Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 1. v. 3. 4. [Spaltenumbruch]
sondern, wie schon öfter erinnert ist, zur Er-klärung, und heißt so viel, als GOtt der da ist der Vater. b. Wenn alhier des Vaters und des Sohnes von der Wiedergeburt gedacht wird, so ist der heilige Geist davon so vielweniger ausge- schlossen, so viel mehr ihm anderwärtig das Werck der Widergeburt zugeeignet wird. Siehe Joh. 3, 5. 6. u. s. w. und so vielmehr den Gläubigen dieses bekannt war. Hatte doch auch der Apostel kurtz vorher des heiligen Geistes und seiner Heiligung, wodurch die Wiedergeburt gewircket wird, ausdrücklich gedacht. c. Es gedencket aber Petrus wol sonderlich deß- wegen des Vaters und des Sohnes, weil er damit hat anzeigen wollen, wozu wir durch die Wiedergeburt gelangeten, nemlich zur Kind- schaft GOttes, da wir um Christi willen, (welcher der wesentliche Sohn GOttes, als der ewige Abglantz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens ist) zu GOTTes Gnaden-Kindern angenommen werden, und ihn im Namen Christi durch den Geist der Kindschaft unsern lieben Vater nennen können. d. Den Sohn GOttes dafür erkennen, was er ist, nemlich für JEsum, einen Heyland, und für Christum, den wahren Meßiam, auch für den HErrn, Jehovam, von dem wir nach der Natur und Gnade dependiren, eben dazu gehöret die Wiedergeburt: sintemal ihn niemand JEsum Christum, niemand einen und seinen HErrn von Hertzen nennen kan, ohne durch den Heiligen Geist. 1 Cor. 12, 3. 3. Was GOtt zur Wiedergeburt bewo- a. Die Gnade GOttes wird gar nachdrücklich durch das Wort Barmhertzigkeit erkläret, um zu bezeugen, daß sie unverdienet sey, und GOtt in uns nichts als Elend, welches ihn zur Erbarmung bewogen, gefunden habe. b. Groß, oder viel heißt diese Barmhertzigkeit, in Ansehung unsers grossen und vielen Elen- des, auch der grossen und vielen Heyls-Schä- tze, welche sie in der Wiedergeburt mitthei- let. c. Erkennet nun ein Mensch sein grosses Sün- den-Elend und dabey sein grosses Unvermö- gen, sich selbst daraus zu helfen, und will sich doch aber durch die anklopfende Gnade gern daraus erretten lassen, so kan er nur mit ge- trostem Muthe zu dem Throne der Barmher- tzigkeit treten, und die Gnade der Wiederge- burt von ihm zu erlangen suchen. Hebr. 4, 16. d. Findet man ohne Selbstbetrug die Gnade der Wiedergeburt zwar bereits in sich, aber doch noch in grosser und vieler Schwachheit; so muß man suchen an dieser lebendigen Quel- le der vielen und grossen Barmhertzigkeit GOtts zu bleiben, und aus solcher Fülle zur Erquickung und Stärckung zu nehmen Gnade um Gnade. 4. Die Wiedergeburt selbst ist zwar nur a. Eine Wiedergeburt heißt es, in Ansehung unserer natürlichen Geburt, nach welcher wir Sünder sind, und im geistlichen Tode und folglich in aller Unvermögenheit zu allem geistlichen Guten liegen, und ins Reich GOt- tes nicht kommen können Joh. 3, 5. 6. b. Es heißt die Wiedergeburt, oder das Wie- dergebähren nach dem Griechischen eigentlich aufs neue zeugen: wie es auch Jacobus ausdrucket, wenn er c. 1, 18. spricht: Er hat uns gezeuget nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, auf daß wir wären Erstlinge seiner Creaturen. c. Durch diese geistliche Zeugung wird GOTT unser Vater in Christo und wir werden seine Gnaden-Kinder. Und wenn er sich denn gleich der Mittels-Personen dazu gebrauchet, die mit Paulo sagen: Jch habe euch gezeu- get in Christo JEsu, durchs Evangelium 1 Cor. 4, 15. siehe auch Gal. 4, 19. Philem. v. 10. so behält doch GOTT billig alle Ehre allein. d. Diese geistliche Zeugung und Geburt beste- het in einer solchen innerlichen Verände- rung, da der Mensch aus dem geistlichen To- de zum geistlichen Leben, auch mit dem Leben zugleich zum geistlichen Lichte kömmt, und damit auch zugleich solche geistliche Gnaden- Kräfte empfähet, die zum gottseligen Wan- del vor GOtt und Menschen nöthig sind. e. Da nun der Glaube ein geistliches Leben und Licht in der Seele ist, so ist die geistliche Zeu- gung eigentlich eine Schenckung des Glau- bens. Daraus man demnach erkennen kan, was es für eine wichtige Sache um den Glau- ben sey, und wie so gar man denselben nicht von Natur in sich habe, oder aus sich selbst er- wecken könne, sondern daß dazu eine wahre Geburt aus GOtt gehöre. f. Daß aber auch die Rechtfertigung zur Wi- dergeburt gehöre, ist daraus leichtlich zu er- kennen, weil der dadurch gewirckte Glaube keinen Augenblick in der Seele müßig ist, son- dern so bald er entstehet, so bald ergreifet er Christum zur Gerechtigkeit. g. Die Wiedergeburt heißt auch sonst in der heiligen Schrift die Seligmachung Tit. 3, 4. 5. die Lebendigmachung, die Erwe- ckung und Auferstehung Eph. 2, 5. c. 5, 14. Col. 3, 1. Die Bekehrung von der Fin- sterniß zum Lichte, von der Gewalt des Satans zu dem lebendigen GOTT Ap. Gesch. 26, 18. die Errettung und Verse- tzung aus dem Reiche der Finsterniß in das Reich des Sohnes GOttes. Col. 1, 13. eine neue Schöpfung Eph. 2, 10. Der Uber- gang aus dem Tode ins Leben 1 Joh. 3, 14. u. s. w. 5. Wozu wir wiedergeboren werden, das a. Was die Hoffnung alhier sey? die Hoff- nung ist eine gläubige Erwartung der verheis- senen vollkommenen Seligkeit. Denn weil man durch
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 3. 4. [Spaltenumbruch]
ſondern, wie ſchon oͤfter erinnert iſt, zur Er-klaͤrung, und heißt ſo viel, als GOtt der da iſt der Vater. b. Wenn alhier des Vaters und des Sohnes von der Wiedergeburt gedacht wird, ſo iſt der heilige Geiſt davon ſo vielweniger ausge- ſchloſſen, ſo viel mehr ihm anderwaͤrtig das Werck der Widergeburt zugeeignet wird. Siehe Joh. 3, 5. 6. u. ſ. w. und ſo vielmehr den Glaͤubigen dieſes bekannt war. Hatte doch auch der Apoſtel kurtz vorher des heiligen Geiſtes und ſeiner Heiligung, wodurch die Wiedergeburt gewircket wird, ausdruͤcklich gedacht. c. Es gedencket aber Petrus wol ſonderlich deß- wegen des Vaters und des Sohnes, weil er damit hat anzeigen wollen, wozu wir durch die Wiedergeburt gelangeten, nemlich zur Kind- ſchaft GOttes, da wir um Chriſti willen, (welcher der weſentliche Sohn GOttes, als der ewige Abglantz ſeiner Herrlichkeit und das Ebenbild ſeines Weſens iſt) zu GOTTes Gnaden-Kindern angenommen werden, und ihn im Namen Chriſti durch den Geiſt der Kindſchaft unſern lieben Vater nennen koͤnnen. d. Den Sohn GOttes dafuͤr erkennen, was er iſt, nemlich fuͤr JEſum, einen Heyland, und fuͤr Chriſtum, den wahren Meßiam, auch fuͤr den HErrn, Jehovam, von dem wir nach der Natur und Gnade dependiren, eben dazu gehoͤret die Wiedergeburt: ſintemal ihn niemand JEſum Chriſtum, niemand einen und ſeinen HErrn von Hertzen nennen kan, ohne durch den Heiligen Geiſt. 1 Cor. 12, 3. 3. Was GOtt zur Wiedergeburt bewo- a. Die Gnade GOttes wird gar nachdruͤcklich durch das Wort Barmhertzigkeit erklaͤret, um zu bezeugen, daß ſie unverdienet ſey, und GOtt in uns nichts als Elend, welches ihn zur Erbarmung bewogen, gefunden habe. b. Groß, oder viel heißt dieſe Barmhertzigkeit, in Anſehung unſers groſſen und vielen Elen- des, auch der groſſen und vielen Heyls-Schaͤ- tze, welche ſie in der Wiedergeburt mitthei- let. c. Erkennet nun ein Menſch ſein groſſes Suͤn- den-Elend und dabey ſein groſſes Unvermoͤ- gen, ſich ſelbſt daraus zu helfen, und will ſich doch aber durch die anklopfende Gnade gern daraus erretten laſſen, ſo kan er nur mit ge- troſtem Muthe zu dem Throne der Barmher- tzigkeit treten, und die Gnade der Wiederge- burt von ihm zu erlangen ſuchen. Hebr. 4, 16. d. Findet man ohne Selbſtbetrug die Gnade der Wiedergeburt zwar bereits in ſich, aber doch noch in groſſer und vieler Schwachheit; ſo muß man ſuchen an dieſer lebendigen Quel- le der vielen und groſſen Barmhertzigkeit GOtts zu bleiben, und aus ſolcher Fuͤlle zur Erquickung und Staͤrckung zu nehmen Gnade um Gnade. 4. Die Wiedergeburt ſelbſt iſt zwar nur a. Eine Wiedergeburt heißt es, in Anſehung unſerer natuͤrlichen Geburt, nach welcher wir Suͤnder ſind, und im geiſtlichen Tode und folglich in aller Unvermoͤgenheit zu allem geiſtlichen Guten liegen, und ins Reich GOt- tes nicht kommen koͤnnen Joh. 3, 5. 6. b. Es heißt die Wiedergeburt, oder das Wie- dergebaͤhren nach dem Griechiſchen eigentlich aufs neue zeugen: wie es auch Jacobus ausdrucket, wenn er c. 1, 18. ſpricht: Er hat uns gezeuget nach ſeinem Willen durch das Wort der Wahrheit, auf daß wir waͤren Erſtlinge ſeiner Creaturen. c. Durch dieſe geiſtliche Zeugung wird GOTT unſer Vater in Chriſto und wir werden ſeine Gnaden-Kinder. Und wenn er ſich denn gleich der Mittels-Perſonen dazu gebrauchet, die mit Paulo ſagen: Jch habe euch gezeu- get in Chriſto JEſu, durchs Evangelium 1 Cor. 4, 15. ſiehe auch Gal. 4, 19. Philem. v. 10. ſo behaͤlt doch GOTT billig alle Ehre allein. d. Dieſe geiſtliche Zeugung und Geburt beſte- het in einer ſolchen innerlichen Veraͤnde- rung, da der Menſch aus dem geiſtlichen To- de zum geiſtlichen Leben, auch mit dem Leben zugleich zum geiſtlichen Lichte koͤmmt, und damit auch zugleich ſolche geiſtliche Gnaden- Kraͤfte empfaͤhet, die zum gottſeligen Wan- del vor GOtt und Menſchen noͤthig ſind. e. Da nun der Glaube ein geiſtliches Leben und Licht in der Seele iſt, ſo iſt die geiſtliche Zeu- gung eigentlich eine Schenckung des Glau- bens. Daraus man demnach erkennen kan, was es fuͤr eine wichtige Sache um den Glau- ben ſey, und wie ſo gar man denſelben nicht von Natur in ſich habe, oder aus ſich ſelbſt er- wecken koͤnne, ſondern daß dazu eine wahre Geburt aus GOtt gehoͤre. f. Daß aber auch die Rechtfertigung zur Wi- dergeburt gehoͤre, iſt daraus leichtlich zu er- kennen, weil der dadurch gewirckte Glaube keinen Augenblick in der Seele muͤßig iſt, ſon- dern ſo bald er entſtehet, ſo bald ergreifet er Chriſtum zur Gerechtigkeit. g. Die Wiedergeburt heißt auch ſonſt in der heiligen Schrift die Seligmachung Tit. 3, 4. 5. die Lebendigmachung, die Erwe- ckung und Auferſtehung Eph. 2, 5. c. 5, 14. Col. 3, 1. Die Bekehrung von der Fin- ſterniß zum Lichte, von der Gewalt des Satans zu dem lebendigen GOTT Ap. Geſch. 26, 18. die Errettung und Verſe- tzung aus dem Reiche der Finſterniß in das Reich des Sohnes GOttes. Col. 1, 13. eine neue Schoͤpfung Eph. 2, 10. Der Uber- gang aus dem Tode ins Leben 1 Joh. 3, 14. u. ſ. w. 5. Wozu wir wiedergeboren werden, das a. Was die Hoffnung alhier ſey? die Hoff- nung iſt eine glaͤubige Erwartung der verheiſ- ſenen vollkommenen Seligkeit. Deñ weil man durch
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 3. 4.
ſondern, wie ſchon oͤfter erinnert iſt, zur Er-
klaͤrung, und heißt ſo viel, als GOtt der da iſt
der Vater.
b. Wenn alhier des Vaters und des Sohnes
von der Wiedergeburt gedacht wird, ſo iſt der
heilige Geiſt davon ſo vielweniger ausge-
ſchloſſen, ſo viel mehr ihm anderwaͤrtig das
Werck der Widergeburt zugeeignet wird.
Siehe Joh. 3, 5. 6. u. ſ. w. und ſo vielmehr den
Glaͤubigen dieſes bekannt war. Hatte doch
auch der Apoſtel kurtz vorher des heiligen
Geiſtes und ſeiner Heiligung, wodurch die
Wiedergeburt gewircket wird, ausdruͤcklich
gedacht.
c. Es gedencket aber Petrus wol ſonderlich deß-
wegen des Vaters und des Sohnes, weil er
damit hat anzeigen wollen, wozu wir durch die
Wiedergeburt gelangeten, nemlich zur Kind-
ſchaft GOttes, da wir um Chriſti willen,
(welcher der weſentliche Sohn GOttes, als
der ewige Abglantz ſeiner Herrlichkeit und das
Ebenbild ſeines Weſens iſt) zu GOTTes
Gnaden-Kindern angenommen werden,
und ihn im Namen Chriſti durch den Geiſt
der Kindſchaft unſern lieben Vater nennen
koͤnnen.
d. Den Sohn GOttes dafuͤr erkennen, was er
iſt, nemlich fuͤr JEſum, einen Heyland, und fuͤr
Chriſtum, den wahren Meßiam, auch fuͤr
den HErrn, Jehovam, von dem wir nach der
Natur und Gnade dependiren, eben dazu
gehoͤret die Wiedergeburt: ſintemal ihn
niemand JEſum Chriſtum, niemand einen
und ſeinen HErrn von Hertzen nennen kan,
ohne durch den Heiligen Geiſt. 1 Cor. 12, 3.
3. Was GOtt zur Wiedergeburt bewo-
gen hat, das iſt ſeine groſſe oder viele Barm-
hertzigkeit:
a. Die Gnade GOttes wird gar nachdruͤcklich
durch das Wort Barmhertzigkeit erklaͤret,
um zu bezeugen, daß ſie unverdienet ſey, und
GOtt in uns nichts als Elend, welches ihn zur
Erbarmung bewogen, gefunden habe.
b. Groß, oder viel heißt dieſe Barmhertzigkeit,
in Anſehung unſers groſſen und vielen Elen-
des, auch der groſſen und vielen Heyls-Schaͤ-
tze, welche ſie in der Wiedergeburt mitthei-
let.
c. Erkennet nun ein Menſch ſein groſſes Suͤn-
den-Elend und dabey ſein groſſes Unvermoͤ-
gen, ſich ſelbſt daraus zu helfen, und will ſich
doch aber durch die anklopfende Gnade gern
daraus erretten laſſen, ſo kan er nur mit ge-
troſtem Muthe zu dem Throne der Barmher-
tzigkeit treten, und die Gnade der Wiederge-
burt von ihm zu erlangen ſuchen. Hebr. 4, 16.
d. Findet man ohne Selbſtbetrug die Gnade
der Wiedergeburt zwar bereits in ſich, aber
doch noch in groſſer und vieler Schwachheit;
ſo muß man ſuchen an dieſer lebendigen Quel-
le der vielen und groſſen Barmhertzigkeit
GOtts zu bleiben, und aus ſolcher Fuͤlle zur
Erquickung und Staͤrckung zu nehmen Gnade
um Gnade.
4. Die Wiedergeburt ſelbſt iſt zwar nur
mit einem Worte ausgedrucket; aber daſſelbe
hat vieles in ſich:
a. Eine Wiedergeburt heißt es, in Anſehung
unſerer natuͤrlichen Geburt, nach welcher
wir Suͤnder ſind, und im geiſtlichen Tode
und folglich in aller Unvermoͤgenheit zu allem
geiſtlichen Guten liegen, und ins Reich GOt-
tes nicht kommen koͤnnen Joh. 3, 5. 6.
b. Es heißt die Wiedergeburt, oder das Wie-
dergebaͤhren nach dem Griechiſchen eigentlich
aufs neue zeugen: wie es auch Jacobus
ausdrucket, wenn er c. 1, 18. ſpricht: Er hat
uns gezeuget nach ſeinem Willen durch
das Wort der Wahrheit, auf daß wir
waͤren Erſtlinge ſeiner Creaturen.
c. Durch dieſe geiſtliche Zeugung wird GOTT
unſer Vater in Chriſto und wir werden ſeine
Gnaden-Kinder. Und wenn er ſich denn
gleich der Mittels-Perſonen dazu gebrauchet,
die mit Paulo ſagen: Jch habe euch gezeu-
get in Chriſto JEſu, durchs Evangelium
1 Cor. 4, 15. ſiehe auch Gal. 4, 19. Philem.
v. 10. ſo behaͤlt doch GOTT billig alle Ehre
allein.
d. Dieſe geiſtliche Zeugung und Geburt beſte-
het in einer ſolchen innerlichen Veraͤnde-
rung, da der Menſch aus dem geiſtlichen To-
de zum geiſtlichen Leben, auch mit dem Leben
zugleich zum geiſtlichen Lichte koͤmmt, und
damit auch zugleich ſolche geiſtliche Gnaden-
Kraͤfte empfaͤhet, die zum gottſeligen Wan-
del vor GOtt und Menſchen noͤthig ſind.
e. Da nun der Glaube ein geiſtliches Leben und
Licht in der Seele iſt, ſo iſt die geiſtliche Zeu-
gung eigentlich eine Schenckung des Glau-
bens. Daraus man demnach erkennen kan,
was es fuͤr eine wichtige Sache um den Glau-
ben ſey, und wie ſo gar man denſelben nicht
von Natur in ſich habe, oder aus ſich ſelbſt er-
wecken koͤnne, ſondern daß dazu eine wahre
Geburt aus GOtt gehoͤre.
f. Daß aber auch die Rechtfertigung zur Wi-
dergeburt gehoͤre, iſt daraus leichtlich zu er-
kennen, weil der dadurch gewirckte Glaube
keinen Augenblick in der Seele muͤßig iſt, ſon-
dern ſo bald er entſtehet, ſo bald ergreifet er
Chriſtum zur Gerechtigkeit.
g. Die Wiedergeburt heißt auch ſonſt in der
heiligen Schrift die Seligmachung Tit. 3,
4. 5. die Lebendigmachung, die Erwe-
ckung und Auferſtehung Eph. 2, 5. c. 5, 14.
Col. 3, 1. Die Bekehrung von der Fin-
ſterniß zum Lichte, von der Gewalt des
Satans zu dem lebendigen GOTT Ap.
Geſch. 26, 18. die Errettung und Verſe-
tzung aus dem Reiche der Finſterniß in
das Reich des Sohnes GOttes. Col. 1, 13.
eine neue Schoͤpfung Eph. 2, 10. Der Uber-
gang aus dem Tode ins Leben 1 Joh. 3,
14. u. ſ. w.
5. Wozu wir wiedergeboren werden, das
iſt die Hoffnung: davon zu mercken iſt:
a. Was die Hoffnung alhier ſey? die Hoff-
nung iſt eine glaͤubige Erwartung der verheiſ-
ſenen vollkommenen Seligkeit. Deñ weil man
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