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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 4. v. 1. 2. 3. 4. an die Thessalonicher.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Es ist ein Beweis der überaus grossen
Liebe GOttes, daß uns GOtt zu unserm eignen
Heyl noch so freundlich bitten und ermahnen
läßt. Und dagegen ist die Verantwortung so viel
schwerer, wenn man solcher liebreichen Bitte
und Ermahnung nicht Platz läßt.

2. Es gebrauchen auch schon bevestigte
Seelen noch immer mehrere Ermunterung; zu-
mal wenn man es mit ihrer vielen auf einmal zu
thun hat, denn was dem einen eben so gar nö-
thig nicht seyn möchte, das ist doch dem andern
gewisser Versuchungen wegen desto nöthiger;
ie liebreicher aber und dem Evangelio gemässer
eine Ermahnung ist, ie eher und mehr dringet sie
ein und durch.

3. Wer in Christo ermahnen will, muß
auch in Christo stehen, also daß er eine wahre
Gemeinschaft mit ihm habe: sintemal sonst seine
Ermahnungen weder die gehörige Lauterkeit,
noch Freudigkeit haben, und also auch vielwe-
niger Eingang finden werden.

4. Wer zum Guten ermahnet wird, zumal
von GOtt-ergebenen Personen, der hat allezeit
fürnemlich auf GOtt zu sehen, und zu erkennen,
daß die Ermahnung seinem Willen gemäß sey,
ob sie auch gleich nicht ausdrücklich mit Benen-
nung des Namens GOttes geschiehet; dannen-
hero man so vielmehr zur Folgsamkeit verbun-
den ist.

5. Ein anders ist zu suchen daß man GOtt
gefallen
möge; als welches geschiehet, wenn
man in der von GOtt verordneten Heils-Ord-
nung bleibet und wächset: ein anders bey GOtt
mit seinem Wandel oder guten Wercken etwas
verdienen wollen: welches den wahrhaftig Gläu-
bigen nicht in den Sinn kömmt.

6. Haben die Thessalonicher, welche schon
so viel Proben ihres rechtschaffenen Wesens und
des Wachsthums darinnen abgeleget hatten,
noch Ursache gehabt immer völliger zu werden;
wie werden die mit ihrem Gewissen vor GOTT
bestehen und ihm gefallen können, welche es bey
ihrem Anfange noch nicht einmal zum rechten
Durchbruch kommen lassen, ja gar noch nicht
einmal den Anfang gemachet haben!

V. 2.

Denn ihr wisset, welche Gebote wir
euch gegeben haben durch den HERRN
JESUM.
(die wisset ihr dergestalt, daß ihr
sie angenommen, und auch bisher ausgeübet,
darinn aber auch fortzufahren habet.)

Anmerckungen.

1. Es ist das oidate, ihr wisset, in die-
sem Briefe wohl zu mercken; denn der Apostel
gebrauchet es achtmal, nemlich c. 1, 5. c. 2, 1. 2.
5. 11. c. 3, 3. 4. c. 4, 2. c. 5, 2. womit er den
Thessalonichern ein solches löbliches Zeugniß gie-
bet von ihrer empfangenen guten Erkäntniß und
Uberzeugung, daß er sie dadurch zugleich anspor-
net, sich ferner nach derselben getreu zu er-
weisen.

2. Paulus giebt die Gebote durch Chri-
[Spaltenumbruch] stum, als von dem er sie empfangen hatte, und
in dessen Namen und dessen kräftigen Mitwir-
ckung er sie vortrug. Und hin wieder giebet Chri-
stus die Gebote, oder Lebens-Reguln, durch
Paulum, als die gesegnete Mittels-Person.
Durch wen also Christus wircket, der wircket
auch durch Christum.

V. 3.

Denn (das Haupt-Gebot nebst einem spe-
cial
en anzuzeigen, oder, zu desto mehrer Ein-
schärfung zu wiederholen) das ist der Wille
GOttes, eure Heiligung
(daß ihr euch bey
der empfangenen Glaubens-Gerechtigkeit der
Heiligung immer mehr befleißiget,) und daß
ihr
(also insonderheit) meidet die Hurerey
(es sey ausser oder in der Ehe, nebst aller Unrei-
nigkeit.)

Anmerckungen.

1. Der Wille GOttes gehet nach dem Ge-
setze so viel mehr auf die Heiligung, so viel weni-
ger er von dem Wesen GOttes, welches lauter
Heiligkeit, Reinigkeit und Gerechtigkeit ist,
unterschieden ist, und so viel deutlicher ihn
GOTT in seinem Gesetze declariret hat, auch
so viel mehr die von GOTT gemachte Heils-
Ordnung die Heiligung erfordert, und sie zur
Wiederaufrichtung des Ebenbildes GOttes,
ohne welches niemand selig werden kan, gehöret.
Hebr. 13, 14.

2. Die Heiligung ist die Ubung der Erneue-
rung in Ablegung des alten und Anziehung des
neuen Menschen; woraus denn die würckliche
Heiligkeit entstehet.

3. Der Hurerey insonderheit bey der Heili-
gung zu gedencken, hat der Apostel ohne Zweifel
so viel nöthiger erachtet, so viel mehr die Heyden
dem allen vor ihrer Bekehrung ergeben gewesen.
Was nun etwa mancher Glieder wegen nicht so
nöthig seyn mochte zu erinnern, daß gebrauch-
ten doch andere, und sonderlich solche, welche
noch nachher von Zeit zu Z[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen] die Christliche Re-
ligion angenommen haben, oder annehmen
wolten. Siehe auch Röm. 6, 19. 22. 1 Cor. 6.
v. 13. 16.

V. 4.

Und daß ein ieglicher unter euch (auch
eine iegliche; sintemal was dem männlichen Ge-
schlechte gesaget ist, auch auf das weibliche ge-
het) wisse (also, daß er sich recht befleißige)
sein Faß (seinen Leib, welcher ein Gefäß und
Werckzeug der Seele ist,) zu behalten in Hei-
ligung und Ehren.
(daß man den Leib, den
Christus nebst der Seele so theuer erlöset hat,
viel zu gut und zu werth dazu halte, als daß man
ihn solte durch Hurerey und Ehebruch schänden
und verunehren, und gleichsam Huren-Glieder
daraus machen. 1 Cor. 6, 13. 15. 16.)

Anmerckungen.

1. Es kömmt bey der Heiligung eines
Menschen darauf an, daß GOtt das Regi-
ment über die Seele, die Seele aber über den
Leib führe, und also die Seele in solcher Ord-

nung
D
Cap. 4. v. 1. 2. 3. 4. an die Theſſalonicher.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Es iſt ein Beweis der uͤberaus groſſen
Liebe GOttes, daß uns GOtt zu unſerm eignen
Heyl noch ſo freundlich bitten und ermahnen
laͤßt. Und dagegen iſt die Verantwortung ſo viel
ſchwerer, wenn man ſolcher liebreichen Bitte
und Ermahnung nicht Platz laͤßt.

2. Es gebrauchen auch ſchon beveſtigte
Seelen noch immer mehrere Ermunterung; zu-
mal wenn man es mit ihrer vielen auf einmal zu
thun hat, denn was dem einen eben ſo gar noͤ-
thig nicht ſeyn moͤchte, das iſt doch dem andern
gewiſſer Verſuchungen wegen deſto noͤthiger;
ie liebreicher aber und dem Evangelio gemaͤſſer
eine Ermahnung iſt, ie eher und mehr dringet ſie
ein und durch.

3. Wer in Chriſto ermahnen will, muß
auch in Chriſto ſtehen, alſo daß er eine wahre
Gemeinſchaft mit ihm habe: ſintemal ſonſt ſeine
Ermahnungen weder die gehoͤrige Lauterkeit,
noch Freudigkeit haben, und alſo auch vielwe-
niger Eingang finden werden.

4. Wer zum Guten ermahnet wird, zumal
von GOtt-ergebenen Perſonen, der hat allezeit
fuͤrnemlich auf GOtt zu ſehen, und zu erkennen,
daß die Ermahnung ſeinem Willen gemaͤß ſey,
ob ſie auch gleich nicht ausdruͤcklich mit Benen-
nung des Namens GOttes geſchiehet; dannen-
hero man ſo vielmehr zur Folgſamkeit verbun-
den iſt.

5. Ein anders iſt zu ſuchen daß man GOtt
gefallen
moͤge; als welches geſchiehet, wenn
man in der von GOtt verordneten Heils-Ord-
nung bleibet und waͤchſet: ein anders bey GOtt
mit ſeinem Wandel oder guten Wercken etwas
verdienen wollen: welches den wahrhaftig Glaͤu-
bigen nicht in den Sinn koͤmmt.

6. Haben die Theſſalonicher, welche ſchon
ſo viel Proben ihres rechtſchaffenen Weſens und
des Wachsthums darinnen abgeleget hatten,
noch Urſache gehabt immer voͤlliger zu werden;
wie werden die mit ihrem Gewiſſen vor GOTT
beſtehen und ihm gefallen koͤnnen, welche es bey
ihrem Anfange noch nicht einmal zum rechten
Durchbruch kommen laſſen, ja gar noch nicht
einmal den Anfang gemachet haben!

V. 2.

Denn ihr wiſſet, welche Gebote wir
euch gegeben haben durch den HERRN
JESUM.
(die wiſſet ihr dergeſtalt, daß ihr
ſie angenommen, und auch bisher ausgeuͤbet,
darinn aber auch fortzufahren habet.)

Anmerckungen.

1. Es iſt das ὄιδατε, ihr wiſſet, in die-
ſem Briefe wohl zu mercken; denn der Apoſtel
gebrauchet es achtmal, nemlich c. 1, 5. c. 2, 1. 2.
5. 11. c. 3, 3. 4. c. 4, 2. c. 5, 2. womit er den
Theſſalonichern ein ſolches loͤbliches Zeugniß gie-
bet von ihrer empfangenen guten Erkaͤntniß und
Uberzeugung, daß er ſie dadurch zugleich anſpor-
net, ſich ferner nach derſelben getreu zu er-
weiſen.

2. Paulus giebt die Gebote durch Chri-
[Spaltenumbruch] ſtum, als von dem er ſie empfangen hatte, und
in deſſen Namen und deſſen kraͤftigen Mitwir-
ckung er ſie vortrug. Und hin wieder giebet Chri-
ſtus die Gebote, oder Lebens-Reguln, durch
Paulum, als die geſegnete Mittels-Perſon.
Durch wen alſo Chriſtus wircket, der wircket
auch durch Chriſtum.

V. 3.

Denn (das Haupt-Gebot nebſt einem ſpe-
cial
en anzuzeigen, oder, zu deſto mehrer Ein-
ſchaͤrfung zu wiederholen) das iſt der Wille
GOttes, eure Heiligung
(daß ihr euch bey
der empfangenen Glaubens-Gerechtigkeit der
Heiligung immer mehr befleißiget,) und daß
ihr
(alſo inſonderheit) meidet die Hurerey
(es ſey auſſer oder in der Ehe, nebſt aller Unrei-
nigkeit.)

Anmerckungen.

1. Der Wille GOttes gehet nach dem Ge-
ſetze ſo viel mehr auf die Heiligung, ſo viel weni-
ger er von dem Weſen GOttes, welches lauter
Heiligkeit, Reinigkeit und Gerechtigkeit iſt,
unterſchieden iſt, und ſo viel deutlicher ihn
GOTT in ſeinem Geſetze declariret hat, auch
ſo viel mehr die von GOTT gemachte Heils-
Ordnung die Heiligung erfordert, und ſie zur
Wiederaufrichtung des Ebenbildes GOttes,
ohne welches niemand ſelig werden kan, gehoͤret.
Hebr. 13, 14.

2. Die Heiligung iſt die Ubung der Erneue-
rung in Ablegung des alten und Anziehung des
neuen Menſchen; woraus denn die wuͤrckliche
Heiligkeit entſtehet.

3. Der Hurerey inſonderheit bey der Heili-
gung zu gedencken, hat der Apoſtel ohne Zweifel
ſo viel noͤthiger erachtet, ſo viel mehr die Heyden
dem allen vor ihrer Bekehrung ergeben geweſen.
Was nun etwa mancher Glieder wegen nicht ſo
noͤthig ſeyn mochte zu erinnern, daß gebrauch-
ten doch andere, und ſonderlich ſolche, welche
noch nachher von Zeit zu Z[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen] die Chriſtliche Re-
ligion angenommen haben, oder annehmen
wolten. Siehe auch Roͤm. 6, 19. 22. 1 Cor. 6.
v. 13. 16.

V. 4.

Und daß ein ieglicher unter euch (auch
eine iegliche; ſintemal was dem maͤnnlichen Ge-
ſchlechte geſaget iſt, auch auf das weibliche ge-
het) wiſſe (alſo, daß er ſich recht befleißige)
ſein Faß (ſeinen Leib, welcher ein Gefaͤß und
Werckzeug der Seele iſt,) zu behalten in Hei-
ligung und Ehren.
(daß man den Leib, den
Chriſtus nebſt der Seele ſo theuer erloͤſet hat,
viel zu gut und zu werth dazu halte, als daß man
ihn ſolte durch Hurerey und Ehebruch ſchaͤnden
und verunehren, und gleichſam Huren-Glieder
daraus machen. 1 Cor. 6, 13. 15. 16.)

Anmerckungen.

1. Es koͤmmt bey der Heiligung eines
Menſchen darauf an, daß GOtt das Regi-
ment uͤber die Seele, die Seele aber uͤber den
Leib fuͤhre, und alſo die Seele in ſolcher Ord-

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[25/0027] Cap. 4. v. 1. 2. 3. 4. an die Theſſalonicher. Anmerckungen. 1. Es iſt ein Beweis der uͤberaus groſſen Liebe GOttes, daß uns GOtt zu unſerm eignen Heyl noch ſo freundlich bitten und ermahnen laͤßt. Und dagegen iſt die Verantwortung ſo viel ſchwerer, wenn man ſolcher liebreichen Bitte und Ermahnung nicht Platz laͤßt. 2. Es gebrauchen auch ſchon beveſtigte Seelen noch immer mehrere Ermunterung; zu- mal wenn man es mit ihrer vielen auf einmal zu thun hat, denn was dem einen eben ſo gar noͤ- thig nicht ſeyn moͤchte, das iſt doch dem andern gewiſſer Verſuchungen wegen deſto noͤthiger; ie liebreicher aber und dem Evangelio gemaͤſſer eine Ermahnung iſt, ie eher und mehr dringet ſie ein und durch. 3. Wer in Chriſto ermahnen will, muß auch in Chriſto ſtehen, alſo daß er eine wahre Gemeinſchaft mit ihm habe: ſintemal ſonſt ſeine Ermahnungen weder die gehoͤrige Lauterkeit, noch Freudigkeit haben, und alſo auch vielwe- niger Eingang finden werden. 4. Wer zum Guten ermahnet wird, zumal von GOtt-ergebenen Perſonen, der hat allezeit fuͤrnemlich auf GOtt zu ſehen, und zu erkennen, daß die Ermahnung ſeinem Willen gemaͤß ſey, ob ſie auch gleich nicht ausdruͤcklich mit Benen- nung des Namens GOttes geſchiehet; dannen- hero man ſo vielmehr zur Folgſamkeit verbun- den iſt. 5. Ein anders iſt zu ſuchen daß man GOtt gefallen moͤge; als welches geſchiehet, wenn man in der von GOtt verordneten Heils-Ord- nung bleibet und waͤchſet: ein anders bey GOtt mit ſeinem Wandel oder guten Wercken etwas verdienen wollen: welches den wahrhaftig Glaͤu- bigen nicht in den Sinn koͤmmt. 6. Haben die Theſſalonicher, welche ſchon ſo viel Proben ihres rechtſchaffenen Weſens und des Wachsthums darinnen abgeleget hatten, noch Urſache gehabt immer voͤlliger zu werden; wie werden die mit ihrem Gewiſſen vor GOTT beſtehen und ihm gefallen koͤnnen, welche es bey ihrem Anfange noch nicht einmal zum rechten Durchbruch kommen laſſen, ja gar noch nicht einmal den Anfang gemachet haben! V. 2. Denn ihr wiſſet, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den HERRN JESUM. (die wiſſet ihr dergeſtalt, daß ihr ſie angenommen, und auch bisher ausgeuͤbet, darinn aber auch fortzufahren habet.) Anmerckungen. 1. Es iſt das ὄιδατε, ihr wiſſet, in die- ſem Briefe wohl zu mercken; denn der Apoſtel gebrauchet es achtmal, nemlich c. 1, 5. c. 2, 1. 2. 5. 11. c. 3, 3. 4. c. 4, 2. c. 5, 2. womit er den Theſſalonichern ein ſolches loͤbliches Zeugniß gie- bet von ihrer empfangenen guten Erkaͤntniß und Uberzeugung, daß er ſie dadurch zugleich anſpor- net, ſich ferner nach derſelben getreu zu er- weiſen. 2. Paulus giebt die Gebote durch Chri- ſtum, als von dem er ſie empfangen hatte, und in deſſen Namen und deſſen kraͤftigen Mitwir- ckung er ſie vortrug. Und hin wieder giebet Chri- ſtus die Gebote, oder Lebens-Reguln, durch Paulum, als die geſegnete Mittels-Perſon. Durch wen alſo Chriſtus wircket, der wircket auch durch Chriſtum. V. 3. Denn (das Haupt-Gebot nebſt einem ſpe- cialen anzuzeigen, oder, zu deſto mehrer Ein- ſchaͤrfung zu wiederholen) das iſt der Wille GOttes, eure Heiligung (daß ihr euch bey der empfangenen Glaubens-Gerechtigkeit der Heiligung immer mehr befleißiget,) und daß ihr (alſo inſonderheit) meidet die Hurerey (es ſey auſſer oder in der Ehe, nebſt aller Unrei- nigkeit.) Anmerckungen. 1. Der Wille GOttes gehet nach dem Ge- ſetze ſo viel mehr auf die Heiligung, ſo viel weni- ger er von dem Weſen GOttes, welches lauter Heiligkeit, Reinigkeit und Gerechtigkeit iſt, unterſchieden iſt, und ſo viel deutlicher ihn GOTT in ſeinem Geſetze declariret hat, auch ſo viel mehr die von GOTT gemachte Heils- Ordnung die Heiligung erfordert, und ſie zur Wiederaufrichtung des Ebenbildes GOttes, ohne welches niemand ſelig werden kan, gehoͤret. Hebr. 13, 14. 2. Die Heiligung iſt die Ubung der Erneue- rung in Ablegung des alten und Anziehung des neuen Menſchen; woraus denn die wuͤrckliche Heiligkeit entſtehet. 3. Der Hurerey inſonderheit bey der Heili- gung zu gedencken, hat der Apoſtel ohne Zweifel ſo viel noͤthiger erachtet, ſo viel mehr die Heyden dem allen vor ihrer Bekehrung ergeben geweſen. Was nun etwa mancher Glieder wegen nicht ſo noͤthig ſeyn mochte zu erinnern, daß gebrauch- ten doch andere, und ſonderlich ſolche, welche noch nachher von Zeit zu Z__ die Chriſtliche Re- ligion angenommen haben, oder annehmen wolten. Siehe auch Roͤm. 6, 19. 22. 1 Cor. 6. v. 13. 16. V. 4. Und daß ein ieglicher unter euch (auch eine iegliche; ſintemal was dem maͤnnlichen Ge- ſchlechte geſaget iſt, auch auf das weibliche ge- het) wiſſe (alſo, daß er ſich recht befleißige) ſein Faß (ſeinen Leib, welcher ein Gefaͤß und Werckzeug der Seele iſt,) zu behalten in Hei- ligung und Ehren. (daß man den Leib, den Chriſtus nebſt der Seele ſo theuer erloͤſet hat, viel zu gut und zu werth dazu halte, als daß man ihn ſolte durch Hurerey und Ehebruch ſchaͤnden und verunehren, und gleichſam Huren-Glieder daraus machen. 1 Cor. 6, 13. 15. 16.) Anmerckungen. 1. Es koͤmmt bey der Heiligung eines Menſchen darauf an, daß GOtt das Regi- ment uͤber die Seele, die Seele aber uͤber den Leib fuͤhre, und alſo die Seele in ſolcher Ord- nung D

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/27>, abgerufen am 28.04.2024.