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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 2. v. 12-13.
[Spaltenumbruch]

10. Wir erkennen hieraus die grosse Wür-
de, welche die Menschen vor den Engeln haben.
Denn so heilig und herrlich diese auch sind; so sind
sie doch so hoch nicht gewürdiget, daß der Sohn
GOttes ihr Bruder hiesse, und sie seine Brü-
der
genennet würden: da er nicht der Engel,
sondern der Menschen ihre Natur an sich genom-
men hat, Hebr. 2, 16. und darinnen seinen Brü-
dern, den Menschen, ausser der Sünde, aller-
dinge gleich worden, v. 17. Welche hohe Wür-
de uns billig zum demüthigen Lobe GOttes er-
wecken soll; da wir nicht allein Christum, als
unsern erstgebornen Bruder Röm. 8, 29. auf
dem Throne der Majestät GOttes haben, son-
dern auch selbst zu solcher Königlichen Würde
mit erhaben werden. 1 Pet. 2, 9. Offenb. 1, 5. 6.
c. 3, 21.

V. 12.

Und spricht: (Ps. 22, 23. 26.) Jch will
verkündigen deinen Namen meinen Brü-
dern, und mitten in der Gemeine dir Lob
singen.

Anmerckungen.

1. Daß der zwey und zwantzigste Psalm
gantz und gar von Christo handele, ist offenbar,
wie aus desselben Jnnhalt, also auch aus dieser
allegation Pauli; ja aus den Worten Christi
selbst, welche er am Creutze aus dessen Anfange
gebrauchte, wenn er sagte: Mein GOTT!
mein GOtt! warum hast du mich ver-
lassen?
Matth. 27, 46. Siehe auch Matth.
27, 35. von der durch das Looß geschehenen
Theilung der Kleider JEsu, nach v. 19.

2. Der Name GOttes ist GOttes Ehre
und Herrlichkeit, welche seiner Natur nach aus
seinen wesentlichen Eigenschaften hervor leuch-
tet: sonderlich die Eigenschaften der Gnade und
der Gerechtigkeit, welche nach der unendlichen
Weisheit und Allmacht GOttes in dem Wer-
cke der Seligkeit also zusammen traten, daß sie
ein Geheimniß- volles temperamentum aus-
machen: dadurch denn GOttes Ehre zu seinem
ewigen Preise kund und verherrlichet wird.

3. Die Verkündigung des Namens
GOttes
gehet auf das Prophetische Amt
Christi, und ist sie geschehen theils unmittelbar
von ihm selbst, da er in der Gemeine seiner Brü-
der, in der Judischen Kirche, in ihrem Tem-
pel, in ihren Synagogen, und allenthalben in
ihrem Lande das Evangelium von seinem Reiche,
und dessen durch die Erlösung zu machenden
Gründung verkündiget hat: theils aber ist ge-
dachte Verkündigung mittelbar geschehen von
seinen in alle Welt ausgesendeten Aposteln, und
ist auch bis auf diese Zeit geschehen, und geschie-
het noch durch den Vortrag der Apostolischen
Lehre: und zwar in der grossen Gemeine, wie
sie Ps. 22, 26. genennet wird, das ist in der gan-
tzen Christlichen Kirche, dazu auch alle Heyden
berufen sind, und noch immer mehr berufen
werden. Welche Gemeine alsdenn erst recht
groß seyn wird, wenn das Evangelium vom
[Spaltenumbruch] Reiche GOttes noch zuletzt wird verkün-
diget werden allen Völckern in der gan-
tzen Welt.
Matth. 24, 14. Da denn erfüllet
werden wird, was Ps. 22, 28. 29. ferner stehet:
Es werde gedacht aller Welt Ende, daß
sie sich zum HERRN bekehren, und vor
ihm anbeten alle Geschlechte der Heyden.
Denn der HERR hat ein Reich, und er
herrschet unter den Heyden.
Da denn dem
Namen GOttes auf dem gantzen Erdboden ein
Halleluja soll gesungen werden.

V. 13.

Und abermal: (an einem andern Orte,
nemlich Ps. 18, 3. oder auch Jes. 8, 17. spricht er
um der Ursache willen nach v. 11.) Jch will
mein Vertrauen auf ihn setzen;
(im Stan-
de der Erniedrigung, zur siegreichen Ausfüh-
rung des gantzen Mittler-Amts, und damit be-
zeugen, daß ich allen andern Menschen, als
meinen Brüdern, darinnen, welches gegen
GOTT ihre Haupt-Pflicht ist, nemlich das
Vertrauen auf ihn setzen, und sich auf ihn ver-
lassen, gleich worden bin.) Und abermal;
(oder noch weiter daselbst,) Siehe da, ich und
die Kinder, welche mit GOTT gegeben
hat,
(daß ich sie solte heiligen, oder erlösen, und
selig machen, die mit mir von einerley menschli-
chen Natur sind.)

Anmerckungen.

1. Wenn man die ersten Worte nicht aus
dem Ps. 18, 3. sondern aus Jes. 8, 17. nimmt;
so hat man das den folgenden Worten vorgesetzte
Wörtlein palin durch ferner, oder weiter, zu
erklären: und konte es von Paulo deßwegen gar
füglich gebrauchet werden, weil gedachte Wor-
te, dem Verstande nach, von den vorhergehen-
den unterschieden sind, doch aber sich gar wohl
zu gleichem Zwecke richten liessen.

2. Daß aber der achtzehende Psalm, der
mit dem zwey und zwantzigsten Capitel des an-
dern Buchs Samuelis übereinkömmt, vom
Meßia handele, und darinnen der Meßias
rede, das siehet man auch daraus, daß Paulus
Röm. 15, 9. den funfzigsten Vers von Christo
daraus anführet. Desgleichen erkennet man
leichtlich von dem Orte Jes. 8, 17. 18. als daselbst
der Meßias redet, sonderlich v. 16. 17. 18. Und
führet Paulus die an beyden Orten vorkommen-
de Worte nur in so weit an, als sie zu seinem
Zwecke dieneten.

3. Was der Zweck Pauli mit Anführung
dieser Worte sey, ist bereits in der paraphrasi
angezeiget, nemlich er beweiset damit, daß der
Meßias der menschlichen Natur nach sowol von
Adam herstamme, als andere Menschen, und
daher unter andern auch darinn ihnen gleich sey,
daß er auf GOTT nebst ihnen sein Vertrauen
richte, sich auch mit ihnen in eine Classe von glei-
cher Art setze, wenn er spricht: Jch und die
Kinder.

4. Die dem Meßia gegebnen paidia, Kin-
der,
sind alhier alle Menschen-Kinder, wel-

che
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 2. v. 12-13.
[Spaltenumbruch]

10. Wir erkennen hieraus die groſſe Wuͤr-
de, welche die Menſchen vor den Engeln haben.
Denn ſo heilig und herrlich dieſe auch ſind; ſo ſind
ſie doch ſo hoch nicht gewuͤrdiget, daß der Sohn
GOttes ihr Bruder hieſſe, und ſie ſeine Bruͤ-
der
genennet wuͤrden: da er nicht der Engel,
ſondern der Menſchen ihre Natur an ſich genom-
men hat, Hebr. 2, 16. und darinnen ſeinen Bruͤ-
dern, den Menſchen, auſſer der Suͤnde, aller-
dinge gleich worden, v. 17. Welche hohe Wuͤr-
de uns billig zum demuͤthigen Lobe GOttes er-
wecken ſoll; da wir nicht allein Chriſtum, als
unſern erſtgebornen Bruder Roͤm. 8, 29. auf
dem Throne der Majeſtaͤt GOttes haben, ſon-
dern auch ſelbſt zu ſolcher Koͤniglichen Wuͤrde
mit erhaben werden. 1 Pet. 2, 9. Offenb. 1, 5. 6.
c. 3, 21.

V. 12.

Und ſpricht: (Pſ. 22, 23. 26.) Jch will
verkuͤndigen deinen Namen meinen Bruͤ-
dern, und mitten in der Gemeine dir Lob
ſingen.

Anmerckungen.

1. Daß der zwey und zwantzigſte Pſalm
gantz und gar von Chriſto handele, iſt offenbar,
wie aus deſſelben Jnnhalt, alſo auch aus dieſer
allegation Pauli; ja aus den Worten Chriſti
ſelbſt, welche er am Creutze aus deſſen Anfange
gebrauchte, wenn er ſagte: Mein GOTT!
mein GOtt! warum haſt du mich ver-
laſſen?
Matth. 27, 46. Siehe auch Matth.
27, 35. von der durch das Looß geſchehenen
Theilung der Kleider JEſu, nach v. 19.

2. Der Name GOttes iſt GOttes Ehre
und Herrlichkeit, welche ſeiner Natur nach aus
ſeinen weſentlichen Eigenſchaften hervor leuch-
tet: ſonderlich die Eigenſchaften der Gnade und
der Gerechtigkeit, welche nach der unendlichen
Weisheit und Allmacht GOttes in dem Wer-
cke der Seligkeit alſo zuſammen traten, daß ſie
ein Geheimniß- volles temperamentum aus-
machen: dadurch denn GOttes Ehre zu ſeinem
ewigen Preiſe kund und verherrlichet wird.

3. Die Verkuͤndigung des Namens
GOttes
gehet auf das Prophetiſche Amt
Chriſti, und iſt ſie geſchehen theils unmittelbar
von ihm ſelbſt, da er in der Gemeine ſeiner Bruͤ-
der, in der Judiſchen Kirche, in ihrem Tem-
pel, in ihren Synagogen, und allenthalben in
ihrem Lande das Evangelium von ſeinem Reiche,
und deſſen durch die Erloͤſung zu machenden
Gruͤndung verkuͤndiget hat: theils aber iſt ge-
dachte Verkuͤndigung mittelbar geſchehen von
ſeinen in alle Welt ausgeſendeten Apoſteln, und
iſt auch bis auf dieſe Zeit geſchehen, und geſchie-
het noch durch den Vortrag der Apoſtoliſchen
Lehre: und zwar in der groſſen Gemeine, wie
ſie Pſ. 22, 26. genennet wird, das iſt in der gan-
tzen Chriſtlichen Kirche, dazu auch alle Heyden
berufen ſind, und noch immer mehr berufen
werden. Welche Gemeine alsdenn erſt recht
groß ſeyn wird, wenn das Evangelium vom
[Spaltenumbruch] Reiche GOttes noch zuletzt wird verkuͤn-
diget werden allen Voͤlckern in der gan-
tzen Welt.
Matth. 24, 14. Da denn erfuͤllet
werden wird, was Pſ. 22, 28. 29. ferner ſtehet:
Es werde gedacht aller Welt Ende, daß
ſie ſich zum HERRN bekehren, und vor
ihm anbeten alle Geſchlechte der Heyden.
Denn der HERR hat ein Reich, und er
herrſchet unter den Heyden.
Da denn dem
Namen GOttes auf dem gantzen Erdboden ein
Halleluja ſoll geſungen werden.

V. 13.

Und abermal: (an einem andern Orte,
nemlich Pſ. 18, 3. oder auch Jeſ. 8, 17. ſpricht er
um der Urſache willen nach v. 11.) Jch will
mein Vertrauen auf ihn ſetzen;
(im Stan-
de der Erniedrigung, zur ſiegreichen Ausfuͤh-
rung des gantzen Mittler-Amts, und damit be-
zeugen, daß ich allen andern Menſchen, als
meinen Bruͤdern, darinnen, welches gegen
GOTT ihre Haupt-Pflicht iſt, nemlich das
Vertrauen auf ihn ſetzen, und ſich auf ihn ver-
laſſen, gleich worden bin.) Und abermal;
(oder noch weiter daſelbſt,) Siehe da, ich und
die Kinder, welche mit GOTT gegeben
hat,
(daß ich ſie ſolte heiligen, oder erloͤſen, und
ſelig machen, die mit mir von einerley menſchli-
chen Natur ſind.)

Anmerckungen.

1. Wenn man die erſten Worte nicht aus
dem Pſ. 18, 3. ſondern aus Jeſ. 8, 17. nimmt;
ſo hat man das den folgenden Worten vorgeſetzte
Woͤrtlein ϖάλιν durch ferner, oder weiter, zu
erklaͤren: und konte es von Paulo deßwegen gar
fuͤglich gebrauchet werden, weil gedachte Wor-
te, dem Verſtande nach, von den vorhergehen-
den unterſchieden ſind, doch aber ſich gar wohl
zu gleichem Zwecke richten lieſſen.

2. Daß aber der achtzehende Pſalm, der
mit dem zwey und zwantzigſten Capitel des an-
dern Buchs Samuelis uͤbereinkoͤmmt, vom
Meßia handele, und darinnen der Meßias
rede, das ſiehet man auch daraus, daß Paulus
Roͤm. 15, 9. den funfzigſten Vers von Chriſto
daraus anfuͤhret. Desgleichen erkennet man
leichtlich von dem Orte Jeſ. 8, 17. 18. als daſelbſt
der Meßias redet, ſonderlich v. 16. 17. 18. Und
fuͤhret Paulus die an beyden Orten vorkommen-
de Worte nur in ſo weit an, als ſie zu ſeinem
Zwecke dieneten.

3. Was der Zweck Pauli mit Anfuͤhrung
dieſer Worte ſey, iſt bereits in der paraphraſi
angezeiget, nemlich er beweiſet damit, daß der
Meßias der menſchlichen Natur nach ſowol von
Adam herſtamme, als andere Menſchen, und
daher unter andern auch darinn ihnen gleich ſey,
daß er auf GOTT nebſt ihnen ſein Vertrauen
richte, ſich auch mit ihnen in eine Claſſe von glei-
cher Art ſetze, wenn er ſpricht: Jch und die
Kinder.

4. Die dem Meßia gegebnen παιδία, Kin-
der,
ſind alhier alle Menſchen-Kinder, wel-

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[268/0270] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 2. v. 12-13. 10. Wir erkennen hieraus die groſſe Wuͤr- de, welche die Menſchen vor den Engeln haben. Denn ſo heilig und herrlich dieſe auch ſind; ſo ſind ſie doch ſo hoch nicht gewuͤrdiget, daß der Sohn GOttes ihr Bruder hieſſe, und ſie ſeine Bruͤ- der genennet wuͤrden: da er nicht der Engel, ſondern der Menſchen ihre Natur an ſich genom- men hat, Hebr. 2, 16. und darinnen ſeinen Bruͤ- dern, den Menſchen, auſſer der Suͤnde, aller- dinge gleich worden, v. 17. Welche hohe Wuͤr- de uns billig zum demuͤthigen Lobe GOttes er- wecken ſoll; da wir nicht allein Chriſtum, als unſern erſtgebornen Bruder Roͤm. 8, 29. auf dem Throne der Majeſtaͤt GOttes haben, ſon- dern auch ſelbſt zu ſolcher Koͤniglichen Wuͤrde mit erhaben werden. 1 Pet. 2, 9. Offenb. 1, 5. 6. c. 3, 21. V. 12. Und ſpricht: (Pſ. 22, 23. 26.) Jch will verkuͤndigen deinen Namen meinen Bruͤ- dern, und mitten in der Gemeine dir Lob ſingen. Anmerckungen. 1. Daß der zwey und zwantzigſte Pſalm gantz und gar von Chriſto handele, iſt offenbar, wie aus deſſelben Jnnhalt, alſo auch aus dieſer allegation Pauli; ja aus den Worten Chriſti ſelbſt, welche er am Creutze aus deſſen Anfange gebrauchte, wenn er ſagte: Mein GOTT! mein GOtt! warum haſt du mich ver- laſſen? Matth. 27, 46. Siehe auch Matth. 27, 35. von der durch das Looß geſchehenen Theilung der Kleider JEſu, nach v. 19. 2. Der Name GOttes iſt GOttes Ehre und Herrlichkeit, welche ſeiner Natur nach aus ſeinen weſentlichen Eigenſchaften hervor leuch- tet: ſonderlich die Eigenſchaften der Gnade und der Gerechtigkeit, welche nach der unendlichen Weisheit und Allmacht GOttes in dem Wer- cke der Seligkeit alſo zuſammen traten, daß ſie ein Geheimniß- volles temperamentum aus- machen: dadurch denn GOttes Ehre zu ſeinem ewigen Preiſe kund und verherrlichet wird. 3. Die Verkuͤndigung des Namens GOttes gehet auf das Prophetiſche Amt Chriſti, und iſt ſie geſchehen theils unmittelbar von ihm ſelbſt, da er in der Gemeine ſeiner Bruͤ- der, in der Judiſchen Kirche, in ihrem Tem- pel, in ihren Synagogen, und allenthalben in ihrem Lande das Evangelium von ſeinem Reiche, und deſſen durch die Erloͤſung zu machenden Gruͤndung verkuͤndiget hat: theils aber iſt ge- dachte Verkuͤndigung mittelbar geſchehen von ſeinen in alle Welt ausgeſendeten Apoſteln, und iſt auch bis auf dieſe Zeit geſchehen, und geſchie- het noch durch den Vortrag der Apoſtoliſchen Lehre: und zwar in der groſſen Gemeine, wie ſie Pſ. 22, 26. genennet wird, das iſt in der gan- tzen Chriſtlichen Kirche, dazu auch alle Heyden berufen ſind, und noch immer mehr berufen werden. Welche Gemeine alsdenn erſt recht groß ſeyn wird, wenn das Evangelium vom Reiche GOttes noch zuletzt wird verkuͤn- diget werden allen Voͤlckern in der gan- tzen Welt. Matth. 24, 14. Da denn erfuͤllet werden wird, was Pſ. 22, 28. 29. ferner ſtehet: Es werde gedacht aller Welt Ende, daß ſie ſich zum HERRN bekehren, und vor ihm anbeten alle Geſchlechte der Heyden. Denn der HERR hat ein Reich, und er herrſchet unter den Heyden. Da denn dem Namen GOttes auf dem gantzen Erdboden ein Halleluja ſoll geſungen werden. V. 13. Und abermal: (an einem andern Orte, nemlich Pſ. 18, 3. oder auch Jeſ. 8, 17. ſpricht er um der Urſache willen nach v. 11.) Jch will mein Vertrauen auf ihn ſetzen; (im Stan- de der Erniedrigung, zur ſiegreichen Ausfuͤh- rung des gantzen Mittler-Amts, und damit be- zeugen, daß ich allen andern Menſchen, als meinen Bruͤdern, darinnen, welches gegen GOTT ihre Haupt-Pflicht iſt, nemlich das Vertrauen auf ihn ſetzen, und ſich auf ihn ver- laſſen, gleich worden bin.) Und abermal; (oder noch weiter daſelbſt,) Siehe da, ich und die Kinder, welche mit GOTT gegeben hat, (daß ich ſie ſolte heiligen, oder erloͤſen, und ſelig machen, die mit mir von einerley menſchli- chen Natur ſind.) Anmerckungen. 1. Wenn man die erſten Worte nicht aus dem Pſ. 18, 3. ſondern aus Jeſ. 8, 17. nimmt; ſo hat man das den folgenden Worten vorgeſetzte Woͤrtlein ϖάλιν durch ferner, oder weiter, zu erklaͤren: und konte es von Paulo deßwegen gar fuͤglich gebrauchet werden, weil gedachte Wor- te, dem Verſtande nach, von den vorhergehen- den unterſchieden ſind, doch aber ſich gar wohl zu gleichem Zwecke richten lieſſen. 2. Daß aber der achtzehende Pſalm, der mit dem zwey und zwantzigſten Capitel des an- dern Buchs Samuelis uͤbereinkoͤmmt, vom Meßia handele, und darinnen der Meßias rede, das ſiehet man auch daraus, daß Paulus Roͤm. 15, 9. den funfzigſten Vers von Chriſto daraus anfuͤhret. Desgleichen erkennet man leichtlich von dem Orte Jeſ. 8, 17. 18. als daſelbſt der Meßias redet, ſonderlich v. 16. 17. 18. Und fuͤhret Paulus die an beyden Orten vorkommen- de Worte nur in ſo weit an, als ſie zu ſeinem Zwecke dieneten. 3. Was der Zweck Pauli mit Anfuͤhrung dieſer Worte ſey, iſt bereits in der paraphraſi angezeiget, nemlich er beweiſet damit, daß der Meßias der menſchlichen Natur nach ſowol von Adam herſtamme, als andere Menſchen, und daher unter andern auch darinn ihnen gleich ſey, daß er auf GOTT nebſt ihnen ſein Vertrauen richte, ſich auch mit ihnen in eine Claſſe von glei- cher Art ſetze, wenn er ſpricht: Jch und die Kinder. 4. Die dem Meßia gegebnen παιδία, Kin- der, ſind alhier alle Menſchen-Kinder, wel- che

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/270>, abgerufen am 23.11.2024.