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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 4. v. 5. 6.
[Spaltenumbruch] ein mehrers im Lateinischen Commentario
p.
571. u. f.
d. Wenn nun die, mit welchen sie es zu thun ha-
ben, noch mit ihnen in gleicher Corruption
liegen, so heißt es: Die Welt höret sie; und
zwar also, daß sie dieselbe liebet, lobet, und
hoch achtet, auch gern um sich haben mag.
Denn sie findet sowol in ihren Lehren, als in
ihrem Leben und in ihrem gantzen Umgange
lauter falsche Heyl-Pflaster auf ihre gefähr-
liche Sünden-Wunden, lauter weiche Küssen
zur sanften Ruhe in ihrem Sünden-Schlafe,
lauter lose Tünche über ihre heßliche Wand;
da es nur immer heißt: Friede! Friede!
nach der Losung der alten falschen Propheten;
und ist doch kein Friede. Denn gleichwie
sie den Grund des Heyls gemeiniglich wider
recht erkennen, noch recht zeigen: also verkeh-
ren sie auch die Ordnung des Heyls, machen
den schmalen Weg breit, damit auch sie selbst
das Ansehen haben mögen, als wandelten sie
auf dem schmalen. Und ihre irdische Haupt-
Lehre ist der ungöttliche Mitteldings-Kram,
da sie alle sündliche Lust-Handlungen, allerley
Welt-Eitelkeiten und Thorheiten, wenn es
damit nur nicht gar zu grob und zu arg wider
den bürgerlichen Wohlstand gemachet wird,
für indifferent und unsündlich halten, auch
zur Schmückung solches ungöttlichen Wesens
viele Sprüche und Exempel der heiligen
Schrift mißbrauchen. Welches denn eine
solche verführische Lockspeise war, dadurch auch
diejenigen, welche dem Unflat der Welt ent-
flohen waren, leichtlich konten wieder einge-
flochten und überwunden, die geistlich Tod-
ten aber in ihrem Tode behalten werden; zu-
mal wenn das Werckzeug der affectirten
Wohlredenheit dazu kam, nach Röm. 16, 17.
18. 1 Pet. 2, 14. 18. u. f. Siehe auch Joh. 15,
19. Wäret ihr von der Welt, so hätte die
Welt das ihre lieb.
Es war demnach zu
Johannis Zeiten schon mit mehrern erfüllet
worden, was Paulus zum theil auch schon er-
fahren hatte, und aufs künftige vorher sagte
2 Tim. 4, 3. 4. Es wird eine Zeit seyn, da
sie die heylsame Lehre nicht leiden wer-
den, sondern nach ihren eigenen Lüsten
werden sie ihnen selbst Lehrer aufladen,
nachdem ihnen die Ohren jücken, und
werden die Ohren von der Wahrheit
wenden, und sich zu den Fabeln kehren.

2. Hierauf machet nun der Apostel den Ge-
gensatz von den wahrhaftigen Lehrern und Lieb-
habern des Evangelii.

a. Diese sind von GOtt: und zwar nicht allein
nach der Schöpfung und Erlösung, sondern
auch, wie es der gantze Context mit sich bringet,
nach der Heiligung, und darinn nach der Wie-
dergeburt und Salbung. Und ob der Apostel
gleich in der ersten Person redet, wir sind von
GOtt;
so siehet er damit doch nicht allein auf
die Lehrer, sondern auch auf alle übrige wahre
Glieder Christi; als von welchen er v. 4. spricht:
Jhr seyd von GOtt und habet jene über-
wunden: denn der in euch ist
u. f. Es ist
[Spaltenumbruch] auch aller Christen ihre Schuldigkeit, daß sie
von GOTT reden und zeugen nach der guten
Fülle ihres Hertzens Matth. 12, 33. 34. Wie
denn auch ein ieder die Pflicht auf sich hat, daß
er den andern bey Gelegenheit lehre, ermahne,
tröste und erwecke Col. 3, 16. 1 Thess. 5, 11. 14.
Gal. 6, 1. Tit. 3, 3. Hebr. 3, 13. Jac. 5, 19.
1 Pet. 2, 5. 9.
b. Gleichwie sie von GOtt sind, also reden sie
auch von GOtt,
wie schon gedacht. Zwar
bezeuget es der Apostel alhier nicht ausdrück-
lich: aber es ist nach dem Gegensatze aus den
vorhergehenden Worten leichtlich zu ergäntzen.
Denn nachdem daselbst gesaget ist: Sie sind
von der Welt, darum reden sie von der
Welt:
so ist der Verstand der folgenden
Worte dieser, als stünde da: wir sind von
GOtt, und reden von GOtt:
wie denn
auch darauf des hörens, welches das Reden
zum Grunde hat, gedacht wird. Wie aber
die Gläubigen, und zwar die Lehrer öffentlich,
die übrigen daheim, zur gemeinschaftlichen Er-
bauung von GOtt geredet haben, das läßt sich
aus dem Grunde ihrer Salbung und neuen
Geburt aus GOtt leichtlich schliessen. Sie re-
deten alles os logia tou Theou, als GOttes Wort
1 Pet. 4, 11. das ist, sie verfälschten das Wort
GOttes nicht, wie ihrer viele, sondern sie re-
deten, als aus Lauterkeit, und als aus
GOtt vor GOtt in Christo JEsu
2 Cor.
2, 17. Und also waren alle ihre Reden mit dem
Saltz der Gnade und Wahrheit gewürtzet.
Col. 4, 6.
c. Wer GOtt kennet, der höret sie:
a. GOtt kennen ist alhier soviel als aus GOtt
geboren und in der Wiedergeburt von GOtt
gesalbet und durch die Salbung auch er-
leuchtet und zur wahren Erkenntniß gebracht
worden seyn; wie man aus dem Gegensatze,
nicht von GOtt seyn, und aus dem gan-
tzen Contexte siehet. Zwar muste im An-
fange das Hören vor der Bekehrung vorher
gehen, und das Wort des Evangelii, als
der lebendige Same, dazu dienen. Wenn
aber die Seelen zu GOtt bekehret waren, so
waren sie, als die neugebornen Kindlein, be-
gierig nach der lautern Milch des Evangelii,
daraus sie ihr geistliches Leben empfangen
hatten, und also höreten sie es gern. Wir
sehen demnach alhier aufs neue, daß keine
wahre Erkenntniß GOttes ohne die Wie-
dergeburt statt finde; und daß also kein un-
wiedergeborner Welt-Mensche, er sey Leh-
rer, oder Zuhörer, nach dem Apostolischen
Stilo GOtt kenne.
b. Das Hören ist nun aus dem, was von dem
GOtt kennen gesaget ist, leichtlich zu verste-
hen. Denn hier heißt es: Wer von GOtt
ist, der höret GOttes Wort. Darum
höret ihr
(Pharisäer und übrige Feinde
der Wahrheit) nicht; denn ihr seyd nicht
von GOtt.
Joh. 8, 47. Es ist das rechte
Hören, ein solches Hören, da man nach
hinweggenommener Decke des Unglaubens
2 Cor. 3, 16. mit aufgethanen Hertzen wie
die
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 4. v. 5. 6.
[Spaltenumbruch] ein mehrers im Lateiniſchen Commentario
p.
571. u. f.
d. Wenn nun die, mit welchen ſie es zu thun ha-
ben, noch mit ihnen in gleicher Corruption
liegen, ſo heißt es: Die Welt hoͤret ſie; und
zwar alſo, daß ſie dieſelbe liebet, lobet, und
hoch achtet, auch gern um ſich haben mag.
Denn ſie findet ſowol in ihren Lehren, als in
ihrem Leben und in ihrem gantzen Umgange
lauter falſche Heyl-Pflaſter auf ihre gefaͤhr-
liche Suͤnden-Wunden, lauter weiche Kuͤſſen
zur ſanften Ruhe in ihrem Suͤnden-Schlafe,
lauter loſe Tuͤnche uͤber ihre heßliche Wand;
da es nur immer heißt: Friede! Friede!
nach der Loſung der alten falſchen Propheten;
und iſt doch kein Friede. Denn gleichwie
ſie den Grund des Heyls gemeiniglich wider
recht erkennen, noch recht zeigen: alſo verkeh-
ren ſie auch die Ordnung des Heyls, machen
den ſchmalen Weg breit, damit auch ſie ſelbſt
das Anſehen haben moͤgen, als wandelten ſie
auf dem ſchmalen. Und ihre irdiſche Haupt-
Lehre iſt der ungoͤttliche Mitteldings-Kram,
da ſie alle ſuͤndliche Luſt-Handlungen, allerley
Welt-Eitelkeiten und Thorheiten, wenn es
damit nur nicht gar zu grob und zu arg wider
den buͤrgerlichen Wohlſtand gemachet wird,
fuͤr indifferent und unſuͤndlich halten, auch
zur Schmuͤckung ſolches ungoͤttlichen Weſens
viele Spruͤche und Exempel der heiligen
Schrift mißbrauchen. Welches denn eine
ſolche verfuͤhriſche Lockſpeiſe war, dadurch auch
diejenigen, welche dem Unflat der Welt ent-
flohen waren, leichtlich konten wieder einge-
flochten und uͤberwunden, die geiſtlich Tod-
ten aber in ihrem Tode behalten werden; zu-
mal wenn das Werckzeug der affectirten
Wohlredenheit dazu kam, nach Roͤm. 16, 17.
18. 1 Pet. 2, 14. 18. u. f. Siehe auch Joh. 15,
19. Waͤret ihr von der Welt, ſo haͤtte die
Welt das ihre lieb.
Es war demnach zu
Johannis Zeiten ſchon mit mehrern erfuͤllet
worden, was Paulus zum theil auch ſchon er-
fahren hatte, und aufs kuͤnftige vorher ſagte
2 Tim. 4, 3. 4. Es wird eine Zeit ſeyn, da
ſie die heylſame Lehre nicht leiden wer-
den, ſondern nach ihren eigenen Luͤſten
werden ſie ihnen ſelbſt Lehrer aufladen,
nachdem ihnen die Ohren juͤcken, und
werden die Ohren von der Wahrheit
wenden, und ſich zu den Fabeln kehren.

2. Hierauf machet nun der Apoſtel den Ge-
genſatz von den wahrhaftigen Lehrern und Lieb-
habern des Evangelii.

a. Dieſe ſind von GOtt: und zwar nicht allein
nach der Schoͤpfung und Erloͤſung, ſondern
auch, wie es der gantze Context mit ſich bringet,
nach der Heiligung, und darinn nach der Wie-
dergeburt und Salbung. Und ob der Apoſtel
gleich in der erſten Perſon redet, wir ſind von
GOtt;
ſo ſiehet er damit doch nicht allein auf
die Lehrer, ſondern auch auf alle uͤbrige wahre
Glieder Chriſti; als von welchen er v. 4. ſpricht:
Jhr ſeyd von GOtt und habet jene uͤber-
wunden: denn der in euch iſt
u. f. Es iſt
[Spaltenumbruch] auch aller Chriſten ihre Schuldigkeit, daß ſie
von GOTT reden und zeugen nach der guten
Fuͤlle ihres Hertzens Matth. 12, 33. 34. Wie
denn auch ein ieder die Pflicht auf ſich hat, daß
er den andern bey Gelegenheit lehre, ermahne,
troͤſte und erwecke Col. 3, 16. 1 Theſſ. 5, 11. 14.
Gal. 6, 1. Tit. 3, 3. Hebr. 3, 13. Jac. 5, 19.
1 Pet. 2, 5. 9.
b. Gleichwie ſie von GOtt ſind, alſo reden ſie
auch von GOtt,
wie ſchon gedacht. Zwar
bezeuget es der Apoſtel alhier nicht ausdruͤck-
lich: aber es iſt nach dem Gegenſatze aus den
vorhergehenden Worten leichtlich zu ergaͤntzen.
Denn nachdem daſelbſt geſaget iſt: Sie ſind
von der Welt, darum reden ſie von der
Welt:
ſo iſt der Verſtand der folgenden
Worte dieſer, als ſtuͤnde da: wir ſind von
GOtt, und reden von GOtt:
wie denn
auch darauf des hoͤrens, welches das Reden
zum Grunde hat, gedacht wird. Wie aber
die Glaͤubigen, und zwar die Lehrer oͤffentlich,
die uͤbrigen daheim, zur gemeinſchaftlichen Er-
bauung von GOtt geredet haben, das laͤßt ſich
aus dem Grunde ihrer Salbung und neuen
Geburt aus GOtt leichtlich ſchlieſſen. Sie re-
deten alles ὡς λόγια τοῦ Θεοῦ, als GOttes Wort
1 Pet. 4, 11. das iſt, ſie verfaͤlſchten das Wort
GOttes nicht, wie ihrer viele, ſondern ſie re-
deten, als aus Lauterkeit, und als aus
GOtt vor GOtt in Chriſto JEſu
2 Cor.
2, 17. Und alſo waren alle ihre Reden mit dem
Saltz der Gnade und Wahrheit gewuͤrtzet.
Col. 4, 6.
c. Wer GOtt kennet, der hoͤret ſie:
α. GOtt kennen iſt alhier ſoviel als aus GOtt
geboren und in der Wiedergeburt von GOtt
geſalbet und durch die Salbung auch er-
leuchtet und zur wahren Erkenntniß gebracht
worden ſeyn; wie man aus dem Gegenſatze,
nicht von GOtt ſeyn, und aus dem gan-
tzen Contexte ſiehet. Zwar muſte im An-
fange das Hoͤren vor der Bekehrung vorher
gehen, und das Wort des Evangelii, als
der lebendige Same, dazu dienen. Wenn
aber die Seelen zu GOtt bekehret waren, ſo
waren ſie, als die neugebornen Kindlein, be-
gierig nach der lautern Milch des Evangelii,
daraus ſie ihr geiſtliches Leben empfangen
hatten, und alſo hoͤreten ſie es gern. Wir
ſehen demnach alhier aufs neue, daß keine
wahre Erkenntniß GOttes ohne die Wie-
dergeburt ſtatt finde; und daß alſo kein un-
wiedergeborner Welt-Menſche, er ſey Leh-
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Stilo GOtt kenne.
β. Das Hoͤren iſt nun aus dem, was von dem
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hen. Denn hier heißt es: Wer von GOtt
iſt, der hoͤret GOttes Wort. Darum
hoͤret ihr
(Phariſaͤer und uͤbrige Feinde
der Wahrheit) nicht; denn ihr ſeyd nicht
von GOtt.
Joh. 8, 47. Es iſt das rechte
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[710/0710] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 4. v. 5. 6. ein mehrers im Lateiniſchen Commentario p. 571. u. f. d. Wenn nun die, mit welchen ſie es zu thun ha- ben, noch mit ihnen in gleicher Corruption liegen, ſo heißt es: Die Welt hoͤret ſie; und zwar alſo, daß ſie dieſelbe liebet, lobet, und hoch achtet, auch gern um ſich haben mag. Denn ſie findet ſowol in ihren Lehren, als in ihrem Leben und in ihrem gantzen Umgange lauter falſche Heyl-Pflaſter auf ihre gefaͤhr- liche Suͤnden-Wunden, lauter weiche Kuͤſſen zur ſanften Ruhe in ihrem Suͤnden-Schlafe, lauter loſe Tuͤnche uͤber ihre heßliche Wand; da es nur immer heißt: Friede! Friede! nach der Loſung der alten falſchen Propheten; und iſt doch kein Friede. Denn gleichwie ſie den Grund des Heyls gemeiniglich wider recht erkennen, noch recht zeigen: alſo verkeh- ren ſie auch die Ordnung des Heyls, machen den ſchmalen Weg breit, damit auch ſie ſelbſt das Anſehen haben moͤgen, als wandelten ſie auf dem ſchmalen. Und ihre irdiſche Haupt- Lehre iſt der ungoͤttliche Mitteldings-Kram, da ſie alle ſuͤndliche Luſt-Handlungen, allerley Welt-Eitelkeiten und Thorheiten, wenn es damit nur nicht gar zu grob und zu arg wider den buͤrgerlichen Wohlſtand gemachet wird, fuͤr indifferent und unſuͤndlich halten, auch zur Schmuͤckung ſolches ungoͤttlichen Weſens viele Spruͤche und Exempel der heiligen Schrift mißbrauchen. Welches denn eine ſolche verfuͤhriſche Lockſpeiſe war, dadurch auch diejenigen, welche dem Unflat der Welt ent- flohen waren, leichtlich konten wieder einge- flochten und uͤberwunden, die geiſtlich Tod- ten aber in ihrem Tode behalten werden; zu- mal wenn das Werckzeug der affectirten Wohlredenheit dazu kam, nach Roͤm. 16, 17. 18. 1 Pet. 2, 14. 18. u. f. Siehe auch Joh. 15, 19. Waͤret ihr von der Welt, ſo haͤtte die Welt das ihre lieb. Es war demnach zu Johannis Zeiten ſchon mit mehrern erfuͤllet worden, was Paulus zum theil auch ſchon er- fahren hatte, und aufs kuͤnftige vorher ſagte 2 Tim. 4, 3. 4. Es wird eine Zeit ſeyn, da ſie die heylſame Lehre nicht leiden wer- den, ſondern nach ihren eigenen Luͤſten werden ſie ihnen ſelbſt Lehrer aufladen, nachdem ihnen die Ohren juͤcken, und werden die Ohren von der Wahrheit wenden, und ſich zu den Fabeln kehren. 2. Hierauf machet nun der Apoſtel den Ge- genſatz von den wahrhaftigen Lehrern und Lieb- habern des Evangelii. a. Dieſe ſind von GOtt: und zwar nicht allein nach der Schoͤpfung und Erloͤſung, ſondern auch, wie es der gantze Context mit ſich bringet, nach der Heiligung, und darinn nach der Wie- dergeburt und Salbung. Und ob der Apoſtel gleich in der erſten Perſon redet, wir ſind von GOtt; ſo ſiehet er damit doch nicht allein auf die Lehrer, ſondern auch auf alle uͤbrige wahre Glieder Chriſti; als von welchen er v. 4. ſpricht: Jhr ſeyd von GOtt und habet jene uͤber- wunden: denn der in euch iſt u. f. Es iſt auch aller Chriſten ihre Schuldigkeit, daß ſie von GOTT reden und zeugen nach der guten Fuͤlle ihres Hertzens Matth. 12, 33. 34. Wie denn auch ein ieder die Pflicht auf ſich hat, daß er den andern bey Gelegenheit lehre, ermahne, troͤſte und erwecke Col. 3, 16. 1 Theſſ. 5, 11. 14. Gal. 6, 1. Tit. 3, 3. Hebr. 3, 13. Jac. 5, 19. 1 Pet. 2, 5. 9. b. Gleichwie ſie von GOtt ſind, alſo reden ſie auch von GOtt, wie ſchon gedacht. Zwar bezeuget es der Apoſtel alhier nicht ausdruͤck- lich: aber es iſt nach dem Gegenſatze aus den vorhergehenden Worten leichtlich zu ergaͤntzen. Denn nachdem daſelbſt geſaget iſt: Sie ſind von der Welt, darum reden ſie von der Welt: ſo iſt der Verſtand der folgenden Worte dieſer, als ſtuͤnde da: wir ſind von GOtt, und reden von GOtt: wie denn auch darauf des hoͤrens, welches das Reden zum Grunde hat, gedacht wird. Wie aber die Glaͤubigen, und zwar die Lehrer oͤffentlich, die uͤbrigen daheim, zur gemeinſchaftlichen Er- bauung von GOtt geredet haben, das laͤßt ſich aus dem Grunde ihrer Salbung und neuen Geburt aus GOtt leichtlich ſchlieſſen. Sie re- deten alles ὡς λόγια τοῦ Θεοῦ, als GOttes Wort 1 Pet. 4, 11. das iſt, ſie verfaͤlſchten das Wort GOttes nicht, wie ihrer viele, ſondern ſie re- deten, als aus Lauterkeit, und als aus GOtt vor GOtt in Chriſto JEſu 2 Cor. 2, 17. Und alſo waren alle ihre Reden mit dem Saltz der Gnade und Wahrheit gewuͤrtzet. Col. 4, 6. c. Wer GOtt kennet, der hoͤret ſie: α. GOtt kennen iſt alhier ſoviel als aus GOtt geboren und in der Wiedergeburt von GOtt geſalbet und durch die Salbung auch er- leuchtet und zur wahren Erkenntniß gebracht worden ſeyn; wie man aus dem Gegenſatze, nicht von GOtt ſeyn, und aus dem gan- tzen Contexte ſiehet. Zwar muſte im An- fange das Hoͤren vor der Bekehrung vorher gehen, und das Wort des Evangelii, als der lebendige Same, dazu dienen. Wenn aber die Seelen zu GOtt bekehret waren, ſo waren ſie, als die neugebornen Kindlein, be- gierig nach der lautern Milch des Evangelii, daraus ſie ihr geiſtliches Leben empfangen hatten, und alſo hoͤreten ſie es gern. Wir ſehen demnach alhier aufs neue, daß keine wahre Erkenntniß GOttes ohne die Wie- dergeburt ſtatt finde; und daß alſo kein un- wiedergeborner Welt-Menſche, er ſey Leh- rer, oder Zuhoͤrer, nach dem Apoſtoliſchen Stilo GOtt kenne. β. Das Hoͤren iſt nun aus dem, was von dem GOtt kennen geſaget iſt, leichtlich zu verſte- hen. Denn hier heißt es: Wer von GOtt iſt, der hoͤret GOttes Wort. Darum hoͤret ihr (Phariſaͤer und uͤbrige Feinde der Wahrheit) nicht; denn ihr ſeyd nicht von GOtt. Joh. 8, 47. Es iſt das rechte Hoͤren, ein ſolches Hoͤren, da man nach hinweggenommener Decke des Unglaubens 2 Cor. 3, 16. mit aufgethanen Hertzen wie die

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/710>, abgerufen am 27.11.2024.