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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 9. v. 4. 5.
[Spaltenumbruch] daß er vor ihnen einen solchen Vorzug bekommen,
wie jener vor den übrigen. Jmgleichen wie Chri-
stus, nachdem er, als der wahre Hohepriester, sein
Leben zum Schuldopfer dahin gegeben, und wie
ein Stecke vom Baume gleichsam abgebrochen
und aus dem Lande der Lebendigen hinweggeris-
sen gewesen Jes. 53. 8, von den Todten siegreich
auferstanden sey, und die Früchte seines Hohen-
priesterlichen Amts, mit voller Blüte der lebendi-
gen Hoffnung der Gläubigen, gleichsam mit aus
dem Grabe gebracht habe. Und denn: wie sich
niemand zum Versöhner seiner eigenen und ande-
rer ihrer Sünden soll aufwerfen, bey Vermeidung
schwerer göttlichen Straf-Gerichte, und bey
Verlust seiner Seligkeit.

V. 5.

Oben darüber waren die Cherubim
der Herrlichkeit, die überschatteten den
Gnaden-Stuhl, von welchen itzt nicht zu sa-
gen ist insonderheit
(kata meros, von Stück
zu Stück, und also ausführlich.)

Anmerckungen.

1. Zuvorderst ist alhier der Gnaden-Stuhl
zu mercken, den die Cherubim überschattet haben.
Dadurch wird eigentlich verstanden der Deckel,
welcher also über der Bundes-Lade lag, daß er
durch den um dieselbe gezogenen göldenen Crantz
ohne andere Bevestigung darüber veste gehalten
wurde, und doch konte abgenommen werden. Er
war von purem Golde, und machte mit denen auf
den Seiten daran hinauf gehenden zween Cheru-
bim ein Stücke aus, also daß diese mit zu dem
Gnaden-Stuhl zu rechnen sind. Diese Figur war
nicht aus unterschiedlichen Theilen zusammen ge-
setzet, sondern aus einer grossen Masse Goldes so
lange durchs Feuer bearbeitet, geschlagen und ge-
trieben, bis sie zu ihrer Vollkommenheit kam.
Jm Hebräischen heisset dieser also formirte De-
ckel [fremdsprachliches Material], welches Wort die Bedeutung der
Versöhnung in sich hat, und von den Griechi-
schen Interpretibus mit dem im neuen Testa-
mente gebrauchten Worte ilasterion auch ila-
serion epithema, zur Bezeichnung der Versöhnung
gegeben wird. Und davon führete sie daher den
Namen, dieweil sie den Ort formirte, woselbst
am hohen Versöhnungs-Feste die Versöhnung
des gantzen Volcks theils von dem Hohenpriester
geschahe, theils von GOtt angenommen wurde.
Denn dahin ging er ein mit dem Opfer-Blute,
und sprengete dasselbe gegen diesen Ort einmal in
die Höhe und siebenmal niederwerts 3 B. Mos.
16, 14. u. f. dadurch denn die Versöhnung im
Vorbilde zuwege gebracht wurde. Der selige
Lutherus hat diesen Deckel den Gnaden-Stul,
das ist Gnaden-Thron übersetzet, weil er mit den
Cherubim einen Königlichen, nemlich den Typi-
schen Thron GOttes formirte und der Thron
GOttes Hebr. 4, 16. der Thron, oder Stuhl
der Gnaden genennet wird.

2. Was die dazu gehörige Cherubim für
eine Figur gehabt haben, das läßt sich nicht eigent-
lich sagen. Das aber siehet man, daß sie geflü-
gelt gewesen, und in aufgerichteter Statur mit
[Spaltenumbruch] einem Haupte gestanden, ihre Gesichter zwar ge-
gen einander gekehret, aber sich doch nicht ange-
sehen, sondern dieselbe unterwärts auf die Bun-
des-Lade gerichtet und diese gleichsam mit Ver-
wunderung betrachtet haben. Und da sie geflü-
gelt waren, haben sie mit ihren Leibern und gegen
einander ausgespanneten Flügeln die Figur eines
Königlichen Throns, als eines Lehn-Stuhls,
über dem Deckel der Bundes-Lade formiret.
Welches der Apostel nennet kataskiazein, über-
schatten.

3. Cherubim der Herrlichkeit heissen
sie, weil sie, wie gedacht, den Thron GOttes
formirten, alwo und von wannen GOtt in der
Wolcken-Seule seine Herrlichkeit mit seiner be-
sondern Gegenwart zeigete und seinen Willen
offenbarete. Denn also spricht GOtt selbst da-
von zu Mose 2 B. Mos. 20, 17. u. f. Du solt ei-
nen Gnaden-Stuhl machen von feinem
Golde - - - und solt zween Cherubim ma-
chen vom dichten Golde, zu beyden Enden
des Gnaden-Stuhls, daß ein Cherub sey
an diesem Ende, der andere an dem andern
Ende - - und die Cherubim sollen ihre Flü-
gel ausbreiten oben über her, daß sie mit ih-
ren Flügeln den Gnaden-Stuhl bedecken,
und eines ieglichen Antlitz gegen dem an-
dern stehe, und ihre Antlitze sollen auf den
Gnaden-Stuhl sehen - - von dem Ort
will ich dir zeugen und mit dir reden, nem-
lich von dem Gnaden-Stuhl zwischen den
zween Cherubim, der auf der Laden des
Zeugnisses ist, alles, was ich dir gebieten
will an die Kinder Jsrael.
Siehe auch
3 Buch Mosis 16, 2. 4 Buch Mosis 7, 89. Psalm
80, 2.

4. Dieser Deckel der Bundes-Lade mit
seinen den Thron formirenden Cherubim ist ein
herrliches Vorbild von Christo gewesen; als
der unsere durch das in der Bundes-Lade gelegte
Gesetz entdeckte Sünden und deren Anklage
mit seiner Genugthuung und Gerechtigkeit bede-
cket und uns damit vor GOtt versöhnet: wie denn
auch zu dem Ende das Blut gegen diesen Deckel
vom Hohen-Priester gesprenget wurde: daß al-
so auch hier alles in allen Christus war, als der
in unterschiedlicher Absicht, theils durch den ver-
söhnenden Hohen-Priester, theils durch die
Bundes-Lade, theils durch den in Form eines
Throns formirten Deckel, oder Gnaden-Stuhl
abgebildet worden. Welches so viel füglicher
geschehen konte, weil der Sohn GOttes, sofern
er als der Hohe-Priester und Mittler betrachtet
wurde, die Versöhnung machte, sie aber auch, so
fern er als der mit dem Vater und Heiligen Gei-
ste einiger wahrer GOTT angesehen wird, die
Versöhnung auf dem Gnaden-Throne anneh-
men konte. Und da sich der Meßias zwischen
den Cherubim als auf seinem Thron praesentirte,
so hieß daher dieser Thron und der darauf sitzende
Meßias selbst bey den Hebräern [fremdsprachliches Material], sche-
china,
von der Wohnung, die er daselbst hatte
und die er dermaleins in der menschlichen Natur

neh-

Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 9. v. 4. 5.
[Spaltenumbruch] daß er vor ihnen einen ſolchen Vorzug bekommen,
wie jener vor den uͤbrigen. Jmgleichen wie Chri-
ſtus, nachdem er, als der wahre Hoheprieſter, ſein
Leben zum Schuldopfer dahin gegeben, und wie
ein Stecke vom Baume gleichſam abgebrochen
und aus dem Lande der Lebendigen hinweggeriſ-
ſen geweſen Jeſ. 53. 8, von den Todten ſiegreich
auferſtanden ſey, und die Fruͤchte ſeines Hohen-
prieſterlichen Amts, mit voller Bluͤte der lebendi-
gen Hoffnung der Glaͤubigen, gleichſam mit aus
dem Grabe gebracht habe. Und denn: wie ſich
niemand zum Verſoͤhner ſeiner eigenen und ande-
rer ihrer Suͤnden ſoll aufwerfen, bey Vermeidung
ſchwerer goͤttlichen Straf-Gerichte, und bey
Verluſt ſeiner Seligkeit.

V. 5.

Oben daruͤber waren die Cherubim
der Herrlichkeit, die uͤberſchatteten den
Gnaden-Stuhl, von welchen itzt nicht zu ſa-
gen iſt inſonderheit
(κατὰ μέρος, von Stuͤck
zu Stuͤck, und alſo ausfuͤhrlich.)

Anmerckungen.

1. Zuvorderſt iſt alhier der Gnaden-Stuhl
zu mercken, den die Cherubim uͤberſchattet haben.
Dadurch wird eigentlich verſtanden der Deckel,
welcher alſo uͤber der Bundes-Lade lag, daß er
durch den um dieſelbe gezogenen goͤldenen Crantz
ohne andere Beveſtigung daruͤber veſte gehalten
wurde, und doch konte abgenommen werden. Er
war von purem Golde, und machte mit denen auf
den Seiten daran hinauf gehenden zween Cheru-
bim ein Stuͤcke aus, alſo daß dieſe mit zu dem
Gnaden-Stuhl zu rechnen ſind. Dieſe Figur war
nicht aus unterſchiedlichen Theilen zuſammen ge-
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lange durchs Feuer bearbeitet, geſchlagen und ge-
trieben, bis ſie zu ihrer Vollkommenheit kam.
Jm Hebraͤiſchen heiſſet dieſer alſo formirte De-
ckel [fremdsprachliches Material], welches Wort die Bedeutung der
Verſoͤhnung in ſich hat, und von den Griechi-
ſchen Interpretibus mit dem im neuen Teſta-
mente gebrauchten Worte ἱλαστήϱιον auch ἱλα-
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gegeben wird. Und davon fuͤhrete ſie daher den
Namen, dieweil ſie den Ort formirte, woſelbſt
am hohen Verſoͤhnungs-Feſte die Verſoͤhnung
des gantzen Volcks theils von dem Hohenprieſter
geſchahe, theils von GOtt angenommen wurde.
Denn dahin ging er ein mit dem Opfer-Blute,
und ſprengete daſſelbe gegen dieſen Ort einmal in
die Hoͤhe und ſiebenmal niederwerts 3 B. Moſ.
16, 14. u. f. dadurch denn die Verſoͤhnung im
Vorbilde zuwege gebracht wurde. Der ſelige
Lutherus hat dieſen Deckel den Gnaden-Stul,
das iſt Gnaden-Thron uͤberſetzet, weil er mit den
Cherubim einen Koͤniglichen, nemlich den Typi-
ſchen Thron GOttes formirte und der Thron
GOttes Hebr. 4, 16. der Thron, oder Stuhl
der Gnaden genennet wird.

2. Was die dazu gehoͤrige Cherubim fuͤr
eine Figur gehabt haben, das laͤßt ſich nicht eigent-
lich ſagen. Das aber ſiehet man, daß ſie gefluͤ-
gelt geweſen, und in aufgerichteter Statur mit
[Spaltenumbruch] einem Haupte geſtanden, ihre Geſichter zwar ge-
gen einander gekehret, aber ſich doch nicht ange-
ſehen, ſondern dieſelbe unterwaͤrts auf die Bun-
des-Lade gerichtet und dieſe gleichſam mit Ver-
wunderung betrachtet haben. Und da ſie gefluͤ-
gelt waren, haben ſie mit ihren Leibern und gegen
einander ausgeſpanneten Fluͤgeln die Figur eines
Koͤniglichen Throns, als eines Lehn-Stuhls,
uͤber dem Deckel der Bundes-Lade formiret.
Welches der Apoſtel nennet κατασκιάζειν, uͤber-
ſchatten.

3. Cherubim der Herrlichkeit heiſſen
ſie, weil ſie, wie gedacht, den Thron GOttes
formirten, alwo und von wannen GOtt in der
Wolcken-Seule ſeine Herrlichkeit mit ſeiner be-
ſondern Gegenwart zeigete und ſeinen Willen
offenbarete. Denn alſo ſpricht GOtt ſelbſt da-
von zu Moſe 2 B. Moſ. 20, 17. u. f. Du ſolt ei-
nen Gnaden-Stuhl machen von feinem
Golde ‒ ‒ ‒ und ſolt zween Cherubim ma-
chen vom dichten Golde, zu beyden Enden
des Gnaden-Stuhls, daß ein Cherub ſey
an dieſem Ende, der andere an dem andern
Ende ‒ ‒ und die Cherubim ſollen ihre Fluͤ-
gel ausbreiten oben uͤber her, daß ſie mit ih-
ren Fluͤgeln den Gnaden-Stuhl bedecken,
und eines ieglichen Antlitz gegen dem an-
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will ich dir zeugen und mit dir reden, nem-
lich von dem Gnaden-Stuhl zwiſchen den
zween Cherubim, der auf der Laden des
Zeugniſſes iſt, alles, was ich dir gebieten
will an die Kinder Jſrael.
Siehe auch
3 Buch Moſis 16, 2. 4 Buch Moſis 7, 89. Pſalm
80, 2.

4. Dieſer Deckel der Bundes-Lade mit
ſeinen den Thron formirenden Cherubim iſt ein
herrliches Vorbild von Chriſto geweſen; als
der unſere durch das in der Bundes-Lade gelegte
Geſetz entdeckte Suͤnden und deren Anklage
mit ſeiner Genugthuung und Gerechtigkeit bede-
cket und uns damit vor GOtt verſoͤhnet: wie denn
auch zu dem Ende das Blut gegen dieſen Deckel
vom Hohen-Prieſter geſprenget wurde: daß al-
ſo auch hier alles in allen Chriſtus war, als der
in unterſchiedlicher Abſicht, theils durch den ver-
ſoͤhnenden Hohen-Prieſter, theils durch die
Bundes-Lade, theils durch den in Form eines
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geſchehen konte, weil der Sohn GOttes, ſofern
er als der Hohe-Prieſter und Mittler betrachtet
wurde, die Verſoͤhnung machte, ſie aber auch, ſo
fern er als der mit dem Vater und Heiligen Gei-
ſte einiger wahrer GOTT angeſehen wird, die
Verſoͤhnung auf dem Gnaden-Throne anneh-
men konte. Und da ſich der Meßias zwiſchen
den Cherubim als auf ſeinem Thron præſentirte,
ſo hieß daher dieſer Thron und der darauf ſitzende
Meßias ſelbſt bey den Hebraͤern [fremdsprachliches Material], ſche-
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von der Wohnung, die er daſelbſt hatte
und die er dermaleins in der menſchlichen Natur

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[346/0348] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 9. v. 4. 5. daß er vor ihnen einen ſolchen Vorzug bekommen, wie jener vor den uͤbrigen. Jmgleichen wie Chri- ſtus, nachdem er, als der wahre Hoheprieſter, ſein Leben zum Schuldopfer dahin gegeben, und wie ein Stecke vom Baume gleichſam abgebrochen und aus dem Lande der Lebendigen hinweggeriſ- ſen geweſen Jeſ. 53. 8, von den Todten ſiegreich auferſtanden ſey, und die Fruͤchte ſeines Hohen- prieſterlichen Amts, mit voller Bluͤte der lebendi- gen Hoffnung der Glaͤubigen, gleichſam mit aus dem Grabe gebracht habe. Und denn: wie ſich niemand zum Verſoͤhner ſeiner eigenen und ande- rer ihrer Suͤnden ſoll aufwerfen, bey Vermeidung ſchwerer goͤttlichen Straf-Gerichte, und bey Verluſt ſeiner Seligkeit. V. 5. Oben daruͤber waren die Cherubim der Herrlichkeit, die uͤberſchatteten den Gnaden-Stuhl, von welchen itzt nicht zu ſa- gen iſt inſonderheit (κατὰ μέρος, von Stuͤck zu Stuͤck, und alſo ausfuͤhrlich.) Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt alhier der Gnaden-Stuhl zu mercken, den die Cherubim uͤberſchattet haben. Dadurch wird eigentlich verſtanden der Deckel, welcher alſo uͤber der Bundes-Lade lag, daß er durch den um dieſelbe gezogenen goͤldenen Crantz ohne andere Beveſtigung daruͤber veſte gehalten wurde, und doch konte abgenommen werden. Er war von purem Golde, und machte mit denen auf den Seiten daran hinauf gehenden zween Cheru- bim ein Stuͤcke aus, alſo daß dieſe mit zu dem Gnaden-Stuhl zu rechnen ſind. Dieſe Figur war nicht aus unterſchiedlichen Theilen zuſammen ge- ſetzet, ſondern aus einer groſſen Maſſe Goldes ſo lange durchs Feuer bearbeitet, geſchlagen und ge- trieben, bis ſie zu ihrer Vollkommenheit kam. Jm Hebraͤiſchen heiſſet dieſer alſo formirte De- ckel _ , welches Wort die Bedeutung der Verſoͤhnung in ſich hat, und von den Griechi- ſchen Interpretibus mit dem im neuen Teſta- mente gebrauchten Worte ἱλαστήϱιον auch ἱλα- ςήριον ἐπίθεμα, zur Bezeichnung der Verſoͤhnung gegeben wird. Und davon fuͤhrete ſie daher den Namen, dieweil ſie den Ort formirte, woſelbſt am hohen Verſoͤhnungs-Feſte die Verſoͤhnung des gantzen Volcks theils von dem Hohenprieſter geſchahe, theils von GOtt angenommen wurde. Denn dahin ging er ein mit dem Opfer-Blute, und ſprengete daſſelbe gegen dieſen Ort einmal in die Hoͤhe und ſiebenmal niederwerts 3 B. Moſ. 16, 14. u. f. dadurch denn die Verſoͤhnung im Vorbilde zuwege gebracht wurde. Der ſelige Lutherus hat dieſen Deckel den Gnaden-Stul, das iſt Gnaden-Thron uͤberſetzet, weil er mit den Cherubim einen Koͤniglichen, nemlich den Typi- ſchen Thron GOttes formirte und der Thron GOttes Hebr. 4, 16. der Thron, oder Stuhl der Gnaden genennet wird. 2. Was die dazu gehoͤrige Cherubim fuͤr eine Figur gehabt haben, das laͤßt ſich nicht eigent- lich ſagen. Das aber ſiehet man, daß ſie gefluͤ- gelt geweſen, und in aufgerichteter Statur mit einem Haupte geſtanden, ihre Geſichter zwar ge- gen einander gekehret, aber ſich doch nicht ange- ſehen, ſondern dieſelbe unterwaͤrts auf die Bun- des-Lade gerichtet und dieſe gleichſam mit Ver- wunderung betrachtet haben. Und da ſie gefluͤ- gelt waren, haben ſie mit ihren Leibern und gegen einander ausgeſpanneten Fluͤgeln die Figur eines Koͤniglichen Throns, als eines Lehn-Stuhls, uͤber dem Deckel der Bundes-Lade formiret. Welches der Apoſtel nennet κατασκιάζειν, uͤber- ſchatten. 3. Cherubim der Herrlichkeit heiſſen ſie, weil ſie, wie gedacht, den Thron GOttes formirten, alwo und von wannen GOtt in der Wolcken-Seule ſeine Herrlichkeit mit ſeiner be- ſondern Gegenwart zeigete und ſeinen Willen offenbarete. Denn alſo ſpricht GOtt ſelbſt da- von zu Moſe 2 B. Moſ. 20, 17. u. f. Du ſolt ei- nen Gnaden-Stuhl machen von feinem Golde ‒ ‒ ‒ und ſolt zween Cherubim ma- chen vom dichten Golde, zu beyden Enden des Gnaden-Stuhls, daß ein Cherub ſey an dieſem Ende, der andere an dem andern Ende ‒ ‒ und die Cherubim ſollen ihre Fluͤ- gel ausbreiten oben uͤber her, daß ſie mit ih- ren Fluͤgeln den Gnaden-Stuhl bedecken, und eines ieglichen Antlitz gegen dem an- dern ſtehe, und ihre Antlitze ſollen auf den Gnaden-Stuhl ſehen ‒ ‒ von dem Ort will ich dir zeugen und mit dir reden, nem- lich von dem Gnaden-Stuhl zwiſchen den zween Cherubim, der auf der Laden des Zeugniſſes iſt, alles, was ich dir gebieten will an die Kinder Jſrael. Siehe auch 3 Buch Moſis 16, 2. 4 Buch Moſis 7, 89. Pſalm 80, 2. 4. Dieſer Deckel der Bundes-Lade mit ſeinen den Thron formirenden Cherubim iſt ein herrliches Vorbild von Chriſto geweſen; als der unſere durch das in der Bundes-Lade gelegte Geſetz entdeckte Suͤnden und deren Anklage mit ſeiner Genugthuung und Gerechtigkeit bede- cket und uns damit vor GOtt verſoͤhnet: wie denn auch zu dem Ende das Blut gegen dieſen Deckel vom Hohen-Prieſter geſprenget wurde: daß al- ſo auch hier alles in allen Chriſtus war, als der in unterſchiedlicher Abſicht, theils durch den ver- ſoͤhnenden Hohen-Prieſter, theils durch die Bundes-Lade, theils durch den in Form eines Throns formirten Deckel, oder Gnaden-Stuhl abgebildet worden. Welches ſo viel fuͤglicher geſchehen konte, weil der Sohn GOttes, ſofern er als der Hohe-Prieſter und Mittler betrachtet wurde, die Verſoͤhnung machte, ſie aber auch, ſo fern er als der mit dem Vater und Heiligen Gei- ſte einiger wahrer GOTT angeſehen wird, die Verſoͤhnung auf dem Gnaden-Throne anneh- men konte. Und da ſich der Meßias zwiſchen den Cherubim als auf ſeinem Thron præſentirte, ſo hieß daher dieſer Thron und der darauf ſitzende Meßias ſelbſt bey den Hebraͤern _ , ſche- china, von der Wohnung, die er daſelbſt hatte und die er dermaleins in der menſchlichen Natur neh-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/348>, abgerufen am 23.11.2024.