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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefes Pauli Cap. 5. v. 8-10.
[Spaltenumbruch] wahren; sintemal, wenn es verletzet wird, der
Mensch so fort des Todes ist, auch keine Angst
über Hertzens Angst gehet. Nun bewohnet
aber die Seele den gantzen Leib; aber gleichwie
sich doch die Kraft des Verstandes sonderlich
im Haupte hervor thut; so äussert sich die
Kraft des Willens fürnemlich in dem natürli-
chen Hertzen. Daher denn mit dem Worte
Hertz sonderlich der Wille des Menschen ver-
standen wird; als in welchem das geistliche Le-
ben aufgehet, aber auch wieder kan verlohren
werden.

3. Gleichwie nun das leibliche Hertz eines
solchen Pantzers bedarf, darauf Schüsse und
Stiche abgehen, und es unversehret lassen; also
gebrauchet das geistliche Hertz, das ist, die
Willens-Kraft im Menschen, bey dem am
Glauben empfangenen geistlichen Leben einer
solchen Verwahrung, wodurch es gegen alle
Angriffe des Teufels sicher sey, und wohlbeve-
stiget bleibe. Diese nun hat es in der Gerech-
tigkeit Christi, als davon es Röm. 8, 30. u. s. f.
heißt; Jst GOtt für uns, wer mag wider
uns seyn? Wer will die Auserwehlten
GOttes beschuldigen! GOTT ist hie, der
gerecht machet. Wer will verdammen?
CHristus ist hie, der gestorben ist.
u. s. f.
Denn dieser ist unsere Gerechtigkeit Luc. 23, 6.
und uns von GOtt gemachet zur Gerech-
tigkeit
1 Cor. 1, 30. Der Glaube aber ergreifet
diese Gerechtigkeit und hält sie gleichsam als ei-
nen Schild und Pantzer vor das Hertze: Daher
diese Brust-Wehre alhie ihre Benennung vom
Glauben hat. Daß es aber dabey eigentlich
auf die Gerechtigkeit ankomme, das ist nicht al-
lein an sich selbst schon aus dem Geschäfte des
Glaubens bekannt, sondern Paulus zeiget es
auch damit Eph. 6, 14. deutlich genug an, wenn
er den Krebs des Glaubens den Krebs der Ge-
rechtigkeit nennet.

4. Daß aber dieser Brust-Pantzer nebst
dem Glauben auch in der Liebe gesetzet wird,
damit wird nicht allein angezeiget, daß der wah-
re Glaube sich durch die Liebe thätig erweiset,
sondern auch sonderlich dieses, daß durch Aus-
übung der Liebe die theure Beylage, welche der
Glaube an der Gerechtigkeit Christi hat, muß
bewahret werden; denn wenn einer wider die
Pflichten der Liebe, welche er GOTT, sich
selbst und dem Nächsten schuldig ist, dergestalt
handelt, daß er die ihr entgegen stehende Sün-
den zur Herrschaft kommen läßt, so verletzet er
sein Gewissen also, daß er am Glauben, und
folglich auch an der Gerechtigkeit des Glaubens
Schiffbruch leidet, 1 Tim. 1, 19. sintemal das
Geheimniß des Glaubens im reinen Hertzen,
das ist, im guten Gewissen, bewahret werden
muß, 1 Tim. 3, 9.

5. Nebst der Brust und darinn dem Her-
tzen
ist es zur Erhaltung des Lebens am meisten
am Haupte gelegen: darum auch dieses von
den Curaßirern oder geharnischten Soldaten
mit einem Helm besonders bewahret zu werden
pfleget. Was nun das Haupt dem Leibe und
nätürlichen Leben ist, das ist die verheis-
[Spaltenumbruch] sene und im Glauben schon zugeeignete und da-
her in der lebendigen Hoffnung erwartete ewige
Seligkeit dem geistlichen Leben und gantzen Chri-
stenthum; denn da wir nur noch die Erstlinge
von dem uns durch Christum erworbenen Heyl
haben, und die volle Erndte davon noch erst er-
warten, und damit alle unsere Leiden und alles
Ungemach des natürlichen Leibes und Lebens
nur versüßen und erleichtern, so ist dis eben die
Hoffnung, wodurch wir dieses thun; als an
welcher wir mitten unter allerhand Sturm des
Satans und der Welt auch unserer Sünde
gleichsam vor Ancker liegen, Hebr. 6, 18. 19. 20.
und welche nicht zu schanden werden läßt Röm.
5, 5. denn weil uns GOTT errettet hat, auch
noch errettet; so glauben und hoffen wir, er
werde uns auch künftig erretten, und zu seinem
Reiche aushelfen, 2 Cor. 1, 10. Ein mehrers von
dieser geistlichen Rüstung findet der Leser Eph. 6,
11. u. s. w.

V. 9.

Denn (damit wir unserer Seligkeit bey dem
Helm oder der Hoffnung des Heyls so viel gewis-
ser seyn können) GOtt hat uns nicht gesetzet
zum Zorn
(daß wir sollen Gevässe des Zorns seyn
und darüber verdammet werden) sondern die
Seligkeit zu besitzen durch unsern HErrn
JEsum Christum
(durch seine Erlösung
Röm. 3, 24. als durch welche wir zu GOTT
kommen Ephes. 2, 18. 3, 12. Hebräer 4, 16.
10, 19.)

Anmerckung.

Daraus, daß Paulus saget, GOtt habe
uns nicht gesetzet zum Zorn,
kan keines-
weges geschlossen werden, als wenn GOtt doch
andere dazu gesetzet, und also vermöge eines von
Ewigkeit gemachten unwandelbaren Rathschlus-
ses dazu verordnet habe; eben so wenig als man
aus den Worten Cap. 4, 7. GOTT hat uns
nicht berufen zur Unreinigkeit,
schliessen kan[,]
daß GOTT andere dazu berufen habe. Weil
aber doch ein Mensch im Stande der Anfechtung
vom Satan mit den Gedancken, als sey er von
GOtt verworfen, gesichtet und geängstiget wer-
den kan, so bauet Paulus dagegen vor.

V. 10.

Der für uns (an unserer statt und daher
auch uns zu gute) gestorben ist (unsern Unge-
horsam durch seinen vollkommenen Gehorsam,
der bis zum Tode am Creutze ging, gebüsset hat,
und wie um unserer Sünde willen gestorben, also
auch um unserer Gerechtigkeit, oder Rechtferti-
gung willen wider auferwecket ist Röm. 4, 25.)
aufdaß wir wachen (leben) oder schlafen
(sind leiblich gestorben) zugleich mit ihm le-
ben sollen
(als Glieder mit dem hochgelobten
Haupte.)

Anmerckungen.

1. Mit den Worten wachen und schlafen,
siehet der Apostel alhier nicht auf das, was er v.
6. vom wachen und schlafen gesaget; sondern
auf das, was weiter vorhergegangen C. 4, 13. 14.

da

Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 5. v. 8-10.
[Spaltenumbruch] wahren; ſintemal, wenn es verletzet wird, der
Menſch ſo fort des Todes iſt, auch keine Angſt
uͤber Hertzens Angſt gehet. Nun bewohnet
aber die Seele den gantzen Leib; aber gleichwie
ſich doch die Kraft des Verſtandes ſonderlich
im Haupte hervor thut; ſo aͤuſſert ſich die
Kraft des Willens fuͤrnemlich in dem natuͤrli-
chen Hertzen. Daher denn mit dem Worte
Hertz ſonderlich der Wille des Menſchen ver-
ſtanden wird; als in welchem das geiſtliche Le-
ben aufgehet, aber auch wieder kan verlohren
werden.

3. Gleichwie nun das leibliche Hertz eines
ſolchen Pantzers bedarf, darauf Schuͤſſe und
Stiche abgehen, und es unverſehret laſſen; alſo
gebrauchet das geiſtliche Hertz, das iſt, die
Willens-Kraft im Menſchen, bey dem am
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ſolchen Verwahrung, wodurch es gegen alle
Angriffe des Teufels ſicher ſey, und wohlbeve-
ſtiget bleibe. Dieſe nun hat es in der Gerech-
tigkeit Chriſti, als davon es Roͤm. 8, 30. u. ſ. f.
heißt; Jſt GOtt fuͤr uns, wer mag wider
uns ſeyn? Wer will die Auserwehlten
GOttes beſchuldigen! GOTT iſt hie, der
gerecht machet. Wer will verdammen?
CHriſtus iſt hie, der geſtorben iſt.
u. ſ. f.
Denn dieſer iſt unſere Gerechtigkeit Luc. 23, 6.
und uns von GOtt gemachet zur Gerech-
tigkeit
1 Cor. 1, 30. Der Glaube aber ergreifet
dieſe Gerechtigkeit und haͤlt ſie gleichſam als ei-
nen Schild und Pantzer vor das Hertze: Daher
dieſe Bruſt-Wehre alhie ihre Benennung vom
Glauben hat. Daß es aber dabey eigentlich
auf die Gerechtigkeit ankomme, das iſt nicht al-
lein an ſich ſelbſt ſchon aus dem Geſchaͤfte des
Glaubens bekannt, ſondern Paulus zeiget es
auch damit Eph. 6, 14. deutlich genug an, wenn
er den Krebs des Glaubens den Krebs der Ge-
rechtigkeit nennet.

4. Daß aber dieſer Bruſt-Pantzer nebſt
dem Glauben auch in der Liebe geſetzet wird,
damit wird nicht allein angezeiget, daß der wah-
re Glaube ſich durch die Liebe thaͤtig erweiſet,
ſondern auch ſonderlich dieſes, daß durch Aus-
uͤbung der Liebe die theure Beylage, welche der
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bewahret werden; denn wenn einer wider die
Pflichten der Liebe, welche er GOTT, ſich
ſelbſt und dem Naͤchſten ſchuldig iſt, dergeſtalt
handelt, daß er die ihr entgegen ſtehende Suͤn-
den zur Herrſchaft kommen laͤßt, ſo verletzet er
ſein Gewiſſen alſo, daß er am Glauben, und
folglich auch an der Gerechtigkeit des Glaubens
Schiffbruch leidet, 1 Tim. 1, 19. ſintemal das
Geheimniß des Glaubens im reinen Hertzen,
das iſt, im guten Gewiſſen, bewahret werden
muß, 1 Tim. 3, 9.

5. Nebſt der Bruſt und darinn dem Her-
tzen
iſt es zur Erhaltung des Lebens am meiſten
am Haupte gelegen: darum auch dieſes von
den Curaßirern oder geharniſchten Soldaten
mit einem Helm beſonders bewahret zu werden
pfleget. Was nun das Haupt dem Leibe und
naͤtuͤrlichen Leben iſt, das iſt die verheiſ-
[Spaltenumbruch] ſene und im Glauben ſchon zugeeignete und da-
her in der lebendigen Hoffnung erwartete ewige
Seligkeit dem geiſtlichen Leben und gantzen Chri-
ſtenthum; denn da wir nur noch die Erſtlinge
von dem uns durch Chriſtum erworbenen Heyl
haben, und die volle Erndte davon noch erſt er-
warten, und damit alle unſere Leiden und alles
Ungemach des natuͤrlichen Leibes und Lebens
nur verſuͤßen und erleichtern, ſo iſt dis eben die
Hoffnung, wodurch wir dieſes thun; als an
welcher wir mitten unter allerhand Sturm des
Satans und der Welt auch unſerer Suͤnde
gleichſam vor Ancker liegen, Hebr. 6, 18. 19. 20.
und welche nicht zu ſchanden werden laͤßt Roͤm.
5, 5. denn weil uns GOTT errettet hat, auch
noch errettet; ſo glauben und hoffen wir, er
werde uns auch kuͤnftig erretten, und zu ſeinem
Reiche aushelfen, 2 Cor. 1, 10. Ein mehrers von
dieſer geiſtlichen Ruͤſtung findet der Leſer Eph. 6,
11. u. ſ. w.

V. 9.

Denn (damit wir unſerer Seligkeit bey dem
Helm oder der Hoffnung des Heyls ſo viel gewiſ-
ſer ſeyn koͤnnen) GOtt hat uns nicht geſetzet
zum Zorn
(daß wir ſollen Gevaͤſſe des Zorns ſeyn
und daruͤber verdammet werden) ſondern die
Seligkeit zu beſitzen durch unſern HErrn
JEſum Chriſtum
(durch ſeine Erloͤſung
Roͤm. 3, 24. als durch welche wir zu GOTT
kommen Epheſ. 2, 18. 3, 12. Hebraͤer 4, 16.
10, 19.)

Anmerckung.

Daraus, daß Paulus ſaget, GOtt habe
uns nicht geſetzet zum Zorn,
kan keines-
weges geſchloſſen werden, als wenn GOtt doch
andere dazu geſetzet, und alſo vermoͤge eines von
Ewigkeit gemachten unwandelbaren Rathſchluſ-
ſes dazu verordnet habe; eben ſo wenig als man
aus den Worten Cap. 4, 7. GOTT hat uns
nicht berufen zur Unreinigkeit,
ſchlieſſen kan[,]
daß GOTT andere dazu berufen habe. Weil
aber doch ein Menſch im Stande der Anfechtung
vom Satan mit den Gedancken, als ſey er von
GOtt verworfen, geſichtet und geaͤngſtiget wer-
den kan, ſo bauet Paulus dagegen vor.

V. 10.

Der fuͤr uns (an unſerer ſtatt und daher
auch uns zu gute) geſtorben iſt (unſern Unge-
horſam durch ſeinen vollkommenen Gehorſam,
der bis zum Tode am Creutze ging, gebuͤſſet hat,
und wie um unſerer Suͤnde willen geſtorben, alſo
auch um unſerer Gerechtigkeit, oder Rechtferti-
gung willen wider auferwecket iſt Roͤm. 4, 25.)
aufdaß wir wachen (leben) oder ſchlafen
(ſind leiblich geſtorben) zugleich mit ihm le-
ben ſollen
(als Glieder mit dem hochgelobten
Haupte.)

Anmerckungen.

1. Mit den Worten wachen und ſchlafen,
ſiehet der Apoſtel alhier nicht auf das, was er v.
6. vom wachen und ſchlafen geſaget; ſondern
auf das, was weiter vorhergegangen C. 4, 13. 14.

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[38/0040] Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 5. v. 8-10. wahren; ſintemal, wenn es verletzet wird, der Menſch ſo fort des Todes iſt, auch keine Angſt uͤber Hertzens Angſt gehet. Nun bewohnet aber die Seele den gantzen Leib; aber gleichwie ſich doch die Kraft des Verſtandes ſonderlich im Haupte hervor thut; ſo aͤuſſert ſich die Kraft des Willens fuͤrnemlich in dem natuͤrli- chen Hertzen. Daher denn mit dem Worte Hertz ſonderlich der Wille des Menſchen ver- ſtanden wird; als in welchem das geiſtliche Le- ben aufgehet, aber auch wieder kan verlohren werden. 3. Gleichwie nun das leibliche Hertz eines ſolchen Pantzers bedarf, darauf Schuͤſſe und Stiche abgehen, und es unverſehret laſſen; alſo gebrauchet das geiſtliche Hertz, das iſt, die Willens-Kraft im Menſchen, bey dem am Glauben empfangenen geiſtlichen Leben einer ſolchen Verwahrung, wodurch es gegen alle Angriffe des Teufels ſicher ſey, und wohlbeve- ſtiget bleibe. Dieſe nun hat es in der Gerech- tigkeit Chriſti, als davon es Roͤm. 8, 30. u. ſ. f. heißt; Jſt GOtt fuͤr uns, wer mag wider uns ſeyn? Wer will die Auserwehlten GOttes beſchuldigen! GOTT iſt hie, der gerecht machet. Wer will verdammen? CHriſtus iſt hie, der geſtorben iſt. u. ſ. f. Denn dieſer iſt unſere Gerechtigkeit Luc. 23, 6. und uns von GOtt gemachet zur Gerech- tigkeit 1 Cor. 1, 30. Der Glaube aber ergreifet dieſe Gerechtigkeit und haͤlt ſie gleichſam als ei- nen Schild und Pantzer vor das Hertze: Daher dieſe Bruſt-Wehre alhie ihre Benennung vom Glauben hat. Daß es aber dabey eigentlich auf die Gerechtigkeit ankomme, das iſt nicht al- lein an ſich ſelbſt ſchon aus dem Geſchaͤfte des Glaubens bekannt, ſondern Paulus zeiget es auch damit Eph. 6, 14. deutlich genug an, wenn er den Krebs des Glaubens den Krebs der Ge- rechtigkeit nennet. 4. Daß aber dieſer Bruſt-Pantzer nebſt dem Glauben auch in der Liebe geſetzet wird, damit wird nicht allein angezeiget, daß der wah- re Glaube ſich durch die Liebe thaͤtig erweiſet, ſondern auch ſonderlich dieſes, daß durch Aus- uͤbung der Liebe die theure Beylage, welche der Glaube an der Gerechtigkeit Chriſti hat, muß bewahret werden; denn wenn einer wider die Pflichten der Liebe, welche er GOTT, ſich ſelbſt und dem Naͤchſten ſchuldig iſt, dergeſtalt handelt, daß er die ihr entgegen ſtehende Suͤn- den zur Herrſchaft kommen laͤßt, ſo verletzet er ſein Gewiſſen alſo, daß er am Glauben, und folglich auch an der Gerechtigkeit des Glaubens Schiffbruch leidet, 1 Tim. 1, 19. ſintemal das Geheimniß des Glaubens im reinen Hertzen, das iſt, im guten Gewiſſen, bewahret werden muß, 1 Tim. 3, 9. 5. Nebſt der Bruſt und darinn dem Her- tzen iſt es zur Erhaltung des Lebens am meiſten am Haupte gelegen: darum auch dieſes von den Curaßirern oder geharniſchten Soldaten mit einem Helm beſonders bewahret zu werden pfleget. Was nun das Haupt dem Leibe und naͤtuͤrlichen Leben iſt, das iſt die verheiſ- ſene und im Glauben ſchon zugeeignete und da- her in der lebendigen Hoffnung erwartete ewige Seligkeit dem geiſtlichen Leben und gantzen Chri- ſtenthum; denn da wir nur noch die Erſtlinge von dem uns durch Chriſtum erworbenen Heyl haben, und die volle Erndte davon noch erſt er- warten, und damit alle unſere Leiden und alles Ungemach des natuͤrlichen Leibes und Lebens nur verſuͤßen und erleichtern, ſo iſt dis eben die Hoffnung, wodurch wir dieſes thun; als an welcher wir mitten unter allerhand Sturm des Satans und der Welt auch unſerer Suͤnde gleichſam vor Ancker liegen, Hebr. 6, 18. 19. 20. und welche nicht zu ſchanden werden laͤßt Roͤm. 5, 5. denn weil uns GOTT errettet hat, auch noch errettet; ſo glauben und hoffen wir, er werde uns auch kuͤnftig erretten, und zu ſeinem Reiche aushelfen, 2 Cor. 1, 10. Ein mehrers von dieſer geiſtlichen Ruͤſtung findet der Leſer Eph. 6, 11. u. ſ. w. V. 9. Denn (damit wir unſerer Seligkeit bey dem Helm oder der Hoffnung des Heyls ſo viel gewiſ- ſer ſeyn koͤnnen) GOtt hat uns nicht geſetzet zum Zorn (daß wir ſollen Gevaͤſſe des Zorns ſeyn und daruͤber verdammet werden) ſondern die Seligkeit zu beſitzen durch unſern HErrn JEſum Chriſtum (durch ſeine Erloͤſung Roͤm. 3, 24. als durch welche wir zu GOTT kommen Epheſ. 2, 18. 3, 12. Hebraͤer 4, 16. 10, 19.) Anmerckung. Daraus, daß Paulus ſaget, GOtt habe uns nicht geſetzet zum Zorn, kan keines- weges geſchloſſen werden, als wenn GOtt doch andere dazu geſetzet, und alſo vermoͤge eines von Ewigkeit gemachten unwandelbaren Rathſchluſ- ſes dazu verordnet habe; eben ſo wenig als man aus den Worten Cap. 4, 7. GOTT hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit, ſchlieſſen kan, daß GOTT andere dazu berufen habe. Weil aber doch ein Menſch im Stande der Anfechtung vom Satan mit den Gedancken, als ſey er von GOtt verworfen, geſichtet und geaͤngſtiget wer- den kan, ſo bauet Paulus dagegen vor. V. 10. Der fuͤr uns (an unſerer ſtatt und daher auch uns zu gute) geſtorben iſt (unſern Unge- horſam durch ſeinen vollkommenen Gehorſam, der bis zum Tode am Creutze ging, gebuͤſſet hat, und wie um unſerer Suͤnde willen geſtorben, alſo auch um unſerer Gerechtigkeit, oder Rechtferti- gung willen wider auferwecket iſt Roͤm. 4, 25.) aufdaß wir wachen (leben) oder ſchlafen (ſind leiblich geſtorben) zugleich mit ihm le- ben ſollen (als Glieder mit dem hochgelobten Haupte.) Anmerckungen. 1. Mit den Worten wachen und ſchlafen, ſiehet der Apoſtel alhier nicht auf das, was er v. 6. vom wachen und ſchlafen geſaget; ſondern auf das, was weiter vorhergegangen C. 4, 13. 14. da

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/40>, abgerufen am 28.04.2024.