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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 4. 5. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] rechten Grund der neuen Geburt aus GOTT
gehen, nichts sind, als übertünchte Gräber,
die den geistlichen Tod in und an sich tragen,
solchen auch, aller äusserlichen Ehrbarkeit un-
geachtet, gar oft durch diese und jene todte
Wercke denen, welche geistliche Augen zu ih-
rer Beurtheilung haben, genugsam zu erkennen
geben.
c. Zwar ist die heilige Taufe ein kräftiges Mit-
tel der Wiedergeburt Joh. 3, 3. 4. 5. Tit. 3, 5.
allein wer sich darauf, seiner Wiedergeburt
wegen, beziehen will, der muß ohne Selbst-
Betrug versichert seyn, daß er, seinem Tauf-
Bunde gemäß, die Sünde in sich nicht habe
zur Herrschaft kommen lassen, und also auch
nicht aus dem Stande der Gnaden gefallen
sey. Wo nicht, so heißt es von ihnen, wie
Christus zum Nicodemo und zu seinen Jüngern
sagte: Es sey denn, daß ihr von neuen ge-
boren werdet; es sey denn daß ihr euch
umkehret, und werdet, wie die Kinder,
so werdet ihr nicht ins Himmelreich kom-
men.
Joh. 3, 3. 4. 5. Matth. 18, 3.
d. Wer dafür hält, daß er durch die grosse
Barmhertzigkeit GOttes ist wiedergeboren
worden, der hat seine Wiedergeburt und das
darinnen empfangene geistliche Leben über-
haupt in einem demselben gemässen geistlichen
Wandel, und insonderheit darinnen zu erwei-
sen, daß er, als ein seinem himmlischen Vater
ähnliches Kind, auch alle Liebe und Barmher-
tzigkeit gegen seinen dürftigen Nächsten, auch
gegen seine Feinde beweise. Wie denn auch
unser Heyland Luc. 6, 36. spricht: Seyd
barmhertzig, wie auch euer Vater im
Himmel barmhertzig ist.
e. Man kan sich allerdinge auf die Barmher-
tzigkeit
GOttes berufen und verlassen, aber
in der Ordnung, daß man sich dieselbe zur
Wiedergeburt habe dienen lassen, oder sie
noch dazu anwende.
f. Ob die Hoffnung, die man von seiner ewigen
Seligkeit hat, rechter Art sey, oder nicht, das
muß sich sonderlich an dem innern Kennzeichen
der Wiedergeburt zeigen. Denn ist sie keine
Frucht der Wiedergeburt, so ist sie auch nicht
rechter Art, sondern sie läßt zuschanden werden,
wider die Art der wahren und lebendigen Hoff-
nung Röm. 5, 5.
g. Wer die lebendige Hoffnung zur ewigen
Erbschaft haben und behalten will, der suche
ja in der Kindschaft GOttes zu stehen, und
nach derselben sich als ein Freund GOttes,
der mit den Welt-Kindern in keiner Gemüths-
Freundschaft stehet, Jac. 4, 4. auch um des so
reinen Erbes willen von der Welt und ihren
Lüsten, darinnen lauter Corruption ist 2 Pet.
1, 4. unbefleckt zu bewahren Jac. 1, 27.
2 Cor. 7, 1.
h. Fället iemand eine Erbschaft an zeitlichen
Gütern zu, so sey er beflissen, sie also zu gebrau-
chen, daß er des ewigen Erbes darüber nicht
verlustig werde: wie leider manchen begegnet,
wenn sie darüber entweder in eine Verschwen-
dung, oder in einen desto mehrern Geitz einge-
[Spaltenumbruch] hen, und ie mehr sie haben, ie mehr sie haben
wollen. Fället einem aber nichts zu, man hö-
ret es aber von andern; so gedencke man, daß
man mit den Schätzen auch zugleich dem Ne-
tze überhoben sey.
i. Da uns die künftige Erbschaft mit so nach-
drücklichen Worten angepriesen wird, sollen
wir billig zum öftern die Worte bedencken
Off. 21, 7. Wer überwindet, der wird al-
les ererben, und ich werde sein GOTT
seyn, und er wird mein Sohn seyn.
k. Jm übrigen siehet man auch aus diesem Verse
die Vollkommenheit und Vortreflichkeit
der Christlichen Religion, und zwar nach
diesen ihren Haupt-Stücken, welche sie hat
1. an ihrem Urheber, dem Drey-Einigen
GOtt und seiner grossen Gnade: 2. an dem
Zweck, wohin sie führet, dem so herrlichen
Erbe des ewigen Lebens, nach Leib und
Seele: 3. an dem hinlänglichen Mittel,
der Wiedergeburt, wodurch sich die Seligkeit
schon in dieser Zeit anhebet: 4. an dem kräf-
tigen Trost,
welchen sie an der lebendigen
Hoffnung giebt, sonderlich wenn es zum Ster-
ben kömmt. Da nun diese Eigenschaften mit
allen übrigen sich in der That also erweisen,
wie es die Exempel so vieler Gläubigen, son-
derlich der Märtyrer genugsam darthun, so
findet gewißlich die menschliche Vernunft an
der Christlichen Religion das, was sie ehrer-
bietigst gegen ihren Urheber bewundern muß,
und mit Danck anzunehmen hat.
V. 5.

Euch, die ihr aus GOttes Macht
durch den Glauben bewahret werdet zur
Seligkeit, welche zubereitet ist, daß sie of-
fenbar werde zur letzten Zeit.

Anmerckungen.

1. Zu dem Wercke unserer Seligkeit gehö-
ren der Application nach diese drey Stücke:
der Anfang, die Fortsetzung, die Vollen-
dung.
Der Anfang geschiehet in der Wieder-
geburt: die Fortsetzung in der Erneuerung, da
das Gute in uns unterhalten, bewahret und ver-
mehret wird: die Vollendung in der wirckli-
chen Offenbarung der Herrlichkeit.

2. Wir sehen hierinn eine vortrefliche Har-
monie des Reichs der Gnaden mit dem Reiche
der Natur.
Denn gleichwie GOtt alles, was
er erschaffen hat, auch nach seiner gütigen Vor-
sorge erhält: also thut er zu der Wiedergeburt,
welche eine neue Schöpfung ist, auch die Bewah-
rung hinzu.

3. Es ist aber wohl zu mercken, daß zu der
Bewahrung zwey Stücke gehören, auf Seiten
GOttes seine bewahrende Macht, auf Sei-
ten des Menschen der Glaube, welcher sich der
Macht zur Beharrung bedienet.

4. Die bewahrende Macht ist die Gna-
de GOttes,
welche er dem Menschen täglich zu-
fliessen lässet. Und diese heißt eine Macht, oder
Kraft, in Ansehung der mächtigen Wirckungen,
welche sie thut, und die der Mensch aus seinen

eig-
S s s
Cap. 1. v. 4. 5. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] rechten Grund der neuen Geburt aus GOTT
gehen, nichts ſind, als uͤbertuͤnchte Graͤber,
die den geiſtlichen Tod in und an ſich tragen,
ſolchen auch, aller aͤuſſerlichen Ehrbarkeit un-
geachtet, gar oft durch dieſe und jene todte
Wercke denen, welche geiſtliche Augen zu ih-
rer Beurtheilung haben, genugſam zu erkennen
geben.
c. Zwar iſt die heilige Taufe ein kraͤftiges Mit-
tel der Wiedergeburt Joh. 3, 3. 4. 5. Tit. 3, 5.
allein wer ſich darauf, ſeiner Wiedergeburt
wegen, beziehen will, der muß ohne Selbſt-
Betrug verſichert ſeyn, daß er, ſeinem Tauf-
Bunde gemaͤß, die Suͤnde in ſich nicht habe
zur Herrſchaft kommen laſſen, und alſo auch
nicht aus dem Stande der Gnaden gefallen
ſey. Wo nicht, ſo heißt es von ihnen, wie
Chriſtus zum Nicodemo und zu ſeinen Juͤngern
ſagte: Es ſey denn, daß ihr von neuen ge-
boren werdet; es ſey denn daß ihr euch
umkehret, und werdet, wie die Kinder,
ſo werdet ihr nicht ins Himmelreich kom-
men.
Joh. 3, 3. 4. 5. Matth. 18, 3.
d. Wer dafuͤr haͤlt, daß er durch die groſſe
Barmhertzigkeit GOttes iſt wiedergeboren
worden, der hat ſeine Wiedergeburt und das
darinnen empfangene geiſtliche Leben uͤber-
haupt in einem demſelben gemaͤſſen geiſtlichen
Wandel, und inſonderheit darinnen zu erwei-
ſen, daß er, als ein ſeinem himmliſchen Vater
aͤhnliches Kind, auch alle Liebe und Barmher-
tzigkeit gegen ſeinen duͤrftigen Naͤchſten, auch
gegen ſeine Feinde beweiſe. Wie denn auch
unſer Heyland Luc. 6, 36. ſpricht: Seyd
barmhertzig, wie auch euer Vater im
Himmel barmhertzig iſt.
e. Man kan ſich allerdinge auf die Barmher-
tzigkeit
GOttes berufen und verlaſſen, aber
in der Ordnung, daß man ſich dieſelbe zur
Wiedergeburt habe dienen laſſen, oder ſie
noch dazu anwende.
f. Ob die Hoffnung, die man von ſeiner ewigen
Seligkeit hat, rechter Art ſey, oder nicht, das
muß ſich ſonderlich an dem innern Kennzeichen
der Wiedergeburt zeigen. Denn iſt ſie keine
Frucht der Wiedergeburt, ſo iſt ſie auch nicht
rechter Art, ſondern ſie laͤßt zuſchanden werden,
wider die Art der wahren und lebendigen Hoff-
nung Roͤm. 5, 5.
g. Wer die lebendige Hoffnung zur ewigen
Erbſchaft haben und behalten will, der ſuche
ja in der Kindſchaft GOttes zu ſtehen, und
nach derſelben ſich als ein Freund GOttes,
der mit den Welt-Kindern in keiner Gemuͤths-
Freundſchaft ſtehet, Jac. 4, 4. auch um des ſo
reinen Erbes willen von der Welt und ihren
Luͤſten, darinnen lauter Corruption iſt 2 Pet.
1, 4. unbefleckt zu bewahren Jac. 1, 27.
2 Cor. 7, 1.
h. Faͤllet iemand eine Erbſchaft an zeitlichen
Guͤtern zu, ſo ſey er befliſſen, ſie alſo zu gebrau-
chen, daß er des ewigen Erbes daruͤber nicht
verluſtig werde: wie leider manchen begegnet,
wenn ſie daruͤber entweder in eine Verſchwen-
dung, oder in einen deſto mehrern Geitz einge-
[Spaltenumbruch] hen, und ie mehr ſie haben, ie mehr ſie haben
wollen. Faͤllet einem aber nichts zu, man hoͤ-
ret es aber von andern; ſo gedencke man, daß
man mit den Schaͤtzen auch zugleich dem Ne-
tze uͤberhoben ſey.
i. Da uns die kuͤnftige Erbſchaft mit ſo nach-
druͤcklichen Worten angeprieſen wird, ſollen
wir billig zum oͤftern die Worte bedencken
Off. 21, 7. Wer uͤberwindet, der wird al-
les ererben, und ich werde ſein GOTT
ſeyn, und er wird mein Sohn ſeyn.
k. Jm uͤbrigen ſiehet man auch aus dieſem Verſe
die Vollkommenheit und Vortreflichkeit
der Chriſtlichen Religion, und zwar nach
dieſen ihren Haupt-Stuͤcken, welche ſie hat
1. an ihrem Urheber, dem Drey-Einigen
GOtt und ſeiner groſſen Gnade: 2. an dem
Zweck, wohin ſie fuͤhret, dem ſo herrlichen
Erbe des ewigen Lebens, nach Leib und
Seele: 3. an dem hinlaͤnglichen Mittel,
der Wiedergeburt, wodurch ſich die Seligkeit
ſchon in dieſer Zeit anhebet: 4. an dem kraͤf-
tigen Troſt,
welchen ſie an der lebendigen
Hoffnung giebt, ſonderlich wenn es zum Ster-
ben koͤmmt. Da nun dieſe Eigenſchaften mit
allen uͤbrigen ſich in der That alſo erweiſen,
wie es die Exempel ſo vieler Glaͤubigen, ſon-
derlich der Maͤrtyrer genugſam darthun, ſo
findet gewißlich die menſchliche Vernunft an
der Chriſtlichen Religion das, was ſie ehrer-
bietigſt gegen ihren Urheber bewundern muß,
und mit Danck anzunehmen hat.
V. 5.

Euch, die ihr aus GOttes Macht
durch den Glauben bewahret werdet zur
Seligkeit, welche zubereitet iſt, daß ſie of-
fenbar werde zur letzten Zeit.

Anmerckungen.

1. Zu dem Wercke unſerer Seligkeit gehoͤ-
ren der Application nach dieſe drey Stuͤcke:
der Anfang, die Fortſetzung, die Vollen-
dung.
Der Anfang geſchiehet in der Wieder-
geburt: die Fortſetzung in der Erneuerung, da
das Gute in uns unterhalten, bewahret und ver-
mehret wird: die Vollendung in der wirckli-
chen Offenbarung der Herrlichkeit.

2. Wir ſehen hierinn eine vortrefliche Har-
monie des Reichs der Gnaden mit dem Reiche
der Natur.
Denn gleichwie GOtt alles, was
er erſchaffen hat, auch nach ſeiner guͤtigen Vor-
ſorge erhaͤlt: alſo thut er zu der Wiedergeburt,
welche eine neue Schoͤpfung iſt, auch die Bewah-
rung hinzu.

3. Es iſt aber wohl zu mercken, daß zu der
Bewahrung zwey Stuͤcke gehoͤren, auf Seiten
GOttes ſeine bewahrende Macht, auf Sei-
ten des Menſchen der Glaube, welcher ſich der
Macht zur Beharrung bedienet.

4. Die bewahrende Macht iſt die Gna-
de GOttes,
welche er dem Menſchen taͤglich zu-
flieſſen laͤſſet. Und dieſe heißt eine Macht, oder
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[505/0507] Cap. 1. v. 4. 5. des erſten Briefes Petri. rechten Grund der neuen Geburt aus GOTT gehen, nichts ſind, als uͤbertuͤnchte Graͤber, die den geiſtlichen Tod in und an ſich tragen, ſolchen auch, aller aͤuſſerlichen Ehrbarkeit un- geachtet, gar oft durch dieſe und jene todte Wercke denen, welche geiſtliche Augen zu ih- rer Beurtheilung haben, genugſam zu erkennen geben. c. Zwar iſt die heilige Taufe ein kraͤftiges Mit- tel der Wiedergeburt Joh. 3, 3. 4. 5. Tit. 3, 5. allein wer ſich darauf, ſeiner Wiedergeburt wegen, beziehen will, der muß ohne Selbſt- Betrug verſichert ſeyn, daß er, ſeinem Tauf- Bunde gemaͤß, die Suͤnde in ſich nicht habe zur Herrſchaft kommen laſſen, und alſo auch nicht aus dem Stande der Gnaden gefallen ſey. Wo nicht, ſo heißt es von ihnen, wie Chriſtus zum Nicodemo und zu ſeinen Juͤngern ſagte: Es ſey denn, daß ihr von neuen ge- boren werdet; es ſey denn daß ihr euch umkehret, und werdet, wie die Kinder, ſo werdet ihr nicht ins Himmelreich kom- men. Joh. 3, 3. 4. 5. Matth. 18, 3. d. Wer dafuͤr haͤlt, daß er durch die groſſe Barmhertzigkeit GOttes iſt wiedergeboren worden, der hat ſeine Wiedergeburt und das darinnen empfangene geiſtliche Leben uͤber- haupt in einem demſelben gemaͤſſen geiſtlichen Wandel, und inſonderheit darinnen zu erwei- ſen, daß er, als ein ſeinem himmliſchen Vater aͤhnliches Kind, auch alle Liebe und Barmher- tzigkeit gegen ſeinen duͤrftigen Naͤchſten, auch gegen ſeine Feinde beweiſe. Wie denn auch unſer Heyland Luc. 6, 36. ſpricht: Seyd barmhertzig, wie auch euer Vater im Himmel barmhertzig iſt. e. Man kan ſich allerdinge auf die Barmher- tzigkeit GOttes berufen und verlaſſen, aber in der Ordnung, daß man ſich dieſelbe zur Wiedergeburt habe dienen laſſen, oder ſie noch dazu anwende. f. Ob die Hoffnung, die man von ſeiner ewigen Seligkeit hat, rechter Art ſey, oder nicht, das muß ſich ſonderlich an dem innern Kennzeichen der Wiedergeburt zeigen. Denn iſt ſie keine Frucht der Wiedergeburt, ſo iſt ſie auch nicht rechter Art, ſondern ſie laͤßt zuſchanden werden, wider die Art der wahren und lebendigen Hoff- nung Roͤm. 5, 5. g. Wer die lebendige Hoffnung zur ewigen Erbſchaft haben und behalten will, der ſuche ja in der Kindſchaft GOttes zu ſtehen, und nach derſelben ſich als ein Freund GOttes, der mit den Welt-Kindern in keiner Gemuͤths- Freundſchaft ſtehet, Jac. 4, 4. auch um des ſo reinen Erbes willen von der Welt und ihren Luͤſten, darinnen lauter Corruption iſt 2 Pet. 1, 4. unbefleckt zu bewahren Jac. 1, 27. 2 Cor. 7, 1. h. Faͤllet iemand eine Erbſchaft an zeitlichen Guͤtern zu, ſo ſey er befliſſen, ſie alſo zu gebrau- chen, daß er des ewigen Erbes daruͤber nicht verluſtig werde: wie leider manchen begegnet, wenn ſie daruͤber entweder in eine Verſchwen- dung, oder in einen deſto mehrern Geitz einge- hen, und ie mehr ſie haben, ie mehr ſie haben wollen. Faͤllet einem aber nichts zu, man hoͤ- ret es aber von andern; ſo gedencke man, daß man mit den Schaͤtzen auch zugleich dem Ne- tze uͤberhoben ſey. i. Da uns die kuͤnftige Erbſchaft mit ſo nach- druͤcklichen Worten angeprieſen wird, ſollen wir billig zum oͤftern die Worte bedencken Off. 21, 7. Wer uͤberwindet, der wird al- les ererben, und ich werde ſein GOTT ſeyn, und er wird mein Sohn ſeyn. k. Jm uͤbrigen ſiehet man auch aus dieſem Verſe die Vollkommenheit und Vortreflichkeit der Chriſtlichen Religion, und zwar nach dieſen ihren Haupt-Stuͤcken, welche ſie hat 1. an ihrem Urheber, dem Drey-Einigen GOtt und ſeiner groſſen Gnade: 2. an dem Zweck, wohin ſie fuͤhret, dem ſo herrlichen Erbe des ewigen Lebens, nach Leib und Seele: 3. an dem hinlaͤnglichen Mittel, der Wiedergeburt, wodurch ſich die Seligkeit ſchon in dieſer Zeit anhebet: 4. an dem kraͤf- tigen Troſt, welchen ſie an der lebendigen Hoffnung giebt, ſonderlich wenn es zum Ster- ben koͤmmt. Da nun dieſe Eigenſchaften mit allen uͤbrigen ſich in der That alſo erweiſen, wie es die Exempel ſo vieler Glaͤubigen, ſon- derlich der Maͤrtyrer genugſam darthun, ſo findet gewißlich die menſchliche Vernunft an der Chriſtlichen Religion das, was ſie ehrer- bietigſt gegen ihren Urheber bewundern muß, und mit Danck anzunehmen hat. V. 5. Euch, die ihr aus GOttes Macht durch den Glauben bewahret werdet zur Seligkeit, welche zubereitet iſt, daß ſie of- fenbar werde zur letzten Zeit. Anmerckungen. 1. Zu dem Wercke unſerer Seligkeit gehoͤ- ren der Application nach dieſe drey Stuͤcke: der Anfang, die Fortſetzung, die Vollen- dung. Der Anfang geſchiehet in der Wieder- geburt: die Fortſetzung in der Erneuerung, da das Gute in uns unterhalten, bewahret und ver- mehret wird: die Vollendung in der wirckli- chen Offenbarung der Herrlichkeit. 2. Wir ſehen hierinn eine vortrefliche Har- monie des Reichs der Gnaden mit dem Reiche der Natur. Denn gleichwie GOtt alles, was er erſchaffen hat, auch nach ſeiner guͤtigen Vor- ſorge erhaͤlt: alſo thut er zu der Wiedergeburt, welche eine neue Schoͤpfung iſt, auch die Bewah- rung hinzu. 3. Es iſt aber wohl zu mercken, daß zu der Bewahrung zwey Stuͤcke gehoͤren, auf Seiten GOttes ſeine bewahrende Macht, auf Sei- ten des Menſchen der Glaube, welcher ſich der Macht zur Beharrung bedienet. 4. Die bewahrende Macht iſt die Gna- de GOttes, welche er dem Menſchen taͤglich zu- flieſſen laͤſſet. Und dieſe heißt eine Macht, oder Kraft, in Anſehung der maͤchtigen Wirckungen, welche ſie thut, und die der Menſch aus ſeinen eig- S s s

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/507>, abgerufen am 22.11.2024.