Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 2. v. 13. 14. an die Hebräer. [Spaltenumbruch]
che ihm, als dem Bürgen und Mittler, überge-ben und überlassen waren zur Erlösung. Es ist aber solches Ubergeben von gedoppelter Art. Denn erstlich sind alle Menschen Christo überge- ben der Erwerbung nach: und denn werden sie ihm auch vom Vater durch die Wirckung des Heiligen Geistes zugeführet, der application nach. Die erste Art des Ubergebens ist allge- mein, oder gehet über alle Menschen ohne ein- tzige Ausnahme: aber da die andere Art die Heyls-Ordnung zum Grunde hat, und viele sich in diese nicht bringen lassen, so wiederfähret das Geben, oder Ubergeben, auch nur denen, wel- che solche Ordnung eingehen. Und von solchem Geben des Vaters an den Sohn durch die Wir- ckung des Heiligen Geistes heißt es Joh. 6, 44. Niemand kan zu mir kommen, es sey denn daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat. Siehe auch v. 65. imgleichen c. 10, 29. da Christus, als der grosse Hirte, von seinen Scha- fen spricht; daß sie ihm der Vater gegeben habe. Sonderlich aber preiset unser Heyland dieses Geben der Gläubigen gegen seinen himm- lischen Vater in seinem Hohenpriesterlichen Ge- bete c. 17. da es v. 2. heißt: Gleichwie du ihm Macht gegeben hast über alles Fleisch, aufdaß er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. V. 6. Jch ha- be deinen Namen offenbaret den Men- schen, die du mir von der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort behalten. V. 7. Nun wissen sie, daß alles, was du mir gegeben hast, sey von dir. Siehe auch v. 9. 11. 12. 24. V. 14. Da nun die Kinder (die Menschen-Kin- Anmerckungen. 1. Das Wort Kinder wiederholet der 2. Durch Fleisch und Blut wird alhier, 3. Durch die Theilhaftigwerdung des 4. Die Annehmung der menschlichen 5. Durch Christi leiblichen Tod ist hin- 6. Der Teufel hat Macht über die die L l 3
Cap. 2. v. 13. 14. an die Hebraͤer. [Spaltenumbruch]
che ihm, als dem Buͤrgen und Mittler, uͤberge-ben und uͤberlaſſen waren zur Erloͤſung. Es iſt aber ſolches Ubergeben von gedoppelter Art. Denn erſtlich ſind alle Menſchen Chriſto uͤberge- ben der Erwerbung nach: und denn werden ſie ihm auch vom Vater durch die Wirckung des Heiligen Geiſtes zugefuͤhret, der application nach. Die erſte Art des Ubergebens iſt allge- mein, oder gehet uͤber alle Menſchen ohne ein- tzige Ausnahme: aber da die andere Art die Heyls-Ordnung zum Grunde hat, und viele ſich in dieſe nicht bringen laſſen, ſo wiederfaͤhret das Geben, oder Ubergeben, auch nur denen, wel- che ſolche Ordnung eingehen. Und von ſolchem Geben des Vaters an den Sohn durch die Wir- ckung des Heiligen Geiſtes heißt es Joh. 6, 44. Niemand kan zu mir kommen, es ſey denn daß ihn ziehe der Vater, der mich geſandt hat. Siehe auch v. 65. imgleichen c. 10, 29. da Chriſtus, als der groſſe Hirte, von ſeinen Scha- fen ſpricht; daß ſie ihm der Vater gegeben habe. Sonderlich aber preiſet unſer Heyland dieſes Geben der Glaͤubigen gegen ſeinen himm- liſchen Vater in ſeinem Hohenprieſterlichen Ge- bete c. 17. da es v. 2. heißt: Gleichwie du ihm Macht gegeben haſt uͤber alles Fleiſch, aufdaß er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben haſt. V. 6. Jch ha- be deinen Namen offenbaret den Men- ſchen, die du mir von der Welt gegeben haſt. Sie waren dein, und du haſt ſie mir gegeben, und ſie haben dein Wort behalten. V. 7. Nun wiſſen ſie, daß alles, was du mir gegeben haſt, ſey von dir. Siehe auch v. 9. 11. 12. 24. V. 14. Da nun die Kinder (die Menſchen-Kin- Anmerckungen. 1. Das Wort Kinder wiederholet der 2. Durch Fleiſch und Blut wird alhier, 3. Durch die Theilhaftigwerdung des 4. Die Annehmung der menſchlichen 5. Durch Chriſti leiblichen Tod iſt hin- 6. Der Teufel hat Macht uͤber die die L l 3
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Cap. 2. v. 13. 14. an die Hebraͤer.
che ihm, als dem Buͤrgen und Mittler, uͤberge-
ben und uͤberlaſſen waren zur Erloͤſung. Es iſt
aber ſolches Ubergeben von gedoppelter Art.
Denn erſtlich ſind alle Menſchen Chriſto uͤberge-
ben der Erwerbung nach: und denn werden
ſie ihm auch vom Vater durch die Wirckung des
Heiligen Geiſtes zugefuͤhret, der application
nach. Die erſte Art des Ubergebens iſt allge-
mein, oder gehet uͤber alle Menſchen ohne ein-
tzige Ausnahme: aber da die andere Art die
Heyls-Ordnung zum Grunde hat, und viele ſich
in dieſe nicht bringen laſſen, ſo wiederfaͤhret das
Geben, oder Ubergeben, auch nur denen, wel-
che ſolche Ordnung eingehen. Und von ſolchem
Geben des Vaters an den Sohn durch die Wir-
ckung des Heiligen Geiſtes heißt es Joh. 6, 44.
Niemand kan zu mir kommen, es ſey denn
daß ihn ziehe der Vater, der mich geſandt
hat. Siehe auch v. 65. imgleichen c. 10, 29. da
Chriſtus, als der groſſe Hirte, von ſeinen Scha-
fen ſpricht; daß ſie ihm der Vater gegeben
habe. Sonderlich aber preiſet unſer Heyland
dieſes Geben der Glaͤubigen gegen ſeinen himm-
liſchen Vater in ſeinem Hohenprieſterlichen Ge-
bete c. 17. da es v. 2. heißt: Gleichwie du ihm
Macht gegeben haſt uͤber alles Fleiſch,
aufdaß er das ewige Leben gebe allen,
die du ihm gegeben haſt. V. 6. Jch ha-
be deinen Namen offenbaret den Men-
ſchen, die du mir von der Welt gegeben
haſt. Sie waren dein, und du haſt ſie
mir gegeben, und ſie haben dein Wort
behalten. V. 7. Nun wiſſen ſie, daß alles,
was du mir gegeben haſt, ſey von dir.
Siehe auch v. 9. 11. 12. 24.
V. 14.
Da nun die Kinder (die Menſchen-Kin-
der, deren Bruder ſich der Meßias zu nennen
ſich nicht ſchaͤmet,) Fleiſch und Blut (menſch-
liche Natur, dazu zuvorderſt auch die unſterbli-
che Seele gehoͤret, unter ſich gemein) haben,
iſt er es gleicher maſſen theilhaftig wor-
den, (durch die Geheimniß-volle Menſchwer-
dung) aufdaß er durch den (Verſoͤhnungs-)
Tod (mit den dazu gehoͤrigen und vorhergegan-
genen Leiden, auch mit dem thaͤtigen Gehor-
ſam,) die Macht (welche in der Suͤnde iſt,)
naͤhme dem, der (zur Strafe der Suͤnde) des
(ewigen) Todes Gewalt hatte, das iſt dem
Teufel, (dem Obriſten der boͤſen Geiſter, und
allem ſeinem Anhang der uͤbrigen boͤſen Geiſter,
als ſeiner Engel, Matth. 24, 41. Offenb. 12,
v. 7. 9.)
Anmerckungen.
1. Das Wort Kinder wiederholet der
Apoſtel aus dem vorhergehenden Vers, und aus
den Worten des Meßiaͤ bey dem Jeſaia c. 8, 18.
und heißt es an beyden Orten ſoviel, als Men-
ſchen-Kinder, oder die Menſchen insgemein:
welchen der Meßias gleich worden iſt.
2. Durch Fleiſch und Blut wird alhier,
nach Hebraͤiſcher Art zu reden, die gantze menſch-
liche Natur, und alſo die unſterbliche Seele auch
mit verſtanden: wie denn die gantze menſchliche
Natur auch ſonſt oͤfter alſo von dem, was an ihr
ſichtbar iſt, benennet wird (Siehe ſonderlich
1 Cor. 15, 50.) auch wol nur mit dem Worte
Fleiſch allein; wenn es unter andern Joh. 1, 14.
heißt: Das Wort ward Fleiſch, und woh-
nete unter uns. Und da aus der menſchlichen
Natur der Menſch ſelbſt beſtehet, ſo heißt Fleiſch
und Blut auch insgemein ſoviel, als ein bloſſer
Menſch. Siehe Matth. 16, 17. da Chriſtus zu
Petro ſagte: Fleiſch und Blut hat dir das
nicht offenbaret, ſondern mein Vater im
Himmel. Und Gal. 1, 16. da GOTT ſeinen
Sohn offenbarete in mir, daß ich ihn
durchs Evangelium verkuͤndigen ſolte un-
ter den Heyden, alſobald fuhr ich zu, und
beſprach mich nicht daruͤber mit Fleiſch
Blut, (mit einem eintzigen Menſchen, oder
Apoſtel, das Evangelium erſt von demſelben zu
lernen: wie es der Context alhier mit ſich brin-
get.) Desgleichen Eph. 6, 12. Wir haben
nicht mit Fleiſch und Blut (mit bloſſen und
ſchwachen Menſchen) zu kaͤmpfen, ſondern
mit Fuͤrſten und Gewaltigen u. ſ. w.
3. Durch die Theilhaftigwerdung des
menſchlichen Fleiſches und Blutes wird das Ge-
heimniß der Menſchwerdung angezeiget.
Da denn die Rede iſt von dem Sohn GOttes,
zuvorderſt nach der goͤttlichen, vorhin c. 1. be-
ſchriebenen Natur: nach welcher er Joh. 1, 14.
heißt das Wort, welches Fleiſch worden. Nach
dieſer Natur hat ſich der Sohn GOttes zu uns
herab gelaſſen, und in dem geſegneten Leibe der
Jungfrau Marien unter Geheimniß- voller
Uberſchattung des Heiligen Geiſtes dieſelbe von
der Suͤnde gereiniget, an ſich genommen, und
mit der goͤttlichen perſoͤnlich, oder alſo, daß aus
beyden Naturen nur eine Perſon wuͤrde, aufs
allergenaueſte und beſtaͤndigſte vereiniget.
4. Die Annehmung der menſchlichen
Natur war noͤthig, um fuͤr die Menſchen in
derſelben, unter der Kraft der einwohnenden
goͤttlichen Natur, nach der geleiſteten Buͤrg-
ſchaft, zur Erfuͤllung der ſo vielen Vorbilder
des alten Teſtaments, ſonderlich derer an den
Opfern, leiden und ſterben zu koͤnnen. Es wird
denn durch den Tod Chriſti, welcher ein an ſtatt
aller Menſchen geſchehener Verſoͤhnungs-Tod
war, ſein gantzes dahin gehoͤriges Leiden ver-
ſtanden, und dabey auch zugleich auf ſeinen fuͤr
das gantze menſchliche Geſchlecht geleiſteten thaͤ-
tigen Gehorſam, in Erfuͤllung des Geſetzes, ge-
ſchen: welcher ſich auch in dem Leiden ſelbſt aufs
vollkommenſte erwieſen hat.
5. Durch Chriſti leiblichen Tod iſt hin-
weg genommen alles, was den Namen des To-
des bey dem menſchlichen Geſchlechte hat, nem-
lich der leibliche, der geiſtliche und der ewi-
ge Tod.
6. Der Teufel hat Macht uͤber die
Menſchen in Anſehung dieſes dreyfachen Todes.
Denn nachdem er das menſchliche Geſchlecht
durch die Suͤnde in den geiſtlichen Tod geſtuͤrtzet
hat, ſo beherrſchet er es natuͤrlicher Weiſe durch
die
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