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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 6. v. 4. 5. 6.
[Spaltenumbruch] den ordentlichen Gnaden-Mitteln, dadurch
sonst die Bekehrung eines Menschen zuwege
gebracht wird, und also von der Gnade GOt-
tes selbst: sintemal, daß niemand sich selbst
oder einen andern aus eignen Kräften bekehren
kan, ohne das eine ausgemachte Wahrheit
ist.
c. Daß die Unmüglichkeit der Bekehrung her-
rühre, nicht vom Mangel der Gnade
GOttes,
oder des Verdienstes Christi, und
der Wirckung des Heiligen Geistes; sondern
von der Art und Beschaffenheit dieser Sün-
de:
als welche darinnen bestehet, daß einer
wider besseres Wissen und Gewissen muthwil-
liger Weise mit der Verleugnung Christi und
der Christlichen Religion den gantzen Grund
und die gantze Ordnung des Heyls verwarf,
und dadurch sich selbst in einen solchen jämmer-
lichen Zustand setzte, daß er dem Willen nach
in die äusserste Verhärtung, und daher dem
Verstande nach auch in die grösseste Finster-
niß
gerieth. Gleichwie nun ein solcher sich
dadurch der Gnade GOttes selbst verlustig
machte: also verriegelte er sich auch dagegen
dergestalt, daß sie keinen Eingang bey ihm
funde, und demnach, als bey ihm nur vergeb-
lich, von ihm aus gerechtem Gerichte auch der-
gestalt hinweg genommen wurde, daß sie auch in
ihm zu seiner Bekehrung, wie bey andern, auch
den gröbsten Sündern, doch noch geschiehet,
nicht mehr arbeitete. Daß aber GOtt sich
seiner absoluten Gewalt bedienen, und einen
solchen Menschen wider seinen Willen, oder
bey beharrlicher Widersetzung zur Bekehrung
zwingen, und also die Widersetzlichkeit selbst
auf eine gewaltsame Weise hinwegnehmen
solte, ist wider die Natur des Menschen; als
der keine Machina, sondern ein mit einem frey-
en Willen begabtes Geschöpfe GOttes ist.
Man siehet demnach den grossen Unterscheid
dieser Sünde von allen andern. Denn da
alle andere Sünden, auch die allergröbsten und
vorsetzlichsten, doch noch von der Art sind, daß
ein Mensch den Grund des Heyls, darauf er
selbst nicht bauet, auch die Ordnung des
Heyls,
die er selbst nicht eingehet, an sich selbst
stehen lässet,
und daher auch noch wol end-
lich in dieselbe, um auf jenen seine Seligkeit
zu gründen, gebracht werden kan: so wird bey
dieser Sünde des Abfalls beydes, so viel an ei-
nem solchen Sünder auf seiner Seiten ist, über
einen Haufen gerissen, ja noch dazu bey andern
aufs ärgste verlästert, und zwar wider besse-
res Wissen und Gewissen; welches man zum
wenigsten anfangs gehabt hat, ehe man sich
durch den Betrug der Sünde zu einem solchen
Abtritt von dem lebendigen GOtt hat verblen-
den und verbärten lassen. c. 3, 13.

11. Nu[n h]aben wir auch den Parallel-
Ort, den wi[r] [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ervon im zehenden Capitel fin-
den, schon zum voraus, zur Erläuterung dieses
Orts, ein wenig zu erwegen. Von dem gehabten
Stande der Gnaden heißt es v. 26. Die Er-
kenntniß der Wahrheit empfangen haben;

[Spaltenumbruch] und v. 29. Durch das Blut Christi gehetliget
seyn.
Von dem Abfall heißt es v. 26. muth-
willig sündigen, den Sohn GOttes mit
Füssen treten, und das Blut des Testa-
ments unrein achten, durch welches man
geheiliget ist, und den Geist der Gnaden
schmähen.
Von der Unmüglichkeit der
Wiederkehr, und der auf solche erschreckliche
Sünde erfolgenden Strafe, heisset es v. 26.
Wir haben fürder kein Opfer mehr für die
Sünde, sondern ein schreckliches Warten
des Gerichts und des Feuereyfers, der die
Widerwärtigen verzehren wird.
Jmglei-
chen v. 28. 29. Aergere Strafe verdienen, als
unter dem alten Bunde. Wie es denn
schrecklich sey, in die Hände des lebendigen
GOttes zu fallen.
Aus welcher grossen Uber-
einstimmung beyder Oerter wir sehen, wie daß
einer den andern gar sehr erläutert.

12. Hierauf haben wir nun zu erwegen, ob
die alhier beschriebene Sünde eben die bey
den Evangelisten Matth. 12, 31. 32. Marc. 3, 28.
Luc. 12, 10. benennete Sünde wider den Hei-
ligen Geist sey?
Davon folgendes zu mercken
ist:

a. Daß diese Sünde von solcher Beschaffenheit
sey, daß sie mit der Sünde wider den Heiligen
Geist gar genau überein komme. Welches
fürnemlich daraus erhellet, daß von dieser und
von jener Sünde einerley gesaget wird, nemlich
daß dabey keine Vergebung statt finde. Da-
zu kömmt auch diese Gleichheit, welche in der
grossen Feindseligkeit wider die erkannte
Wahrheit bestehet, und in allerhand Läste-
rungen
ausbricht.
b. Daß diese Sünde dennoch in gewissen Stü-
cken von der von den Evangelisten also benen-
neten Sünde wider den Heiligen Geist unter-
schieden
sey. Denn
a. Bey den Evangelisten sind die sündigende
Menschen zwar schon besser überzeugete,
und daher wider ihr Gewissen handelnde:
aber noch keine wahrhaftig erleuchtete
und bekehrete.
Denn so wenig iemand die
feindseligen und heuchlerischen Pharisäer
für wahrhaftig bekehret halten wird; eben
so wenig kan man sie für wahrhaftig er-
leuchtet
halten: sintemal ihre Blindheit
und grosse geistliche Thorheit nicht allein
aus ihren Urtheilen, sondern auch aus den
Aussprüchen Christi bekannt ist, da er sie
zu mehrmalen nennet Narren und Blin-
de,
auch blinde Leiter der Blinden,
sonderlich Matth. 23. Hingegen beschrei-
bet Paulus die Sündigende als Erleuch-
tete
und Bekehrte, die aber durch ihren
Verfall aufhören solche zu seyn.
b. Bey den Evangelisten sind es solche, deren
Sünde nicht in dem Abfall von der Ju-
dischen Religion, sondern in einer Feind-
seligkeit
wider das Amt des Heiligen
Geistes,
dadurch er Christum verklärete,
bestanden. Paulus aber redet von solchen,
welche in der Ordnung wahrer Bekehrung
von
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 6. v. 4. 5. 6.
[Spaltenumbruch] den ordentlichen Gnaden-Mitteln, dadurch
ſonſt die Bekehrung eines Menſchen zuwege
gebracht wird, und alſo von der Gnade GOt-
tes ſelbſt: ſintemal, daß niemand ſich ſelbſt
oder einen andern aus eignen Kraͤften bekehren
kan, ohne das eine ausgemachte Wahrheit
iſt.
c. Daß die Unmuͤglichkeit der Bekehrung her-
ruͤhre, nicht vom Mangel der Gnade
GOttes,
oder des Verdienſtes Chriſti, und
der Wirckung des Heiligen Geiſtes; ſondern
von der Art und Beſchaffenheit dieſer Suͤn-
de:
als welche darinnen beſtehet, daß einer
wider beſſeres Wiſſen und Gewiſſen muthwil-
liger Weiſe mit der Verleugnung Chriſti und
der Chriſtlichen Religion den gantzen Grund
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und dadurch ſich ſelbſt in einen ſolchen jaͤmmer-
lichen Zuſtand ſetzte, daß er dem Willen nach
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gerieth. Gleichwie nun ein ſolcher ſich
dadurch der Gnade GOttes ſelbſt verluſtig
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ihm zu ſeiner Bekehrung, wie bey andern, auch
den groͤbſten Suͤndern, doch noch geſchiehet,
nicht mehr arbeitete. Daß aber GOtt ſich
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ſolchen Menſchen wider ſeinen Willen, oder
bey beharrlicher Widerſetzung zur Bekehrung
zwingen, und alſo die Widerſetzlichkeit ſelbſt
auf eine gewaltſame Weiſe hinwegnehmen
ſolte, iſt wider die Natur des Menſchen; als
der keine Machina, ſondern ein mit einem frey-
en Willen begabtes Geſchoͤpfe GOttes iſt.
Man ſiehet demnach den groſſen Unterſcheid
dieſer Suͤnde von allen andern. Denn da
alle andere Suͤnden, auch die allergroͤbſten und
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Heyls,
die er ſelbſt nicht eingehet, an ſich ſelbſt
ſtehen laͤſſet,
und daher auch noch wol end-
lich in dieſelbe, um auf jenen ſeine Seligkeit
zu gruͤnden, gebracht werden kan: ſo wird bey
dieſer Suͤnde des Abfalls beydes, ſo viel an ei-
nem ſolchen Suͤnder auf ſeiner Seiten iſt, uͤber
einen Haufen geriſſen, ja noch dazu bey andern
aufs aͤrgſte verlaͤſtert, und zwar wider beſſe-
res Wiſſen und Gewiſſen; welches man zum
wenigſten anfangs gehabt hat, ehe man ſich
durch den Betrug der Suͤnde zu einem ſolchen
Abtritt von dem lebendigen GOtt hat verblen-
den und verbaͤrten laſſen. c. 3, 13.

11. Nu[n h]aben wir auch den Parallel-
Ort, den wi[r] [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ervon im zehenden Capitel fin-
den, ſchon zum voraus, zur Erlaͤuterung dieſes
Orts, ein wenig zu erwegen. Von dem gehabten
Stande der Gnaden heißt es v. 26. Die Er-
kenntniß der Wahrheit empfangen haben;

[Spaltenumbruch] und v. 29. Durch das Blut Chriſti gehetliget
ſeyn.
Von dem Abfall heißt es v. 26. muth-
willig ſuͤndigen, den Sohn GOttes mit
Fuͤſſen treten, und das Blut des Teſta-
ments unrein achten, durch welches man
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ſchmaͤhen.
Von der Unmuͤglichkeit der
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Suͤnde erfolgenden Strafe, heiſſet es v. 26.
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des Gerichts und des Feuereyfers, der die
Widerwaͤrtigen verzehren wird.
Jmglei-
chen v. 28. 29. Aergere Strafe verdienen, als
unter dem alten Bunde. Wie es denn
ſchrecklich ſey, in die Haͤnde des lebendigen
GOttes zu fallen.
Aus welcher groſſen Uber-
einſtimmung beyder Oerter wir ſehen, wie daß
einer den andern gar ſehr erlaͤutert.

12. Hierauf haben wir nun zu erwegen, ob
die alhier beſchriebene Suͤnde eben die bey
den Evangeliſten Matth. 12, 31. 32. Marc. 3, 28.
Luc. 12, 10. benennete Suͤnde wider den Hei-
ligen Geiſt ſey?
Davon folgendes zu mercken
iſt:

a. Daß dieſe Suͤnde von ſolcher Beſchaffenheit
ſey, daß ſie mit der Suͤnde wider den Heiligen
Geiſt gar genau uͤberein komme. Welches
fuͤrnemlich daraus erhellet, daß von dieſer und
von jener Suͤnde einerley geſaget wird, nemlich
daß dabey keine Vergebung ſtatt finde. Da-
zu koͤmmt auch dieſe Gleichheit, welche in der
groſſen Feindſeligkeit wider die erkannte
Wahrheit beſtehet, und in allerhand Laͤſte-
rungen
ausbricht.
b. Daß dieſe Suͤnde dennoch in gewiſſen Stuͤ-
cken von der von den Evangeliſten alſo benen-
neten Suͤnde wider den Heiligen Geiſt unter-
ſchieden
ſey. Denn
α. Bey den Evangeliſten ſind die ſuͤndigende
Menſchen zwar ſchon beſſer uͤberzeugete,
und daher wider ihr Gewiſſen handelnde:
aber noch keine wahrhaftig erleuchtete
und bekehrete.
Denn ſo wenig iemand die
feindſeligen und heuchleriſchen Phariſaͤer
fuͤr wahrhaftig bekehret halten wird; eben
ſo wenig kan man ſie fuͤr wahrhaftig er-
leuchtet
halten: ſintemal ihre Blindheit
und groſſe geiſtliche Thorheit nicht allein
aus ihren Urtheilen, ſondern auch aus den
Ausſpruͤchen Chriſti bekannt iſt, da er ſie
zu mehrmalen nennet Narren und Blin-
de,
auch blinde Leiter der Blinden,
ſonderlich Matth. 23. Hingegen beſchrei-
bet Paulus die Suͤndigende als Erleuch-
tete
und Bekehrte, die aber durch ihren
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β. Bey den Evangeliſten ſind es ſolche, deren
Suͤnde nicht in dem Abfall von der Ju-
diſchen Religion, ſondern in einer Feind-
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welche in der Ordnung wahrer Bekehrung
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[312/0314] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 6. v. 4. 5. 6. den ordentlichen Gnaden-Mitteln, dadurch ſonſt die Bekehrung eines Menſchen zuwege gebracht wird, und alſo von der Gnade GOt- tes ſelbſt: ſintemal, daß niemand ſich ſelbſt oder einen andern aus eignen Kraͤften bekehren kan, ohne das eine ausgemachte Wahrheit iſt. c. Daß die Unmuͤglichkeit der Bekehrung her- ruͤhre, nicht vom Mangel der Gnade GOttes, oder des Verdienſtes Chriſti, und der Wirckung des Heiligen Geiſtes; ſondern von der Art und Beſchaffenheit dieſer Suͤn- de: als welche darinnen beſtehet, daß einer wider beſſeres Wiſſen und Gewiſſen muthwil- liger Weiſe mit der Verleugnung Chriſti und der Chriſtlichen Religion den gantzen Grund und die gantze Ordnung des Heyls verwarf, und dadurch ſich ſelbſt in einen ſolchen jaͤmmer- lichen Zuſtand ſetzte, daß er dem Willen nach in die aͤuſſerſte Verhaͤrtung, und daher dem Verſtande nach auch in die groͤſſeſte Finſter- niß gerieth. Gleichwie nun ein ſolcher ſich dadurch der Gnade GOttes ſelbſt verluſtig machte: alſo verriegelte er ſich auch dagegen dergeſtalt, daß ſie keinen Eingang bey ihm funde, und demnach, als bey ihm nur vergeb- lich, von ihm aus gerechtem Gerichte auch der- geſtalt hinweg genommen wurde, daß ſie auch in ihm zu ſeiner Bekehrung, wie bey andern, auch den groͤbſten Suͤndern, doch noch geſchiehet, nicht mehr arbeitete. Daß aber GOtt ſich ſeiner abſoluten Gewalt bedienen, und einen ſolchen Menſchen wider ſeinen Willen, oder bey beharrlicher Widerſetzung zur Bekehrung zwingen, und alſo die Widerſetzlichkeit ſelbſt auf eine gewaltſame Weiſe hinwegnehmen ſolte, iſt wider die Natur des Menſchen; als der keine Machina, ſondern ein mit einem frey- en Willen begabtes Geſchoͤpfe GOttes iſt. Man ſiehet demnach den groſſen Unterſcheid dieſer Suͤnde von allen andern. Denn da alle andere Suͤnden, auch die allergroͤbſten und vorſetzlichſten, doch noch von der Art ſind, daß ein Menſch den Grund des Heyls, darauf er ſelbſt nicht bauet, auch die Ordnung des Heyls, die er ſelbſt nicht eingehet, an ſich ſelbſt ſtehen laͤſſet, und daher auch noch wol end- lich in dieſelbe, um auf jenen ſeine Seligkeit zu gruͤnden, gebracht werden kan: ſo wird bey dieſer Suͤnde des Abfalls beydes, ſo viel an ei- nem ſolchen Suͤnder auf ſeiner Seiten iſt, uͤber einen Haufen geriſſen, ja noch dazu bey andern aufs aͤrgſte verlaͤſtert, und zwar wider beſſe- res Wiſſen und Gewiſſen; welches man zum wenigſten anfangs gehabt hat, ehe man ſich durch den Betrug der Suͤnde zu einem ſolchen Abtritt von dem lebendigen GOtt hat verblen- den und verbaͤrten laſſen. c. 3, 13. 11. Nun haben wir auch den Parallel- Ort, den wir _ervon im zehenden Capitel fin- den, ſchon zum voraus, zur Erlaͤuterung dieſes Orts, ein wenig zu erwegen. Von dem gehabten Stande der Gnaden heißt es v. 26. Die Er- kenntniß der Wahrheit empfangen haben; und v. 29. Durch das Blut Chriſti gehetliget ſeyn. Von dem Abfall heißt es v. 26. muth- willig ſuͤndigen, den Sohn GOttes mit Fuͤſſen treten, und das Blut des Teſta- ments unrein achten, durch welches man geheiliget iſt, und den Geiſt der Gnaden ſchmaͤhen. Von der Unmuͤglichkeit der Wiederkehr, und der auf ſolche erſchreckliche Suͤnde erfolgenden Strafe, heiſſet es v. 26. Wir haben fuͤrder kein Opfer mehr fuͤr die Suͤnde, ſondern ein ſchreckliches Warten des Gerichts und des Feuereyfers, der die Widerwaͤrtigen verzehren wird. Jmglei- chen v. 28. 29. Aergere Strafe verdienen, als unter dem alten Bunde. Wie es denn ſchrecklich ſey, in die Haͤnde des lebendigen GOttes zu fallen. Aus welcher groſſen Uber- einſtimmung beyder Oerter wir ſehen, wie daß einer den andern gar ſehr erlaͤutert. 12. Hierauf haben wir nun zu erwegen, ob die alhier beſchriebene Suͤnde eben die bey den Evangeliſten Matth. 12, 31. 32. Marc. 3, 28. Luc. 12, 10. benennete Suͤnde wider den Hei- ligen Geiſt ſey? Davon folgendes zu mercken iſt: a. Daß dieſe Suͤnde von ſolcher Beſchaffenheit ſey, daß ſie mit der Suͤnde wider den Heiligen Geiſt gar genau uͤberein komme. Welches fuͤrnemlich daraus erhellet, daß von dieſer und von jener Suͤnde einerley geſaget wird, nemlich daß dabey keine Vergebung ſtatt finde. Da- zu koͤmmt auch dieſe Gleichheit, welche in der groſſen Feindſeligkeit wider die erkannte Wahrheit beſtehet, und in allerhand Laͤſte- rungen ausbricht. b. Daß dieſe Suͤnde dennoch in gewiſſen Stuͤ- cken von der von den Evangeliſten alſo benen- neten Suͤnde wider den Heiligen Geiſt unter- ſchieden ſey. Denn α. Bey den Evangeliſten ſind die ſuͤndigende Menſchen zwar ſchon beſſer uͤberzeugete, und daher wider ihr Gewiſſen handelnde: aber noch keine wahrhaftig erleuchtete und bekehrete. Denn ſo wenig iemand die feindſeligen und heuchleriſchen Phariſaͤer fuͤr wahrhaftig bekehret halten wird; eben ſo wenig kan man ſie fuͤr wahrhaftig er- leuchtet halten: ſintemal ihre Blindheit und groſſe geiſtliche Thorheit nicht allein aus ihren Urtheilen, ſondern auch aus den Ausſpruͤchen Chriſti bekannt iſt, da er ſie zu mehrmalen nennet Narren und Blin- de, auch blinde Leiter der Blinden, ſonderlich Matth. 23. Hingegen beſchrei- bet Paulus die Suͤndigende als Erleuch- tete und Bekehrte, die aber durch ihren Verfall aufhoͤren ſolche zu ſeyn. β. Bey den Evangeliſten ſind es ſolche, deren Suͤnde nicht in dem Abfall von der Ju- diſchen Religion, ſondern in einer Feind- ſeligkeit wider das Amt des Heiligen Geiſtes, dadurch er Chriſtum verklaͤrete, beſtanden. Paulus aber redet von ſolchen, welche in der Ordnung wahrer Bekehrung von

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/314>, abgerufen am 27.11.2024.