Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 2. v. 13. an die Thessalonicher. [Spaltenumbruch]
wie sie von den Menschen muß angenommen wer-den, daß die Erwehlung habe geschehen können. a. GOtt machet auf seiner Seite die Heyls- Ordnung durch die Heiligung des Geistes. Durch die Heiligung wird alhier verstanden die kräftige Berufung zum Reiche der Gnaden und der Herrlichkeit: welche Be- rufung eine Heiligung genennet wird, weil die berufende Gnade den Menschen, da er von Natur gantz unheilig und zum Reiche GOttes dadurch gantz ungeschickt ist, zur kräf- tigen Veränderung seines Sinnes und Her- tzens bringet, wiedergebieret und gründlich bekehret, und in solcher Bekehrung zum Glau- ben bringet und würcklich zu heiligen anfän- get, also daß er nunmehro ein gantz anderer Mensch, und eine neue Creatur wird. Und diese Heiligung heißt eine Heiligung des Gei- stes, weil sie von dem Heiligen Geiste in dem Menschen kräftiglich gewircket wird. Joh. 3, 5. 6. Tit. 3, 5. 6. Und also erweiset sich die hoch- gelobte Dreyeinigkeit im Wercke der Selig- keit geschäftig: der Vater mit seiner Liebe und Gnade; der Sohn mit seiner Erlösung, worauf unser Glaube eigentlich gerichtet wird; und der Heilige Geist mit der Heiligung und Anzündung des Glaubens, dadurch er uns in die Heyls-Ordnung bringet und Christum in uns verkläret. b. Auf Seiten des Menschen entstehet nun aus solcher Heiligung des Geistes der Glaube der Wahrheit. Da denn Wahrheit ist das gantze Evangelium von Christo, und darinnen Christus selbst; als der da ist selbst die Wahr- heit Joh. 14, 6. in welchem alle Verheissun- gen GOttes sind ja und Amen 2 Cor. 1, 19. in welchem ist aletheia, die Wahrheit, ein recht- schaffenes Wesen Eph. 4, 21. der da mit be- sonderm Nachdruck ist o alethinos, der Wahr- haftige, 1 Joh. 5, 20. durch welchen Gnade und Wahrheit worden ist Joh. 1, 17. als in dem alles Levitische Schattenwerck ist erfüllet worden. Mit diesem nun hat es der durch die Heiligung des Geistes gewirckte Glaube eigentlich zu thun: diesen ergreifet er, an die- sen hält er sich, und eignet sich seine Gerech- tigkeit und Verdienste, als sein eigen, zu, und in ihm bleibet er und wird vor GOTT er- funden. 4. Was nun die eigentliche Beschaffen- +/- Wenn? von Ewigkeit; welches angezei- get wird mit den Worten ap' arkhes, von An- fang. Daß dieses so viel sey, als von Ewig- keit, siehet man a. aus dem Gebrauch dieser Worte bey den siebenzig Griechischen Intrerpretibus, als bey welchen ap' arkhes so viel ist, als [fremdsprachliches Material], oder [fremdsprachliches Material], von Ewigkeit. Hab. 1, 12. u. s. w. b. Aus dem Parallel-Orte Eph. 1, 4. da es heißt: pro kataboles kosmou, vor der Grundlegung der Welt; in welchem [Spaltenumbruch] Verstande auch das en arkhe, im Anfange Joh. 1. 1. gebrauchet wird: wie denn auch Offenb. 1, 8. der Sohn GOttes heißt das A und das O, der Anfang und das Ende, mit dem auf die Ewigkeit gerichte- ten Verstande. g. Aus der Sache selbst. Denn da GOtt von Ewigkeit her ist, und er nach seiner Allwissenheit vorher gesehen, welche Men- schen sich in die Ordnung des Heyls, und also zu dem Glauben an Christum, würden bringen lassen; so hat er auch eben diese und keine andere schon von Ewigkeit her deswegen erwehlet. Röm. 8, 29. b. Wie? Die Erwehlung ist geschehen, wie ei- nes theils dem Principio nach aus lauter Gnade, welche sich auf das Verdienst Chri- sti gründet; also auch andern theils zu- gleich in Ansehung der Heyls-Ordnung, in welche sich der Mensch durch die Heiligung des Geistes hat bringen lassen; und also in Anse- hung des Glaubens, in welchem der Mensch die Erlösung Christi ergriffen, und sich zuge- eignet hat: welchen Glauben, und die damit geschehene Zueignung, GOTT nach seiner Allwissenheit vorher gesehen, und also, vermö- ge solcher Vorhersehung, den allgemeinen gnä- digen Rathschluß, daß alle, welche aus der Heiligung des Geistes an Christum beharrlich glauben würden, ewig selig werden solten, Marc. 16, 16. insonderheit auf die Gläubigen appliciret hat. c. Wozu? zur Seligkeit, wie dieselbe im Rei- che Christi, welches ein Reich der Gnaden und der Herrlichkeit ist, sich findet. Röm. 8, 29. heißt es: sie sollen dem Ebenbild des Sohnes GOttes gleich seyn, das ist, durch das Leiden zur Herrlichkeit geführet werden. Und da die Kindschaft GOttes auch das Erbe mit sich führet, so hat uns GOtt, nach Eph. 1. v. 5. und 11. zur Kindschaft und Erbschaft verordnet, oder erwehlet: darinnen wir uns denn auch heilig und unsträflich vor ihm in der Liebe sollen erfinden lassen, v. 4. 5. Da es nun mit der ewigen Erwehlung 6. Dieses, und also auch die gantze Lehre also
Cap. 2. v. 13. an die Theſſalonicher. [Spaltenumbruch]
wie ſie von den Menſchen muß angenommen weꝛ-den, daß die Erwehlung habe geſchehen koͤnnen. a. GOtt machet auf ſeiner Seite die Heyls- Ordnung durch die Heiligung des Geiſtes. Durch die Heiligung wird alhier verſtanden die kraͤftige Berufung zum Reiche der Gnaden und der Herrlichkeit: welche Be- rufung eine Heiligung genennet wird, weil die berufende Gnade den Menſchen, da er von Natur gantz unheilig und zum Reiche GOttes dadurch gantz ungeſchickt iſt, zur kraͤf- tigen Veraͤnderung ſeines Sinnes und Her- tzens bringet, wiedergebieret und gruͤndlich bekehret, und in ſolcher Bekehrung zum Glau- ben bringet und wuͤrcklich zu heiligen anfaͤn- get, alſo daß er nunmehro ein gantz anderer Menſch, und eine neue Creatur wird. Und dieſe Heiligung heißt eine Heiligung des Gei- ſtes, weil ſie von dem Heiligen Geiſte in dem Menſchen kraͤftiglich gewircket wird. Joh. 3, 5. 6. Tit. 3, 5. 6. Und alſo erweiſet ſich die hoch- gelobte Dreyeinigkeit im Wercke der Selig- keit geſchaͤftig: der Vater mit ſeiner Liebe und Gnade; der Sohn mit ſeiner Erloͤſung, worauf unſer Glaube eigentlich gerichtet wird; und der Heilige Geiſt mit der Heiligung und Anzuͤndung des Glaubens, dadurch er uns in die Heyls-Ordnung bringet und Chriſtum in uns verklaͤret. b. Auf Seiten des Menſchen entſtehet nun aus ſolcher Heiligung des Geiſtes der Glaube der Wahrheit. Da denn Wahrheit iſt das gantze Evangelium von Chriſto, und darinnen Chriſtus ſelbſt; als der da iſt ſelbſt die Wahr- heit Joh. 14, 6. in welchem alle Verheiſſun- gen GOttes ſind ja und Amen 2 Cor. 1, 19. in welchem iſt ἀλήϑεια, die Wahrheit, ein recht- ſchaffenes Weſen Eph. 4, 21. der da mit be- ſonderm Nachdruck iſt ὁ ἀληϑινὸς, der Wahr- haftige, 1 Joh. 5, 20. durch welchen Gnade und Wahrheit worden iſt Joh. 1, 17. als in dem alles Levitiſche Schattenwerck iſt erfuͤllet worden. Mit dieſem nun hat es der durch die Heiligung des Geiſtes gewirckte Glaube eigentlich zu thun: dieſen ergreifet er, an die- ſen haͤlt er ſich, und eignet ſich ſeine Gerech- tigkeit und Verdienſte, als ſein eigen, zu, und in ihm bleibet er und wird vor GOTT er- funden. 4. Was nun die eigentliche Beſchaffen- ± Wenn? von Ewigkeit; welches angezei- get wird mit den Worten ἁπ᾽ ἀρχῆς, von An- fang. Daß dieſes ſo viel ſey, als von Ewig- keit, ſiehet man α. aus dem Gebrauch dieſer Worte bey den ſiebenzig Griechiſchen Intrerpretibus, als bey welchen ἀπ᾽ ἀρχῆς ſo viel iſt, als [fremdsprachliches Material], oder [fremdsprachliches Material], von Ewigkeit. Hab. 1, 12. u. ſ. w. β. Aus dem Parallel-Orte Eph. 1, 4. da es heißt: πρὸ καταβολῆς κόσμου, vor der Grundlegung der Welt; in welchem [Spaltenumbruch] Verſtande auch das ὲν ἀρχῆ, im Anfange Joh. 1. 1. gebrauchet wird: wie denn auch Offenb. 1, 8. der Sohn GOttes heißt das A und das O, der Anfang und das Ende, mit dem auf die Ewigkeit gerichte- ten Verſtande. γ. Aus der Sache ſelbſt. Denn da GOtt von Ewigkeit her iſt, und er nach ſeiner Allwiſſenheit vorher geſehen, welche Men- ſchen ſich in die Ordnung des Heyls, und alſo zu dem Glauben an Chriſtum, wuͤrden bringen laſſen; ſo hat er auch eben dieſe und keine andere ſchon von Ewigkeit her deswegen erwehlet. Roͤm. 8, 29. b. Wie? Die Erwehlung iſt geſchehen, wie ei- nes theils dem Principio nach aus lauter Gnade, welche ſich auf das Verdienſt Chri- ſti gruͤndet; alſo auch andern theils zu- gleich in Anſehung der Heyls-Ordnung, in welche ſich der Menſch durch die Heiligung des Geiſtes hat bringen laſſen; und alſo in Anſe- hung des Glaubens, in welchem der Menſch die Erloͤſung Chriſti ergriffen, und ſich zuge- eignet hat: welchen Glauben, und die damit geſchehene Zueignung, GOTT nach ſeiner Allwiſſenheit vorher geſehen, und alſo, vermoͤ- ge ſolcher Voꝛherſehung, den allgemeinen gnaͤ- digen Rathſchluß, daß alle, welche aus der Heiligung des Geiſtes an Chriſtum beharrlich glauben wuͤrden, ewig ſelig werden ſolten, Marc. 16, 16. inſonderheit auf die Glaͤubigen appliciret hat. c. Wozu? zur Seligkeit, wie dieſelbe im Rei- che Chriſti, welches ein Reich der Gnaden und der Herrlichkeit iſt, ſich findet. Roͤm. 8, 29. heißt es: ſie ſollen dem Ebenbild des Sohnes GOttes gleich ſeyn, das iſt, durch das Leiden zur Herrlichkeit gefuͤhret werden. Und da die Kindſchaft GOttes auch das Erbe mit ſich fuͤhret, ſo hat uns GOtt, nach Eph. 1. v. 5. und 11. zur Kindſchaft und Erbſchaft verordnet, oder erwehlet: darinnen wir uns denn auch heilig und unſtraͤflich vor ihm in der Liebe ſollen erfinden laſſen, v. 4. 5. Da es nun mit der ewigen Erwehlung 6. Dieſes, und alſo auch die gantze Lehre alſo
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0065" n="63"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 2. v. 13. an die Theſſalonicher.</hi></fw><lb/><cb/> wie ſie von den Menſchen muß angenommen weꝛ-<lb/> den, daß die Erwehlung habe geſchehen koͤnnen.</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a.</hi> GOtt machet auf <hi rendition="#fr">ſeiner Seite</hi> die Heyls-<lb/> Ordnung durch die <hi rendition="#fr">Heiligung des Geiſtes.</hi><lb/> Durch die Heiligung wird alhier verſtanden<lb/> die <hi rendition="#fr">kraͤftige Berufung</hi> zum Reiche der<lb/> Gnaden und der Herrlichkeit: welche <hi rendition="#fr">Be-<lb/> rufung</hi> eine <hi rendition="#fr">Heiligung</hi> genennet wird,<lb/> weil die berufende Gnade den Menſchen, da<lb/> er von Natur gantz unheilig und zum Reiche<lb/> GOttes dadurch gantz ungeſchickt iſt, zur kraͤf-<lb/> tigen Veraͤnderung ſeines Sinnes und Her-<lb/> tzens bringet, wiedergebieret und gruͤndlich<lb/> bekehret, und in ſolcher Bekehrung zum Glau-<lb/> ben bringet und wuͤrcklich zu heiligen anfaͤn-<lb/> get, alſo daß er nunmehro ein gantz anderer<lb/> Menſch, und eine neue Creatur wird. Und<lb/> dieſe <hi rendition="#fr">Heiligung</hi> heißt eine Heiligung des <hi rendition="#fr">Gei-<lb/> ſtes,</hi> weil ſie von dem Heiligen Geiſte in dem<lb/> Menſchen kraͤftiglich gewircket wird. Joh. 3,<lb/> 5. 6. Tit. 3, 5. 6. Und alſo erweiſet ſich die hoch-<lb/> gelobte Dreyeinigkeit im Wercke der Selig-<lb/> keit geſchaͤftig: der <hi rendition="#fr">Vater</hi> mit ſeiner Liebe<lb/> und Gnade; der <hi rendition="#fr">Sohn</hi> mit ſeiner Erloͤſung,<lb/> worauf unſer Glaube eigentlich gerichtet wird;<lb/> und der <hi rendition="#fr">Heilige Geiſt</hi> mit der Heiligung und<lb/> Anzuͤndung des Glaubens, dadurch er uns in<lb/> die Heyls-Ordnung bringet und Chriſtum in<lb/> uns verklaͤret.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b.</hi><hi rendition="#fr">Auf Seiten des Menſchen</hi> entſtehet nun<lb/> aus ſolcher Heiligung des Geiſtes <hi rendition="#fr">der Glaube<lb/> der Wahrheit.</hi> Da denn <hi rendition="#fr">Wahrheit</hi> iſt das<lb/> gantze Evangelium von Chriſto, und darinnen<lb/> Chriſtus ſelbſt; als der da iſt ſelbſt die Wahr-<lb/> heit Joh. 14, 6. in welchem alle Verheiſſun-<lb/> gen GOttes ſind ja und Amen 2 Cor. 1, 19. in<lb/> welchem iſt ἀλήϑεια, die Wahrheit, ein recht-<lb/> ſchaffenes Weſen Eph. 4, 21. der da mit be-<lb/> ſonderm Nachdruck iſt ὁ ἀληϑινὸς, <hi rendition="#fr">der Wahr-<lb/> haftige,</hi> 1 Joh. 5, 20. durch welchen Gnade<lb/> und Wahrheit worden iſt Joh. 1, 17. als in<lb/> dem alles Levitiſche Schattenwerck iſt erfuͤllet<lb/> worden. Mit dieſem nun hat es der durch<lb/> die Heiligung des Geiſtes gewirckte Glaube<lb/> eigentlich zu thun: dieſen ergreifet er, an die-<lb/> ſen haͤlt er ſich, und eignet ſich ſeine Gerech-<lb/> tigkeit und Verdienſte, als ſein eigen, zu, und<lb/> in ihm bleibet er und wird vor GOTT er-<lb/> funden.</item> </list><lb/> <p>4. Was nun die eigentliche <hi rendition="#fr">Beſchaffen-<lb/> heit</hi> der Erwehlung betrifft, ſo kommt es dabey<lb/> nach obigem Texte auf dieſe <hi rendition="#fr">drey Stuͤcke</hi> an:<lb/><hi rendition="#fr">wenn? wie?</hi> und <hi rendition="#fr">wozu</hi> ſie geſchehen ſey?</p><lb/> <list> <item>± <hi rendition="#fr">Wenn? von Ewigkeit;</hi> welches angezei-<lb/> get wird mit den Worten ἁπ᾽ ἀρχῆς, von An-<lb/> fang. Daß dieſes ſo viel ſey, als von Ewig-<lb/> keit, ſiehet man<lb/><list><item>α. aus dem Gebrauch dieſer Worte bey den<lb/> ſiebenzig Griechiſchen <hi rendition="#aq">Intrerpretibus,</hi> als<lb/> bey welchen ἀπ᾽ ἀρχῆς ſo viel iſt, als <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm"/></foreign>,<lb/> oder <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm"/></foreign>, von Ewigkeit. Hab. 1, 12. u.<lb/> ſ. w.</item><lb/><item>β. Aus dem <hi rendition="#aq">Parallel</hi>-Orte Eph. 1, 4. da es<lb/> heißt: πρὸ καταβολῆς κόσμου, <hi rendition="#fr">vor der<lb/> Grundlegung der Welt;</hi> in welchem<lb/><cb/> Verſtande auch das ὲν ἀρχῆ, im Anfange<lb/> Joh. 1. 1. gebrauchet wird: wie denn auch<lb/> Offenb. 1, 8. der Sohn GOttes heißt das<lb/><hi rendition="#fr">A und das O, der Anfang und das<lb/> Ende,</hi> mit dem auf die Ewigkeit gerichte-<lb/> ten Verſtande.</item><lb/><item>γ. <hi rendition="#fr">Aus der Sache ſelbſt.</hi> Denn da GOtt<lb/> von Ewigkeit her iſt, und er nach ſeiner<lb/> Allwiſſenheit vorher geſehen, welche Men-<lb/> ſchen ſich in die Ordnung des Heyls, und<lb/> alſo zu dem Glauben an Chriſtum, wuͤrden<lb/> bringen laſſen; ſo hat er auch eben dieſe<lb/> und keine andere ſchon von Ewigkeit her<lb/> deswegen erwehlet. Roͤm. 8, 29.</item></list></item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b.</hi><hi rendition="#fr">Wie?</hi> Die Erwehlung iſt geſchehen, wie ei-<lb/> nes theils dem <hi rendition="#aq">Principio</hi> nach aus lauter<lb/> Gnade, welche ſich auf das Verdienſt Chri-<lb/> ſti gruͤndet; alſo auch andern theils zu-<lb/> gleich in Anſehung der Heyls-Ordnung, in<lb/> welche ſich der Menſch durch die Heiligung des<lb/> Geiſtes hat bringen laſſen; und alſo in Anſe-<lb/> hung des Glaubens, in welchem der Menſch<lb/> die Erloͤſung Chriſti ergriffen, und ſich zuge-<lb/> eignet hat: welchen Glauben, und die damit<lb/> geſchehene Zueignung, GOTT nach ſeiner<lb/> Allwiſſenheit vorher geſehen, und alſo, vermoͤ-<lb/> ge ſolcher Voꝛherſehung, den allgemeinen gnaͤ-<lb/> digen Rathſchluß, daß alle, welche aus der<lb/> Heiligung des Geiſtes an Chriſtum beharrlich<lb/> glauben wuͤrden, ewig ſelig werden ſolten,<lb/> Marc. 16, 16. inſonderheit auf die Glaͤubigen<lb/><hi rendition="#aq">applicir</hi>et hat.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">c.</hi><hi rendition="#fr">Wozu?</hi> zur Seligkeit, wie dieſelbe im Rei-<lb/> che Chriſti, welches ein Reich der Gnaden<lb/> und der Herrlichkeit iſt, ſich findet. Roͤm. 8,<lb/> 29. heißt es: <hi rendition="#fr">ſie ſollen dem Ebenbild des<lb/> Sohnes GOttes gleich ſeyn,</hi> das iſt, durch<lb/> das Leiden zur Herrlichkeit gefuͤhret werden.<lb/> Und da die Kindſchaft GOttes auch das Erbe<lb/> mit ſich fuͤhret, ſo hat uns GOtt, nach Eph.<lb/> 1. v. 5. und 11. zur Kindſchaft und Erbſchaft<lb/> verordnet, oder erwehlet: darinnen wir uns<lb/> denn auch heilig und unſtraͤflich vor ihm in der<lb/> Liebe ſollen erfinden laſſen, v. 4.</item> </list><lb/> <p>5. Da es nun mit der ewigen Erwehlung<lb/> eine ſolche Beſchaffenheit hat, ſo ſehen wir, daß<lb/> der <hi rendition="#fr">Rathſchluß</hi> GOttes, nach welchem ſie ge-<lb/> ſchiehet, nicht iſt ein <hi rendition="#aq">decretum abſolutum,</hi><lb/> gantz unbedingt und uneingeſchrencket, ſondern<lb/><hi rendition="#aq">recte <hi rendition="#i">ordinatum</hi> & <hi rendition="#i">reſpeclivum,</hi></hi> wohl geord-<lb/> net, alſo daß er ſich nach dem <hi rendition="#aq">Principio</hi> der<lb/> Allwiſſenheit gruͤndet auf die gemachte, und, der<lb/><hi rendition="#aq">Application</hi> nach, vorher geſehene, Heyls-Ord-<lb/> nung, nach welcher der Menſch in dem Glau-<lb/> ben an Chriſtum erfunden wird. Da denn auch<lb/> alſo der Glaube nicht <hi rendition="#aq">dependi</hi>ret von der Vor-<lb/> herſehung GOttes, ſondern dieſe vom Glau-<lb/> ben: ſintemal, wenn der Menſch in der Zeit ſich<lb/> zum Glauben nicht bringen laͤſſet, die goͤttliche<lb/> Allwiſſenheit das, was nicht iſt, und nicht ge-<lb/> ſchiehet, auch nicht vorherſehen, oder geſehen ha-<lb/> ben kan.</p><lb/> <p>6. Dieſes, und alſo auch die gantze Lehre<lb/> von der Gnadenwahl, deſto richtiger einzuſehen,<lb/> iſt wohl zu mercken, daß die Allwiſſenheit, und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">alſo</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0065]
Cap. 2. v. 13. an die Theſſalonicher.
wie ſie von den Menſchen muß angenommen weꝛ-
den, daß die Erwehlung habe geſchehen koͤnnen.
a. GOtt machet auf ſeiner Seite die Heyls-
Ordnung durch die Heiligung des Geiſtes.
Durch die Heiligung wird alhier verſtanden
die kraͤftige Berufung zum Reiche der
Gnaden und der Herrlichkeit: welche Be-
rufung eine Heiligung genennet wird,
weil die berufende Gnade den Menſchen, da
er von Natur gantz unheilig und zum Reiche
GOttes dadurch gantz ungeſchickt iſt, zur kraͤf-
tigen Veraͤnderung ſeines Sinnes und Her-
tzens bringet, wiedergebieret und gruͤndlich
bekehret, und in ſolcher Bekehrung zum Glau-
ben bringet und wuͤrcklich zu heiligen anfaͤn-
get, alſo daß er nunmehro ein gantz anderer
Menſch, und eine neue Creatur wird. Und
dieſe Heiligung heißt eine Heiligung des Gei-
ſtes, weil ſie von dem Heiligen Geiſte in dem
Menſchen kraͤftiglich gewircket wird. Joh. 3,
5. 6. Tit. 3, 5. 6. Und alſo erweiſet ſich die hoch-
gelobte Dreyeinigkeit im Wercke der Selig-
keit geſchaͤftig: der Vater mit ſeiner Liebe
und Gnade; der Sohn mit ſeiner Erloͤſung,
worauf unſer Glaube eigentlich gerichtet wird;
und der Heilige Geiſt mit der Heiligung und
Anzuͤndung des Glaubens, dadurch er uns in
die Heyls-Ordnung bringet und Chriſtum in
uns verklaͤret.
b. Auf Seiten des Menſchen entſtehet nun
aus ſolcher Heiligung des Geiſtes der Glaube
der Wahrheit. Da denn Wahrheit iſt das
gantze Evangelium von Chriſto, und darinnen
Chriſtus ſelbſt; als der da iſt ſelbſt die Wahr-
heit Joh. 14, 6. in welchem alle Verheiſſun-
gen GOttes ſind ja und Amen 2 Cor. 1, 19. in
welchem iſt ἀλήϑεια, die Wahrheit, ein recht-
ſchaffenes Weſen Eph. 4, 21. der da mit be-
ſonderm Nachdruck iſt ὁ ἀληϑινὸς, der Wahr-
haftige, 1 Joh. 5, 20. durch welchen Gnade
und Wahrheit worden iſt Joh. 1, 17. als in
dem alles Levitiſche Schattenwerck iſt erfuͤllet
worden. Mit dieſem nun hat es der durch
die Heiligung des Geiſtes gewirckte Glaube
eigentlich zu thun: dieſen ergreifet er, an die-
ſen haͤlt er ſich, und eignet ſich ſeine Gerech-
tigkeit und Verdienſte, als ſein eigen, zu, und
in ihm bleibet er und wird vor GOTT er-
funden.
4. Was nun die eigentliche Beſchaffen-
heit der Erwehlung betrifft, ſo kommt es dabey
nach obigem Texte auf dieſe drey Stuͤcke an:
wenn? wie? und wozu ſie geſchehen ſey?
± Wenn? von Ewigkeit; welches angezei-
get wird mit den Worten ἁπ᾽ ἀρχῆς, von An-
fang. Daß dieſes ſo viel ſey, als von Ewig-
keit, ſiehet man
α. aus dem Gebrauch dieſer Worte bey den
ſiebenzig Griechiſchen Intrerpretibus, als
bey welchen ἀπ᾽ ἀρχῆς ſo viel iſt, als _ ,
oder _ , von Ewigkeit. Hab. 1, 12. u.
ſ. w.
β. Aus dem Parallel-Orte Eph. 1, 4. da es
heißt: πρὸ καταβολῆς κόσμου, vor der
Grundlegung der Welt; in welchem
Verſtande auch das ὲν ἀρχῆ, im Anfange
Joh. 1. 1. gebrauchet wird: wie denn auch
Offenb. 1, 8. der Sohn GOttes heißt das
A und das O, der Anfang und das
Ende, mit dem auf die Ewigkeit gerichte-
ten Verſtande.
γ. Aus der Sache ſelbſt. Denn da GOtt
von Ewigkeit her iſt, und er nach ſeiner
Allwiſſenheit vorher geſehen, welche Men-
ſchen ſich in die Ordnung des Heyls, und
alſo zu dem Glauben an Chriſtum, wuͤrden
bringen laſſen; ſo hat er auch eben dieſe
und keine andere ſchon von Ewigkeit her
deswegen erwehlet. Roͤm. 8, 29.
b. Wie? Die Erwehlung iſt geſchehen, wie ei-
nes theils dem Principio nach aus lauter
Gnade, welche ſich auf das Verdienſt Chri-
ſti gruͤndet; alſo auch andern theils zu-
gleich in Anſehung der Heyls-Ordnung, in
welche ſich der Menſch durch die Heiligung des
Geiſtes hat bringen laſſen; und alſo in Anſe-
hung des Glaubens, in welchem der Menſch
die Erloͤſung Chriſti ergriffen, und ſich zuge-
eignet hat: welchen Glauben, und die damit
geſchehene Zueignung, GOTT nach ſeiner
Allwiſſenheit vorher geſehen, und alſo, vermoͤ-
ge ſolcher Voꝛherſehung, den allgemeinen gnaͤ-
digen Rathſchluß, daß alle, welche aus der
Heiligung des Geiſtes an Chriſtum beharrlich
glauben wuͤrden, ewig ſelig werden ſolten,
Marc. 16, 16. inſonderheit auf die Glaͤubigen
appliciret hat.
c. Wozu? zur Seligkeit, wie dieſelbe im Rei-
che Chriſti, welches ein Reich der Gnaden
und der Herrlichkeit iſt, ſich findet. Roͤm. 8,
29. heißt es: ſie ſollen dem Ebenbild des
Sohnes GOttes gleich ſeyn, das iſt, durch
das Leiden zur Herrlichkeit gefuͤhret werden.
Und da die Kindſchaft GOttes auch das Erbe
mit ſich fuͤhret, ſo hat uns GOtt, nach Eph.
1. v. 5. und 11. zur Kindſchaft und Erbſchaft
verordnet, oder erwehlet: darinnen wir uns
denn auch heilig und unſtraͤflich vor ihm in der
Liebe ſollen erfinden laſſen, v. 4.
5. Da es nun mit der ewigen Erwehlung
eine ſolche Beſchaffenheit hat, ſo ſehen wir, daß
der Rathſchluß GOttes, nach welchem ſie ge-
ſchiehet, nicht iſt ein decretum abſolutum,
gantz unbedingt und uneingeſchrencket, ſondern
recte ordinatum & reſpeclivum, wohl geord-
net, alſo daß er ſich nach dem Principio der
Allwiſſenheit gruͤndet auf die gemachte, und, der
Application nach, vorher geſehene, Heyls-Ord-
nung, nach welcher der Menſch in dem Glau-
ben an Chriſtum erfunden wird. Da denn auch
alſo der Glaube nicht dependiret von der Vor-
herſehung GOttes, ſondern dieſe vom Glau-
ben: ſintemal, wenn der Menſch in der Zeit ſich
zum Glauben nicht bringen laͤſſet, die goͤttliche
Allwiſſenheit das, was nicht iſt, und nicht ge-
ſchiehet, auch nicht vorherſehen, oder geſehen ha-
ben kan.
6. Dieſes, und alſo auch die gantze Lehre
von der Gnadenwahl, deſto richtiger einzuſehen,
iſt wohl zu mercken, daß die Allwiſſenheit, und
alſo
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |