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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 2. v. 15-17. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] bezeugete, daß ihm sein, des Bileams, Weg
und Vorhaben zuwider sey: wie denn der
Engel ausdrücklich sagte: Siehe, ich bin
ausgegangen, daß ich dir widerstehe.
Denn der Weg ist vor mir verkehret.
c. Daß die Eselinn mit Menschen Stimme ge-
redet hat, ist eines der grössesten Wunder-
Wercke, welche iemals geschehen sind.
Zwar auf Seiten GOttes ist unter der bey
den Wunder-Wercken bewiesenen Allmacht
kein Unterscheid; als die an sich selbst unend-
lich ist, sie möge auf diese, oder auf eine an-
dere Art sich hervor thun. Da es aber wi-
der die Natur eines solchen Thieres ist, daß
es rede, so ist ein solches Werck so viel ver-
wundernswürdiger: indessen ist es doch nicht
contradictorisch. Denn ob es gleich von
Natur stumm und zum reden gantz unge-
schickt war, so kont ihm doch der Schöpf-
fer, der ihm den Mund mit der Zunge for-
mir
et hatte, auch leichtlich das Vermögen
geben zu reden. Welches denn aber so fort
wieder aufgehöret hat.

4. Jm übrigen ist bey dem Exempel Bi-
leams zu mercken, daß aus demselben keineswe-
ges ein Schluß für die wahre Erleuchtung und
wahre Erkentniß der beharrlich gottlosen und
unbekehrten Lehrer und anderer Menschen könne
gemachet werden; wie doch leider von einigen,
geschehen ist: und zwar aus folgenden Ursa-
chen:

a. Bileams voriger Zustand, da er wol in den
Wegen GOttes gewandelt haben mag, gehö-
ret hieher nicht; sintemal die Rede ist von
dem, was auf die Erfoderung Balacs mit
ihm vorgegangen ist.
b. Bileams Weissagung war eine ausseror-
dentliche Prophetische Gabe, die nur in eini-
gen wenigen Handlungen bestund, und ausser
solchen bey ihm nicht mehr zu finden war;
und folglich kan davon kein Schluß gemachet
werden auf die ordentliche Gabe der Erleuch-
tung, zu welcher man ohne unmittelbare Ein-
gebung GOttes gantz ordentlicher weise ge-
langet, welche auch nicht in einer und der an-
dern Handlung der Erkentniß und des Vor-
trages, sondern in einem rechten habitu, oder
in einer solchen Fertigkeit bestehet, der bestän-
dig ist und deren man sich immer bedienen
kan.
c. Bileam hat, ausser den wenigen Handlungen
der Prophetischen Aussprachen, nichts weni-
ger an und von sich erwiesen, als die wahre
Lehre. Denn er hat ja mit seiner bösen Leh-
re und seinem bösen Rathe eine grosse Verfüh-
rung und Versündigung des Volcks Jsrael
verursachet: wie wir vorher gesehen haben.
d. Bileam wird von Petro als ein Exempel nicht
der wahren, sondern der falschen Propheten
und falschen Lehrer angeführet, und ihm wird
nicht allein nach dem Willen die Ubertretung
mit dem Geitze, sondern auch nach dem Ver-
stande
die Thorheit zugeschrieben. Aber ein
Thor und erleuchtet seyn, ist contradicto-
ri
sch.
[Spaltenumbruch]
e. An Bileam und seines gleichen Lehrern wird
die falsche Lehre bestrafet.
f. Es kan demnach von Bileams Weissagung
eben so wenig eine Folge gemachet werden auf
die Erleuchtung der beharrlich unbekehrten
Lehrer, so wenig man von der ausserordentli-
chen Rede seiner Eselinn einen Schluß ma-
chen kan, daß alle Esel und Eselinnen ordent-
licher Weise reden.
V. 17.

Das (Gr. diese, nemlich die falschen Leh-
rer) sind Brunnen ohne Wasser, und Wol-
cken vom Wind-Wirbel umgetrieben, wel-
chen behalten ist eine dunckele Finsterniß in
Ewigkeit.

Anmerckungen.

1. Sie sind Brunnen ohne Wasser:
dabey zu erwegen ist:

a. Daß rechtschaffne Lehrer solche Brunnen
sind, welche durch die wahre und gründliche
Bekehrung zu GOTT fein tief gegraben sind,
und, nach dem Grunde der Wiedergeburt
und der Salbung des Heiligen Geistes, eine
lebendige Quelle des Wassers des Lebens in
sich haben, und daraus einen so reichen Zufluß
empfangen, daß es von ihnen heissen könne:
ie länger, ie mehr: daß, ie mehr aus ihnen
geschöpfet wird, oder ie mehr sie von sich mit-
theilen, und aus und überfließen, ie mehr sie
haben.
b. Daß falsche Lehrer zwar Brunnen sind, das
ist, äusserlich zwar das Lehr-Amt führen, und
dabey den Schein des rechtschaffnen Wesens
in so manchen Stücken nach Lehr und Leben
annehmen, aber ohne die lebendige Quelle
der Salbung, und also auch ohne lebendiges
und immer zufliessendes Wasser sind und blei-
ben.
c. Daß sie daher gleich sind einem Brunnen
ohne Wasser, oder einer tiefen Pfütze, in wel-
cher das Regen-Wasser durch einen Zusam-
menfluß sich gesammlet hat, auch unrein und
stinckend worden ist. Und daß sie, wenn sie
sich zu weilen mit einigen Stücken der reinen
Lehre schmücken, und sich nach der wahren
Lehrer ihrem mündlichen, oder gedruckten
Vortrag richten, sie gleichsam das Wasser
von aussen in den Brunnen tragen: welches
sonderlich die Art derer ist, welche sich ohne
Salbung auf Postillen, oder dergleichen von
andern ausgearbeiteten Vorrath verlassen.
Wo nun solche Lehrer sind, da mag man
denn auch von den Zuhörern sagen: Mein
Volck thut eine zwiefache Sünde: mich,
die lebendige Quelle verlassen sie, und
machen ihnen hie und da ausgehauene
Brunnen, die doch löchericht sind und
kein Wasser geben.

2. Sie sind Wolcken vom Wind-Wir-
bel umgetrieben:

a. Wolcken sind sie, welche dem dürren Erd-
reich einen milden und fruchtbaren Regen
mittheilen solten und könten, aber, ausser
grossen
J i i i 3
Cap. 2. v. 15-17. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] bezeugete, daß ihm ſein, des Bileams, Weg
und Vorhaben zuwider ſey: wie denn der
Engel ausdruͤcklich ſagte: Siehe, ich bin
ausgegangen, daß ich dir widerſtehe.
Denn der Weg iſt vor mir verkehret.
c. Daß die Eſelinn mit Menſchen Stimme ge-
redet hat, iſt eines der groͤſſeſten Wunder-
Wercke, welche iemals geſchehen ſind.
Zwar auf Seiten GOttes iſt unter der bey
den Wunder-Wercken bewieſenen Allmacht
kein Unterſcheid; als die an ſich ſelbſt unend-
lich iſt, ſie moͤge auf dieſe, oder auf eine an-
dere Art ſich hervor thun. Da es aber wi-
der die Natur eines ſolchen Thieres iſt, daß
es rede, ſo iſt ein ſolches Werck ſo viel ver-
wundernswuͤrdiger: indeſſen iſt es doch nicht
contradictoriſch. Denn ob es gleich von
Natur ſtumm und zum reden gantz unge-
ſchickt war, ſo kont ihm doch der Schoͤpf-
fer, der ihm den Mund mit der Zunge for-
mir
et hatte, auch leichtlich das Vermoͤgen
geben zu reden. Welches denn aber ſo fort
wieder aufgehoͤret hat.

4. Jm uͤbrigen iſt bey dem Exempel Bi-
leams zu mercken, daß aus demſelben keineswe-
ges ein Schluß fuͤr die wahre Erleuchtung und
wahre Erkentniß der beharrlich gottloſen und
unbekehrten Lehrer und anderer Menſchen koͤnne
gemachet werden; wie doch leider von einigen,
geſchehen iſt: und zwar aus folgenden Urſa-
chen:

a. Bileams voriger Zuſtand, da er wol in den
Wegen GOttes gewandelt haben mag, gehoͤ-
ret hieher nicht; ſintemal die Rede iſt von
dem, was auf die Erfoderung Balacs mit
ihm vorgegangen iſt.
b. Bileams Weiſſagung war eine auſſeror-
dentliche Prophetiſche Gabe, die nur in eini-
gen wenigen Handlungen beſtund, und auſſer
ſolchen bey ihm nicht mehr zu finden war;
und folglich kan davon kein Schluß gemachet
werden auf die ordentliche Gabe der Erleuch-
tung, zu welcher man ohne unmittelbare Ein-
gebung GOttes gantz ordentlicher weiſe ge-
langet, welche auch nicht in einer und der an-
dern Handlung der Erkentniß und des Vor-
trages, ſondern in einem rechten habitu, oder
in einer ſolchen Fertigkeit beſtehet, der beſtaͤn-
dig iſt und deren man ſich immer bedienen
kan.
c. Bileam hat, auſſer den wenigen Handlungen
der Prophetiſchen Ausſprachen, nichts weni-
ger an und von ſich erwieſen, als die wahre
Lehre. Denn er hat ja mit ſeiner boͤſen Leh-
re und ſeinem boͤſen Rathe eine groſſe Verfuͤh-
rung und Verſuͤndigung des Volcks Jſrael
verurſachet: wie wir vorher geſehen haben.
d. Bileam wird von Petro als ein Exempel nicht
der wahren, ſondern der falſchen Propheten
und falſchen Lehrer angefuͤhret, und ihm wird
nicht allein nach dem Willen die Ubertretung
mit dem Geitze, ſondern auch nach dem Ver-
ſtande
die Thorheit zugeſchrieben. Aber ein
Thor und erleuchtet ſeyn, iſt contradicto-
ri
ſch.
[Spaltenumbruch]
e. An Bileam und ſeines gleichen Lehrern wird
die falſche Lehre beſtrafet.
f. Es kan demnach von Bileams Weiſſagung
eben ſo wenig eine Folge gemachet werden auf
die Erleuchtung der beharrlich unbekehrten
Lehrer, ſo wenig man von der auſſerordentli-
chen Rede ſeiner Eſelinn einen Schluß ma-
chen kan, daß alle Eſel und Eſelinnen ordent-
licher Weiſe reden.
V. 17.

Das (Gr. dieſe, nemlich die falſchen Leh-
rer) ſind Brunnen ohne Waſſer, und Wol-
cken vom Wind-Wirbel umgetrieben, wel-
chen behalten iſt eine dunckele Finſterniß in
Ewigkeit.

Anmerckungen.

1. Sie ſind Brunnen ohne Waſſer:
dabey zu erwegen iſt:

a. Daß rechtſchaffne Lehrer ſolche Brunnen
ſind, welche durch die wahre und gruͤndliche
Bekehrung zu GOTT fein tief gegraben ſind,
und, nach dem Grunde der Wiedergeburt
und der Salbung des Heiligen Geiſtes, eine
lebendige Quelle des Waſſers des Lebens in
ſich haben, und daraus einen ſo reichen Zufluß
empfangen, daß es von ihnen heiſſen koͤnne:
ie laͤnger, ie mehr: daß, ie mehr aus ihnen
geſchoͤpfet wird, oder ie mehr ſie von ſich mit-
theilen, und aus und uͤberfließen, ie mehr ſie
haben.
b. Daß falſche Lehrer zwar Brunnen ſind, das
iſt, aͤuſſerlich zwar das Lehr-Amt fuͤhren, und
dabey den Schein des rechtſchaffnen Weſens
in ſo manchen Stuͤcken nach Lehr und Leben
annehmen, aber ohne die lebendige Quelle
der Salbung, und alſo auch ohne lebendiges
und immer zuflieſſendes Waſſer ſind und blei-
ben.
c. Daß ſie daher gleich ſind einem Brunnen
ohne Waſſer, oder einer tiefen Pfuͤtze, in wel-
cher das Regen-Waſſer durch einen Zuſam-
menfluß ſich geſammlet hat, auch unrein und
ſtinckend worden iſt. Und daß ſie, wenn ſie
ſich zu weilen mit einigen Stuͤcken der reinen
Lehre ſchmuͤcken, und ſich nach der wahren
Lehrer ihrem muͤndlichen, oder gedruckten
Vortrag richten, ſie gleichſam das Waſſer
von auſſen in den Brunnen tragen: welches
ſonderlich die Art derer iſt, welche ſich ohne
Salbung auf Poſtillen, oder dergleichen von
andern ausgearbeiteten Vorrath verlaſſen.
Wo nun ſolche Lehrer ſind, da mag man
denn auch von den Zuhoͤrern ſagen: Mein
Volck thut eine zwiefache Suͤnde: mich,
die lebendige Quelle verlaſſen ſie, und
machen ihnen hie und da ausgehauene
Brunnen, die doch loͤchericht ſind und
kein Waſſer geben.

2. Sie ſind Wolcken vom Wind-Wir-
bel umgetrieben:

a. Wolcken ſind ſie, welche dem duͤrren Erd-
reich einen milden und fruchtbaren Regen
mittheilen ſolten und koͤnten, aber, auſſer
groſſen
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[621/0623] Cap. 2. v. 15-17. des andern Briefes Petri. bezeugete, daß ihm ſein, des Bileams, Weg und Vorhaben zuwider ſey: wie denn der Engel ausdruͤcklich ſagte: Siehe, ich bin ausgegangen, daß ich dir widerſtehe. Denn der Weg iſt vor mir verkehret. c. Daß die Eſelinn mit Menſchen Stimme ge- redet hat, iſt eines der groͤſſeſten Wunder- Wercke, welche iemals geſchehen ſind. Zwar auf Seiten GOttes iſt unter der bey den Wunder-Wercken bewieſenen Allmacht kein Unterſcheid; als die an ſich ſelbſt unend- lich iſt, ſie moͤge auf dieſe, oder auf eine an- dere Art ſich hervor thun. Da es aber wi- der die Natur eines ſolchen Thieres iſt, daß es rede, ſo iſt ein ſolches Werck ſo viel ver- wundernswuͤrdiger: indeſſen iſt es doch nicht contradictoriſch. Denn ob es gleich von Natur ſtumm und zum reden gantz unge- ſchickt war, ſo kont ihm doch der Schoͤpf- fer, der ihm den Mund mit der Zunge for- miret hatte, auch leichtlich das Vermoͤgen geben zu reden. Welches denn aber ſo fort wieder aufgehoͤret hat. 4. Jm uͤbrigen iſt bey dem Exempel Bi- leams zu mercken, daß aus demſelben keineswe- ges ein Schluß fuͤr die wahre Erleuchtung und wahre Erkentniß der beharrlich gottloſen und unbekehrten Lehrer und anderer Menſchen koͤnne gemachet werden; wie doch leider von einigen, geſchehen iſt: und zwar aus folgenden Urſa- chen: a. Bileams voriger Zuſtand, da er wol in den Wegen GOttes gewandelt haben mag, gehoͤ- ret hieher nicht; ſintemal die Rede iſt von dem, was auf die Erfoderung Balacs mit ihm vorgegangen iſt. b. Bileams Weiſſagung war eine auſſeror- dentliche Prophetiſche Gabe, die nur in eini- gen wenigen Handlungen beſtund, und auſſer ſolchen bey ihm nicht mehr zu finden war; und folglich kan davon kein Schluß gemachet werden auf die ordentliche Gabe der Erleuch- tung, zu welcher man ohne unmittelbare Ein- gebung GOttes gantz ordentlicher weiſe ge- langet, welche auch nicht in einer und der an- dern Handlung der Erkentniß und des Vor- trages, ſondern in einem rechten habitu, oder in einer ſolchen Fertigkeit beſtehet, der beſtaͤn- dig iſt und deren man ſich immer bedienen kan. c. Bileam hat, auſſer den wenigen Handlungen der Prophetiſchen Ausſprachen, nichts weni- ger an und von ſich erwieſen, als die wahre Lehre. Denn er hat ja mit ſeiner boͤſen Leh- re und ſeinem boͤſen Rathe eine groſſe Verfuͤh- rung und Verſuͤndigung des Volcks Jſrael verurſachet: wie wir vorher geſehen haben. d. Bileam wird von Petro als ein Exempel nicht der wahren, ſondern der falſchen Propheten und falſchen Lehrer angefuͤhret, und ihm wird nicht allein nach dem Willen die Ubertretung mit dem Geitze, ſondern auch nach dem Ver- ſtande die Thorheit zugeſchrieben. Aber ein Thor und erleuchtet ſeyn, iſt contradicto- riſch. e. An Bileam und ſeines gleichen Lehrern wird die falſche Lehre beſtrafet. f. Es kan demnach von Bileams Weiſſagung eben ſo wenig eine Folge gemachet werden auf die Erleuchtung der beharrlich unbekehrten Lehrer, ſo wenig man von der auſſerordentli- chen Rede ſeiner Eſelinn einen Schluß ma- chen kan, daß alle Eſel und Eſelinnen ordent- licher Weiſe reden. V. 17. Das (Gr. dieſe, nemlich die falſchen Leh- rer) ſind Brunnen ohne Waſſer, und Wol- cken vom Wind-Wirbel umgetrieben, wel- chen behalten iſt eine dunckele Finſterniß in Ewigkeit. Anmerckungen. 1. Sie ſind Brunnen ohne Waſſer: dabey zu erwegen iſt: a. Daß rechtſchaffne Lehrer ſolche Brunnen ſind, welche durch die wahre und gruͤndliche Bekehrung zu GOTT fein tief gegraben ſind, und, nach dem Grunde der Wiedergeburt und der Salbung des Heiligen Geiſtes, eine lebendige Quelle des Waſſers des Lebens in ſich haben, und daraus einen ſo reichen Zufluß empfangen, daß es von ihnen heiſſen koͤnne: ie laͤnger, ie mehr: daß, ie mehr aus ihnen geſchoͤpfet wird, oder ie mehr ſie von ſich mit- theilen, und aus und uͤberfließen, ie mehr ſie haben. b. Daß falſche Lehrer zwar Brunnen ſind, das iſt, aͤuſſerlich zwar das Lehr-Amt fuͤhren, und dabey den Schein des rechtſchaffnen Weſens in ſo manchen Stuͤcken nach Lehr und Leben annehmen, aber ohne die lebendige Quelle der Salbung, und alſo auch ohne lebendiges und immer zuflieſſendes Waſſer ſind und blei- ben. c. Daß ſie daher gleich ſind einem Brunnen ohne Waſſer, oder einer tiefen Pfuͤtze, in wel- cher das Regen-Waſſer durch einen Zuſam- menfluß ſich geſammlet hat, auch unrein und ſtinckend worden iſt. Und daß ſie, wenn ſie ſich zu weilen mit einigen Stuͤcken der reinen Lehre ſchmuͤcken, und ſich nach der wahren Lehrer ihrem muͤndlichen, oder gedruckten Vortrag richten, ſie gleichſam das Waſſer von auſſen in den Brunnen tragen: welches ſonderlich die Art derer iſt, welche ſich ohne Salbung auf Poſtillen, oder dergleichen von andern ausgearbeiteten Vorrath verlaſſen. Wo nun ſolche Lehrer ſind, da mag man denn auch von den Zuhoͤrern ſagen: Mein Volck thut eine zwiefache Suͤnde: mich, die lebendige Quelle verlaſſen ſie, und machen ihnen hie und da ausgehauene Brunnen, die doch loͤchericht ſind und kein Waſſer geben. 2. Sie ſind Wolcken vom Wind-Wir- bel umgetrieben: a. Wolcken ſind ſie, welche dem duͤrren Erd- reich einen milden und fruchtbaren Regen mittheilen ſolten und koͤnten, aber, auſſer groſſen J i i i 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/623>, abgerufen am 29.05.2024.