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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 2. v. 7. 8. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] zu schanden werden. Solcher Redens-Arten
haben wir im gleichem Verstande mehr z. E. Joh.
3, 16. Also hat GOtt die Welt geliebet, daß
er seinen eingebohrnen Sohn gab, auf daß
alle, die an ihn gläuben nicht verloren wer-
den:
Darum auch dazu gesetzet wird: sondern
das ewige Leben haben.
Hebr. 13, 5. Der
HErr hat gesaget: Jch will dich nicht ver-
lassen, noch versäumen.

6. Jm übrigen ist alhier wohl zu mercken,
daß wir in den kurtzen Worten: an ihn glaubet,
oder gläubig auf ihn bauet, den Grund und die
Ordnung des Heyls bey einander haben: Den
Grund in Christo, und die Ordnung an dem
Glauben. Und den Stein, als eine grundveste,
bezeichnet sonderlich der Hebräische Text bey
dem Propheten Jes. 28, 16. wie ich zeige im La-
teinischen Commentario Petrino p. 177. seq.

V. 7.

Euch nun, die ihr gläubet, ist er köst-
lich, den Ungläubigen aber ist der Stein,
den die Bauleute
(des Hauses GOttes, oder
der Judischen Kirche, die Schriftgelehrten und
Pharisäer) verworfen haben und zum Eck-
Stein worden ist
(Gr. dieser ist zum Eckstein
worden, nemlich eben denselben, so sich daran ge-
stossen) ein Stein des Anstosses und ein Fels
des Aergernisses.

Anmerckungen.

1. Glaube und Unglaube sind die beyden
Haupt-Worte im Reiche des Lichts und der
Finsterniß. Denn wo Glaube ist, da ist Chri-
stus und alle Seligkeit, wo Unglaube ist, da ist,
der Satan mit aller Verdamniß. Darum un-
ser Heyland Marc. 16, 16. spricht: Wer da
gläubet, der wird selig werden, wer aber
nicht gläubet der wird verdammet wer-
den.

2. Es ist ein gar nachdrücklicher Name,
wenn Lehrer Bauleute genennet werden. Denn
sie werden damit zuvorderst angewiesen, daß sie
auf den rechten Grund bauen, oder Christum
zum rechten Grunde legen sollen nach dem Evan-
gelio. Und da ist es nicht genug, von Christo,
als dem rechten Glaubens-Grunde zu predigen;
sondern es muß auch gezeiget worden, wie der
Glaube, durch welchen man sich auf ihm grün-
det in uns gewircket werden, und beschaffen seyn,
und wie er sich erweisen müsse. Der nachdrück-
lichste Ort den man hiebey zu conferiren hat,
ist 1 Cor. 3, 9. 11. 12. Die Oerter Ps. 118, 22.
Matth. 21, 42. Ap. Gesch. 4, 11. Röm. 9, 33.
sind schon vorher angeführet. Sonderlich aber
gehöret hieher der Ort Jes. 8, 14. darauf der A-
postel eigentlich siehet.

3. Jn einem Eck-Stein kommen nicht
allein zwey Seiten eines Gebäudes zusammen,
sondern er dienet auch zufälliger Weise dazu, daß,
weil er in der Ecke zugespitzet ist, der, welcher da-
gegen lauft, sich daran desto eher den Kopf zer-
stösset. Eine solche Beschaffenheit hat es mit
Christo. Dem göttlichen Zwecke nach ist er theils
ein Grund-Stein, theils auch ein zusammen-
haltender Eck-Stein: aber zufälliger Weise, o-
[Spaltenumbruch] der aus Schuld der Menschen, wird er zum spitzi-
gen Eck-Stein, dagegen man mit seinem Scha-
den anlauft. Welches der Apostel mit den dazu
gesetzten Worten bezeuget, wenn er spricht: Ein
Stein des Anstossens und ein Fels des Aer-
gernisses.
Siehe Luc. 2, 34.

4. Man siehet hieraus die Unbesonnenheit
der unglaubigen Juden, die Christum nicht al-
lein nicht zum Grund-Stein annahmen, sondern
auch noch dazu mit ihrer Verwerfung dergestalt
gegen ihn anliefen, das sie darüber gleichsam ihre
Häupter zerstossen, ihm selbst aber, und der Ev-
angelischen Wahrheit, eben so wenig geschadet
haben, als man einen wohlbevestigten Eckstein
durch sein ungestümens Gegenlauffen aus seiner
Lage bringen kan.

5. Man siehet auch hieraus, wie man sich
zu hüten habe vor Aergernissen, nicht allein vor
den gegebenen, sondern auch vor den genomme-
nen, sonderlich solchen, die man an Christo, seiner
Lehre und seinem Reiche und an dem Geheimniß
seines Creutzes nimmt. Darum er selbst sprach:
Selig ist, der sich nicht an mir ärgert! Luc.
7, 23. Siehe auch Matth. 15, 12. u. f.

V. 8.

Die sich stossen an dem Wort (des Ev-
angelii von Christo) und glauben nicht daran
(dieweil sie nicht glauben) darauf sie gesetzet
sind.

Anmerckungen.

1. Wir finden alhier bey den unglaubigen
Juden ihre Schuld und ihre Strafe. Die
Schuld bestunde zuvorderst im Unglauben, durch
welchen sie JEsum nicht für Christum anneh-
men wolten. Und bey einem solchen blossen
nicht annehmen blieb es nicht, sondern es kam
dazu ein solches verwerfen, daß sie mit vielem
Haß und mit vielen Lästerungen wider ihn aufs
feindseligste anlieffen, und sich, wie gleichsam ge-
gen eine Mauer, die Köpfe also zerstiessen, daß sie
darüber von GOtt verworfen wurden. Wel-
ches denn ihre Strafe war.

2. Und von dieser gerechten Strafe sind
die letztern Worte dieses Verses zu verstehen,
wenn der Apostel saget: es o kai etethesan dar-
auf, oder dazu sie auch gesetzet sind.

3. Dieses gesetzet seyn gehet nicht auf
den Unglauben, als wären sie zum Unglauben
gesetzet, oder solche, welche aus einem absoluten
Rathschlusse GOttes nicht solten und nicht kön-
ten zur Seligkeit, und also auch nicht zum Glau-
ben gelangen; sondern auf das Anstossen, wel-
ches, da es der ungläubigen Juden ihren zeitli-
chen und ewigen Untergang beforderte, eine ge-
rechte durch den Unglauben verdiente Strafe
GOttes war.

4. Der Apostel scheinet mit dem Worte
etethesan zurück zusehen, auf die v. 6. gesetzten
Worte: [fremdsprachliches Material]dou tithemi, siehe ich lege einen aus-
erwehlten Eck-Stein in Zion:
als damit er
anzeiget, was GOTT nach seinem wohlgefälli-
gen Willen gethan habe, und was er wolle, nem-
lich daß alle an ihn glauben und nicht zuschanden
werden sollen. Wer nun solches nicht annimt,

son-
Y y y

Cap. 2. v. 7. 8. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] zu ſchanden werden. Solcher Redens-Arten
haben wir im gleichem Verſtande mehr z. E. Joh.
3, 16. Alſo hat GOtt die Welt geliebet, daß
er ſeinen eingebohrnen Sohn gab, auf daß
alle, die an ihn glaͤuben nicht verloren wer-
den:
Darum auch dazu geſetzet wird: ſondern
das ewige Leben haben.
Hebr. 13, 5. Der
HErr hat geſaget: Jch will dich nicht ver-
laſſen, noch verſaͤumen.

6. Jm uͤbrigen iſt alhier wohl zu mercken,
daß wir in den kurtzen Worten: an ihn glaubet,
oder glaͤubig auf ihn bauet, den Grund und die
Ordnung des Heyls bey einander haben: Den
Grund in Chriſto, und die Ordnung an dem
Glauben. Und den Stein, als eine grundveſte,
bezeichnet ſonderlich der Hebraͤiſche Text bey
dem Propheten Jeſ. 28, 16. wie ich zeige im La-
teiniſchen Commentario Petrino p. 177. ſeq.

V. 7.

Euch nun, die ihr glaͤubet, iſt er koͤſt-
lich, den Unglaͤubigen aber iſt der Stein,
den die Bauleute
(des Hauſes GOttes, oder
der Judiſchen Kirche, die Schriftgelehrten und
Phariſaͤer) verworfen haben und zum Eck-
Stein worden iſt
(Gr. dieſer iſt zum Eckſtein
worden, nemlich eben denſelben, ſo ſich daran ge-
ſtoſſen) ein Stein des Anſtoſſes und ein Fels
des Aergerniſſes.

Anmerckungen.

1. Glaube und Unglaube ſind die beyden
Haupt-Worte im Reiche des Lichts und der
Finſterniß. Denn wo Glaube iſt, da iſt Chri-
ſtus und alle Seligkeit, wo Unglaube iſt, da iſt,
der Satan mit aller Verdamniß. Darum un-
ſer Heyland Marc. 16, 16. ſpricht: Wer da
glaͤubet, der wird ſelig werden, wer aber
nicht glaͤubet der wird verdammet wer-
den.

2. Es iſt ein gar nachdruͤcklicher Name,
wenn Lehrer Bauleute genennet werden. Denn
ſie werden damit zuvorderſt angewieſen, daß ſie
auf den rechten Grund bauen, oder Chriſtum
zum rechten Grunde legen ſollen nach dem Evan-
gelio. Und da iſt es nicht genug, von Chriſto,
als dem rechten Glaubens-Grunde zu predigen;
ſondern es muß auch gezeiget worden, wie der
Glaube, durch welchen man ſich auf ihm gruͤn-
det in uns gewircket werden, und beſchaffen ſeyn,
und wie er ſich erweiſen muͤſſe. Der nachdruͤck-
lichſte Ort den man hiebey zu conferiren hat,
iſt 1 Cor. 3, 9. 11. 12. Die Oerter Pſ. 118, 22.
Matth. 21, 42. Ap. Geſch. 4, 11. Roͤm. 9, 33.
ſind ſchon vorher angefuͤhret. Sonderlich aber
gehoͤret hieher der Ort Jeſ. 8, 14. darauf der A-
poſtel eigentlich ſiehet.

3. Jn einem Eck-Stein kommen nicht
allein zwey Seiten eines Gebaͤudes zuſammen,
ſondern er dienet auch zufaͤlliger Weiſe dazu, daß,
weil er in der Ecke zugeſpitzet iſt, der, welcher da-
gegen lauft, ſich daran deſto eher den Kopf zer-
ſtoͤſſet. Eine ſolche Beſchaffenheit hat es mit
Chriſto. Dem goͤttlichen Zwecke nach iſt er theils
ein Grund-Stein, theils auch ein zuſammen-
haltender Eck-Stein: aber zufaͤlliger Weiſe, o-
[Spaltenumbruch] der aus Schuld der Menſchen, wird er zum ſpitzi-
gen Eck-Stein, dagegen man mit ſeinem Scha-
den anlauft. Welches der Apoſtel mit den dazu
geſetzten Worten bezeuget, wenn er ſpricht: Ein
Stein des Anſtoſſens und ein Fels des Aer-
gerniſſes.
Siehe Luc. 2, 34.

4. Man ſiehet hieraus die Unbeſonnenheit
der unglaubigen Juden, die Chriſtum nicht al-
lein nicht zum Grund-Stein annahmen, ſondern
auch noch dazu mit ihrer Verwerfung dergeſtalt
gegen ihn anliefen, das ſie daruͤber gleichſam ihre
Haͤupter zerſtoſſen, ihm ſelbſt aber, und der Ev-
angeliſchen Wahrheit, eben ſo wenig geſchadet
haben, als man einen wohlbeveſtigten Eckſtein
durch ſein ungeſtuͤmens Gegenlauffen aus ſeiner
Lage bringen kan.

5. Man ſiehet auch hieraus, wie man ſich
zu huͤten habe vor Aergerniſſen, nicht allein vor
den gegebenen, ſondern auch vor den genomme-
nen, ſonderlich ſolchen, die man an Chriſto, ſeiner
Lehre und ſeinem Reiche und an dem Geheimniß
ſeines Creutzes nimmt. Darum er ſelbſt ſprach:
Selig iſt, der ſich nicht an mir aͤrgert! Luc.
7, 23. Siehe auch Matth. 15, 12. u. f.

V. 8.

Die ſich ſtoſſen an dem Wort (des Ev-
angelii von Chriſto) und glauben nicht daran
(dieweil ſie nicht glauben) darauf ſie geſetzet
ſind.

Anmerckungen.

1. Wir finden alhier bey den unglaubigen
Juden ihre Schuld und ihre Strafe. Die
Schuld beſtunde zuvorderſt im Unglauben, durch
welchen ſie JEſum nicht fuͤr Chriſtum anneh-
men wolten. Und bey einem ſolchen bloſſen
nicht annehmen blieb es nicht, ſondern es kam
dazu ein ſolches verwerfen, daß ſie mit vielem
Haß und mit vielen Laͤſterungen wider ihn aufs
feindſeligſte anlieffen, und ſich, wie gleichſam ge-
gen eine Mauer, die Koͤpfe alſo zerſtieſſen, daß ſie
daruͤber von GOtt verworfen wurden. Wel-
ches denn ihre Strafe war.

2. Und von dieſer gerechten Strafe ſind
die letztern Worte dieſes Verſes zu verſtehen,
wenn der Apoſtel ſaget: ἐς ὅ καὶ ἐτέϑησαν dar-
auf, oder dazu ſie auch geſetzet ſind.

3. Dieſes geſetzet ſeyn gehet nicht auf
den Unglauben, als waͤren ſie zum Unglauben
geſetzet, oder ſolche, welche aus einem abſoluten
Rathſchluſſe GOttes nicht ſolten und nicht koͤn-
ten zur Seligkeit, und alſo auch nicht zum Glau-
ben gelangen; ſondern auf das Anſtoſſen, wel-
ches, da es der unglaͤubigen Juden ihren zeitli-
chen und ewigen Untergang beforderte, eine ge-
rechte durch den Unglauben verdiente Strafe
GOttes war.

4. Der Apoſtel ſcheinet mit dem Worte
ἐτέϑησαν zuruͤck zuſehen, auf die v. 6. geſetzten
Worte: [fremdsprachliches Material]δοὺ τίϑημι, ſiehe ich lege einen aus-
erwehlten Eck-Stein in Zion:
als damit er
anzeiget, was GOTT nach ſeinem wohlgefaͤlli-
gen Willen gethan habe, und was er wolle, nem-
lich daß alle an ihn glauben und nicht zuſchanden
werden ſollen. Wer nun ſolches nicht annimt,

ſon-
Y y y
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[537/0539] Cap. 2. v. 7. 8. des erſten Briefes Petri. zu ſchanden werden. Solcher Redens-Arten haben wir im gleichem Verſtande mehr z. E. Joh. 3, 16. Alſo hat GOtt die Welt geliebet, daß er ſeinen eingebohrnen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glaͤuben nicht verloren wer- den: Darum auch dazu geſetzet wird: ſondern das ewige Leben haben. Hebr. 13, 5. Der HErr hat geſaget: Jch will dich nicht ver- laſſen, noch verſaͤumen. 6. Jm uͤbrigen iſt alhier wohl zu mercken, daß wir in den kurtzen Worten: an ihn glaubet, oder glaͤubig auf ihn bauet, den Grund und die Ordnung des Heyls bey einander haben: Den Grund in Chriſto, und die Ordnung an dem Glauben. Und den Stein, als eine grundveſte, bezeichnet ſonderlich der Hebraͤiſche Text bey dem Propheten Jeſ. 28, 16. wie ich zeige im La- teiniſchen Commentario Petrino p. 177. ſeq. V. 7. Euch nun, die ihr glaͤubet, iſt er koͤſt- lich, den Unglaͤubigen aber iſt der Stein, den die Bauleute (des Hauſes GOttes, oder der Judiſchen Kirche, die Schriftgelehrten und Phariſaͤer) verworfen haben und zum Eck- Stein worden iſt (Gr. dieſer iſt zum Eckſtein worden, nemlich eben denſelben, ſo ſich daran ge- ſtoſſen) ein Stein des Anſtoſſes und ein Fels des Aergerniſſes. Anmerckungen. 1. Glaube und Unglaube ſind die beyden Haupt-Worte im Reiche des Lichts und der Finſterniß. Denn wo Glaube iſt, da iſt Chri- ſtus und alle Seligkeit, wo Unglaube iſt, da iſt, der Satan mit aller Verdamniß. Darum un- ſer Heyland Marc. 16, 16. ſpricht: Wer da glaͤubet, der wird ſelig werden, wer aber nicht glaͤubet der wird verdammet wer- den. 2. Es iſt ein gar nachdruͤcklicher Name, wenn Lehrer Bauleute genennet werden. Denn ſie werden damit zuvorderſt angewieſen, daß ſie auf den rechten Grund bauen, oder Chriſtum zum rechten Grunde legen ſollen nach dem Evan- gelio. Und da iſt es nicht genug, von Chriſto, als dem rechten Glaubens-Grunde zu predigen; ſondern es muß auch gezeiget worden, wie der Glaube, durch welchen man ſich auf ihm gruͤn- det in uns gewircket werden, und beſchaffen ſeyn, und wie er ſich erweiſen muͤſſe. Der nachdruͤck- lichſte Ort den man hiebey zu conferiren hat, iſt 1 Cor. 3, 9. 11. 12. Die Oerter Pſ. 118, 22. Matth. 21, 42. Ap. Geſch. 4, 11. Roͤm. 9, 33. ſind ſchon vorher angefuͤhret. Sonderlich aber gehoͤret hieher der Ort Jeſ. 8, 14. darauf der A- poſtel eigentlich ſiehet. 3. Jn einem Eck-Stein kommen nicht allein zwey Seiten eines Gebaͤudes zuſammen, ſondern er dienet auch zufaͤlliger Weiſe dazu, daß, weil er in der Ecke zugeſpitzet iſt, der, welcher da- gegen lauft, ſich daran deſto eher den Kopf zer- ſtoͤſſet. Eine ſolche Beſchaffenheit hat es mit Chriſto. Dem goͤttlichen Zwecke nach iſt er theils ein Grund-Stein, theils auch ein zuſammen- haltender Eck-Stein: aber zufaͤlliger Weiſe, o- der aus Schuld der Menſchen, wird er zum ſpitzi- gen Eck-Stein, dagegen man mit ſeinem Scha- den anlauft. Welches der Apoſtel mit den dazu geſetzten Worten bezeuget, wenn er ſpricht: Ein Stein des Anſtoſſens und ein Fels des Aer- gerniſſes. Siehe Luc. 2, 34. 4. Man ſiehet hieraus die Unbeſonnenheit der unglaubigen Juden, die Chriſtum nicht al- lein nicht zum Grund-Stein annahmen, ſondern auch noch dazu mit ihrer Verwerfung dergeſtalt gegen ihn anliefen, das ſie daruͤber gleichſam ihre Haͤupter zerſtoſſen, ihm ſelbſt aber, und der Ev- angeliſchen Wahrheit, eben ſo wenig geſchadet haben, als man einen wohlbeveſtigten Eckſtein durch ſein ungeſtuͤmens Gegenlauffen aus ſeiner Lage bringen kan. 5. Man ſiehet auch hieraus, wie man ſich zu huͤten habe vor Aergerniſſen, nicht allein vor den gegebenen, ſondern auch vor den genomme- nen, ſonderlich ſolchen, die man an Chriſto, ſeiner Lehre und ſeinem Reiche und an dem Geheimniß ſeines Creutzes nimmt. Darum er ſelbſt ſprach: Selig iſt, der ſich nicht an mir aͤrgert! Luc. 7, 23. Siehe auch Matth. 15, 12. u. f. V. 8. Die ſich ſtoſſen an dem Wort (des Ev- angelii von Chriſto) und glauben nicht daran (dieweil ſie nicht glauben) darauf ſie geſetzet ſind. Anmerckungen. 1. Wir finden alhier bey den unglaubigen Juden ihre Schuld und ihre Strafe. Die Schuld beſtunde zuvorderſt im Unglauben, durch welchen ſie JEſum nicht fuͤr Chriſtum anneh- men wolten. Und bey einem ſolchen bloſſen nicht annehmen blieb es nicht, ſondern es kam dazu ein ſolches verwerfen, daß ſie mit vielem Haß und mit vielen Laͤſterungen wider ihn aufs feindſeligſte anlieffen, und ſich, wie gleichſam ge- gen eine Mauer, die Koͤpfe alſo zerſtieſſen, daß ſie daruͤber von GOtt verworfen wurden. Wel- ches denn ihre Strafe war. 2. Und von dieſer gerechten Strafe ſind die letztern Worte dieſes Verſes zu verſtehen, wenn der Apoſtel ſaget: ἐς ὅ καὶ ἐτέϑησαν dar- auf, oder dazu ſie auch geſetzet ſind. 3. Dieſes geſetzet ſeyn gehet nicht auf den Unglauben, als waͤren ſie zum Unglauben geſetzet, oder ſolche, welche aus einem abſoluten Rathſchluſſe GOttes nicht ſolten und nicht koͤn- ten zur Seligkeit, und alſo auch nicht zum Glau- ben gelangen; ſondern auf das Anſtoſſen, wel- ches, da es der unglaͤubigen Juden ihren zeitli- chen und ewigen Untergang beforderte, eine ge- rechte durch den Unglauben verdiente Strafe GOttes war. 4. Der Apoſtel ſcheinet mit dem Worte ἐτέϑησαν zuruͤck zuſehen, auf die v. 6. geſetzten Worte: _ δοὺ τίϑημι, ſiehe ich lege einen aus- erwehlten Eck-Stein in Zion: als damit er anzeiget, was GOTT nach ſeinem wohlgefaͤlli- gen Willen gethan habe, und was er wolle, nem- lich daß alle an ihn glauben und nicht zuſchanden werden ſollen. Wer nun ſolches nicht annimt, ſon- Y y y

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/539>, abgerufen am 22.11.2024.