Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 15. 16. [Spaltenumbruch]
ten v. 12. und ihn also auch andern verhassetmachten und sie davon abzogen. d. Wo der richtige Weg verlassen ist; da ge- het man in der Jrre und wüste Umwege, ja sol- che Wege, welche einen endlich ins Verder- ben führen. Welchen Jrrweg unser Hey- land Matth. 7, 13. nennet den breiten. Und darauf verleiten die salschen Lehrer auch an- dere: und also sind sie blind und Leiter der Blinden, die zusammen in eine Grube des Verderbens fallen Matth. 15, 14. c. 23, 16. 24. Röm. 2, 19. 21. u. f. und verführen, gleichwie sie selbst von ihren bösen Lüsten in Jrrthum verführet sind 2 Tim. 3, 13. 2. Diese böse Art der falschen Lehrer wird a. Bileam ist kein Götzen-Diener und also auch kein solcher falscher Prophet gewesen, welcher die Leute von dem wahren GOTT auf die Abgötter geführet hätte: sondern er ist einer von denen gewesen, welche unter den Heyden, nach der Noachischen Tradition, den wah- ren GOTT erkannt und geehret haben; er muß auch wol von GOTT einer besondern Prophetischen Gabe vor dem also seyn gewür- diget worden, daß er daher unter den Leuten seines Orts in Orient und dasiger Nachbar- schaft in einen grossen Ruf gekommen ist; sintemal ihn Balac, der Moabiter König, als einen berühmten Propheten GOttes rufen liesse. Daß er aber bey seiner Erkentniß nicht ist so getreu geblieben, als Hiob, der kurtz vor seiner Zeit gelebet haben muß; sondern durch Untreue in allerhand Unlauterkeit eingegan- gen, und darüber auch des seligmachenden Lichts der Erkentniß beraubet worden, das siehet man aus seinem Verhalten und aus diesem Zeugniß Petri. Denn ob er sich gleich, seinem vormaligen guten principio nach, auf den wahren GOTT und seine vor dem nicht ungewöhnliche Offenbahrungen be- zogen, solcher auch aufs neue gewürdiget wurde, so ging er doch ein in einen Geitz und liesse sich dadurch also verblenden, daß er darüber immer weiter verfiel, und, ausser dem, daß er aus besonderer Eingebung GOttes noch einige wahre Weissagungen that, ein offenbahrer Verführer des Volcks ward. Daher auch, nach Anweisung der Oerter 4 B. Mos. 25, 1. c. 31, 16. Jos. 13, 32. er Off. 2, 14. einen gar bösen Namen eines Jrrgei- stes hat, wenn es daselbst von der Pergama- nischen Gemeine heißt: Jch habe ein klei- nes wider dich, daß du daselbst hast, die an der Lehre Balaam halten, welcher lehrete durch den Balac ein Aergerniß aufrichten vor den Kindern Jsrael, zu es- sen der Götzen Opfer und Hurerey trei- ben. b. Es hielte sich Bileam dem Ansehen nach zwar anfangs starck wider die Versuchung der Geschencke Balacs, also daß er auch sagte: Wenn mir Balac sein Haus voll Silbers und Goldes gebe; so könte ich doch nicht übergehen das Wort des HErrn meines GOttes, kleines, oder grosses zu thun. 4 B. Mos. 22, 18. allein diß ist entweder nur ein heuchlerisches Vorgeben, oder ein sol- cher Vorsatz gewesen, von welchem er bald wieder abgelassen hat: da es ihm denn aller- dinge um den Lohn der Ungerechtigkeit ist zu thun gewesen. Wie denn der Zorn GOttes ergrimmete, als er mit den Boten abzog. Und obgleich GOTT zu ihm gesaget hatte: Mache dich auf und zeuch mit ihnen: v. 20. so ist doch dieses mehr eine, auf seinen Vorsatz gerichtete, ungnädige Zulassung, als ein Befehl gewesen; da das ernstliche Verbot, bey welchem er hätte bleiben sol- len, vorher hiesse: Gehe nicht mit ihnen: verfluche das Volck auch nicht: denn es ist gesegnet. Es hat demnach die Unge- rechtigkeit fürnemlich darinn bestanden, daß er dem Volcke des HErrn, dem der göttliche Segen zukam, aus Begierde einer reichen Belohnung hat fluchen wollen. Welches doch aber, wenn es auch GOTT gleich hätte geschehen lassen, ohne alle Kraft gewesen seyn würde. c. Daß Bileams Verhalten gar sträflich gewe- sen seyn müsse, siehet man daraus, daß ihm eine Ubertretung und eine Thorheit zuge- eignet wird. Eine Ubertretung, nemlich des ersten Befehls GOttes. Gehe nicht mit ihnen! und eine Thorheit in Anse- hung dessen, daß er bey den verkehrten Nei- gungen seines vom Geitze eingenommenen Willens auch das noch etwa in ihm vorher übrig gewesene göttliche Licht in sich ersticket hat, und in eine solche Blindheit gerathen ist, daß er vermeynet hat, es würde dem grossen GOTT sein Absehen und Vorha- ben nicht eben mißfällig seyn. Wie denn dieses der bösen Begierden Eigenschaft ist, daß sie den Verstand gantz benebeln und in Jrrthum führen nach Eph. 4, 22. Daß Bile- am dem Volcke GOttes wider dessen Ver- bot wircklich fluchen wollen, wird auch 5 B. Mos. 23, 5. 6. bezeuget, da es heißt: Der HErr, dein GOtt, wolte Bileam nicht hören (zum Fluche v. 5.) und wandelte dir den Fluch in den Segen. Siehe auch Jos. 24, 10. 3. So viel von der Mißhandlung Bile- a. Der Engel des HErrn, welcher dem Bileam im Wege entgegen stund und Gelegenheit gab, daß die Eselinn aus dem Wege trat, war der Sohn GOttes, wie man aus 4 B. Mos. 22, 32. u. f. klärlich ersiehet. b. Die Bestrafung bestund darinn, daß ihm der Engel des HErrn entgegen war, und damit bezeu-
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 15. 16. [Spaltenumbruch]
ten v. 12. und ihn alſo auch andern verhaſſetmachten und ſie davon abzogen. d. Wo der richtige Weg verlaſſen iſt; da ge- het man in der Jrre und wuͤſte Umwege, ja ſol- che Wege, welche einen endlich ins Verder- ben fuͤhren. Welchen Jrrweg unſer Hey- land Matth. 7, 13. nennet den breiten. Und darauf verleiten die ſalſchen Lehrer auch an- dere: und alſo ſind ſie blind und Leiter der Blinden, die zuſammen in eine Grube des Verderbens fallen Matth. 15, 14. c. 23, 16. 24. Roͤm. 2, 19. 21. u. f. und verfuͤhren, gleichwie ſie ſelbſt von ihren boͤſen Luͤſten in Jrrthum verfuͤhret ſind 2 Tim. 3, 13. 2. Dieſe boͤſe Art der falſchen Lehrer wird a. Bileam iſt kein Goͤtzen-Diener und alſo auch kein ſolcher falſcher Prophet geweſen, welcher die Leute von dem wahren GOTT auf die Abgoͤtter gefuͤhret haͤtte: ſondern er iſt einer von denen geweſen, welche unter den Heyden, nach der Noachiſchen Tradition, den wah- ren GOTT erkannt und geehret haben; er muß auch wol von GOTT einer beſondern Prophetiſchen Gabe vor dem alſo ſeyn gewuͤr- diget worden, daß er daher unter den Leuten ſeines Orts in Orient und daſiger Nachbar- ſchaft in einen groſſen Ruf gekommen iſt; ſintemal ihn Balac, der Moabiter Koͤnig, als einen beruͤhmten Propheten GOttes rufen lieſſe. Daß er aber bey ſeiner Erkentniß nicht iſt ſo getreu geblieben, als Hiob, der kurtz vor ſeiner Zeit gelebet haben muß; ſondern durch Untreue in allerhand Unlauterkeit eingegan- gen, und daruͤber auch des ſeligmachenden Lichts der Erkentniß beraubet worden, das ſiehet man aus ſeinem Verhalten und aus dieſem Zeugniß Petri. Denn ob er ſich gleich, ſeinem vormaligen guten principio nach, auf den wahren GOTT und ſeine vor dem nicht ungewoͤhnliche Offenbahrungen be- zogen, ſolcher auch aufs neue gewuͤrdiget wurde, ſo ging er doch ein in einen Geitz und lieſſe ſich dadurch alſo verblenden, daß er daruͤber immer weiter verfiel, und, auſſer dem, daß er aus beſonderer Eingebung GOttes noch einige wahre Weiſſagungen that, ein offenbahrer Verfuͤhrer des Volcks ward. Daher auch, nach Anweiſung der Oerter 4 B. Moſ. 25, 1. c. 31, 16. Joſ. 13, 32. er Off. 2, 14. einen gar boͤſen Namen eines Jrrgei- ſtes hat, wenn es daſelbſt von der Pergama- niſchen Gemeine heißt: Jch habe ein klei- nes wider dich, daß du daſelbſt haſt, die an der Lehre Balaam halten, welcher lehrete durch den Balac ein Aergerniß aufrichten vor den Kindern Jſrael, zu eſ- ſen der Goͤtzen Opfer und Hurerey trei- ben. b. Es hielte ſich Bileam dem Anſehen nach zwar anfangs ſtarck wider die Verſuchung der Geſchencke Balacs, alſo daß er auch ſagte: Wenn mir Balac ſein Haus voll Silbers und Goldes gebe; ſo koͤnte ich doch nicht uͤbergehen das Wort des HErrn meines GOttes, kleines, oder groſſes zu thun. 4 B. Moſ. 22, 18. allein diß iſt entweder nur ein heuchleriſches Vorgeben, oder ein ſol- cher Vorſatz geweſen, von welchem er bald wieder abgelaſſen hat: da es ihm denn aller- dinge um den Lohn der Ungerechtigkeit iſt zu thun geweſen. Wie denn der Zorn GOttes ergrimmete, als er mit den Boten abzog. Und obgleich GOTT zu ihm geſaget hatte: Mache dich auf und zeuch mit ihnen: v. 20. ſo iſt doch dieſes mehr eine, auf ſeinen Vorſatz gerichtete, ungnaͤdige Zulaſſung, als ein Befehl geweſen; da das ernſtliche Verbot, bey welchem er haͤtte bleiben ſol- len, vorher hieſſe: Gehe nicht mit ihnen: verfluche das Volck auch nicht: denn es iſt geſegnet. Es hat demnach die Unge- rechtigkeit fuͤrnemlich darinn beſtanden, daß er dem Volcke des HErrn, dem der goͤttliche Segen zukam, aus Begierde einer reichen Belohnung hat fluchen wollen. Welches doch aber, wenn es auch GOTT gleich haͤtte geſchehen laſſen, ohne alle Kraft geweſen ſeyn wuͤrde. c. Daß Bileams Verhalten gar ſtraͤflich gewe- ſen ſeyn muͤſſe, ſiehet man daraus, daß ihm eine Ubertretung und eine Thorheit zuge- eignet wird. Eine Ubertretung, nemlich des erſten Befehls GOttes. Gehe nicht mit ihnen! und eine Thorheit in Anſe- hung deſſen, daß er bey den verkehrten Nei- gungen ſeines vom Geitze eingenommenen Willens auch das noch etwa in ihm vorher uͤbrig geweſene goͤttliche Licht in ſich erſticket hat, und in eine ſolche Blindheit gerathen iſt, daß er vermeynet hat, es wuͤrde dem groſſen GOTT ſein Abſehen und Vorha- ben nicht eben mißfaͤllig ſeyn. Wie denn dieſes der boͤſen Begierden Eigenſchaft iſt, daß ſie den Verſtand gantz benebeln und in Jrrthum fuͤhren nach Eph. 4, 22. Daß Bile- am dem Volcke GOttes wider deſſen Ver- bot wircklich fluchen wollen, wird auch 5 B. Moſ. 23, 5. 6. bezeuget, da es heißt: Der HErr, dein GOtt, wolte Bileam nicht hoͤren (zum Fluche v. 5.) und wandelte dir den Fluch in den Segen. Siehe auch Joſ. 24, 10. 3. So viel von der Mißhandlung Bile- a. Der Engel des HErrn, welcher dem Bileam im Wege entgegen ſtund und Gelegenheit gab, daß die Eſelinn aus dem Wege trat, war der Sohn GOttes, wie man aus 4 B. Moſ. 22, 32. u. f. klaͤrlich erſiehet. b. Die Beſtrafung beſtund darinn, daß ihm der Engel des HErrn entgegen war, und damit bezeu-
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 15. 16.
ten v. 12. und ihn alſo auch andern verhaſſet
machten und ſie davon abzogen.
d. Wo der richtige Weg verlaſſen iſt; da ge-
het man in der Jrre und wuͤſte Umwege, ja ſol-
che Wege, welche einen endlich ins Verder-
ben fuͤhren. Welchen Jrrweg unſer Hey-
land Matth. 7, 13. nennet den breiten. Und
darauf verleiten die ſalſchen Lehrer auch an-
dere: und alſo ſind ſie blind und Leiter der
Blinden, die zuſammen in eine Grube des
Verderbens fallen Matth. 15, 14. c. 23, 16. 24.
Roͤm. 2, 19. 21. u. f. und verfuͤhren, gleichwie
ſie ſelbſt von ihren boͤſen Luͤſten in Jrrthum
verfuͤhret ſind 2 Tim. 3, 13.
2. Dieſe boͤſe Art der falſchen Lehrer wird
mit dem Exempel Bileams, als ihres Vor-
gaͤngers, dem ſie gaͤntzlich nachfolgen, erlaͤutert.
Von welchem zwey Stuͤcke zu mercken ſind:
Erſtlich ſein unrichtiges, oder boͤſes Verfahren;
und hernach wie er daruͤber von GOTT durch
die Eſelinn iſt beſtrafet worden. Zu dem erſten
Stuͤcke gehoͤren inſonderheit folgende Puncte:
a. Bileam iſt kein Goͤtzen-Diener und alſo auch
kein ſolcher falſcher Prophet geweſen, welcher
die Leute von dem wahren GOTT auf die
Abgoͤtter gefuͤhret haͤtte: ſondern er iſt einer
von denen geweſen, welche unter den Heyden,
nach der Noachiſchen Tradition, den wah-
ren GOTT erkannt und geehret haben; er
muß auch wol von GOTT einer beſondern
Prophetiſchen Gabe vor dem alſo ſeyn gewuͤr-
diget worden, daß er daher unter den Leuten
ſeines Orts in Orient und daſiger Nachbar-
ſchaft in einen groſſen Ruf gekommen iſt;
ſintemal ihn Balac, der Moabiter Koͤnig, als
einen beruͤhmten Propheten GOttes rufen
lieſſe. Daß er aber bey ſeiner Erkentniß nicht
iſt ſo getreu geblieben, als Hiob, der kurtz vor
ſeiner Zeit gelebet haben muß; ſondern durch
Untreue in allerhand Unlauterkeit eingegan-
gen, und daruͤber auch des ſeligmachenden
Lichts der Erkentniß beraubet worden, das
ſiehet man aus ſeinem Verhalten und aus
dieſem Zeugniß Petri. Denn ob er ſich
gleich, ſeinem vormaligen guten principio
nach, auf den wahren GOTT und ſeine vor
dem nicht ungewoͤhnliche Offenbahrungen be-
zogen, ſolcher auch aufs neue gewuͤrdiget
wurde, ſo ging er doch ein in einen Geitz und
lieſſe ſich dadurch alſo verblenden, daß er
daruͤber immer weiter verfiel, und, auſſer dem,
daß er aus beſonderer Eingebung GOttes
noch einige wahre Weiſſagungen that, ein
offenbahrer Verfuͤhrer des Volcks ward.
Daher auch, nach Anweiſung der Oerter
4 B. Moſ. 25, 1. c. 31, 16. Joſ. 13, 32. er Off.
2, 14. einen gar boͤſen Namen eines Jrrgei-
ſtes hat, wenn es daſelbſt von der Pergama-
niſchen Gemeine heißt: Jch habe ein klei-
nes wider dich, daß du daſelbſt haſt, die
an der Lehre Balaam halten, welcher
lehrete durch den Balac ein Aergerniß
aufrichten vor den Kindern Jſrael, zu eſ-
ſen der Goͤtzen Opfer und Hurerey trei-
ben.
b. Es hielte ſich Bileam dem Anſehen nach
zwar anfangs ſtarck wider die Verſuchung
der Geſchencke Balacs, alſo daß er auch ſagte:
Wenn mir Balac ſein Haus voll Silbers
und Goldes gebe; ſo koͤnte ich doch nicht
uͤbergehen das Wort des HErrn meines
GOttes, kleines, oder groſſes zu thun.
4 B. Moſ. 22, 18. allein diß iſt entweder nur
ein heuchleriſches Vorgeben, oder ein ſol-
cher Vorſatz geweſen, von welchem er bald
wieder abgelaſſen hat: da es ihm denn aller-
dinge um den Lohn der Ungerechtigkeit iſt zu
thun geweſen. Wie denn der Zorn GOttes
ergrimmete, als er mit den Boten abzog.
Und obgleich GOTT zu ihm geſaget hatte:
Mache dich auf und zeuch mit ihnen:
v. 20. ſo iſt doch dieſes mehr eine, auf ſeinen
Vorſatz gerichtete, ungnaͤdige Zulaſſung,
als ein Befehl geweſen; da das ernſtliche
Verbot, bey welchem er haͤtte bleiben ſol-
len, vorher hieſſe: Gehe nicht mit ihnen:
verfluche das Volck auch nicht: denn es
iſt geſegnet. Es hat demnach die Unge-
rechtigkeit fuͤrnemlich darinn beſtanden, daß
er dem Volcke des HErrn, dem der goͤttliche
Segen zukam, aus Begierde einer reichen
Belohnung hat fluchen wollen. Welches
doch aber, wenn es auch GOTT gleich haͤtte
geſchehen laſſen, ohne alle Kraft geweſen ſeyn
wuͤrde.
c. Daß Bileams Verhalten gar ſtraͤflich gewe-
ſen ſeyn muͤſſe, ſiehet man daraus, daß ihm
eine Ubertretung und eine Thorheit zuge-
eignet wird. Eine Ubertretung, nemlich
des erſten Befehls GOttes. Gehe nicht
mit ihnen! und eine Thorheit in Anſe-
hung deſſen, daß er bey den verkehrten Nei-
gungen ſeines vom Geitze eingenommenen
Willens auch das noch etwa in ihm vorher
uͤbrig geweſene goͤttliche Licht in ſich erſticket
hat, und in eine ſolche Blindheit gerathen
iſt, daß er vermeynet hat, es wuͤrde dem
groſſen GOTT ſein Abſehen und Vorha-
ben nicht eben mißfaͤllig ſeyn. Wie denn
dieſes der boͤſen Begierden Eigenſchaft iſt,
daß ſie den Verſtand gantz benebeln und in
Jrrthum fuͤhren nach Eph. 4, 22. Daß Bile-
am dem Volcke GOttes wider deſſen Ver-
bot wircklich fluchen wollen, wird auch 5 B.
Moſ. 23, 5. 6. bezeuget, da es heißt: Der
HErr, dein GOtt, wolte Bileam nicht
hoͤren (zum Fluche v. 5.) und wandelte
dir den Fluch in den Segen. Siehe auch
Joſ. 24, 10.
3. So viel von der Mißhandlung Bile-
ams. Was den andern Punct, die durch die
Eſelinn geſchehene Beſtrafung betrift, ſo iſt
davon folgendes zu mercken:
a. Der Engel des HErrn, welcher dem Bileam
im Wege entgegen ſtund und Gelegenheit
gab, daß die Eſelinn aus dem Wege trat,
war der Sohn GOttes, wie man aus 4 B.
Moſ. 22, 32. u. f. klaͤrlich erſiehet.
b. Die Beſtrafung beſtund darinn, daß ihm der
Engel des HErrn entgegen war, und damit
bezeu-
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