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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 17. 18.
[Spaltenumbruch] grossen und leeren Schein nichts weniger in
sich halten, und daher auch nichts weniger
von sich geben können, und also die armen
Seelen in der Dürre schmachten lassen.
b. Vom Windwirbel werden sie umgetrie-
ben,
wenn sie von ihren fleischlichen Affecten
der vorhin gedachten Wohllust und des Gei-
tzes sich regieren lassen: als welche bey ihnen
ofte gleichsam zu einem heftigen Ungewitter
werden, welches allerley Unruhe und Aerger-
niß erreget. Sie sind meteorizomenoi, mit al-
ler Unbeständigkeit hochherfahrende Luc. 12,
29. Es ist demnach bey ihnen eine falsche Hö-
he, und, in Ansehung des vorhergehenden
Gleichnisses, ein falscher Grund.
c. Hingegen sind rechtschaffne Lehrer solchen
Wolcken gleich, durch welche zur rechten
Zeit der Frühe- und Spatregen kömmt, auch
der Regen der mittlern Zeit nicht ausbleibet.
Denn durch ihren Dienst wird die Verheis-
sung erfüllet, Jes. 44, 3. 4. Jch will Was-
ser giessen auf die Dürstige und Ströme
auf die Dürre. Jch will meinen Geist
auf deinen Saamen giessen, und mei-
nen Segen auf deine Nachkommen, daß
sie wachsen sollen wie Graß, wie Wey-
den an den Wasserbächen.
Bey ihnen
heißt es nach den Worten Mosis 5 B. c. 32, 2.
Meine Lehre triefe, wie der Regen,
und meine Rede fliesse, wie der Thau:
wie der Regen auf das Graß, wie die
Tropfen auf das Kraut.
Siehe auch
Jes. 55, 10. Denn sie haben mit allen gläu-
bigen Christen in sich das Wasser des Lebens,
welches in ihnen ein Brunne des Wassers
wird, das ins ewige Leben qvillet. Joh. 4,
14. Siehe auch c. 7, 38. 39.
d. Man hat demnach unbekehrte Lehrer, um
ihnen die wahre Erleuchtung des Heiligen
Geistes zuzueignen, nicht mit Canälen, wel-
che zwar selbst kein Wasser haben, doch von
der Art sind, daß durch sie das Wasser flies-
sen kan, zu vergleichen. Denn Brunnen sind
sie ohne Wasser, nicht aber Canäle mit Was-
ser: sintemal sie mit diesen auch nicht können
verglichen werden, weil Canäle von der Ei-
genschaft sind, daß sie selbst kein Wasser in
sich halten, sondern es nur durch sich fliessen
lassen sollen: Lehrer aber sollen keine Canäle,
sondern Brunnen seyn, die die lebendige
Qvelle des reinen Wassers in sich halten, und
ohne diese kein Wasser durch und von sich ge-
ben können, welches das rechte sey; ob sie
wol oft aus der heiligen Schrift und guten
Büchern viel Wasser in ihre Brunnen tragen,
und also wider von sich geben; dabey es doch
gemeiniglich an so vielen Stücken fehlt, aus-
ser dem, daß es gemeiniglich auch nicht rein
gelassen wird. Da sie denn solche Canäle
werden, durch welche, ihrer fleischlichen und
herrschenden Affecten wegen, kein Wasser
ohne Verunreinigung durchfliessen kan.

3. Jhnen wird behalten ein Dunckel der
Finsterniß in Ewigkeit:

a. Das Dunckel der Finsterniß ist eine grosse
[Spaltenumbruch] und mächtige Finsterniß, welche Matth. 25,
30. genennet wird die äusserste Finsterniß,
da heulen und Zähnklappen seyn wird,

und da der unnütze und faule Knecht soll hin-
ausgeworfen werden.
b. Diese mit aller Unseligkeit verknüpfte Fin-
sterniß ist den falschen und bösen Lehrern auf-
behalten, nachdem GOtt ihr verkehrtes We-
sen schon vorher gesehen, und ihnen nach die-
sem Grunde das Straf-Gerichte bereitet
hat.
c. So wenig solche Lehrer zum ewigen Lichte
der Herrlichkeit gelangen, und so gewiß sie in
die äusserste Finsterniß fahren, so wenig sind
sie auch in diesem Leben wahrhaftig erleuch-
tet, und so gewiß sind sie blind und Leiter der
Blinden. Da hingegen rechtschaffne Lehrer,
welche wahrhaftig erleuchtet gewesen sind,
und durch ihre Lehre, als ein wahres Licht
und einen milden Regen, viele zur Gerechtig-
keit gewiesen haben, leuchten werden wie des
Himmels Glantz, und wie die Sterne immer
und ewiglich. Dan. 12, 3.
V. 18.

Denn sie reden stoltze Worte, (die den
grossen und finstern Regen-Wolcken gleich sind)
da nichts hinter ist, (die kein Wasser geben,
sondern vorüber getrieben werden,) und rei-
tzen durch Unzucht, die
(durch wahre Be-
kehrung) recht entrunnen waren, und nun
in Jrrthum wandeln.
(Gr. die wahrhaftig
entronnen waren denen, welche in Jrrthum wan-
deln.)

Anmerckungen.

1. Es wird alhier von den falschen und bö-
sen Lehrern zweyerley gesaget: erstlich ihre falsche
Beredsamkeit, als das rechte Mittel ihrer
Verführung; und denn ihre Verführung
selbst. Von dem ersten Stücke ist zu erwegen:

a. Daß der Grund alles Vortrages bey ihnen
ist mataiotes, vanitas vanitatum, die Eitel-
keit eines unbekehrten Sinnes: welche in ih-
nen zur Qvelle wird aller ihrer Amts-Ver-
richtungen, sonderlich ihres Lehrens.
b. Daß ihr Lehr-Vortrag daher wird schwül-
stig, pralerisch und hochtrabend, und dabey
leer und unnütz, ja schädlich und verführisch:
welche ihre Lehr-Art, oder ihr Lehren der
Apostel nennet phtheggesthai uperogka mataiote-
tos, hohe aufgeblasene Worte reden. Vor-
her c. 1, 16. nennet er solche Worte sesophisme-
nous muthous, ausgeklügelte Fabeln, und c. 2, 3.
plastous logous, ertichtete, gekünstelte Worte;
welche Paulo Röm. 16, 18. heissen, khresto-
logia und eulogia, eine affectirte Menschen-
gefällige Wohlredenheit, oder süsse Worte
und prächtige Reden.
Siehe auch 1 Cor.
2, 1. u. f.
c. Daß solche schwülstige und dabey leere Wor-
te sind Wolcken ohne Wasser: wie denn der
Apostel dieses zur Erläuterung des vorherge-
henden anführet.

2. Die Worte von der Verführung sind

nach
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 17. 18.
[Spaltenumbruch] groſſen und leeren Schein nichts weniger in
ſich halten, und daher auch nichts weniger
von ſich geben koͤnnen, und alſo die armen
Seelen in der Duͤrre ſchmachten laſſen.
b. Vom Windwirbel werden ſie umgetrie-
ben,
wenn ſie von ihren fleiſchlichen Affecten
der vorhin gedachten Wohlluſt und des Gei-
tzes ſich regieren laſſen: als welche bey ihnen
ofte gleichſam zu einem heftigen Ungewitter
werden, welches allerley Unruhe und Aerger-
niß erreget. Sie ſind μετεωριζόμενοι, mit al-
ler Unbeſtaͤndigkeit hochherfahrende Luc. 12,
29. Es iſt demnach bey ihnen eine falſche Hoͤ-
he, und, in Anſehung des vorhergehenden
Gleichniſſes, ein falſcher Grund.
c. Hingegen ſind rechtſchaffne Lehrer ſolchen
Wolcken gleich, durch welche zur rechten
Zeit der Fruͤhe- und Spatregen koͤmmt, auch
der Regen der mittlern Zeit nicht ausbleibet.
Denn durch ihren Dienſt wird die Verheiſ-
ſung erfuͤllet, Jeſ. 44, 3. 4. Jch will Waſ-
ſer gieſſen auf die Duͤrſtige und Stroͤme
auf die Duͤrre. Jch will meinen Geiſt
auf deinen Saamen gieſſen, und mei-
nen Segen auf deine Nachkommen, daß
ſie wachſen ſollen wie Graß, wie Wey-
den an den Waſſerbaͤchen.
Bey ihnen
heißt es nach den Worten Moſis 5 B. c. 32, 2.
Meine Lehre triefe, wie der Regen,
und meine Rede flieſſe, wie der Thau:
wie der Regen auf das Graß, wie die
Tropfen auf das Kraut.
Siehe auch
Jeſ. 55, 10. Denn ſie haben mit allen glaͤu-
bigen Chriſten in ſich das Waſſer des Lebens,
welches in ihnen ein Brunne des Waſſers
wird, das ins ewige Leben qvillet. Joh. 4,
14. Siehe auch c. 7, 38. 39.
d. Man hat demnach unbekehrte Lehrer, um
ihnen die wahre Erleuchtung des Heiligen
Geiſtes zuzueignen, nicht mit Canaͤlen, wel-
che zwar ſelbſt kein Waſſer haben, doch von
der Art ſind, daß durch ſie das Waſſer flieſ-
ſen kan, zu vergleichen. Denn Brunnen ſind
ſie ohne Waſſer, nicht aber Canaͤle mit Waſ-
ſer: ſintemal ſie mit dieſen auch nicht koͤnnen
verglichen werden, weil Canaͤle von der Ei-
genſchaft ſind, daß ſie ſelbſt kein Waſſer in
ſich halten, ſondern es nur durch ſich flieſſen
laſſen ſollen: Lehrer aber ſollen keine Canaͤle,
ſondern Brunnen ſeyn, die die lebendige
Qvelle des reinen Waſſers in ſich halten, und
ohne dieſe kein Waſſer durch und von ſich ge-
ben koͤnnen, welches das rechte ſey; ob ſie
wol oft aus der heiligen Schrift und guten
Buͤchern viel Waſſer in ihre Brunnen tragen,
und alſo wider von ſich geben; dabey es doch
gemeiniglich an ſo vielen Stuͤcken fehlt, auſ-
ſer dem, daß es gemeiniglich auch nicht rein
gelaſſen wird. Da ſie denn ſolche Canaͤle
werden, durch welche, ihrer fleiſchlichen und
herrſchenden Affecten wegen, kein Waſſer
ohne Verunreinigung durchflieſſen kan.

3. Jhnen wird behalten ein Dunckel der
Finſterniß in Ewigkeit:

a. Das Dunckel der Finſterniß iſt eine groſſe
[Spaltenumbruch] und maͤchtige Finſterniß, welche Matth. 25,
30. genennet wird die aͤuſſerſte Finſterniß,
da heulen und Zaͤhnklappen ſeyn wird,

und da der unnuͤtze und faule Knecht ſoll hin-
ausgeworfen werden.
b. Dieſe mit aller Unſeligkeit verknuͤpfte Fin-
ſterniß iſt den falſchen und boͤſen Lehrern auf-
behalten, nachdem GOtt ihr verkehrtes We-
ſen ſchon vorher geſehen, und ihnen nach die-
ſem Grunde das Straf-Gerichte bereitet
hat.
c. So wenig ſolche Lehrer zum ewigen Lichte
der Herrlichkeit gelangen, und ſo gewiß ſie in
die aͤuſſerſte Finſterniß fahren, ſo wenig ſind
ſie auch in dieſem Leben wahrhaftig erleuch-
tet, und ſo gewiß ſind ſie blind und Leiter der
Blinden. Da hingegen rechtſchaffne Lehrer,
welche wahrhaftig erleuchtet geweſen ſind,
und durch ihre Lehre, als ein wahres Licht
und einen milden Regen, viele zur Gerechtig-
keit gewieſen haben, leuchten werden wie des
Himmels Glantz, und wie die Sterne immer
und ewiglich. Dan. 12, 3.
V. 18.

Denn ſie reden ſtoltze Worte, (die den
groſſen und finſtern Regen-Wolcken gleich ſind)
da nichts hinter iſt, (die kein Waſſer geben,
ſondern voruͤber getrieben werden,) und rei-
tzen durch Unzucht, die
(durch wahre Be-
kehrung) recht entrunnen waren, und nun
in Jrrthum wandeln.
(Gr. die wahrhaftig
entronnen waren denen, welche in Jrrthum wan-
deln.)

Anmerckungen.

1. Es wird alhier von den falſchen und boͤ-
ſen Lehrern zweyerley geſaget: erſtlich ihre falſche
Beredſamkeit, als das rechte Mittel ihrer
Verfuͤhrung; und denn ihre Verfuͤhrung
ſelbſt. Von dem erſten Stuͤcke iſt zu erwegen:

a. Daß der Grund alles Vortrages bey ihnen
iſt ματαιότῃς, vanitas vanitatum, die Eitel-
keit eines unbekehrten Sinnes: welche in ih-
nen zur Qvelle wird aller ihrer Amts-Ver-
richtungen, ſonderlich ihres Lehrens.
b. Daß ihr Lehr-Vortrag daher wird ſchwuͤl-
ſtig, praleriſch und hochtrabend, und dabey
leer und unnuͤtz, ja ſchaͤdlich und verfuͤhriſch:
welche ihre Lehr-Art, oder ihr Lehren der
Apoſtel nennet φϑέγγεσϑαι ὑπέρογκα ματαιότη-
τος, hohe aufgeblaſene Worte reden. Vor-
her c. 1, 16. nennet er ſolche Worte σεσοφισμέ-
νους μύϑους, ausgekluͤgelte Fabeln, und c. 2, 3.
πλαστοὺς λόγους, ertichtete, gekuͤnſtelte Worte;
welche Paulo Roͤm. 16, 18. heiſſen, χρηστο-
λογία und ἐυλογία, eine affectirte Menſchen-
gefaͤllige Wohlredenheit, oder ſuͤſſe Worte
und praͤchtige Reden.
Siehe auch 1 Cor.
2, 1. u. f.
c. Daß ſolche ſchwuͤlſtige und dabey leere Wor-
te ſind Wolcken ohne Waſſer: wie denn der
Apoſtel dieſes zur Erlaͤuterung des vorherge-
henden anfuͤhret.

2. Die Worte von der Verfuͤhrung ſind

nach
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[622/0624] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 17. 18. groſſen und leeren Schein nichts weniger in ſich halten, und daher auch nichts weniger von ſich geben koͤnnen, und alſo die armen Seelen in der Duͤrre ſchmachten laſſen. b. Vom Windwirbel werden ſie umgetrie- ben, wenn ſie von ihren fleiſchlichen Affecten der vorhin gedachten Wohlluſt und des Gei- tzes ſich regieren laſſen: als welche bey ihnen ofte gleichſam zu einem heftigen Ungewitter werden, welches allerley Unruhe und Aerger- niß erreget. Sie ſind μετεωριζόμενοι, mit al- ler Unbeſtaͤndigkeit hochherfahrende Luc. 12, 29. Es iſt demnach bey ihnen eine falſche Hoͤ- he, und, in Anſehung des vorhergehenden Gleichniſſes, ein falſcher Grund. c. Hingegen ſind rechtſchaffne Lehrer ſolchen Wolcken gleich, durch welche zur rechten Zeit der Fruͤhe- und Spatregen koͤmmt, auch der Regen der mittlern Zeit nicht ausbleibet. Denn durch ihren Dienſt wird die Verheiſ- ſung erfuͤllet, Jeſ. 44, 3. 4. Jch will Waſ- ſer gieſſen auf die Duͤrſtige und Stroͤme auf die Duͤrre. Jch will meinen Geiſt auf deinen Saamen gieſſen, und mei- nen Segen auf deine Nachkommen, daß ſie wachſen ſollen wie Graß, wie Wey- den an den Waſſerbaͤchen. Bey ihnen heißt es nach den Worten Moſis 5 B. c. 32, 2. Meine Lehre triefe, wie der Regen, und meine Rede flieſſe, wie der Thau: wie der Regen auf das Graß, wie die Tropfen auf das Kraut. Siehe auch Jeſ. 55, 10. Denn ſie haben mit allen glaͤu- bigen Chriſten in ſich das Waſſer des Lebens, welches in ihnen ein Brunne des Waſſers wird, das ins ewige Leben qvillet. Joh. 4, 14. Siehe auch c. 7, 38. 39. d. Man hat demnach unbekehrte Lehrer, um ihnen die wahre Erleuchtung des Heiligen Geiſtes zuzueignen, nicht mit Canaͤlen, wel- che zwar ſelbſt kein Waſſer haben, doch von der Art ſind, daß durch ſie das Waſſer flieſ- ſen kan, zu vergleichen. Denn Brunnen ſind ſie ohne Waſſer, nicht aber Canaͤle mit Waſ- ſer: ſintemal ſie mit dieſen auch nicht koͤnnen verglichen werden, weil Canaͤle von der Ei- genſchaft ſind, daß ſie ſelbſt kein Waſſer in ſich halten, ſondern es nur durch ſich flieſſen laſſen ſollen: Lehrer aber ſollen keine Canaͤle, ſondern Brunnen ſeyn, die die lebendige Qvelle des reinen Waſſers in ſich halten, und ohne dieſe kein Waſſer durch und von ſich ge- ben koͤnnen, welches das rechte ſey; ob ſie wol oft aus der heiligen Schrift und guten Buͤchern viel Waſſer in ihre Brunnen tragen, und alſo wider von ſich geben; dabey es doch gemeiniglich an ſo vielen Stuͤcken fehlt, auſ- ſer dem, daß es gemeiniglich auch nicht rein gelaſſen wird. Da ſie denn ſolche Canaͤle werden, durch welche, ihrer fleiſchlichen und herrſchenden Affecten wegen, kein Waſſer ohne Verunreinigung durchflieſſen kan. 3. Jhnen wird behalten ein Dunckel der Finſterniß in Ewigkeit: a. Das Dunckel der Finſterniß iſt eine groſſe und maͤchtige Finſterniß, welche Matth. 25, 30. genennet wird die aͤuſſerſte Finſterniß, da heulen und Zaͤhnklappen ſeyn wird, und da der unnuͤtze und faule Knecht ſoll hin- ausgeworfen werden. b. Dieſe mit aller Unſeligkeit verknuͤpfte Fin- ſterniß iſt den falſchen und boͤſen Lehrern auf- behalten, nachdem GOtt ihr verkehrtes We- ſen ſchon vorher geſehen, und ihnen nach die- ſem Grunde das Straf-Gerichte bereitet hat. c. So wenig ſolche Lehrer zum ewigen Lichte der Herrlichkeit gelangen, und ſo gewiß ſie in die aͤuſſerſte Finſterniß fahren, ſo wenig ſind ſie auch in dieſem Leben wahrhaftig erleuch- tet, und ſo gewiß ſind ſie blind und Leiter der Blinden. Da hingegen rechtſchaffne Lehrer, welche wahrhaftig erleuchtet geweſen ſind, und durch ihre Lehre, als ein wahres Licht und einen milden Regen, viele zur Gerechtig- keit gewieſen haben, leuchten werden wie des Himmels Glantz, und wie die Sterne immer und ewiglich. Dan. 12, 3. V. 18. Denn ſie reden ſtoltze Worte, (die den groſſen und finſtern Regen-Wolcken gleich ſind) da nichts hinter iſt, (die kein Waſſer geben, ſondern voruͤber getrieben werden,) und rei- tzen durch Unzucht, die (durch wahre Be- kehrung) recht entrunnen waren, und nun in Jrrthum wandeln. (Gr. die wahrhaftig entronnen waren denen, welche in Jrrthum wan- deln.) Anmerckungen. 1. Es wird alhier von den falſchen und boͤ- ſen Lehrern zweyerley geſaget: erſtlich ihre falſche Beredſamkeit, als das rechte Mittel ihrer Verfuͤhrung; und denn ihre Verfuͤhrung ſelbſt. Von dem erſten Stuͤcke iſt zu erwegen: a. Daß der Grund alles Vortrages bey ihnen iſt ματαιότῃς, vanitas vanitatum, die Eitel- keit eines unbekehrten Sinnes: welche in ih- nen zur Qvelle wird aller ihrer Amts-Ver- richtungen, ſonderlich ihres Lehrens. b. Daß ihr Lehr-Vortrag daher wird ſchwuͤl- ſtig, praleriſch und hochtrabend, und dabey leer und unnuͤtz, ja ſchaͤdlich und verfuͤhriſch: welche ihre Lehr-Art, oder ihr Lehren der Apoſtel nennet φϑέγγεσϑαι ὑπέρογκα ματαιότη- τος, hohe aufgeblaſene Worte reden. Vor- her c. 1, 16. nennet er ſolche Worte σεσοφισμέ- νους μύϑους, ausgekluͤgelte Fabeln, und c. 2, 3. πλαστοὺς λόγους, ertichtete, gekuͤnſtelte Worte; welche Paulo Roͤm. 16, 18. heiſſen, χρηστο- λογία und ἐυλογία, eine affectirte Menſchen- gefaͤllige Wohlredenheit, oder ſuͤſſe Worte und praͤchtige Reden. Siehe auch 1 Cor. 2, 1. u. f. c. Daß ſolche ſchwuͤlſtige und dabey leere Wor- te ſind Wolcken ohne Waſſer: wie denn der Apoſtel dieſes zur Erlaͤuterung des vorherge- henden anfuͤhret. 2. Die Worte von der Verfuͤhrung ſind nach

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/624>, abgerufen am 25.11.2024.