Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 1. v. 1. Das Erste Capitel, [Spaltenumbruch]
Darinnen Der Apostel, nach der Zuschrift und dem Segens-Grusse, und nach einer nachdrücklichen Vorstellung der grossen Seligkeit/ wozu die Gnade GOttes nach dem Evangelio von Christo führe/ die Gläubigen zur Beständigkeit im Glauben unter den Leiden/ und zur würdigen Anwendung der in der Ordnung der Wiedergeburt empfangenen Gnade/ und also zum rechtschaffnen Wesen im Christenthum mit kräftigen Gründen aufmuntert. V. 1. PEtrus, ein Apostel JEsu Chri- Anmerckungen. 1. Da Petrus seinen Namen davon hat, 2. Führet iemand den Namen Petrus, 3. Hat iemand, der es wie Petrus mit 4. Hat Petrus diesen Brief geschrieben, als 5. Hat GOtt ordentlicher Weise allezeit 6. Die so sehr oft vorkommende Worte 7. Petrus war zwar ein Apostel JEsu 8. Will der Römische Bischof sich für Pe- so
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 1. Das Erſte Capitel, [Spaltenumbruch]
Darinnen Der Apoſtel, nach der Zuſchrift und dem Segens-Gruſſe, und nach einer nachdruͤcklichen Vorſtellung der groſſen Seligkeit/ wozu die Gnade GOttes nach dem Evangelio von Chriſto fuͤhre/ die Glaͤubigen zur Beſtaͤndigkeit im Glauben unter den Leiden/ und zur wuͤrdigen Anwendung der in der Ordnung der Wiedergeburt empfangenen Gnade/ und alſo zum rechtſchaffnen Weſen im Chriſtenthum mit kraͤftigen Gruͤnden aufmuntert. V. 1. PEtrus, ein Apoſtel JEſu Chri- Anmerckungen. 1. Da Petrus ſeinen Namen davon hat, 2. Fuͤhret iemand den Namen Petrus, 3. Hat iemand, der es wie Petrus mit 4. Hat Petrus dieſen Brief geſchrieben, als 5. Hat GOtt ordentlicher Weiſe allezeit 6. Die ſo ſehr oft vorkommende Worte 7. Petrus war zwar ein Apoſtel JEſu 8. Will der Roͤmiſche Biſchof ſich fuͤr Pe- ſo
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 1.
Das Erſte Capitel,
Darinnen
Der Apoſtel, nach der Zuſchrift und dem Segens-Gruſſe,
und nach einer nachdruͤcklichen Vorſtellung der groſſen Seligkeit/ wozu die
Gnade GOttes nach dem Evangelio von Chriſto fuͤhre/ die Glaͤubigen zur
Beſtaͤndigkeit im Glauben unter den Leiden/ und zur wuͤrdigen Anwendung
der in der Ordnung der Wiedergeburt empfangenen Gnade/ und alſo
zum rechtſchaffnen Weſen im Chriſtenthum mit kraͤftigen
Gruͤnden aufmuntert.
V. 1.
PEtrus, ein Apoſtel JEſu Chri-
ſti, den erwehlten Fremdlingen
hin und her, in Ponto, Gala-
tia, Cappadocia, Aſia und
Bithynia.
Anmerckungen.
1. Da Petrus ſeinen Namen davon hat,
daß er ſich ſelbſt auf Chriſtum, als den rechten
Fels des Heyls, und die unbewegliche Grund-
Veſte unſers Glaubens, gegruͤndet, und auch
die Gemeinen GOttes darauf gebauet hat, und
Chriſtus ſolches durch ihn gethan, Matth. 16,
16. ſo werden wir durch ihn unſerer Pflicht erin-
nert, wie unſer Glaube Chriſtum allein, und da-
zu in rechter Kraft, nach ſeinem Exempel zum
Grunde haben ſoll. Wie nachdruͤcklich er uns
darauf weiſe, und wie veſte er uns darauf erbau-
et wiſſen wolle, werden wir c. 2, 5. ſehen.
2. Fuͤhret iemand den Namen Petrus,
ſo hat er daran eine beſondere und beſtaͤndige
Erinnerung, ſowol die groſſe Wohlthat, daß
er ſchon in der heiligen Taufe, da er dieſen Na-
men bekommen hat, auf Chriſtum iſt gegruͤndet
worden, als auch ſeine Schuldigkeit, im Glau-
ben und in der Liebe beſtaͤndig bey CHriſto zu
bleiben, ſich ſoviel mehr vorzuſtellen.
3. Hat iemand, der es wie Petrus mit
Chriſto aufrichtig meynet, in Schwachheit aus
Ermangelung der noͤthigen Wachſamkeit uͤber
ſich ſelbſt, ſich nebſt Petro an Chriſto, obgleich
auf andere Art, als dieſer mit der Verleugnung,
verſuͤndiget, der laſſe ſich Petri Exempel zur glaͤu-
bigen Aufrichtung dienen, und gedencke, er leſe
einen Brief eines ſolchen Juͤngers Chriſti, der
allen gefallenen, auch ſtrauchlenden, darinnen
ein lebendiges Muſter hinterlaſſen habe, wie man
zur Heilung einer im Gewiſſen empfangenen
Wunde gelangen, und, das, was verſaͤumet,
mit deſto mehrer Treue wider einbringen ſolle
und koͤnne.
4. Hat Petrus dieſen Brief geſchrieben, als
ein Apoſtel, oder Abgeſandter Bote und Herold
JEſu Chriſti, ſo hat er von Chriſto ſeine goͤttli-
che Auctoritaͤt, unſern Glauben und unſer Leben
zu reguliren, und wir haben ihn anzuſehen als
einen Brief Chriſti, welches denn eine ehrerbie-
tige Betrachtung und eine willige Annehmung
erfordert. Von dem Nachdruck des Worts
Apoſtel ſehe man die Anmerckungen uͤber 1 Cor.
9, 1.
5. Hat GOtt ordentlicher Weiſe allezeit
mit Menſchen durch Menſchen gehandelt,
und der Sohn GOttes ſelbſt dazu die menſchli-
che Natur an ſich genommen, und, nachdem er
ſelbſt ſein Prophetiſches Amt in eigner Perſon
gefuͤhret hatte, daſſelbe durch ſeine Juͤnger, als
Apoſtel, fortſetzen laſſen; ſo ſehen wir daraus,
daß wir zur Zeit der neuen Oeconomie des Ev-
angelii nicht an unmittelbare Offenbarung, ſon-
dern an das Mittel des Apoſtoliſchen und Pro-
phetiſchen Worts, wie wir es hoͤren, leſen und
betrachten koͤnnen, gewieſen ſind.
6. Die ſo ſehr oft vorkommende Worte
JEſus Chriſtus haben wir als ſolche anzuſehen,
welche dieſen Satz in ſich halten: JEſus iſt
Chriſtus, oder der Meßias: das iſt, diejenige
Perſon, welche von der Jungfrau Maria iſt ge-
boren und mit dem Namen JEſus genennet wor-
den, iſt der verheiſſene wahre Meßias, der in der
angenommenen menſchlichen Natur zu ſeinem
Mittler-Amte, als Hohen-Prieſter, Koͤnig und
Propheten, Geſalbete GOttes. Und gleichwie
er in ſolchem ſeinem Mittler-Amte den Namen
JEſus, als eines Heylandes, mit groſſem Nach-
druck erweiſet Matth. 1, 21. ſo wird er auch daher
billig als ein wahrer GOtt-Menſch erkannt: von
dem Nachdrucke dieſer Namen JEſus Chri-
ſtus ſehe der Leſer die Anmerckungen uͤber Jac.
1, v. 5.
7. Petrus war zwar ein Apoſtel JEſu
Chriſti, aber nichts mehr, und alſo auch kein
ſichtbarer Statthalter Chriſti auf Erden. Was
nun aber Petrus ſelbſt nicht geweſen iſt, das kan
ſich noch vielweniger ein Roͤmiſcher Biſchof, der
ſich fuͤr Petri Nachfolger ausgiebt, zueignen.
Und wie kan dieſer ein Nachfolger Petri ſeyn,
da das Apoſtel-Amt zu keiner eigentlichen Nach-
folge iſt verordnet geweſen, ſondern mit den Juͤn-
gern JEſu aufgehoͤret hat?
8. Will der Roͤmiſche Biſchof ſich fuͤr Pe-
tri Nachfolger halten laſſen, ſo iſt er ſchuldig ſeine
Lehre und ſein Kirchen-Regiment nach Petri
Briefen pruͤfen zu laſſen. Geſchiehet aber dieſes,
ſo
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