſon
und von dem Mittler-Amte Chriſti gehoͤret, und
auch als eine unzertrennliche Frucht daher ent-
ſtehet.

2. Bey den Worten: ins Fleiſch kom-
men,
iſt folgendes zu mercken:

a. Das Fleiſch heiſſet die gantze menſchliche
Natur Chriſti, welche von ihrem ſichtbaren
Theile auch anderwaͤrtig alſo benennet wird,
als; das Wort ward Fleiſch und woh-
nete unter uns
u. f. Siehe auch Roͤm. 1, 3.
c. 9, 5. u. ſ. w.
b. Jm Griechiſchen ſtehet: er iſt im Fleiſche
gekommen.
Da man denn zwar gar wohl,
ſagen kan, daß das Woͤrtlein ἐν ſtehe fuͤr ἐις,
wie ſonſt oͤfter geſchiehet: es kan aber doch
das ἐν in ſeiner natuͤrlichen Bedeutung ſtehen
bleiben, wenn man ſaget, Chriſtus ſey nach
angenommener menſchlichen Natur gekom-
men, oder zu ſeinem oͤffentlichen Amte her-
vorgetreten im Fleiſche, oder in und mit ſei-
ner wahren Menſchheit: Gleichwie es 1 Tim.
3, 16. heißt: GOtt iſt offenbaret ἐν σαϱκὶ,
im Fleiſche.

3. Da nun aber in dem Bekaͤntniß des ins
Fleiſch und im Fleiſche gekommenen JEſu Chri-
ſti das Kennzeichen eines rechtſchaffnen Lehrers
liegen ſoll, ſo koͤmmt es nun darauf an, daß
man die Beſchaffenheit der Bekenntniß ſelbſt
erwege:

a. Eine blos muͤndliche Bekenntniß kan der A-
poſtel nicht gemeinet haben. Denn dieſe kan
auch von Heuchlern geſchehen, welche weder
aus GOtt ſind, noch von GOtt fuͤr die Sei-
nigen erkannt werden, nach dem klaren Aus-
[Spaltenumbruch] ſpruche Chriſti Matth. 7, 21. 22. Es werden
nicht alle, die zu mir ſagen: HErr, HErr,
in das Himmelreich kommen, ſondern
die den Willen thun meines Vaters im
Himmel. Es werden viel zu mir ſagen
an jenem Tage: HErr, HErr, haben wir
nicht in deinem Namen geweiſſaget
u. ſ.
w. Welcher Ort alhier ſo viel merckwuͤrdi-
ger iſt, ſo viel ausdruͤcklicher wir in dem vor-
hergehenden Contexte auf die Fruͤchte und
daran zu nehmende Kennzeichen der falſchen
Propheten gefuͤhret werden.
b. Es muß demnach der Apoſtel eine ſolche Be-
kenntniß Chriſti verſtanden haben:
α. Die da koͤmmt aus der Salbung des Hei-
ligen Geiſtes c. 2, 20. 21. von welcher Be-
kenntniß Paulus 1 Cor. 12, 3. ſpricht: Nie-
mand kan JEſum einen HErrn heiſſen,
ohne durch den Heiligen Geiſt.
β. Die den wahren und lebendigen Glauben
zum Grunde hat: davon Paulus Roͤm. 10,
10. ſaget: So man von Hertzen glau-
bet, ſo wird man gerecht, und ſo man
mit dem Munde bekennet, ſo wird man
ſelig.
Und 2 Cor. 4, 13. dieweil wir
denſelbigen Geiſt des Glaubens haben,
nach dem
(Pſ. 116, 10.) geſchrieben ſte-
het: ich glaͤube, darum rede ich: ſo
glauben wir auch, darum reden wir
auch.
γ. Die da von JEſu CHriſto alſo zeuget, wie
es ſeine Perſon Stand und Mittler-Amt
mit ſich bringet, und nachdemſelben den
gantzen Rath GOttes von unſerm Heyl un-
verletzet und unverfaͤlſchet verkuͤndiget, und
alſo vortraͤget, alles, was zum Grunde und
zur Ordnung des Heyls gehoͤret; und da
man uͤber das die muͤndliche Bekenntniß
mit einem gottſeligen Wandel in der That
ſelbſt alſo beſtaͤtiget, daß Lehr und Leben
mit einander uͤbereinſtimmen. Wer nun
alſo JEſum bekennet, daß er bereit iſt, auch
lieber ſein Leben zu laſſen, als ihn zu verleu-
gnen, der iſt von GOTT. Siehe ein meh-
rers im Lateiniſchen Commentario von
p. 545. bis p. 596. Von dem Gegentheil
zeuget der Apoſtel alſo:
V. 3.

Und ein jeglicher Geiſt, der da nicht
bekennet, daß JEſus CHriſtus iſt in das
Fleiſch kommen, der iſt nicht von GOtt.
Und das iſt der Geiſt des Widerchriſts,
von welchem ihr habt gehoͤret, daß er
kommen werde, und iſt ſchon ietzt in der
Welt.

Anmerckung.

Der Verſtand dieſer Worte iſt aus dem
vorhergehenden Verſe, davon ſie einen Gegen-
ſatz machen, ſchon klar: dabey man auch die An-
merckungen uͤber c. 2, 18. 22. zu conferiren hat.
Der Geiſt des Widerchriſts kan von dem
Widerchriſt ſelbſt alſo unterſchieden werden,
daß man den Widerchriſt von dem eigentlichen

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0708" n="708"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Richtige und erbauliche Erkla&#x0364;rung Cap. 4. v. 2. 3.</hi></fw><lb/><cb/>
dem Ausgehen der fal&#x017F;chen Propheten, nach<lb/>
dem Antriebe des Gei&#x017F;tes der Fin&#x017F;terniß, &#x017F;ehe<lb/>
man 1 Ko&#x0364;n. 22, 21. 22.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 2.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Daran &#x017F;olt ihr den Gei&#x017F;t GOttes</hi> (ob<lb/>
er aus GOtt i&#x017F;t, oder nicht) <hi rendition="#fr">erkennen: Ein<lb/>
ieglicher Gei&#x017F;t, der da</hi> (neb&#x017F;t andern Grund-<lb/>
Lehren nach dem wahren Glauben &#x017F;eines Her-<lb/>
tzens, mit dem Munde) <hi rendition="#fr">bekennet, daß JE&#x017F;us<lb/>
Chri&#x017F;tus i&#x017F;t ins Flei&#x017F;ch kommen</hi> (Gr. JE-<lb/>
&#x017F;um Chri&#x017F;tum, der ins Flei&#x017F;ch gekommen i&#x017F;t) <hi rendition="#fr">der<lb/>
i&#x017F;t von GOtt.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Zuvorder&#x017F;t muß alhier der Unter&#x017F;cheid<lb/>
gezeiget werden unter den Worten des Griechi-<lb/>
&#x017F;chen Texts, und der Uber&#x017F;etzung des &#x017F;el. <hi rendition="#aq">Luthe-<lb/>
ri.</hi> Denn nach die&#x017F;er hat es das An&#x017F;ehen, als<lb/>
wenn nur von einer &#x017F;olchen Bekenntniß Chri&#x017F;ti<lb/>
die Rede &#x017F;ey, welche auf de&#x017F;&#x017F;elben Men&#x017F;chwer-<lb/>
dung gehet; und daß man al&#x017F;o den, der die<lb/>
Men&#x017F;chwerdung Chri&#x017F;ti bekennet, fu&#x0364;r einen wah-<lb/>
ren Lehrer zu halten habe: als welches &#x017F;onderlich<lb/>
das Wort <hi rendition="#fr">daß</hi> anzuzeigen &#x017F;cheinet, wen&#x0303; es heißt:<lb/>
der da bekennet, <hi rendition="#fr">daß</hi> JE&#x017F;us Chri&#x017F;tus i&#x017F;t in das<lb/>
Flei&#x017F;ch kommen. Nach dem Griechi&#x017F;chen Tex-<lb/>
te aber gehet die Bekenntniß nicht allein auf<lb/>
CHri&#x017F;ti Men&#x017F;chwerdung, &#x017F;ondern u&#x0364;berhaupt<lb/>
auf JE&#x017F;um Chri&#x017F;tum, der da Men&#x017F;ch worden<lb/>
i&#x017F;t, und folglich auf alles, was auch au&#x017F;&#x017F;er der<lb/>
Men&#x017F;chwerdung zu der Lehre von der Per&#x017F;on<lb/>
und von dem Mittler-Amte Chri&#x017F;ti geho&#x0364;ret, und<lb/>
auch als eine unzertrennliche Frucht daher ent-<lb/>
&#x017F;tehet.</p><lb/>
              <p>2. Bey den Worten: <hi rendition="#fr">ins Flei&#x017F;ch kom-<lb/>
men,</hi> i&#x017F;t folgendes zu mercken:</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Das <hi rendition="#fr">Flei&#x017F;ch</hi> hei&#x017F;&#x017F;et die gantze men&#x017F;chliche<lb/>
Natur Chri&#x017F;ti, welche von ihrem &#x017F;ichtbaren<lb/>
Theile auch anderwa&#x0364;rtig al&#x017F;o benennet wird,<lb/>
als; <hi rendition="#fr">das Wort ward Flei&#x017F;ch und woh-<lb/>
nete unter uns</hi> u. f. Siehe auch Ro&#x0364;m. 1, 3.<lb/>
c. 9, 5. u. &#x017F;. w.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Jm Griechi&#x017F;chen &#x017F;tehet: <hi rendition="#fr">er i&#x017F;t im Flei&#x017F;che<lb/>
gekommen.</hi> Da man denn zwar gar wohl,<lb/>
&#x017F;agen kan, daß das Wo&#x0364;rtlein &#x1F10;&#x03BD; &#x017F;tehe fu&#x0364;r &#x1F10;&#x03B9;&#x03C2;,<lb/>
wie &#x017F;on&#x017F;t o&#x0364;fter ge&#x017F;chiehet: es kan aber doch<lb/>
das &#x1F10;&#x03BD; in &#x017F;einer natu&#x0364;rlichen Bedeutung &#x017F;tehen<lb/>
bleiben, wenn man &#x017F;aget, Chri&#x017F;tus &#x017F;ey nach<lb/>
angenommener men&#x017F;chlichen Natur gekom-<lb/>
men, oder zu &#x017F;einem o&#x0364;ffentlichen Amte her-<lb/>
vorgetreten <hi rendition="#fr">im Flei&#x017F;che,</hi> oder in und mit &#x017F;ei-<lb/>
ner wahren Men&#x017F;chheit: Gleichwie es 1 Tim.<lb/>
3, 16. heißt: <hi rendition="#fr">GOtt i&#x017F;t offenbaret</hi> &#x1F10;&#x03BD; &#x03C3;&#x03B1;&#x03F1;&#x03BA;&#x1F76;,<lb/><hi rendition="#fr">im Flei&#x017F;che.</hi></item>
              </list><lb/>
              <p>3. Da nun aber in dem Beka&#x0364;ntniß des ins<lb/>
Flei&#x017F;ch und im Flei&#x017F;che gekommenen JE&#x017F;u Chri-<lb/>
&#x017F;ti das Kennzeichen eines recht&#x017F;chaffnen Lehrers<lb/>
liegen &#x017F;oll, &#x017F;o ko&#x0364;mmt es nun darauf an, daß<lb/>
man die Be&#x017F;chaffenheit der <hi rendition="#fr">Bekenntniß</hi> &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
erwege:</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Eine blos mu&#x0364;ndliche Bekenntniß kan der A-<lb/>
po&#x017F;tel nicht gemeinet haben. Denn die&#x017F;e kan<lb/>
auch von Heuchlern ge&#x017F;chehen, welche weder<lb/>
aus GOtt &#x017F;ind, noch von GOtt fu&#x0364;r die Sei-<lb/>
nigen erkannt werden, nach dem klaren Aus-<lb/><cb/>
&#x017F;pruche Chri&#x017F;ti Matth. 7, 21. 22. <hi rendition="#fr">Es werden<lb/>
nicht alle, die zu mir &#x017F;agen: HErr, HErr,<lb/>
in das Himmelreich kommen, &#x017F;ondern<lb/>
die den Willen thun meines Vaters im<lb/>
Himmel. Es werden viel zu mir &#x017F;agen<lb/>
an jenem Tage: HErr, HErr, haben wir<lb/>
nicht in deinem Namen gewei&#x017F;&#x017F;aget</hi> u. &#x017F;.<lb/>
w. Welcher Ort alhier &#x017F;o viel merckwu&#x0364;rdi-<lb/>
ger i&#x017F;t, &#x017F;o viel ausdru&#x0364;cklicher wir in dem vor-<lb/>
hergehenden Contexte auf die Fru&#x0364;chte und<lb/>
daran zu nehmende Kennzeichen der fal&#x017F;chen<lb/>
Propheten gefu&#x0364;hret werden.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Es muß demnach der Apo&#x017F;tel eine &#x017F;olche Be-<lb/>
kenntniß Chri&#x017F;ti ver&#x017F;tanden haben:<lb/><list><item>&#x03B1;. Die da ko&#x0364;mmt aus der Salbung des Hei-<lb/>
ligen Gei&#x017F;tes c. 2, 20. 21. von welcher Be-<lb/>
kenntniß Paulus 1 Cor. 12, 3. &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Nie-<lb/>
mand kan JE&#x017F;um einen HErrn hei&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
ohne durch den Heiligen Gei&#x017F;t.</hi></item><lb/><item>&#x03B2;. Die den wahren und lebendigen Glauben<lb/>
zum Grunde hat: davon Paulus Ro&#x0364;m. 10,<lb/>
10. &#x017F;aget: <hi rendition="#fr">So man von Hertzen glau-<lb/>
bet, &#x017F;o wird man gerecht, und &#x017F;o man<lb/>
mit dem Munde bekennet, &#x017F;o wird man<lb/>
&#x017F;elig.</hi> Und 2 Cor. 4, 13. <hi rendition="#fr">dieweil wir<lb/>
den&#x017F;elbigen Gei&#x017F;t des Glaubens haben,<lb/>
nach dem</hi> (P&#x017F;. 116, 10.) <hi rendition="#fr">ge&#x017F;chrieben &#x017F;te-<lb/>
het: ich gla&#x0364;ube, darum rede ich: &#x017F;o<lb/>
glauben wir auch, darum reden wir<lb/>
auch.</hi></item><lb/><item>&#x03B3;. Die da von JE&#x017F;u CHri&#x017F;to al&#x017F;o zeuget, wie<lb/>
es &#x017F;eine Per&#x017F;on Stand und Mittler-Amt<lb/>
mit &#x017F;ich bringet, und nachdem&#x017F;elben den<lb/>
gantzen Rath GOttes von un&#x017F;erm Heyl un-<lb/>
verletzet und unverfa&#x0364;l&#x017F;chet verku&#x0364;ndiget, und<lb/>
al&#x017F;o vortra&#x0364;get, alles, was zum Grunde und<lb/>
zur Ordnung des Heyls geho&#x0364;ret; und da<lb/>
man u&#x0364;ber das die mu&#x0364;ndliche Bekenntniß<lb/>
mit einem gott&#x017F;eligen Wandel in der That<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t al&#x017F;o be&#x017F;ta&#x0364;tiget, daß Lehr und Leben<lb/>
mit einander u&#x0364;berein&#x017F;timmen. Wer nun<lb/>
al&#x017F;o JE&#x017F;um bekennet, daß er bereit i&#x017F;t, auch<lb/>
lieber &#x017F;ein Leben zu la&#x017F;&#x017F;en, als ihn zu verleu-<lb/>
gnen, der i&#x017F;t von GOTT. Siehe ein meh-<lb/>
rers im Lateini&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Commentario</hi> von<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 545. bis <hi rendition="#aq">p.</hi> 596. Von dem Gegentheil<lb/>
zeuget der Apo&#x017F;tel al&#x017F;o:</item></list></item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 3.</hi> </head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Und ein jeglicher Gei&#x017F;t, der da nicht<lb/>
bekennet, daß JE&#x017F;us CHri&#x017F;tus i&#x017F;t in das<lb/>
Flei&#x017F;ch kommen, der i&#x017F;t nicht von GOtt.<lb/>
Und das i&#x017F;t der Gei&#x017F;t des Widerchri&#x017F;ts,<lb/>
von welchem ihr habt geho&#x0364;ret, daß er<lb/>
kommen werde, und i&#x017F;t &#x017F;chon ietzt in der<lb/>
Welt.</hi> </p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
              <p>Der Ver&#x017F;tand die&#x017F;er Worte i&#x017F;t aus dem<lb/>
vorhergehenden Ver&#x017F;e, davon &#x017F;ie einen Gegen-<lb/>
&#x017F;atz machen, &#x017F;chon klar: dabey man auch die An-<lb/>
merckungen u&#x0364;ber c. 2, 18. 22. zu <hi rendition="#aq">conferir</hi>en hat.<lb/>
Der <hi rendition="#fr">Gei&#x017F;t des Widerchri&#x017F;ts</hi> kan von dem<lb/>
Widerchri&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t al&#x017F;o unter&#x017F;chieden werden,<lb/>
daß man den Widerchri&#x017F;t von dem eigentlichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[708/0708] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 4. v. 2. 3. dem Ausgehen der falſchen Propheten, nach dem Antriebe des Geiſtes der Finſterniß, ſehe man 1 Koͤn. 22, 21. 22. V. 2. Daran ſolt ihr den Geiſt GOttes (ob er aus GOtt iſt, oder nicht) erkennen: Ein ieglicher Geiſt, der da (nebſt andern Grund- Lehren nach dem wahren Glauben ſeines Her- tzens, mit dem Munde) bekennet, daß JEſus Chriſtus iſt ins Fleiſch kommen (Gr. JE- ſum Chriſtum, der ins Fleiſch gekommen iſt) der iſt von GOtt. Anmerckungen. 1. Zuvorderſt muß alhier der Unterſcheid gezeiget werden unter den Worten des Griechi- ſchen Texts, und der Uberſetzung des ſel. Luthe- ri. Denn nach dieſer hat es das Anſehen, als wenn nur von einer ſolchen Bekenntniß Chriſti die Rede ſey, welche auf deſſelben Menſchwer- dung gehet; und daß man alſo den, der die Menſchwerdung Chriſti bekennet, fuͤr einen wah- ren Lehrer zu halten habe: als welches ſonderlich das Wort daß anzuzeigen ſcheinet, weñ es heißt: der da bekennet, daß JEſus Chriſtus iſt in das Fleiſch kommen. Nach dem Griechiſchen Tex- te aber gehet die Bekenntniß nicht allein auf CHriſti Menſchwerdung, ſondern uͤberhaupt auf JEſum Chriſtum, der da Menſch worden iſt, und folglich auf alles, was auch auſſer der Menſchwerdung zu der Lehre von der Perſon und von dem Mittler-Amte Chriſti gehoͤret, und auch als eine unzertrennliche Frucht daher ent- ſtehet. 2. Bey den Worten: ins Fleiſch kom- men, iſt folgendes zu mercken: a. Das Fleiſch heiſſet die gantze menſchliche Natur Chriſti, welche von ihrem ſichtbaren Theile auch anderwaͤrtig alſo benennet wird, als; das Wort ward Fleiſch und woh- nete unter uns u. f. Siehe auch Roͤm. 1, 3. c. 9, 5. u. ſ. w. b. Jm Griechiſchen ſtehet: er iſt im Fleiſche gekommen. Da man denn zwar gar wohl, ſagen kan, daß das Woͤrtlein ἐν ſtehe fuͤr ἐις, wie ſonſt oͤfter geſchiehet: es kan aber doch das ἐν in ſeiner natuͤrlichen Bedeutung ſtehen bleiben, wenn man ſaget, Chriſtus ſey nach angenommener menſchlichen Natur gekom- men, oder zu ſeinem oͤffentlichen Amte her- vorgetreten im Fleiſche, oder in und mit ſei- ner wahren Menſchheit: Gleichwie es 1 Tim. 3, 16. heißt: GOtt iſt offenbaret ἐν σαϱκὶ, im Fleiſche. 3. Da nun aber in dem Bekaͤntniß des ins Fleiſch und im Fleiſche gekommenen JEſu Chri- ſti das Kennzeichen eines rechtſchaffnen Lehrers liegen ſoll, ſo koͤmmt es nun darauf an, daß man die Beſchaffenheit der Bekenntniß ſelbſt erwege: a. Eine blos muͤndliche Bekenntniß kan der A- poſtel nicht gemeinet haben. Denn dieſe kan auch von Heuchlern geſchehen, welche weder aus GOtt ſind, noch von GOtt fuͤr die Sei- nigen erkannt werden, nach dem klaren Aus- ſpruche Chriſti Matth. 7, 21. 22. Es werden nicht alle, die zu mir ſagen: HErr, HErr, in das Himmelreich kommen, ſondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Es werden viel zu mir ſagen an jenem Tage: HErr, HErr, haben wir nicht in deinem Namen geweiſſaget u. ſ. w. Welcher Ort alhier ſo viel merckwuͤrdi- ger iſt, ſo viel ausdruͤcklicher wir in dem vor- hergehenden Contexte auf die Fruͤchte und daran zu nehmende Kennzeichen der falſchen Propheten gefuͤhret werden. b. Es muß demnach der Apoſtel eine ſolche Be- kenntniß Chriſti verſtanden haben: α. Die da koͤmmt aus der Salbung des Hei- ligen Geiſtes c. 2, 20. 21. von welcher Be- kenntniß Paulus 1 Cor. 12, 3. ſpricht: Nie- mand kan JEſum einen HErrn heiſſen, ohne durch den Heiligen Geiſt. β. Die den wahren und lebendigen Glauben zum Grunde hat: davon Paulus Roͤm. 10, 10. ſaget: So man von Hertzen glau- bet, ſo wird man gerecht, und ſo man mit dem Munde bekennet, ſo wird man ſelig. Und 2 Cor. 4, 13. dieweil wir denſelbigen Geiſt des Glaubens haben, nach dem (Pſ. 116, 10.) geſchrieben ſte- het: ich glaͤube, darum rede ich: ſo glauben wir auch, darum reden wir auch. γ. Die da von JEſu CHriſto alſo zeuget, wie es ſeine Perſon Stand und Mittler-Amt mit ſich bringet, und nachdemſelben den gantzen Rath GOttes von unſerm Heyl un- verletzet und unverfaͤlſchet verkuͤndiget, und alſo vortraͤget, alles, was zum Grunde und zur Ordnung des Heyls gehoͤret; und da man uͤber das die muͤndliche Bekenntniß mit einem gottſeligen Wandel in der That ſelbſt alſo beſtaͤtiget, daß Lehr und Leben mit einander uͤbereinſtimmen. Wer nun alſo JEſum bekennet, daß er bereit iſt, auch lieber ſein Leben zu laſſen, als ihn zu verleu- gnen, der iſt von GOTT. Siehe ein meh- rers im Lateiniſchen Commentario von p. 545. bis p. 596. Von dem Gegentheil zeuget der Apoſtel alſo: V. 3. Und ein jeglicher Geiſt, der da nicht bekennet, daß JEſus CHriſtus iſt in das Fleiſch kommen, der iſt nicht von GOtt. Und das iſt der Geiſt des Widerchriſts, von welchem ihr habt gehoͤret, daß er kommen werde, und iſt ſchon ietzt in der Welt. Anmerckung. Der Verſtand dieſer Worte iſt aus dem vorhergehenden Verſe, davon ſie einen Gegen- ſatz machen, ſchon klar: dabey man auch die An- merckungen uͤber c. 2, 18. 22. zu conferiren hat. Der Geiſt des Widerchriſts kan von dem Widerchriſt ſelbſt alſo unterſchieden werden, daß man den Widerchriſt von dem eigentlichen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/708
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/708>, abgerufen am 23.11.2024.