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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 3. v. 21-23.
[Spaltenumbruch] wir GOttes Willen thun, so thut er auch un-
sern Willen: wiewol er doch unsern Willen,
um seinen zu thun, erst erwecket, uns selbst zum
thun die Gnade giebet, und denn noch über
das unser so unvollkommnes Thun, wenn es
nur in der Wahrheit und Lauterkeit geschiehet,
gnädiglich belohnet, daß er in Erhörung unsers
Gebets unsern Willen erfüllet.
c. Die Erhörung des Gebets ist eine Sache,
die viele Tiefen in sich hält, und oft viele Glau-
bens- Ubungen bringet. Denn ob die Erhö-
rung gleich wircklich geschiehet, so hält doch
GOtt darinnen oft eine gantz andere Zeit und
Weise, als wir gemeynet und gewünschet ha-
ben. Daher mit Gelassenheit gebetet werden
muß. Es ist auch nicht selten eine grosse Wohl-
that GOttes, daß er das Gebet, wenn wir
darinn irren, nicht erhöret.
d. Was vom Halten der Gebote zu wissen ist,
beliebe der Leser bey c. 3, 3. nachzuschlagen.
e. Daß es ein wirckliches und GOtt-wohlge-
fälliges Halten sey, erläutert der Apostel mit
diesen Worten: und thun, was vor ihm
gefällig ist.
Das Gesetz ist ein Ausdruck
und Abbildung des Willens GOttes. Da-
her, wer dem Gesetze nachkömmt, dem Willen
GOttes nachlebet; und damit GOtt gefällt.
Jst es gleich unvollkommen, so ist es doch wirck-
lich und aufrichtig und in diesem Stücke dem
Willen GOttes gemäß, hat aber sein eigent-
liches Gewicht der Wohlgefälligkeit in und
von Christo.
f. Manches ist uns und andern Menschen wohl-
gefällig, aber GOtt mißfällig: gleichwie hin-
gegen manches andern nicht gefällt, das doch
GOtt angenehm ist. Darum die Worte ih-
ren sonderbaren Nachdruck haben, wenn es
heißt: was vor ihm gefällig ist.
g. Von der Erhörung des Gebets sehe man unter
andern Ps. 10, 17. Ps. 34, 16. Ps. 145, 18.
Sprüchw. 15, 29. Jer. 29, 12. 13. Matth. 7,
7. 8. c. 18, 19. c. 21, 12. Luc. 9, 9. Joh. 9, 31. c.
14, 13. c. 15, 7. c. 16, 24. Luc. 1, 5. c. 5, 16.
V. 23.

Und das ist sein Gebot, daß wir glau-
ben an den Namen seines JEsu CHristi,
und lieben uns unter einander, wie er uns
ein Gebot gegeben hat.

Anmerckungen.

1. Das Wort Gebot stehet alhier in einem
weitern Verstande, und ist soviel als der geoffen-
barete Rath und Wille GOttes von dem Grun-
de, und von der Ordnung des Heyls. Welches
wir daraus erkennen, daß nicht allein die Liebe,
sondern auch der Glaube an JEsum Christum
dazu erfordert wird. Das Wort ist, ist sein
Gebot, heisset alhier soviel, als erfordert, er-
fordert sein Gebot.

2. Dieses Gebot vom Glauben und von
der Liebe hat er uns gegeben gleich vom Anfange
her nach dem Sündenfall in den Patriarchen
durch seine unmittelbare Offenbarung, und durch
die Patriarchen, als gesegnete Mittels-Personen,
[Spaltenumbruch] hat er es andern Menschen kund gemacht, auch
von den Zeiten Mosis an es durch die Propheten
in Schriften lassen verfasset werden. Da denn
das Gebot vom Glauben in dem ersten Evangelio
von CHristo 1 B. Bos. 3, 15. Das von der Liebe
in den zehen Geboten 2 B. Mos. 20. lieget, und
beyde Haupt-Gebote, oder Haupt-Stücke
christlicher Lehre in der gantzen heiligen Schrift
ihre ausführliche Erklärung haben. Und da im
Anfange des neuen Testaments der Vater durch
den Sohn geredet, Hebr. 1, 1. und dieser uns den
Rath GOttes verkündiget hat Joh. 1, 18. c. 12,
49. 50. und uns folglich wie auf den Glauben, al-
so auch auf die Liebe gewiesen Joh. 3, 16. u. f. c.
13, 34. 15, 12. so beziehet sich Johannes auf dieses
alles, wenn er spricht: Wie er uns ein Gebot
gegeben hat.

3. Bey den Worten: Glauben an den
Namen seines Sohnes JEsu CHristi
ist
folgendes zumercken:

a. Die Worte JEsus Christus sind ihrem
Nachdrucke nach erkläret Jac. 1, 1.
b. Die Worte seines Sohnes gehen auf das
Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit, nach
welchem die andere Person von der ersten, der
Sohn vom und im Vater, als der ewige Ab-
glantz vom ewigen Lichte, ohne allen Anfang,
sein Wesen hat und behält. Oben c. 1, 1. heißt
er das Wort, nemlich das selbständige.
c. Wenn wir die Worte, JEsus CHristus
GOttes Sohn,
zusammen nehmen, so fin-
den wir damit diese drey Haupt-Stücke von
Christo bezeichnet: erstlich seine aus beyden
Naturen bestehende Person; sintemal er nach
der göttlichen der Sohn GOttes, nach der
menschlichen CHristus, oder der Gesalbete ist.
Hernach sein Mittler-Amt, dazu er ist gesal-
bet worden; welches demnach mit dem Na-
men CHristus zugleich angezeiget wird. Und
denn der Zweck, die Kraft und die Frucht sei-
nes seiner Person wegen so gar nachdrücklichen
Mittler-Amts, so da ist die Seligmachung,
darauf der Name JEsus gehet.
d. Der Name JEsu Christi des Sohnes GOt-
tes ist er zwar selbst; weil doch aber der Name
alhier von ihm nach der beygesetzten Benen-
nung unterschieden wird, so wird durch den
Namen alhier verstanden alles dasjenige,
was diese Namen, JESUS CHristus,
GOttes Sohn
und seine andere Namen
mehr, ihrer Bedeutung, Wirckung, Kraft und
Furcht nach in sich halten.
e. An solchen Namen, oder (welches ahier
im Griechischen einerley ist) solchem seinem
Namen glauben, das ist nun, den Nachdruck
seiner auf seine Person, sein Mittler-Amt und
das gantze Werck der Seligkeit gehenden Na-
men, und also ihn selbst, also gläubig erkennen
daß man sich davon in gehöriger Ordnung alle
Kraft fruchtbarlich zueigne, und solcher gestalt
durch CHristum und in Christo zu seinem Heyl
gelange.

4. Bey den Worten; und lieben uns
unter einander,
ist folgendes zu erwegen:

a. Das Wörtlein kai, und verbindet die Liebe
mit
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 21-23.
[Spaltenumbruch] wir GOttes Willen thun, ſo thut er auch un-
ſern Willen: wiewol er doch unſern Willen,
um ſeinen zu thun, erſt erwecket, uns ſelbſt zum
thun die Gnade giebet, und denn noch uͤber
das unſer ſo unvollkommnes Thun, wenn es
nur in der Wahrheit und Lauterkeit geſchiehet,
gnaͤdiglich belohnet, daß er in Erhoͤrung unſers
Gebets unſern Willen erfuͤllet.
c. Die Erhoͤrung des Gebets iſt eine Sache,
die viele Tiefen in ſich haͤlt, und oft viele Glau-
bens- Ubungen bringet. Denn ob die Erhoͤ-
rung gleich wircklich geſchiehet, ſo haͤlt doch
GOtt darinnen oft eine gantz andere Zeit und
Weiſe, als wir gemeynet und gewuͤnſchet ha-
ben. Daher mit Gelaſſenheit gebetet werden
muß. Es iſt auch nicht ſelten eine groſſe Wohl-
that GOttes, daß er das Gebet, wenn wir
darinn irren, nicht erhoͤret.
d. Was vom Halten der Gebote zu wiſſen iſt,
beliebe der Leſer bey c. 3, 3. nachzuſchlagen.
e. Daß es ein wirckliches und GOtt-wohlge-
faͤlliges Halten ſey, erlaͤutert der Apoſtel mit
dieſen Worten: und thun, was vor ihm
gefaͤllig iſt.
Das Geſetz iſt ein Ausdruck
und Abbildung des Willens GOttes. Da-
her, wer dem Geſetze nachkoͤmmt, dem Willen
GOttes nachlebet; und damit GOtt gefaͤllt.
Jſt es gleich unvollkommen, ſo iſt es doch wirck-
lich und aufrichtig und in dieſem Stuͤcke dem
Willen GOttes gemaͤß, hat aber ſein eigent-
liches Gewicht der Wohlgefaͤlligkeit in und
von Chriſto.
f. Manches iſt uns und andern Menſchen wohl-
gefaͤllig, aber GOtt mißfaͤllig: gleichwie hin-
gegen manches andern nicht gefaͤllt, das doch
GOtt angenehm iſt. Darum die Worte ih-
ren ſonderbaren Nachdruck haben, wenn es
heißt: was vor ihm gefaͤllig iſt.
g. Von der Erhoͤrung des Gebets ſehe man unter
andern Pſ. 10, 17. Pſ. 34, 16. Pſ. 145, 18.
Spruͤchw. 15, 29. Jer. 29, 12. 13. Matth. 7,
7. 8. c. 18, 19. c. 21, 12. Luc. 9, 9. Joh. 9, 31. c.
14, 13. c. 15, 7. c. 16, 24. Luc. 1, 5. c. 5, 16.
V. 23.

Und das iſt ſein Gebot, daß wir glau-
ben an den Namen ſeines JEſu CHriſti,
und lieben uns unter einander, wie er uns
ein Gebot gegeben hat.

Anmerckungen.

1. Das Wort Gebot ſtehet alhier in einem
weitern Verſtande, und iſt ſoviel als der geoffen-
barete Rath und Wille GOttes von dem Grun-
de, und von der Ordnung des Heyls. Welches
wir daraus erkennen, daß nicht allein die Liebe,
ſondern auch der Glaube an JEſum Chriſtum
dazu erfordert wird. Das Wort iſt, iſt ſein
Gebot, heiſſet alhier ſoviel, als erfordert, er-
fordert ſein Gebot.

2. Dieſes Gebot vom Glauben und von
der Liebe hat er uns gegeben gleich vom Anfange
her nach dem Suͤndenfall in den Patriarchen
durch ſeine unmittelbare Offenbarung, und durch
die Patriarchen, als geſegnete Mittels-Perſonen,
[Spaltenumbruch] hat er es andern Menſchen kund gemacht, auch
von den Zeiten Moſis an es durch die Propheten
in Schriften laſſen verfaſſet werden. Da denn
das Gebot vom Glauben in dem erſten Evangelio
von CHriſto 1 B. Boſ. 3, 15. Das von der Liebe
in den zehen Geboten 2 B. Moſ. 20. lieget, und
beyde Haupt-Gebote, oder Haupt-Stuͤcke
chriſtlicher Lehre in der gantzen heiligen Schrift
ihre ausfuͤhrliche Erklaͤrung haben. Und da im
Anfange des neuen Teſtaments der Vater durch
den Sohn geredet, Hebr. 1, 1. und dieſer uns den
Rath GOttes verkuͤndiget hat Joh. 1, 18. c. 12,
49. 50. und uns folglich wie auf den Glauben, al-
ſo auch auf die Liebe gewieſen Joh. 3, 16. u. f. c.
13, 34. 15, 12. ſo beziehet ſich Johannes auf dieſes
alles, wenn er ſpricht: Wie er uns ein Gebot
gegeben hat.

3. Bey den Worten: Glauben an den
Namen ſeines Sohnes JEſu CHriſti
iſt
folgendes zumercken:

a. Die Worte JEſus Chriſtus ſind ihrem
Nachdrucke nach erklaͤret Jac. 1, 1.
b. Die Worte ſeines Sohnes gehen auf das
Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit, nach
welchem die andere Perſon von der erſten, der
Sohn vom und im Vater, als der ewige Ab-
glantz vom ewigen Lichte, ohne allen Anfang,
ſein Weſen hat und behaͤlt. Oben c. 1, 1. heißt
er das Wort, nemlich das ſelbſtaͤndige.
c. Wenn wir die Worte, JEſus CHriſtus
GOttes Sohn,
zuſammen nehmen, ſo fin-
den wir damit dieſe drey Haupt-Stuͤcke von
Chriſto bezeichnet: erſtlich ſeine aus beyden
Naturen beſtehende Perſon; ſintemal er nach
der goͤttlichen der Sohn GOttes, nach der
menſchlichen CHriſtus, oder der Geſalbete iſt.
Hernach ſein Mittler-Amt, dazu er iſt geſal-
bet worden; welches demnach mit dem Na-
men CHriſtus zugleich angezeiget wird. Und
denn der Zweck, die Kraft und die Frucht ſei-
nes ſeiner Perſon wegen ſo gar nachdruͤcklichen
Mittler-Amts, ſo da iſt die Seligmachung,
darauf der Name JEſus gehet.
d. Der Name JEſu Chriſti des Sohnes GOt-
tes iſt er zwar ſelbſt; weil doch aber der Name
alhier von ihm nach der beygeſetzten Benen-
nung unterſchieden wird, ſo wird durch den
Namen alhier verſtanden alles dasjenige,
was dieſe Namen, JESUS CHriſtus,
GOttes Sohn
und ſeine andere Namen
mehr, ihrer Bedeutung, Wirckung, Kraft und
Furcht nach in ſich halten.
e. An ſolchen Namen, oder (welches ahier
im Griechiſchen einerley iſt) ſolchem ſeinem
Namen glauben, das iſt nun, den Nachdruck
ſeiner auf ſeine Perſon, ſein Mittler-Amt und
das gantze Werck der Seligkeit gehenden Na-
men, und alſo ihn ſelbſt, alſo glaͤubig erkennen
daß man ſich davon in gehoͤriger Ordnung alle
Kraft fruchtbarlich zueigne, und ſolcher geſtalt
durch CHriſtum und in Chriſto zu ſeinem Heyl
gelange.

4. Bey den Worten; und lieben uns
unter einander,
iſt folgendes zu erwegen:

a. Das Woͤrtlein καὶ, und verbindet die Liebe
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[704/0704] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 3. v. 21-23. wir GOttes Willen thun, ſo thut er auch un- ſern Willen: wiewol er doch unſern Willen, um ſeinen zu thun, erſt erwecket, uns ſelbſt zum thun die Gnade giebet, und denn noch uͤber das unſer ſo unvollkommnes Thun, wenn es nur in der Wahrheit und Lauterkeit geſchiehet, gnaͤdiglich belohnet, daß er in Erhoͤrung unſers Gebets unſern Willen erfuͤllet. c. Die Erhoͤrung des Gebets iſt eine Sache, die viele Tiefen in ſich haͤlt, und oft viele Glau- bens- Ubungen bringet. Denn ob die Erhoͤ- rung gleich wircklich geſchiehet, ſo haͤlt doch GOtt darinnen oft eine gantz andere Zeit und Weiſe, als wir gemeynet und gewuͤnſchet ha- ben. Daher mit Gelaſſenheit gebetet werden muß. Es iſt auch nicht ſelten eine groſſe Wohl- that GOttes, daß er das Gebet, wenn wir darinn irren, nicht erhoͤret. d. Was vom Halten der Gebote zu wiſſen iſt, beliebe der Leſer bey c. 3, 3. nachzuſchlagen. e. Daß es ein wirckliches und GOtt-wohlge- faͤlliges Halten ſey, erlaͤutert der Apoſtel mit dieſen Worten: und thun, was vor ihm gefaͤllig iſt. Das Geſetz iſt ein Ausdruck und Abbildung des Willens GOttes. Da- her, wer dem Geſetze nachkoͤmmt, dem Willen GOttes nachlebet; und damit GOtt gefaͤllt. Jſt es gleich unvollkommen, ſo iſt es doch wirck- lich und aufrichtig und in dieſem Stuͤcke dem Willen GOttes gemaͤß, hat aber ſein eigent- liches Gewicht der Wohlgefaͤlligkeit in und von Chriſto. f. Manches iſt uns und andern Menſchen wohl- gefaͤllig, aber GOtt mißfaͤllig: gleichwie hin- gegen manches andern nicht gefaͤllt, das doch GOtt angenehm iſt. Darum die Worte ih- ren ſonderbaren Nachdruck haben, wenn es heißt: was vor ihm gefaͤllig iſt. g. Von der Erhoͤrung des Gebets ſehe man unter andern Pſ. 10, 17. Pſ. 34, 16. Pſ. 145, 18. Spruͤchw. 15, 29. Jer. 29, 12. 13. Matth. 7, 7. 8. c. 18, 19. c. 21, 12. Luc. 9, 9. Joh. 9, 31. c. 14, 13. c. 15, 7. c. 16, 24. Luc. 1, 5. c. 5, 16. V. 23. Und das iſt ſein Gebot, daß wir glau- ben an den Namen ſeines JEſu CHriſti, und lieben uns unter einander, wie er uns ein Gebot gegeben hat. Anmerckungen. 1. Das Wort Gebot ſtehet alhier in einem weitern Verſtande, und iſt ſoviel als der geoffen- barete Rath und Wille GOttes von dem Grun- de, und von der Ordnung des Heyls. Welches wir daraus erkennen, daß nicht allein die Liebe, ſondern auch der Glaube an JEſum Chriſtum dazu erfordert wird. Das Wort iſt, iſt ſein Gebot, heiſſet alhier ſoviel, als erfordert, er- fordert ſein Gebot. 2. Dieſes Gebot vom Glauben und von der Liebe hat er uns gegeben gleich vom Anfange her nach dem Suͤndenfall in den Patriarchen durch ſeine unmittelbare Offenbarung, und durch die Patriarchen, als geſegnete Mittels-Perſonen, hat er es andern Menſchen kund gemacht, auch von den Zeiten Moſis an es durch die Propheten in Schriften laſſen verfaſſet werden. Da denn das Gebot vom Glauben in dem erſten Evangelio von CHriſto 1 B. Boſ. 3, 15. Das von der Liebe in den zehen Geboten 2 B. Moſ. 20. lieget, und beyde Haupt-Gebote, oder Haupt-Stuͤcke chriſtlicher Lehre in der gantzen heiligen Schrift ihre ausfuͤhrliche Erklaͤrung haben. Und da im Anfange des neuen Teſtaments der Vater durch den Sohn geredet, Hebr. 1, 1. und dieſer uns den Rath GOttes verkuͤndiget hat Joh. 1, 18. c. 12, 49. 50. und uns folglich wie auf den Glauben, al- ſo auch auf die Liebe gewieſen Joh. 3, 16. u. f. c. 13, 34. 15, 12. ſo beziehet ſich Johannes auf dieſes alles, wenn er ſpricht: Wie er uns ein Gebot gegeben hat. 3. Bey den Worten: Glauben an den Namen ſeines Sohnes JEſu CHriſti iſt folgendes zumercken: a. Die Worte JEſus Chriſtus ſind ihrem Nachdrucke nach erklaͤret Jac. 1, 1. b. Die Worte ſeines Sohnes gehen auf das Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit, nach welchem die andere Perſon von der erſten, der Sohn vom und im Vater, als der ewige Ab- glantz vom ewigen Lichte, ohne allen Anfang, ſein Weſen hat und behaͤlt. Oben c. 1, 1. heißt er das Wort, nemlich das ſelbſtaͤndige. c. Wenn wir die Worte, JEſus CHriſtus GOttes Sohn, zuſammen nehmen, ſo fin- den wir damit dieſe drey Haupt-Stuͤcke von Chriſto bezeichnet: erſtlich ſeine aus beyden Naturen beſtehende Perſon; ſintemal er nach der goͤttlichen der Sohn GOttes, nach der menſchlichen CHriſtus, oder der Geſalbete iſt. Hernach ſein Mittler-Amt, dazu er iſt geſal- bet worden; welches demnach mit dem Na- men CHriſtus zugleich angezeiget wird. Und denn der Zweck, die Kraft und die Frucht ſei- nes ſeiner Perſon wegen ſo gar nachdruͤcklichen Mittler-Amts, ſo da iſt die Seligmachung, darauf der Name JEſus gehet. d. Der Name JEſu Chriſti des Sohnes GOt- tes iſt er zwar ſelbſt; weil doch aber der Name alhier von ihm nach der beygeſetzten Benen- nung unterſchieden wird, ſo wird durch den Namen alhier verſtanden alles dasjenige, was dieſe Namen, JESUS CHriſtus, GOttes Sohn und ſeine andere Namen mehr, ihrer Bedeutung, Wirckung, Kraft und Furcht nach in ſich halten. e. An ſolchen Namen, oder (welches ahier im Griechiſchen einerley iſt) ſolchem ſeinem Namen glauben, das iſt nun, den Nachdruck ſeiner auf ſeine Perſon, ſein Mittler-Amt und das gantze Werck der Seligkeit gehenden Na- men, und alſo ihn ſelbſt, alſo glaͤubig erkennen daß man ſich davon in gehoͤriger Ordnung alle Kraft fruchtbarlich zueigne, und ſolcher geſtalt durch CHriſtum und in Chriſto zu ſeinem Heyl gelange. 4. Bey den Worten; und lieben uns unter einander, iſt folgendes zu erwegen: a. Das Woͤrtlein καὶ, und verbindet die Liebe mit

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/704>, abgerufen am 01.09.2024.