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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefes Pauli Cap. 2. v. 14-17.
[Spaltenumbruch] also die Vorhersehung GOttes, an sich selbst
nichts wircket. Denn alle Wirckungen GOttes
kommen von seinem gnädigen und gerechten, und
bey der Gnade und Gerechtigkeit allmächtigen,
Willen her: der Verstand GOttes aber wircket
an sich selbst nichts, sondern er siehet nur das vor-
her, was in der Zeit gewircket wird und geschie-
het. Wir finden es auch bey uns zum Eben-
bilde GOttes erschaffenen Menschen also, nem-
lich daß alle Wirckungen nur allein vom Willen
herkommen: aber, an statt der gewissen Vor-
hersehung künftiger Dinge, weil wir nicht all-
wissend sind, ist nur eine wahrscheinliche Con-
jectur,
oder Muthmassung, bey uns; zumal in
solchen Dingen, die da geschehen von Menschen,
welche caussae liberae, oder mit einer Freyheit
begabte Geschöpfe sind, und nicht in einem ne-
xu caussarum & effectuum necessario
ste-
hen; dergleichen wir, ausser dem menschlichen Ge-
schlechte, auf gewisse Art, oder im gesunden Ver-
stande, bey dem ordentlichen Laufe der Sternen
haben. So wenig die Wissenschaft das gegen-
wärtige
machet, so wenig wircket auch die Vor-
hersehung
das zukünftige.

V. 14.

Darinn (eis o, wozu, nemlich zur Selig-
keit, zur Heiligung des Geistes, zum Glauben
der Wahrheit, oder daß wir durch die Heiligung
des Geistes zum Glauben der Wahrheit, und
durch den Glauben zur Seligkeit gelangeten,)
er euch berufen hat, durch unser (uns anver-
trauete und von uns verkündigte) Evangelium
(fröliche Botschaft von der Erlösung Christi,
nemlich) zum herrlichen Eigenthum (eis pe-
sitoiesin doxes, zur Erwerbung, oder eigen-
thümlichen Besitzung, der Herrlichkeit JESU
Christi, welche er uns in seinem Reiche erwor-
ben hat: davon er spricht, Joh. 17, 24. Vater,
ich will, daß, wo ich bin, auch die bey mir
seyn, die du mir gegeben hast, daß sie meine
Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast;

nemlich nach der menschlichen Natur. Siehe
auch 1 Pet. 1, 9. c. 5, 10. imgleichen Röm. 8, 28.
29. 30. alwo die Gnaden-Wahl auch mit
der Berufung und Rechtfertigung verknüpfet
wird.)

V. 15.

So stehet nun, lieben Brüder (stehet
unbeweglich, und also bleibet stehen, wenn ihr
auch gleich noch so viel gereitzet werdet zum fal-
len und zum abweichen,) und haltet an den
Satzungen
(tas paradoseis, an den übergebe-
nen Lehren von dem Urheber, wie auch von dem
Grunde, von der Ordnung, und von der Vol-
lendung des Heyls) die ihr gelehret seyd, es
sey durch unser Wort
(mündlichen Vortrag)
oder Epistel (diese und die vorige.)

Anmerckungen.

1. Jm Christenthum kömmt es auf die bey-
den Haupt-Stücke an, erstlich auf die geistliche
Auferweckung und Auferstehung, dadurch
man zum Stande der Gnaden gelanget; und
denn auf die allem Rückfall entgegen gesetzte, und
[Spaltenumbruch] mit einem gehörigen Wachsthnm im guten ver-
knüpfte, Beharrung bis an ein seliges Ende:
als welches allein krönet. Matth. 10, 22. c. 24,
13. Luc. 21, 19. Offenb. 2, 7. 1 Cor. 15, 58. c. 16,
13. Eph. 6, 10. u. f. Phil. 4, 1.

2. Jm Stande der Gnade bestehen, und
sich an dem angenommenen Evangelischen Glau-
bens-Grunde halten, gehöret zusammen, und
kan eines ohne das andere nicht seyn.

3. Was der Apostel durch mündlich über-
gebene Lehren verstehe, das hat er zum Theil in
beyden Episteln bezeuget; als darinnen er den
fürnemsten Jnnhalt seines mündlichen Vortra-
ges wiederholet und erläutert. Da die Evange-
lische Religion, an statt der Ceremonien, auf den
lebendigen und durch die Liebe zu beweisenden
Glauben an GOtt führet; so hat man nicht zu
gedencken, als wenn der Apostel durch die para-
doseis, Satzungen, gewisse ritus und in dem
Worte GOttes nicht enthaltene Lehren verstan-
den habe. Und obgleich das teutsche Wort,
Satzungen, scheinet auf gewisse Kirchen-
Gesetze
und Ceremonien zu gehen; so gehet doch
das Griechische Wort, paradosis, darauf nicht;
als welches nichts anders anzeiget, als etwas, so
der Apostel vom HErrn empfangen hatte, und
der Kirche übergeben solte, das ist, den gantzen
Rath GOttes von dem Grunde und von der
Ordnung des Heyls. Also, da der Apostel den
Corinthiern bezeugete, wie daß er ihnen die Leh-
re vom heiligen Abendmahl übergeben habe,
spricht er Ep. 1. c. 11, 23. Jch habe es von dem
HErrn empfangen,
o kai paredoka umin, was
ich euch übergeben habe.
u. s. w. Und c. 15.
gebrauchet er das Wort übergeben, davon das
Wort paradosis herkömmt, von dem Evange-
lio von Christo, wenn er spricht: Jch habe
euch zuförderst gegeben, (oder übergeben,

paredoka,) welches ich auch empfangen habe,
daß Christus gestorben sey für unsere Sünde
nach der Schrift, und daß er begraben sey,
und daß er wieder auferstanden sey am
dritten Tage, nach der Schrift.
Siehe auch
1 Cor. 11, 2. 2 Thess. 3, 6.

V. 16. 17.

Er aber unser HErr JEsus Christus
(autos, er selbst soll euch stärcken; sintemal es
auf unsere Ermunterung zur Stärckung und zur
Beständigkeit v. 15. nicht allein ankömmt,) und
GOtt
(nemlich der heilige Geist, von welchem,
als dem rechten Tröster, aller Trost kömmt, und
welcher zum wenigsten alhie keinesweges ausge-
schlossen ist; da er eines göttlichen Wesens ist
mit dem Vater und dem Sohn, als der Geist
des Vaters und des Sohnes, der alle Heiligung
in dem Menschen verrichtet v. 13.) und unser
Vater, der uns hat geliebet,
(und zwar also,
daß er seine Liebe gegen uns durch die Sendung
seines Sohnes hat thätig erwiesen, Joh. 3, 16.
1 Joh. 4, 10. und uns in dem geliebten angenehm
gemacht Eph. 1, 6. seine Liebe auch bereits durch
den Heil. Geist in unser Hertz ausgegossen, und
damit eine Gegenliebe in uns angezündet hat,
Röm. 5, 5. also daß wir schmecken können, wie

freundlich

Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 2. v. 14-17.
[Spaltenumbruch] alſo die Vorherſehung GOttes, an ſich ſelbſt
nichts wircket. Denn alle Wirckungen GOttes
kommen von ſeinem gnaͤdigen und gerechten, und
bey der Gnade und Gerechtigkeit allmaͤchtigen,
Willen her: der Verſtand GOttes aber wircket
an ſich ſelbſt nichts, ſondern er ſiehet nur das vor-
her, was in der Zeit gewircket wird und geſchie-
het. Wir finden es auch bey uns zum Eben-
bilde GOttes erſchaffenen Menſchen alſo, nem-
lich daß alle Wirckungen nur allein vom Willen
herkommen: aber, an ſtatt der gewiſſen Vor-
herſehung kuͤnftiger Dinge, weil wir nicht all-
wiſſend ſind, iſt nur eine wahrſcheinliche Con-
jectur,
oder Muthmaſſung, bey uns; zumal in
ſolchen Dingen, die da geſchehen von Menſchen,
welche cauſſæ liberæ, oder mit einer Freyheit
begabte Geſchoͤpfe ſind, und nicht in einem ne-
xu cauſſarum & effectuum neceſſario
ſte-
hen; dergleichen wir, auſſer dem menſchlichen Ge-
ſchlechte, auf gewiſſe Art, oder im geſunden Ver-
ſtande, bey dem ordentlichen Laufe der Sternen
haben. So wenig die Wiſſenſchaft das gegen-
waͤrtige
machet, ſo wenig wircket auch die Vor-
herſehung
das zukuͤnftige.

V. 14.

Darinn (ὲις ὅ, wozu, nemlich zur Selig-
keit, zur Heiligung des Geiſtes, zum Glauben
der Wahrheit, oder daß wir durch die Heiligung
des Geiſtes zum Glauben der Wahrheit, und
durch den Glauben zur Seligkeit gelangeten,)
er euch berufen hat, durch unſer (uns anver-
trauete und von uns verkuͤndigte) Evangelium
(froͤliche Botſchaft von der Erloͤſung Chriſti,
nemlich) zum herrlichen Eigenthum (ἐις πε-
ςιτοίησιν δόξης, zur Erwerbung, oder eigen-
thuͤmlichen Beſitzung, der Herrlichkeit JESU
Chriſti, welche er uns in ſeinem Reiche erwor-
ben hat: davon er ſpricht, Joh. 17, 24. Vater,
ich will, daß, wo ich bin, auch die bey mir
ſeyn, die du mir gegeben haſt, daß ſie meine
Herrlichkeit ſehen, die du mir gegeben haſt;

nemlich nach der menſchlichen Natur. Siehe
auch 1 Pet. 1, 9. c. 5, 10. imgleichen Roͤm. 8, 28.
29. 30. alwo die Gnaden-Wahl auch mit
der Berufung und Rechtfertigung verknuͤpfet
wird.)

V. 15.

So ſtehet nun, lieben Bruͤder (ſtehet
unbeweglich, und alſo bleibet ſtehen, wenn ihr
auch gleich noch ſo viel gereitzet werdet zum fal-
len und zum abweichen,) und haltet an den
Satzungen
(τάς παραδόσεις, an den uͤbergebe-
nen Lehren von dem Urheber, wie auch von dem
Grunde, von der Ordnung, und von der Vol-
lendung des Heyls) die ihr gelehret ſeyd, es
ſey durch unſer Wort
(muͤndlichen Vortrag)
oder Epiſtel (dieſe und die vorige.)

Anmerckungen.

1. Jm Chriſtenthum koͤmmt es auf die bey-
den Haupt-Stuͤcke an, erſtlich auf die geiſtliche
Auferweckung und Auferſtehung, dadurch
man zum Stande der Gnaden gelanget; und
denn auf die allem Ruͤckfall entgegen geſetzte, und
[Spaltenumbruch] mit einem gehoͤrigen Wachsthnm im guten ver-
knuͤpfte, Beharrung bis an ein ſeliges Ende:
als welches allein kroͤnet. Matth. 10, 22. c. 24,
13. Luc. 21, 19. Offenb. 2, 7. 1 Cor. 15, 58. c. 16,
13. Eph. 6, 10. u. f. Phil. 4, 1.

2. Jm Stande der Gnade beſtehen, und
ſich an dem angenommenen Evangeliſchen Glau-
bens-Grunde halten, gehoͤret zuſammen, und
kan eines ohne das andere nicht ſeyn.

3. Was der Apoſtel durch muͤndlich uͤber-
gebene Lehren verſtehe, das hat er zum Theil in
beyden Epiſteln bezeuget; als darinnen er den
fuͤrnemſten Jnnhalt ſeines muͤndlichen Vortra-
ges wiederholet und erlaͤutert. Da die Evange-
liſche Religion, an ſtatt der Ceremonien, auf den
lebendigen und durch die Liebe zu beweiſenden
Glauben an GOtt fuͤhret; ſo hat man nicht zu
gedencken, als wenn der Apoſtel durch die παρα-
δόσεις, Satzungen, gewiſſe ritus und in dem
Worte GOttes nicht enthaltene Lehren verſtan-
den habe. Und obgleich das teutſche Wort,
Satzungen, ſcheinet auf gewiſſe Kirchen-
Geſetze
und Ceremonien zu gehen; ſo gehet doch
das Griechiſche Wort, παράδοσις, darauf nicht;
als welches nichts anders anzeiget, als etwas, ſo
der Apoſtel vom HErrn empfangen hatte, und
der Kirche uͤbergeben ſolte, das iſt, den gantzen
Rath GOttes von dem Grunde und von der
Ordnung des Heyls. Alſo, da der Apoſtel den
Corinthiern bezeugete, wie daß er ihnen die Leh-
re vom heiligen Abendmahl uͤbergeben habe,
ſpricht er Ep. 1. c. 11, 23. Jch habe es von dem
HErrn empfangen,
ὁ καὶ παρέδωκα ὐμῖν, was
ich euch uͤbergeben habe.
u. ſ. w. Und c. 15.
gebrauchet er das Wort uͤbergeben, davon das
Wort παράδοσις herkoͤmmt, von dem Evange-
lio von Chriſto, wenn er ſpricht: Jch habe
euch zufoͤrderſt gegeben, (oder uͤbergeben,

παρέδωκα,) welches ich auch empfangen habe,
daß Chriſtus geſtoꝛben ſey fuͤr unſere Suͤnde
nach der Schrift, und daß er begraben ſey,
und daß er wieder auferſtanden ſey am
dritten Tage, nach der Schrift.
Siehe auch
1 Cor. 11, 2. 2 Theſſ. 3, 6.

V. 16. 17.

Er aber unſer HErr JEſus Chriſtus
(ἀυτὸς, er ſelbſt ſoll euch ſtaͤrcken; ſintemal es
auf unſere Ermunterung zur Staͤrckung und zur
Beſtaͤndigkeit v. 15. nicht allein ankoͤmmt,) und
GOtt
(nemlich der heilige Geiſt, von welchem,
als dem rechten Troͤſter, aller Troſt koͤmmt, und
welcher zum wenigſten alhie keinesweges ausge-
ſchloſſen iſt; da er eines goͤttlichen Weſens iſt
mit dem Vater und dem Sohn, als der Geiſt
des Vaters und des Sohnes, der alle Heiligung
in dem Menſchen verrichtet v. 13.) und unſer
Vater, der uns hat geliebet,
(und zwar alſo,
daß er ſeine Liebe gegen uns durch die Sendung
ſeines Sohnes hat thaͤtig erwieſen, Joh. 3, 16.
1 Joh. 4, 10. und uns in dem geliebten angenehm
gemacht Eph. 1, 6. ſeine Liebe auch bereits durch
den Heil. Geiſt in unſer Hertz ausgegoſſen, und
damit eine Gegenliebe in uns angezuͤndet hat,
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[64/0066] Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 2. v. 14-17. alſo die Vorherſehung GOttes, an ſich ſelbſt nichts wircket. Denn alle Wirckungen GOttes kommen von ſeinem gnaͤdigen und gerechten, und bey der Gnade und Gerechtigkeit allmaͤchtigen, Willen her: der Verſtand GOttes aber wircket an ſich ſelbſt nichts, ſondern er ſiehet nur das vor- her, was in der Zeit gewircket wird und geſchie- het. Wir finden es auch bey uns zum Eben- bilde GOttes erſchaffenen Menſchen alſo, nem- lich daß alle Wirckungen nur allein vom Willen herkommen: aber, an ſtatt der gewiſſen Vor- herſehung kuͤnftiger Dinge, weil wir nicht all- wiſſend ſind, iſt nur eine wahrſcheinliche Con- jectur, oder Muthmaſſung, bey uns; zumal in ſolchen Dingen, die da geſchehen von Menſchen, welche cauſſæ liberæ, oder mit einer Freyheit begabte Geſchoͤpfe ſind, und nicht in einem ne- xu cauſſarum & effectuum neceſſario ſte- hen; dergleichen wir, auſſer dem menſchlichen Ge- ſchlechte, auf gewiſſe Art, oder im geſunden Ver- ſtande, bey dem ordentlichen Laufe der Sternen haben. So wenig die Wiſſenſchaft das gegen- waͤrtige machet, ſo wenig wircket auch die Vor- herſehung das zukuͤnftige. V. 14. Darinn (ὲις ὅ, wozu, nemlich zur Selig- keit, zur Heiligung des Geiſtes, zum Glauben der Wahrheit, oder daß wir durch die Heiligung des Geiſtes zum Glauben der Wahrheit, und durch den Glauben zur Seligkeit gelangeten,) er euch berufen hat, durch unſer (uns anver- trauete und von uns verkuͤndigte) Evangelium (froͤliche Botſchaft von der Erloͤſung Chriſti, nemlich) zum herrlichen Eigenthum (ἐις πε- ςιτοίησιν δόξης, zur Erwerbung, oder eigen- thuͤmlichen Beſitzung, der Herrlichkeit JESU Chriſti, welche er uns in ſeinem Reiche erwor- ben hat: davon er ſpricht, Joh. 17, 24. Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bey mir ſeyn, die du mir gegeben haſt, daß ſie meine Herrlichkeit ſehen, die du mir gegeben haſt; nemlich nach der menſchlichen Natur. Siehe auch 1 Pet. 1, 9. c. 5, 10. imgleichen Roͤm. 8, 28. 29. 30. alwo die Gnaden-Wahl auch mit der Berufung und Rechtfertigung verknuͤpfet wird.) V. 15. So ſtehet nun, lieben Bruͤder (ſtehet unbeweglich, und alſo bleibet ſtehen, wenn ihr auch gleich noch ſo viel gereitzet werdet zum fal- len und zum abweichen,) und haltet an den Satzungen (τάς παραδόσεις, an den uͤbergebe- nen Lehren von dem Urheber, wie auch von dem Grunde, von der Ordnung, und von der Vol- lendung des Heyls) die ihr gelehret ſeyd, es ſey durch unſer Wort (muͤndlichen Vortrag) oder Epiſtel (dieſe und die vorige.) Anmerckungen. 1. Jm Chriſtenthum koͤmmt es auf die bey- den Haupt-Stuͤcke an, erſtlich auf die geiſtliche Auferweckung und Auferſtehung, dadurch man zum Stande der Gnaden gelanget; und denn auf die allem Ruͤckfall entgegen geſetzte, und mit einem gehoͤrigen Wachsthnm im guten ver- knuͤpfte, Beharrung bis an ein ſeliges Ende: als welches allein kroͤnet. Matth. 10, 22. c. 24, 13. Luc. 21, 19. Offenb. 2, 7. 1 Cor. 15, 58. c. 16, 13. Eph. 6, 10. u. f. Phil. 4, 1. 2. Jm Stande der Gnade beſtehen, und ſich an dem angenommenen Evangeliſchen Glau- bens-Grunde halten, gehoͤret zuſammen, und kan eines ohne das andere nicht ſeyn. 3. Was der Apoſtel durch muͤndlich uͤber- gebene Lehren verſtehe, das hat er zum Theil in beyden Epiſteln bezeuget; als darinnen er den fuͤrnemſten Jnnhalt ſeines muͤndlichen Vortra- ges wiederholet und erlaͤutert. Da die Evange- liſche Religion, an ſtatt der Ceremonien, auf den lebendigen und durch die Liebe zu beweiſenden Glauben an GOtt fuͤhret; ſo hat man nicht zu gedencken, als wenn der Apoſtel durch die παρα- δόσεις, Satzungen, gewiſſe ritus und in dem Worte GOttes nicht enthaltene Lehren verſtan- den habe. Und obgleich das teutſche Wort, Satzungen, ſcheinet auf gewiſſe Kirchen- Geſetze und Ceremonien zu gehen; ſo gehet doch das Griechiſche Wort, παράδοσις, darauf nicht; als welches nichts anders anzeiget, als etwas, ſo der Apoſtel vom HErrn empfangen hatte, und der Kirche uͤbergeben ſolte, das iſt, den gantzen Rath GOttes von dem Grunde und von der Ordnung des Heyls. Alſo, da der Apoſtel den Corinthiern bezeugete, wie daß er ihnen die Leh- re vom heiligen Abendmahl uͤbergeben habe, ſpricht er Ep. 1. c. 11, 23. Jch habe es von dem HErrn empfangen, ὁ καὶ παρέδωκα ὐμῖν, was ich euch uͤbergeben habe. u. ſ. w. Und c. 15. gebrauchet er das Wort uͤbergeben, davon das Wort παράδοσις herkoͤmmt, von dem Evange- lio von Chriſto, wenn er ſpricht: Jch habe euch zufoͤrderſt gegeben, (oder uͤbergeben, παρέδωκα,) welches ich auch empfangen habe, daß Chriſtus geſtoꝛben ſey fuͤr unſere Suͤnde nach der Schrift, und daß er begraben ſey, und daß er wieder auferſtanden ſey am dritten Tage, nach der Schrift. Siehe auch 1 Cor. 11, 2. 2 Theſſ. 3, 6. V. 16. 17. Er aber unſer HErr JEſus Chriſtus (ἀυτὸς, er ſelbſt ſoll euch ſtaͤrcken; ſintemal es auf unſere Ermunterung zur Staͤrckung und zur Beſtaͤndigkeit v. 15. nicht allein ankoͤmmt,) und GOtt (nemlich der heilige Geiſt, von welchem, als dem rechten Troͤſter, aller Troſt koͤmmt, und welcher zum wenigſten alhie keinesweges ausge- ſchloſſen iſt; da er eines goͤttlichen Weſens iſt mit dem Vater und dem Sohn, als der Geiſt des Vaters und des Sohnes, der alle Heiligung in dem Menſchen verrichtet v. 13.) und unſer Vater, der uns hat geliebet, (und zwar alſo, daß er ſeine Liebe gegen uns durch die Sendung ſeines Sohnes hat thaͤtig erwieſen, Joh. 3, 16. 1 Joh. 4, 10. und uns in dem geliebten angenehm gemacht Eph. 1, 6. ſeine Liebe auch bereits durch den Heil. Geiſt in unſer Hertz ausgegoſſen, und damit eine Gegenliebe in uns angezuͤndet hat, Roͤm. 5, 5. alſo daß wir ſchmecken koͤnnen, wie freundlich

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/66>, abgerufen am 27.11.2024.