Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Cap. 1. v. 11-13. [Spaltenumbruch]
Anmerckungen. 1. Haben die Reichen gleich einen Vor- 2. Da aber beydes die Blume und das 3. Da sich die heilige Schrift dieser Ver- 4. Es ist demnach nöthig, daß man die V. 12. Selig ist der Mann, der die Anfech- Anmerckungen. 1. Die Creutzträger sollen nicht allein selig 2. Ob man nun gleich im Stande der An- 3. Und da es nicht selten geschiehet, daß 4. Bewähret seyn, ist die Probe in der 5. Die gläubigen Christen sind nicht allein 6. Diese Crone des Lebens heißt 1 Cor. 7. Da wir in diesen Worten Christi se- 8. Wenn die heilige Schrift der Liebe V. 13. Niemand sage, wenn er (zum bösen, wie An-
Richtige und erbauliche Cap. 1. v. 11-13. [Spaltenumbruch]
Anmerckungen. 1. Haben die Reichen gleich einen Vor- 2. Da aber beydes die Blume und das 3. Da ſich die heilige Schrift dieſer Ver- 4. Es iſt demnach noͤthig, daß man die V. 12. Selig iſt der Mann, der die Anfech- Anmerckungen. 1. Die Creutztraͤger ſollen nicht allein ſelig 2. Ob man nun gleich im Stande der An- 3. Und da es nicht ſelten geſchiehet, daß 4. Bewaͤhret ſeyn, iſt die Probe in der 5. Die glaͤubigen Chriſten ſind nicht allein 6. Dieſe Crone des Lebens heißt 1 Cor. 7. Da wir in dieſen Worten Chriſti ſe- 8. Wenn die heilige Schrift der Liebe V. 13. Niemand ſage, wenn er (zum boͤſen, wie An-
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Richtige und erbauliche Cap. 1. v. 11-13.
Anmerckungen.
1. Haben die Reichen gleich einen Vor-
zug vor den Armen in dieſer Welt, wie die
Blumen vor dem gemeinen Graſe: ſo ſind ſie
hingegen viel hinfaͤlliger, da ſie der Arbeit, wel-
che das beſte Mittel fuͤr die zuerhaltende Ge-
ſundheit iſt, weniger obliegen. Die Armen und
Niedrigen ſind dem Graſe gleich, daruͤber man
zwar hingehet, welches aber gemeiniglich laͤnger
ſtehet und gruͤnet, als eine Blume bluͤhet.
2. Da aber beydes die Blume und das
Graß vergaͤnglich iſt, ſo thut man wohl,
wenn man ſich bey Zeiten nach dem unvergaͤngli-
chen umſiehet: Welches Petrus Ep. 1. c. 1, 4.
nennet das unvergaͤngliche, unbefleckte und
unverwelckliche Erbe, das behalten wird
im Himmel.
3. Da ſich die heilige Schrift dieſer Ver-
gleichung oͤfter bedienet, ſo ſehe man davon ſon-
derlich Job. 14, 1. 2. Der Menſch vom Weibe
geboren lebt kurtze Zeit, und iſt voller Un-
ruhe: er gehet auf, wie eine Blume, und
faͤllet abe, fleucht wie ein Schatten, und
bleibet nicht. Siehe auch Pſ. 103, 15. Jeſ. 40,
6. 1 Pet. 1, 24.
4. Es iſt demnach noͤthig, daß man die
Hinfaͤlligkeit des Lebens und die Unbeſtaͤn-
digkeit des aͤuſſerlichen Wohlſeyns wohl beden-
cke: und ſich dergleichen Vorſtellungen ſonder-
lich zur Fruͤhlings- und Sommers-Zeit ma-
che, wenn man ſich in den Gaͤrten, oder auf den
Feldern und Wieſen, befindet.
V. 12.
Selig iſt der Mann, der die Anfech-
tung erduldet! denn nachdem er bewaͤh-
ret iſt, wird er die Crone des Lebens em-
pfahen, welche GOtt verheiſſen hat denen,
die ihn lieb haben.
Anmerckungen.
1. Die Creutztraͤger ſollen nicht allein ſelig
werden, ſondern ſie ſind ſchon unter ihrem Lei-
den ſelig. Darum unſer Heyland ihnen die
Seligkeit zweymal zuſpricht, wenn er ſaget:
Selig ſind, die um Gerechtigkeit willen ver-
folget werden: denn das Himmelreich iſt
ihr. Selig ſeyd ihr, wenn euch die Men-
ſchen um meinet willen ſchmaͤhen und ver-
folgen u. f. Matth. 5, 10. 11. Alſo auch Petrus
1 Pet. 4, 14. Selig ſeyd ihr, wenn ihr ge-
ſchmaͤhet werdet, uͤber dem Namen Chri-
ſti. Denn der Geiſt, der ein Geiſt der Herr-
lichkeit und GOttes iſt, ruhet auf euch!
2. Ob man nun gleich im Stande der An-
fechtungen ſchon auf gewiſſe Art ſelig iſt; ſo iſt
man doch nicht dadurch, ſondern nur darinn
ſelig, alſo daß ſie dem Stande der Gnaden nicht
entgegen ſtehen, ſondern vielmehr ein unfehlba-
res Kennzeichen davon ſind.
3. Und da es nicht ſelten geſchiehet, daß
auch wol die getreuſten Creutztraͤger, weil ſie ih-
re Armuth am Geiſte fuͤhlen, an ihrem Gna-
den-Stande und an ihrer Kindſchaft bey GOtt
zweifeln: ſo haben ſie ſich ihr Creutz zur Verſi-
cherung davon dienen zu laſſen. Denn waͤret
ihr von der Welt, ſpricht unſer Heyland Joh.
15, 19. ſo haͤtte die Welt das ihre lieb. Die-
weil ihr aber nicht von der Welt ſeyd, ſon-
dern ich habe euch von der Welt erwehlet,
darum haſſet euch die Welt.
4. Bewaͤhret ſeyn, iſt die Probe in der
Beharrung alſo an ſich haben ſehen laſſen, daß
man rechtſchaffen ſey; und einen ſolchen Glau-
ben habe, der durch das Feuer der Truͤbſal
immer mehr von ſeinen Schlacken iſt gereiniget
worden. Einem ſolchen wird der HErr ſelbſt
das Zeugniß geben, und zu ihm ſagen: Ey du
frommer und getreuer Knecht! du biſt
uͤber wenigem getreu geweſen: ich will
dich uͤber viel ſetzen, gehe ein zu deines
HErrn Freude! Matth. 25, 23.
5. Die glaͤubigen Chriſten ſind nicht allein
Unterthanen, ſondern auch Reichsgenoſſen
Chriſti; als die mit ihm herrſchen und regieren,
die Welt richten, ja mit ihm auf ſeinem Thron
ſitzen ſollen 1 Cor. 6, 2. 3. Off. 1, 5. 6. c. 3, 21. c. 5,
10. daher ſie auch ein Koͤnigliches Prieſter-
thum heiſſen 1 Pet. 2, 9.
6. Dieſe Crone des Lebens heißt 1 Cor.
9, 25. eine unvergaͤngliche, im Gegenſatze auf
die vergaͤnglichen, oder irdiſchen: die Crone
der Gerechtigkeit 2 Tim. 4, 8. weil die von
Chriſto uns erworbene und geſchenckte Gerech-
tigkeit daran die rechte Haupt-Zierde iſt, daher
alle andere Seligkeit und Herrlichkeit entſtehet.
Die Crone der Ehren 1 Petr. 5, 4. weil die
hoͤchſte Wuͤrde der Glieder Chriſti darinn ſich
wird hervorthun. Siehe auch Offenb. 2, 10.
da unſer Heyland ſpricht: Sey getreu bis in
den Tod, ſo will ich dir die Crone des Le-
bens geben!
7. Da wir in dieſen Worten Chriſti ſe-
hen, daß er die Crone des Lebens verheiſſen
hat, und ſie auch geben will, und es in unſerm
Texte heißt: GOtt habe ſie verheiſſen; ſo
erkennet man auch hieraus die wahre Gottheit
Chriſti.
8. Wenn die heilige Schrift der Liebe
gedencket, die da aͤcht und recht iſt, ſo verſtehet
ſie keine andere, als welche den Glauben zum
Grunde hat: gleichwie, wenn ſie vom Glauben
allein redet, ſie keinen andern Glauben verſtehet,
als welcher durch die Liebe thaͤthig iſt Gal. 5, 6.
Es ſind demnach die Gottliebende keine andere,
als welche im Glauben alſo verharren, daß ſie
ihn bis an ihr ſeliges Ende in der Liebe thaͤtig er-
weiſen. Da ſie denn alſo durch ihre Liebe nichts
verdienen, ſondern die Crone aus lauter Gna-
den empfangen. Man hat demnach die Ord-
nung des Heyls von der wirckenden und ver-
dienſtlichen Urſache wohl zu unterſcheiden.
2 Tim. 4, 8. heißt es die Erſcheinung Chriſti lieb
haben.
V. 13.
Niemand ſage, wenn er (zum boͤſen, wie
folget) verſuchet wird, daß er von GOtt
verſuchet werde: Denn GOtt iſt nicht ein
Verſucher zum boͤſen, er verſuchet niemand.
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