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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 1. Erklärung des Briefes Jacobi.
[Spaltenumbruch] gesaget wird, die Seelen unter dem Altar
solten noch eine kleine Zeit ruhen, bis daß
vollend dazu kämen ihre Mitknechte und
Brüder, die auch noch solten getödtet wer-
den.
Und nach solchem Unterscheide hat man
noch heute zu tage die Redens-Art zu verstehen,
wenn man saget: Die Knechte und Kinder
GOttes.

3. Es ist über das von den Worten: ein
Knecht GOttes und des HErrn JESU
Christi
auch folgendes wohl zu mercken:

a. Jacobus hätte sich wegen der nahen Anver-
wandschaft mit Christo in Ansehung Mariä,
einen Bruder des HErrn Christi nennen
können, wie er in den Evangelisten Matth.
13, 55. Marc. 6, 3. auch von Paulo Gal. 1, 19.
genennet wird: allein er wußte wohl, daß er
darinnen weder zum Christenthum, noch zum
Apostel-Amte einen Grund, darauf er sich
verlassen könte, vor sich hätte, und es ihm
auch hätte zum Eigenruhm gerechnet werden
mögen. Darum nennet er sich lieber einen
Knecht Christi.
b. Wenn Jacobus sich einen Knecht GOttes
und JEsu Christi nennet, so schliesset er den
Heiligen Geist damit, wie leichtlich zu erach-
ten ist, keines weges aus; sintemal er ein
rechtes Werckzeug des Heiligen Geistes war,
dadurch dieser zur Bekehrung vieler Seelen
bisher gewircket hatte, aus dessen Antriebe
er auch diesen Brief schrieb: sondern er sie-
het mit dem Worte GOtt auf den Dreyei-
nigen GOTT,
gedencket aber der andern
Person dabey besonders in Ansehung ihres
Mittler-Amts.
c. Ein wahrer Knecht Christi muß kein Knecht
der Sünden, des Satans und der bösen
Menschen
seyn, also daß er nur ihnen zu ge-
fallen leben wolte. Denn es kan beydes un-
möglich bey einander stehen: wie denn daher
Paulus Gal. 1, 10. spricht: Wenn ich den
(bösen) Menschen (mit aller Gleichstellung)
gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht
nicht.

4. Bey den Worten: den zwölf Ge-
schlechten, oder Stämmen, die da sind hin
und her,
oder en te diaspora, in der Zerstreu-
ung,
ist folgendes zu mercken:

a. Es wurden erstlich die 10. Stämme des
Königreichs Jsrael zu unterschiedlichen malen
nach Assyrien geführet, wie aus dem 2 B.
Kön. c. 15. 16. 17. erhellet, und daß sie unter
der Assyrischen und Persischen Monarchie
durch den grössesten Theil von Orient sind
zerstreuet worden, das siehet man aus dem
Buche Esther c. 1, 1. u. s. w. da dem Könige
Ahasverus hundert und zwantzig Län-
der,
darinnen die Juden, sonderlich von den
10 Stämmen, zerstreuet waren, zugeschrieben
werden.
b. Hiezu kam ohngefehr nach 120. Jahren die
Babylonische Gefangenschaft, dahin die noch
übrigen Stämme Juda und Benjamin mit
dem sich des Tempels wegen zu ihnen halten-
[Spaltenumbruch] den Stamm Levi geführet wurden; wie zu sehen
aus 2 B. Kön. 24. 25. da doch aber ihrer sehr
viele nach Egypten gingen und sich daselbst
niederliessen, wie an mehrern Oertern des
Propheten Jeremiä angezeiget wird.
c. Nun kamen zwar die meisten von diesen drey
Stämmen unter dem Cyro und seinen Nach-
folgern in der Persischen Monarchie wieder
zurück: allein es blieben auch viele in Orient:
wie aus den Büchern Esrä und Nehemiä zu
sehen ist. Und von den 10. Stämmen blie-
ben die allermeisten in den Morgenländern,
weil sie darinnen nicht allein ihre Religions-
Freyheit hatten, sondern auch als ihnen mit
denen vom Stamm Juda und Benjamin
gleiche Macht der Rückkehr in ihr Vater-
land war gegeben worden, sie schon fast bey
200 Jahren her von ihren Ur-groß-Eltern an
darinnen angesessen und der fremden Lebens-
Art gewohnet worden waren: wie aus dem
Buche Esther zu ersehen ist.
d. Da unter der Griechischen Monarchie die
Juden im gelobten Lande theils von den E-
gyptiern, theis von den Syrern oft sehr be-
drenget wurden, so haben sich nach und nach
ihrer viele aus dem Lande anders wohin be-
geben.
e. Es waren demnach die 12 Stämme der Ju-
dischen Nation ausserhalb ihres Landes sehr
zerstreuet, wie theils gegen Mittag in Egy-
pten und den benachbarten Ländern, also noch
vielmehr gegen Morgen und Mitternacht,
theils auch abendwärts, also daß sie auch
nach Jtalien gekommen sind Ap. Gesch. 2, 10.
u. s. w. Da nun die Apostel, wo sie kamen,
sonderlich zuvorderst den Juden predigten,
und bey manchen Eingang funden; so ist an
diese Jacobi Brief gerichtet. Wie denn
auch Petrus, da er mit Jacobo das Apostel-
Amt sonderlich an die Judische Nation em-
pfangen hatte Gal. 2, 9. seine Briefe gleich-
falls an sie gerichtet hat; und sie c. 1. v. 1. die
erwehlte Fremdlinge hin und her in
Ponto, Galatia, Cappadocia, Asia und
Bythynia
nennet.
f. Es hat diese schon von etlichen Seculis her
vor den Zeiten Christi und seiner Apostel ge-
schehene Zerstreuung der Judischen Nation
zu vielem Guten dienen müssen. Denn weil
sie doch die Schriften des alten Testaments
unter sich hatten und diese daher den Heyden
aller Orten kund wurden, die Heyden auch
an ihnen das Exempel sahen, wie man allein
den einigen wahren GOTT anbeten müsse,
so haben die Juden nach und nach bey gar
vielen unter ihnen mehrern Eingang bekom-
men, als ihre verkehrten Philosophi: wie
denn daher sich fast allenthalben viele Prose-
lyti,
oder solche gefunden, welche, ob
gleich die wenigsten davon die Beschneidung
übernommen, sich doch sonst zum Judischen
Gottesdienst gehalten haben: Wie man
aus unterschiedlichen Orten des Josephi
und der Apostel-Geschichte siehet, sonderlich
c. 2, 9. 11. 12. da nicht allein der Juden, son-
dern
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Cap. 1. v. 1. Erklaͤrung des Briefes Jacobi.
[Spaltenumbruch] geſaget wird, die Seelen unter dem Altar
ſolten noch eine kleine Zeit ruhen, bis daß
vollend dazu kaͤmen ihre Mitknechte und
Bruͤder, die auch noch ſolten getoͤdtet wer-
den.
Und nach ſolchem Unterſcheide hat man
noch heute zu tage die Redens-Art zu verſtehen,
wenn man ſaget: Die Knechte und Kinder
GOttes.

3. Es iſt uͤber das von den Worten: ein
Knecht GOttes und des HErrn JESU
Chriſti
auch folgendes wohl zu mercken:

a. Jacobus haͤtte ſich wegen der nahen Anver-
wandſchaft mit Chriſto in Anſehung Mariaͤ,
einen Bruder des HErrn Chriſti nennen
koͤnnen, wie er in den Evangeliſten Matth.
13, 55. Marc. 6, 3. auch von Paulo Gal. 1, 19.
genennet wird: allein er wußte wohl, daß er
darinnen weder zum Chriſtenthum, noch zum
Apoſtel-Amte einen Grund, darauf er ſich
verlaſſen koͤnte, vor ſich haͤtte, und es ihm
auch haͤtte zum Eigenruhm gerechnet werden
moͤgen. Darum nennet er ſich lieber einen
Knecht Chriſti.
b. Wenn Jacobus ſich einen Knecht GOttes
und JEſu Chriſti nennet, ſo ſchlieſſet er den
Heiligen Geiſt damit, wie leichtlich zu erach-
ten iſt, keines weges aus; ſintemal er ein
rechtes Werckzeug des Heiligen Geiſtes war,
dadurch dieſer zur Bekehrung vieler Seelen
bisher gewircket hatte, aus deſſen Antriebe
er auch dieſen Brief ſchrieb: ſondern er ſie-
het mit dem Worte GOtt auf den Dreyei-
nigen GOTT,
gedencket aber der andern
Perſon dabey beſonders in Anſehung ihres
Mittler-Amts.
c. Ein wahrer Knecht Chriſti muß kein Knecht
der Suͤnden, des Satans und der boͤſen
Menſchen
ſeyn, alſo daß er nur ihnen zu ge-
fallen leben wolte. Denn es kan beydes un-
moͤglich bey einander ſtehen: wie denn daher
Paulus Gal. 1, 10. ſpricht: Wenn ich den
(boͤſen) Menſchen (mit aller Gleichſtellung)
gefaͤllig waͤre, ſo waͤre ich Chriſti Knecht
nicht.

4. Bey den Worten: den zwoͤlf Ge-
ſchlechten, oder Staͤmmen, die da ſind hin
und her,
oder ἐν τῆ διασπορᾷ, in der Zerſtreu-
ung,
iſt folgendes zu mercken:

a. Es wurden erſtlich die 10. Staͤmme des
Koͤnigreichs Jſrael zu unterſchiedlichen malen
nach Aſſyrien gefuͤhret, wie aus dem 2 B.
Koͤn. c. 15. 16. 17. erhellet, und daß ſie unter
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durch den groͤſſeſten Theil von Orient ſind
zerſtreuet worden, das ſiehet man aus dem
Buche Eſther c. 1, 1. u. ſ. w. da dem Koͤnige
Ahasverus hundert und zwantzig Laͤn-
der,
darinnen die Juden, ſonderlich von den
10 Staͤmmen, zerſtreuet waren, zugeſchrieben
werden.
b. Hiezu kam ohngefehr nach 120. Jahren die
Babyloniſche Gefangenſchaft, dahin die noch
uͤbrigen Staͤmme Juda und Benjamin mit
dem ſich des Tempels wegen zu ihnen halten-
[Spaltenumbruch] den Stam̃ Levi gefuͤhret wurden; wie zu ſehen
aus 2 B. Koͤn. 24. 25. da doch aber ihrer ſehr
viele nach Egypten gingen und ſich daſelbſt
niederlieſſen, wie an mehrern Oertern des
Propheten Jeremiaͤ angezeiget wird.
c. Nun kamen zwar die meiſten von dieſen drey
Staͤmmen unter dem Cyro und ſeinen Nach-
folgern in der Perſiſchen Monarchie wieder
zuruͤck: allein es blieben auch viele in Orient:
wie aus den Buͤchern Esraͤ und Nehemiaͤ zu
ſehen iſt. Und von den 10. Staͤmmen blie-
ben die allermeiſten in den Morgenlaͤndern,
weil ſie darinnen nicht allein ihre Religions-
Freyheit hatten, ſondern auch als ihnen mit
denen vom Stamm Juda und Benjamin
gleiche Macht der Ruͤckkehr in ihr Vater-
land war gegeben worden, ſie ſchon faſt bey
200 Jahren her von ihren Ur-groß-Eltern an
darinnen angeſeſſen und der fremden Lebens-
Art gewohnet worden waren: wie aus dem
Buche Eſther zu erſehen iſt.
d. Da unter der Griechiſchen Monarchie die
Juden im gelobten Lande theils von den E-
gyptiern, theis von den Syrern oft ſehr be-
drenget wurden, ſo haben ſich nach und nach
ihrer viele aus dem Lande anders wohin be-
geben.
e. Es waren demnach die 12 Staͤmme der Ju-
diſchen Nation auſſerhalb ihres Landes ſehr
zerſtreuet, wie theils gegen Mittag in Egy-
pten und den benachbarten Laͤndern, alſo noch
vielmehr gegen Morgen und Mitternacht,
theils auch abendwaͤrts, alſo daß ſie auch
nach Jtalien gekommen ſind Ap. Geſch. 2, 10.
u. ſ. w. Da nun die Apoſtel, wo ſie kamen,
ſonderlich zuvorderſt den Juden predigten,
und bey manchen Eingang funden; ſo iſt an
dieſe Jacobi Brief gerichtet. Wie denn
auch Petrus, da er mit Jacobo das Apoſtel-
Amt ſonderlich an die Judiſche Nation em-
pfangen hatte Gal. 2, 9. ſeine Briefe gleich-
falls an ſie gerichtet hat; und ſie c. 1. v. 1. die
erwehlte Fremdlinge hin und her in
Ponto, Galatia, Cappadocia, Aſia und
Bythynia
nennet.
f. Es hat dieſe ſchon von etlichen Seculis her
vor den Zeiten Chriſti und ſeiner Apoſtel ge-
ſchehene Zerſtreuung der Judiſchen Nation
zu vielem Guten dienen muͤſſen. Denn weil
ſie doch die Schriften des alten Teſtaments
unter ſich hatten und dieſe daher den Heyden
aller Orten kund wurden, die Heyden auch
an ihnen das Exempel ſahen, wie man allein
den einigen wahren GOTT anbeten muͤſſe,
ſo haben die Juden nach und nach bey gar
vielen unter ihnen mehrern Eingang bekom-
men, als ihre verkehrten Philoſophi: wie
denn daher ſich faſt allenthalben viele Proſe-
lyti,
oder ſolche gefunden, welche, ob
gleich die wenigſten davon die Beſchneidung
uͤbernommen, ſich doch ſonſt zum Judiſchen
Gottesdienſt gehalten haben: Wie man
aus unterſchiedlichen Orten des Joſephi
und der Apoſtel-Geſchichte ſiehet, ſonderlich
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[425/0427] Cap. 1. v. 1. Erklaͤrung des Briefes Jacobi. geſaget wird, die Seelen unter dem Altar ſolten noch eine kleine Zeit ruhen, bis daß vollend dazu kaͤmen ihre Mitknechte und Bruͤder, die auch noch ſolten getoͤdtet wer- den. Und nach ſolchem Unterſcheide hat man noch heute zu tage die Redens-Art zu verſtehen, wenn man ſaget: Die Knechte und Kinder GOttes. 3. Es iſt uͤber das von den Worten: ein Knecht GOttes und des HErrn JESU Chriſti auch folgendes wohl zu mercken: a. Jacobus haͤtte ſich wegen der nahen Anver- wandſchaft mit Chriſto in Anſehung Mariaͤ, einen Bruder des HErrn Chriſti nennen koͤnnen, wie er in den Evangeliſten Matth. 13, 55. Marc. 6, 3. auch von Paulo Gal. 1, 19. genennet wird: allein er wußte wohl, daß er darinnen weder zum Chriſtenthum, noch zum Apoſtel-Amte einen Grund, darauf er ſich verlaſſen koͤnte, vor ſich haͤtte, und es ihm auch haͤtte zum Eigenruhm gerechnet werden moͤgen. Darum nennet er ſich lieber einen Knecht Chriſti. b. Wenn Jacobus ſich einen Knecht GOttes und JEſu Chriſti nennet, ſo ſchlieſſet er den Heiligen Geiſt damit, wie leichtlich zu erach- ten iſt, keines weges aus; ſintemal er ein rechtes Werckzeug des Heiligen Geiſtes war, dadurch dieſer zur Bekehrung vieler Seelen bisher gewircket hatte, aus deſſen Antriebe er auch dieſen Brief ſchrieb: ſondern er ſie- het mit dem Worte GOtt auf den Dreyei- nigen GOTT, gedencket aber der andern Perſon dabey beſonders in Anſehung ihres Mittler-Amts. c. Ein wahrer Knecht Chriſti muß kein Knecht der Suͤnden, des Satans und der boͤſen Menſchen ſeyn, alſo daß er nur ihnen zu ge- fallen leben wolte. Denn es kan beydes un- moͤglich bey einander ſtehen: wie denn daher Paulus Gal. 1, 10. ſpricht: Wenn ich den (boͤſen) Menſchen (mit aller Gleichſtellung) gefaͤllig waͤre, ſo waͤre ich Chriſti Knecht nicht. 4. Bey den Worten: den zwoͤlf Ge- ſchlechten, oder Staͤmmen, die da ſind hin und her, oder ἐν τῆ διασπορᾷ, in der Zerſtreu- ung, iſt folgendes zu mercken: a. Es wurden erſtlich die 10. Staͤmme des Koͤnigreichs Jſrael zu unterſchiedlichen malen nach Aſſyrien gefuͤhret, wie aus dem 2 B. Koͤn. c. 15. 16. 17. erhellet, und daß ſie unter der Aſſyriſchen und Perſiſchen Monarchie durch den groͤſſeſten Theil von Orient ſind zerſtreuet worden, das ſiehet man aus dem Buche Eſther c. 1, 1. u. ſ. w. da dem Koͤnige Ahasverus hundert und zwantzig Laͤn- der, darinnen die Juden, ſonderlich von den 10 Staͤmmen, zerſtreuet waren, zugeſchrieben werden. b. Hiezu kam ohngefehr nach 120. Jahren die Babyloniſche Gefangenſchaft, dahin die noch uͤbrigen Staͤmme Juda und Benjamin mit dem ſich des Tempels wegen zu ihnen halten- den Stam̃ Levi gefuͤhret wurden; wie zu ſehen aus 2 B. Koͤn. 24. 25. da doch aber ihrer ſehr viele nach Egypten gingen und ſich daſelbſt niederlieſſen, wie an mehrern Oertern des Propheten Jeremiaͤ angezeiget wird. c. Nun kamen zwar die meiſten von dieſen drey Staͤmmen unter dem Cyro und ſeinen Nach- folgern in der Perſiſchen Monarchie wieder zuruͤck: allein es blieben auch viele in Orient: wie aus den Buͤchern Esraͤ und Nehemiaͤ zu ſehen iſt. Und von den 10. Staͤmmen blie- ben die allermeiſten in den Morgenlaͤndern, weil ſie darinnen nicht allein ihre Religions- Freyheit hatten, ſondern auch als ihnen mit denen vom Stamm Juda und Benjamin gleiche Macht der Ruͤckkehr in ihr Vater- land war gegeben worden, ſie ſchon faſt bey 200 Jahren her von ihren Ur-groß-Eltern an darinnen angeſeſſen und der fremden Lebens- Art gewohnet worden waren: wie aus dem Buche Eſther zu erſehen iſt. d. Da unter der Griechiſchen Monarchie die Juden im gelobten Lande theils von den E- gyptiern, theis von den Syrern oft ſehr be- drenget wurden, ſo haben ſich nach und nach ihrer viele aus dem Lande anders wohin be- geben. e. Es waren demnach die 12 Staͤmme der Ju- diſchen Nation auſſerhalb ihres Landes ſehr zerſtreuet, wie theils gegen Mittag in Egy- pten und den benachbarten Laͤndern, alſo noch vielmehr gegen Morgen und Mitternacht, theils auch abendwaͤrts, alſo daß ſie auch nach Jtalien gekommen ſind Ap. Geſch. 2, 10. u. ſ. w. Da nun die Apoſtel, wo ſie kamen, ſonderlich zuvorderſt den Juden predigten, und bey manchen Eingang funden; ſo iſt an dieſe Jacobi Brief gerichtet. Wie denn auch Petrus, da er mit Jacobo das Apoſtel- Amt ſonderlich an die Judiſche Nation em- pfangen hatte Gal. 2, 9. ſeine Briefe gleich- falls an ſie gerichtet hat; und ſie c. 1. v. 1. die erwehlte Fremdlinge hin und her in Ponto, Galatia, Cappadocia, Aſia und Bythynia nennet. f. Es hat dieſe ſchon von etlichen Seculis her vor den Zeiten Chriſti und ſeiner Apoſtel ge- ſchehene Zerſtreuung der Judiſchen Nation zu vielem Guten dienen muͤſſen. Denn weil ſie doch die Schriften des alten Teſtaments unter ſich hatten und dieſe daher den Heyden aller Orten kund wurden, die Heyden auch an ihnen das Exempel ſahen, wie man allein den einigen wahren GOTT anbeten muͤſſe, ſo haben die Juden nach und nach bey gar vielen unter ihnen mehrern Eingang bekom- men, als ihre verkehrten Philoſophi: wie denn daher ſich faſt allenthalben viele Proſe- lyti, oder ſolche gefunden, welche, ob gleich die wenigſten davon die Beſchneidung uͤbernommen, ſich doch ſonſt zum Judiſchen Gottesdienſt gehalten haben: Wie man aus unterſchiedlichen Orten des Joſephi und der Apoſtel-Geſchichte ſiehet, ſonderlich c. 2, 9. 11. 12. da nicht allein der Juden, ſon- dern H h h

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/427>, abgerufen am 22.11.2024.