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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefes Pauli C. 3. v. 11. 12. 13. C. 4. v. 1.
[Spaltenumbruch] selbst aber, auf den es ausser unserm Wunsch al-
lein ankömmt) unser Vater (kai Pater emon,
der auch unser Vater ist) und unser HErr
JEsus Christus
(der der HErr, oder Jeho-
vah, oder der grosse GOtt ist in der Einigkeit des
Wesens mit dem Vater, und unser HErr, der
uns nicht allein erschaffen, sondern auch erlöset
hat) schicke unsern Weg zu euch (richte durch
seine Führung alle Umstände und Gelegenheit,
mit Hinwegnehmung aller Hinderungen, dahin
daß ich, nach seinem daraus erkanten gnädigen
Willen, zu euch kommen könne. Siehe
Röm. 1, 10.)

V. 12.

Euch aber vermehre der HERR, und
lasse die Liebe völlig werden
(Gr. Euch
aber lasse der HErr überschwenglich und über-
flüßig seyn in der Liebe:) unter einander (in
der Gemeine) und gegen iederman (auch ge-
gen die, welche draussen sind, unbekehrte Ju-
den und Heyden,) wie denn auch wir sind
gegen euch,
(nemlich in der Liebe überfliessend;
wie schon bezeuget worden c. 2, 7. u. s. f. Siehe
auch 1 Pet. 1, 22. cap. 4, 8. 2 Pet. 1, 7. 1 Joh.
3, 23.)

V. 13.

Daß eure Hertzen gestärcket und un-
sträflich seyn,
(daß er eure Hertzen stärcke un-
sträflich zu seyn,) in der Heiligkeit vor GOtt
und unserm Vater, auf die Zukunft
(Gr.
in der Zukunft) unsers HErrn JEsu Chri-
sti,
(welche) samt allen seinen Heiligen
(Engeln, theils auch Menschen Matth. 25, 31.
Col. 3, 4. 2 Thess. 1, 7. Jud. v. 15. geschehen
wird.)

Anmerckungen.

1. Pauli Wunsch gieng im vorhergehen-
[Spaltenumbruch] den Vers auf die Vermehrung der Liebe, da
nun in der Liebe alle zur Heiligung und wirckli-
chen Heiligkeit gehörige Pflichten liegen; so zei-
get er in diesem Verse an, wozu in der Bevesti-
gung des Hertzens solche Ubung der Liebe, seinem
Wunsche nach, gereichen solle, nemlich zu ei-
ner Unsträflichkeit in der Heiligkeit, oder im hei-
ligen Wandel.

2. Unsträflich aber ist die Heiligkeit des
Wandels, wenn der Mensch darinn nach allem
guten Gewissen einher gehet, und die Sünde
dergestalt nicht über sich herrschen läßt, daß er
den alten Menschen immermehr ausziehet, den
neuen aber anziehet, und also von Tage zu Tage
immer mehr erneuert wird.

3. Nun bestehen wir zwar eigentlich vor
GOTT mit der geschenckten Gerechtigkeit Chri-
sti: weil doch aber diese weder erlanget, noch
behalten wird ausser der Ordnung det wahren
Bekehrung und Erneuerung, und man den
Schatz des Glaubens nebst der Gerechtig-
keit CHristi im guten und reinen Gewissen zu
bewahren hat, so gehet der Apostel alhier auf
solche Ordnung.

4. Nun muß zwar der Mensch in seinem
Glauben und Wandel sich allezeit in der Gegen-
wart GOttes befinden, und immer aufs neue in
dieselbe fallen: weil doch aber diese Gegenwart
am künftigen Welt-Gericht viel nachdrücklicher
seyn und den Ausschlag geben wird von unserm
Glauben und Leben; so hat man billig alles dahin
zu richten, daß man in dieser Zukunft Christi mit
gutem Gewissen bestehen möge: dahin denn
auch Pauli Wunsch gehet. Siehe auch 1 Cor. 1,
8. Phil. 1, 10. Col. 1, 22. 1 Thess. 5, 23.

Das Vierte Capitel,
Darinnen
Der Apostel die Thessalonicher durch unterschiedliche zum
heiligen Wandel gehörige Lebens-Reguln noch ferner zum Wachsthum in
der Erneuerung ermuntert/ ihnen auch in der Lehre von der Zukunft
Christi und der Auferstehung der Todten einen nöthigen
Unterricht giebet.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

WEiter, lieben Brüder, bitten
wir euch und ermahnen
in dem HErrn JESU,

(in seinem Namen und an sei-
ner statt; als der durch uns
vermahnet 2 Cor. 5, 20.) nach-
dem
(kathos, gleichwie) ihr von uns empfan-
gen
(gehöret und gesehen, auch willig ange-
nommen) habt, (c. 2, 13.) wie ihr sollet wan-
deln,
(innerlich mit eurem Hertzen und dessen
[Spaltenumbruch] Neigungen vor GOTT, und äusserlich vor
GOtt und Menschen, und vermöge des leben-
digen Glaubens die Pflichten der Liebe ausüben)
und GOtt (wie zuvorderst in Christo durch die
euch geschenckte Glaubens-Gerechtigkeit, also
auch zum Erweis derselben in dem seinem
heiligen Willen gleichförmigen Leben) daß
ihr immer völliger werdet
) sintemal ihr nach
dem alten Menschen immer mehr abzunehmen,
an dem neuen aber zuzunehmen habet.)

An-

Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 3. v. 11. 12. 13. C. 4. v. 1.
[Spaltenumbruch] ſelbſt aber, auf den es auſſer unſerm Wunſch al-
lein ankoͤmmt) unſer Vater (καὶ Πατηρ ἡμῶν,
der auch unſer Vater iſt) und unſer HErr
JEſus Chriſtus
(der der HErr, oder Jeho-
vah, oder der groſſe GOtt iſt in der Einigkeit des
Weſens mit dem Vater, und unſer HErr, der
uns nicht allein erſchaffen, ſondern auch erloͤſet
hat) ſchicke unſern Weg zu euch (richte durch
ſeine Fuͤhrung alle Umſtaͤnde und Gelegenheit,
mit Hinwegnehmung aller Hinderungen, dahin
daß ich, nach ſeinem daraus erkanten gnaͤdigen
Willen, zu euch kommen koͤnne. Siehe
Roͤm. 1, 10.)

V. 12.

Euch aber vermehre der HERR, und
laſſe die Liebe voͤllig werden
(Gr. Euch
aber laſſe der HErr uͤberſchwenglich und uͤber-
fluͤßig ſeyn in der Liebe:) unter einander (in
der Gemeine) und gegen iederman (auch ge-
gen die, welche drauſſen ſind, unbekehrte Ju-
den und Heyden,) wie denn auch wir ſind
gegen euch,
(nemlich in der Liebe uͤberflieſſend;
wie ſchon bezeuget worden c. 2, 7. u. ſ. f. Siehe
auch 1 Pet. 1, 22. cap. 4, 8. 2 Pet. 1, 7. 1 Joh.
3, 23.)

V. 13.

Daß eure Hertzen geſtaͤrcket und un-
ſtraͤflich ſeyn,
(daß er eure Hertzen ſtaͤrcke un-
ſtraͤflich zu ſeyn,) in der Heiligkeit vor GOtt
und unſerm Vater, auf die Zukunft
(Gr.
in der Zukunft) unſers HErrn JEſu Chri-
ſti,
(welche) ſamt allen ſeinen Heiligen
(Engeln, theils auch Menſchen Matth. 25, 31.
Col. 3, 4. 2 Theſſ. 1, 7. Jud. v. 15. geſchehen
wird.)

Anmerckungen.

1. Pauli Wunſch gieng im vorhergehen-
[Spaltenumbruch] den Vers auf die Vermehrung der Liebe, da
nun in der Liebe alle zur Heiligung und wirckli-
chen Heiligkeit gehoͤrige Pflichten liegen; ſo zei-
get er in dieſem Verſe an, wozu in der Beveſti-
gung des Hertzens ſolche Ubung der Liebe, ſeinem
Wunſche nach, gereichen ſolle, nemlich zu ei-
ner Unſtraͤflichkeit in der Heiligkeit, oder im hei-
ligen Wandel.

2. Unſtraͤflich aber iſt die Heiligkeit des
Wandels, wenn der Menſch darinn nach allem
guten Gewiſſen einher gehet, und die Suͤnde
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den alten Menſchen immermehr ausziehet, den
neuen aber anziehet, und alſo von Tage zu Tage
immer mehr erneuert wird.

3. Nun beſtehen wir zwar eigentlich vor
GOTT mit der geſchenckten Gerechtigkeit Chri-
ſti: weil doch aber dieſe weder erlanget, noch
behalten wird auſſer der Ordnung det wahren
Bekehrung und Erneuerung, und man den
Schatz des Glaubens nebſt der Gerechtig-
keit CHriſti im guten und reinen Gewiſſen zu
bewahren hat, ſo gehet der Apoſtel alhier auf
ſolche Ordnung.

4. Nun muß zwar der Menſch in ſeinem
Glauben und Wandel ſich allezeit in der Gegen-
wart GOttes befinden, und immer aufs neue in
dieſelbe fallen: weil doch aber dieſe Gegenwart
am kuͤnftigen Welt-Gericht viel nachdruͤcklicher
ſeyn und den Ausſchlag geben wird von unſerm
Glauben und Leben; ſo hat man billig alles dahin
zu richten, daß man in dieſer Zukunft Chriſti mit
gutem Gewiſſen beſtehen moͤge: dahin denn
auch Pauli Wunſch gehet. Siehe auch 1 Cor. 1,
8. Phil. 1, 10. Col. 1, 22. 1 Theſſ. 5, 23.

Das Vierte Capitel,
Darinnen
Der Apoſtel die Theſſalonicher durch unterſchiedliche zum
heiligen Wandel gehoͤrige Lebens-Reguln noch ferner zum Wachsthum in
der Erneuerung ermuntert/ ihnen auch in der Lehre von der Zukunft
Chriſti und der Auferſtehung der Todten einen noͤthigen
Unterricht giebet.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

WEiter, lieben Bruͤder, bitten
wir euch und ermahnen
in dem HErrn JESU,

(in ſeinem Namen und an ſei-
ner ſtatt; als der durch uns
vermahnet 2 Cor. 5, 20.) nach-
dem
(καϑὼς, gleichwie) ihr von uns empfan-
gen
(gehoͤret und geſehen, auch willig ange-
nommen) habt, (c. 2, 13.) wie ihr ſollet wan-
deln,
(innerlich mit eurem Hertzen und deſſen
[Spaltenumbruch] Neigungen vor GOTT, und aͤuſſerlich vor
GOtt und Menſchen, und vermoͤge des leben-
digen Glaubens die Pflichten der Liebe ausuͤben)
und GOtt (wie zuvorderſt in Chriſto durch die
euch geſchenckte Glaubens-Gerechtigkeit, alſo
auch zum Erweis derſelben in dem ſeinem
heiligen Willen gleichfoͤrmigen Leben) daß
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) ſintemal ihr nach
dem alten Menſchen immer mehr abzunehmen,
an dem neuen aber zuzunehmen habet.)

An-
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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/26>, abgerufen am 23.11.2024.