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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli C. 1. v. 8-12.
[Spaltenumbruch] Ausfluß derselben einen lieblichen und erqvickli-
lichen Geruch, oder ein würdiges Lob und einen
guten Namen erwecket.

16. Die Salbung Christi mit diesem
Oele gehet auf die menschliche Natur und ist
nichts anders als eine Mittheilung aller Fülle
der göttlichen Majestät
und Herrlichkeit:
welche geschehen ist bey der Menschwerdung in
der Persönlichen Vereinigung beyder Na-
turen:
dadurch die menschliche Natur in den
Stand gesetzet worden, daß, ob sie gleich solche
Fülle nur im Verborgen geführet hat, auch ihr,
wie der gantzen Person Christi, das Werck der
Erlösung hat können zugeschrieben werden. Und
nach diesem Grunde der Salbung heißt es Matth.
28, 18. Mir ist gegeben alle Gewalt im
Himmel und auf Erden.
Und 1 Joh. 1, 7.
Das Blut JEsu Christi des Sohnes GOt-
tes machet uns rein von aller Sunde.
Jm-
gleichen Col. 2, 3. 9. Jn Christo wohnet die
gantze Fülle der Gottheit leibhaftig.

17. Und diese Salbung ist unendlich:
welches damit angezeiget ist, daß er gesalbet mit
dem Freuden-Oel über seine Genossen, mehr
als sie, das ist auf eine unendliche Art, oder wie
es Joh. 3, 34. heißt: ou'k e[fremdsprachliches Material]k metrou, nicht nach dem
Masse,
und also unermäßlich: wie es die mit-
getheilte gantze Fülle der Gottheit mit sich brachte,
und wie die allerhöchste Würde der gantzen Per-
son Christi, also auch die Hoheit und der Zweck
seines Mittler-Amts es erforderte. Daher
denn der menschlichen Natur vermöge solcher
Salbung alle göttliche Eigenschaften, welche
keine Contradiction in sich fassen, als da zum
Exempel ist, von Ewigkeit gewesen seyn, beywoh-
nen, insonderheit die Allmacht, Allwissenheit
u. s. w.

18. Die Genossen Christi sind seine gläu-
bigen Glieder.
Diese werden der Salbung in
einem herrlichen, doch nur abgemessenen Masse
theilhaftig, und tragen davon den Ehren-Na-
men der Christen, oder Gesalbten. Davon
Johannes 1 Ep. C. 2, 20. 27. spricht: Jhr habt
die Salbung von dem, der da heilig ist
(von
Christo, dem Heiligen GOttes, als Gegenbilde
vom gantzen Levitischen Heiligthum des alten Te-
staments Luc. 1, 35.) und wisset alles (was euch
zu wissen nöthig und nützlich ist.) Die Salbung,
die ihr von ihm empfangen habet, bleibet
bey euch, und dürfet nicht, daß euch iemand
lehre
(etwas anders, als euch die Salbung ge-
lehret und damit zu GOttes-Gelehrte gemachet
hat Joh. 6, 45.) sondern wie euch die Sal-
bung allerley lehret, so ists wahr
u. s. w.
Siehe auch 2 Cor. 1, 21. Von dieser Salbung
redet Johannes c. 1, 16. wenn er spricht: aus sei-
ner
(des Sohnes GOttes unendlichen) Fülle
haben wir alle genommen Gnade um Gna-
de.
Und von ihm sagte David Ps. 23, 5. Du
salbest mein Haupt mit Oele, und schenckest
mir voll ein.

19. Die Würde, wozu die glaubige Glie-
der Christi gelangen, ist das Königliche Prie-
[Spaltenumbruch] sterthum,
welches zwar eine den Geschöpfen
zukommende nicht unendliche, doch gewiß unaus-
sprechliche und in dieser Schwachheit unbegreifli-
che Hoheit und Herrlichkeit mit sich führet. 1 Pet.
2, 5. 9. Jn der Offenbarung Johannis heisset
es davon c. 1, 5. 6. JEsus Christus hat uns
geliebet und gewaschen mit seinem Blute,
und hat uns zu Königen und Priestern ge-
machet vor GOtt und seinem Vater.
Sie-
he auch c. 5, 9. 10. und c. 3, 21. Wer über-
windet dem will ich geben mit mir auf mei-
nem Stuhl zu sitzen, wie ich überwunden
habe, und bin gesessen mit meinem Vater
auf seinem Stuhl.

20. Da nun der Sohn GOttes auch seiner
menschlichen Natur nach so hoch erhaben ist durch
die Salbung, so ists offenbar, daß er auch nach
seiner Menschheit einen unendlichen Vor-
zug vor allen heiligen Engeln hat:
welches
zu erweisen Pauli Zweck war.

V. 10. 11. 12.

Und (von dem Sohn GOttes heißt es fer-
ner, nemlich im Ps. 102, 26. 27.) du HERR
(als der Schöpfer und rechte Baumeister) hast
die Erde gegründet, und die Himmel sind
deiner Hände Werck. Dieselben
(samt der
Erde, und allem dem, was darinnen ist) werden
vergehen
(nicht ihrem Wesen und ihrer Exi-
sten
tz nach, sondern nur nach ihrem gegenwärti-
gen Zustande) du aber wirst bleiben (ohne
einige Veränderung) und sie werden alle ver-
alten,
(unbrauchbar werden) wie ein Kleid, und
wie ein Gewand wirst du sie verwandeln,
und sie werden sich verwandeln
(durch die
Versetzung in einen neuen und viel herrlichern Zu-
stand; und folglich werden sie nicht gar vernichtet
werden) du aber bist derselbe (welcher du von
Ewigkeit und vom Anfange der Schöpfung her
gewesen bist) und deine Jahre werden nicht
aufhören
(also daß du einiger Veränderung
unterworfen wärest.)

Anmerckungen.

1. Jn dem hundert und andern Psalm re-
det und ruffet David den Meßiam an, und bit-
ret ihn, daß er möge das Werck der Erlösung,
zum Siege in der Kirche auf dem gantzen Erdbo-
den, ausführen und darauf sein Reich aufrich-
ten: dabey er denn zuletzt das Werck seiner All-
macht, so wol an der ehemaligen Schöpfung,
als künftigen Verwandelung und Erneuerung
der gantzen Welt preiset: wie denn die Aufrich-
tung und Ausbreitung seines Reichs, was des-
selben letztern periodum auf Erden betrift, mit
dieser Benennung in der genauesten Verbin-
dung stehet. Daß von dem Meßia die Rede
sey, zeiget der Jnnhalt des Psalms nebst der
Allegation Pauli deutlich genug an. Es ge-
stehen es auch die Judischen Interpretes. Und
daß dieser Verstand auch bey der alten Judi-
schen Kirche ausser allem Zweifel gesetzet gewe-
sen, erkennet man aus der Application Pauli:

als

Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 1. v. 8-12.
[Spaltenumbruch] Ausfluß derſelben einen lieblichen und erqvickli-
lichen Geruch, oder ein wuͤrdiges Lob und einen
guten Namen erwecket.

16. Die Salbung Chriſti mit dieſem
Oele gehet auf die menſchliche Natur und iſt
nichts anders als eine Mittheilung aller Fuͤlle
der goͤttlichen Majeſtaͤt
und Herrlichkeit:
welche geſchehen iſt bey der Menſchwerdung in
der Perſoͤnlichen Vereinigung beyder Na-
turen:
dadurch die menſchliche Natur in den
Stand geſetzet worden, daß, ob ſie gleich ſolche
Fuͤlle nur im Verborgen gefuͤhret hat, auch ihr,
wie der gantzen Perſon Chriſti, das Werck der
Erloͤſung hat koͤnnen zugeſchrieben werden. Und
nach dieſem Grunde der Salbung heißt es Matth.
28, 18. Mir iſt gegeben alle Gewalt im
Himmel und auf Erden.
Und 1 Joh. 1, 7.
Das Blut JEſu Chriſti des Sohnes GOt-
tes machet uns rein von aller Sunde.
Jm-
gleichen Col. 2, 3. 9. Jn Chriſto wohnet die
gantze Fuͤlle der Gottheit leibhaftig.

17. Und dieſe Salbung iſt unendlich:
welches damit angezeiget iſt, daß er geſalbet mit
dem Freuden-Oel uͤber ſeine Genoſſen, mehr
als ſie, das iſt auf eine unendliche Art, oder wie
es Joh. 3, 34. heißt: ου᾽κ ε[fremdsprachliches Material]κ μέτρου, nicht nach dem
Maſſe,
und alſo unermaͤßlich: wie es die mit-
getheilte gantze Fuͤlle der Gottheit mit ſich brachte,
und wie die allerhoͤchſte Wuͤrde der gantzen Per-
ſon Chriſti, alſo auch die Hoheit und der Zweck
ſeines Mittler-Amts es erforderte. Daher
denn der menſchlichen Natur vermoͤge ſolcher
Salbung alle goͤttliche Eigenſchaften, welche
keine Contradiction in ſich faſſen, als da zum
Exempel iſt, von Ewigkeit geweſen ſeyn, beywoh-
nen, inſonderheit die Allmacht, Allwiſſenheit
u. ſ. w.

18. Die Genoſſen Chriſti ſind ſeine glaͤu-
bigen Glieder.
Dieſe werden der Salbung in
einem herrlichen, doch nur abgemeſſenen Maſſe
theilhaftig, und tragen davon den Ehren-Na-
men der Chriſten, oder Geſalbten. Davon
Johannes 1 Ep. C. 2, 20. 27. ſpricht: Jhr habt
die Salbung von dem, der da heilig iſt
(von
Chriſto, dem Heiligen GOttes, als Gegenbilde
vom gantzen Levitiſchen Heiligthum des alten Te-
ſtaments Luc. 1, 35.) und wiſſet alles (was euch
zu wiſſen noͤthig und nuͤtzlich iſt.) Die Salbung,
die ihr von ihm empfangen habet, bleibet
bey euch, und duͤrfet nicht, daß euch iemand
lehre
(etwas anders, als euch die Salbung ge-
lehret und damit zu GOttes-Gelehrte gemachet
hat Joh. 6, 45.) ſondern wie euch die Sal-
bung allerley lehret, ſo iſts wahr
u. ſ. w.
Siehe auch 2 Cor. 1, 21. Von dieſer Salbung
redet Johannes c. 1, 16. wenn er ſpricht: aus ſei-
ner
(des Sohnes GOttes unendlichen) Fuͤlle
haben wir alle genommen Gnade um Gna-
de.
Und von ihm ſagte David Pſ. 23, 5. Du
ſalbeſt mein Haupt mit Oele, und ſchenckeſt
mir voll ein.

19. Die Wuͤrde, wozu die glaubige Glie-
der Chriſti gelangen, iſt das Koͤnigliche Prie-
[Spaltenumbruch] ſterthum,
welches zwar eine den Geſchoͤpfen
zukommende nicht unendliche, doch gewiß unaus-
ſprechliche und in dieſer Schwachheit unbegreifli-
che Hoheit und Herrlichkeit mit ſich fuͤhret. 1 Pet.
2, 5. 9. Jn der Offenbarung Johannis heiſſet
es davon c. 1, 5. 6. JEſus Chriſtus hat uns
geliebet und gewaſchen mit ſeinem Blute,
und hat uns zu Koͤnigen und Prieſtern ge-
machet vor GOtt und ſeinem Vater.
Sie-
he auch c. 5, 9. 10. und c. 3, 21. Wer uͤber-
windet dem will ich geben mit mir auf mei-
nem Stuhl zu ſitzen, wie ich uͤberwunden
habe, und bin geſeſſen mit meinem Vater
auf ſeinem Stuhl.

20. Da nun der Sohn GOttes auch ſeiner
menſchlichen Natur nach ſo hoch erhaben iſt durch
die Salbung, ſo iſts offenbar, daß er auch nach
ſeiner Menſchheit einen unendlichen Vor-
zug vor allen heiligen Engeln hat:
welches
zu erweiſen Pauli Zweck war.

V. 10. 11. 12.

Und (von dem Sohn GOttes heißt es fer-
ner, nemlich im Pſ. 102, 26. 27.) du HERR
(als der Schoͤpfer und rechte Baumeiſter) haſt
die Erde gegruͤndet, und die Himmel ſind
deiner Haͤnde Werck. Dieſelben
(ſamt der
Erde, und allem dem, was darinnen iſt) werden
vergehen
(nicht ihrem Weſen und ihrer Exi-
ſten
tz nach, ſondern nur nach ihrem gegenwaͤrti-
gen Zuſtande) du aber wirſt bleiben (ohne
einige Veraͤnderung) und ſie werden alle ver-
alten,
(unbrauchbar werden) wie ein Kleid, und
wie ein Gewand wirſt du ſie verwandeln,
und ſie werden ſich verwandeln
(durch die
Verſetzung in einen neuen und viel herrlichern Zu-
ſtand; und folglich werden ſie nicht gar vernichtet
werden) du aber biſt derſelbe (welcher du von
Ewigkeit und vom Anfange der Schoͤpfung her
geweſen biſt) und deine Jahre werden nicht
aufhoͤren
(alſo daß du einiger Veraͤnderung
unterworfen waͤreſt.)

Anmerckungen.

1. Jn dem hundert und andern Pſalm re-
det und ruffet David den Meßiam an, und bit-
ret ihn, daß er moͤge das Werck der Erloͤſung,
zum Siege in der Kirche auf dem gantzen Erdbo-
den, ausfuͤhren und darauf ſein Reich aufrich-
ten: dabey er denn zuletzt das Werck ſeiner All-
macht, ſo wol an der ehemaligen Schoͤpfung,
als kuͤnftigen Verwandelung und Erneuerung
der gantzen Welt preiſet: wie denn die Aufrich-
tung und Ausbreitung ſeines Reichs, was deſ-
ſelben letztern periodum auf Erden betrift, mit
dieſer Benennung in der genaueſten Verbin-
dung ſtehet. Daß von dem Meßia die Rede
ſey, zeiget der Jnnhalt des Pſalms nebſt der
Allegation Pauli deutlich genug an. Es ge-
ſtehen es auch die Judiſchen Interpretes. Und
daß dieſer Verſtand auch bey der alten Judi-
ſchen Kirche auſſer allem Zweifel geſetzet gewe-
ſen, erkennet man aus der Application Pauli:

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[254/0256] Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 1. v. 8-12. Ausfluß derſelben einen lieblichen und erqvickli- lichen Geruch, oder ein wuͤrdiges Lob und einen guten Namen erwecket. 16. Die Salbung Chriſti mit dieſem Oele gehet auf die menſchliche Natur und iſt nichts anders als eine Mittheilung aller Fuͤlle der goͤttlichen Majeſtaͤt und Herrlichkeit: welche geſchehen iſt bey der Menſchwerdung in der Perſoͤnlichen Vereinigung beyder Na- turen: dadurch die menſchliche Natur in den Stand geſetzet worden, daß, ob ſie gleich ſolche Fuͤlle nur im Verborgen gefuͤhret hat, auch ihr, wie der gantzen Perſon Chriſti, das Werck der Erloͤſung hat koͤnnen zugeſchrieben werden. Und nach dieſem Grunde der Salbung heißt es Matth. 28, 18. Mir iſt gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Und 1 Joh. 1, 7. Das Blut JEſu Chriſti des Sohnes GOt- tes machet uns rein von aller Sunde. Jm- gleichen Col. 2, 3. 9. Jn Chriſto wohnet die gantze Fuͤlle der Gottheit leibhaftig. 17. Und dieſe Salbung iſt unendlich: welches damit angezeiget iſt, daß er geſalbet mit dem Freuden-Oel uͤber ſeine Genoſſen, mehr als ſie, das iſt auf eine unendliche Art, oder wie es Joh. 3, 34. heißt: ου᾽κ ε_ κ μέτρου, nicht nach dem Maſſe, und alſo unermaͤßlich: wie es die mit- getheilte gantze Fuͤlle der Gottheit mit ſich brachte, und wie die allerhoͤchſte Wuͤrde der gantzen Per- ſon Chriſti, alſo auch die Hoheit und der Zweck ſeines Mittler-Amts es erforderte. Daher denn der menſchlichen Natur vermoͤge ſolcher Salbung alle goͤttliche Eigenſchaften, welche keine Contradiction in ſich faſſen, als da zum Exempel iſt, von Ewigkeit geweſen ſeyn, beywoh- nen, inſonderheit die Allmacht, Allwiſſenheit u. ſ. w. 18. Die Genoſſen Chriſti ſind ſeine glaͤu- bigen Glieder. Dieſe werden der Salbung in einem herrlichen, doch nur abgemeſſenen Maſſe theilhaftig, und tragen davon den Ehren-Na- men der Chriſten, oder Geſalbten. Davon Johannes 1 Ep. C. 2, 20. 27. ſpricht: Jhr habt die Salbung von dem, der da heilig iſt (von Chriſto, dem Heiligen GOttes, als Gegenbilde vom gantzen Levitiſchen Heiligthum des alten Te- ſtaments Luc. 1, 35.) und wiſſet alles (was euch zu wiſſen noͤthig und nuͤtzlich iſt.) Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habet, bleibet bey euch, und duͤrfet nicht, daß euch iemand lehre (etwas anders, als euch die Salbung ge- lehret und damit zu GOttes-Gelehrte gemachet hat Joh. 6, 45.) ſondern wie euch die Sal- bung allerley lehret, ſo iſts wahr u. ſ. w. Siehe auch 2 Cor. 1, 21. Von dieſer Salbung redet Johannes c. 1, 16. wenn er ſpricht: aus ſei- ner (des Sohnes GOttes unendlichen) Fuͤlle haben wir alle genommen Gnade um Gna- de. Und von ihm ſagte David Pſ. 23, 5. Du ſalbeſt mein Haupt mit Oele, und ſchenckeſt mir voll ein. 19. Die Wuͤrde, wozu die glaubige Glie- der Chriſti gelangen, iſt das Koͤnigliche Prie- ſterthum, welches zwar eine den Geſchoͤpfen zukommende nicht unendliche, doch gewiß unaus- ſprechliche und in dieſer Schwachheit unbegreifli- che Hoheit und Herrlichkeit mit ſich fuͤhret. 1 Pet. 2, 5. 9. Jn der Offenbarung Johannis heiſſet es davon c. 1, 5. 6. JEſus Chriſtus hat uns geliebet und gewaſchen mit ſeinem Blute, und hat uns zu Koͤnigen und Prieſtern ge- machet vor GOtt und ſeinem Vater. Sie- he auch c. 5, 9. 10. und c. 3, 21. Wer uͤber- windet dem will ich geben mit mir auf mei- nem Stuhl zu ſitzen, wie ich uͤberwunden habe, und bin geſeſſen mit meinem Vater auf ſeinem Stuhl. 20. Da nun der Sohn GOttes auch ſeiner menſchlichen Natur nach ſo hoch erhaben iſt durch die Salbung, ſo iſts offenbar, daß er auch nach ſeiner Menſchheit einen unendlichen Vor- zug vor allen heiligen Engeln hat: welches zu erweiſen Pauli Zweck war. V. 10. 11. 12. Und (von dem Sohn GOttes heißt es fer- ner, nemlich im Pſ. 102, 26. 27.) du HERR (als der Schoͤpfer und rechte Baumeiſter) haſt die Erde gegruͤndet, und die Himmel ſind deiner Haͤnde Werck. Dieſelben (ſamt der Erde, und allem dem, was darinnen iſt) werden vergehen (nicht ihrem Weſen und ihrer Exi- ſtentz nach, ſondern nur nach ihrem gegenwaͤrti- gen Zuſtande) du aber wirſt bleiben (ohne einige Veraͤnderung) und ſie werden alle ver- alten, (unbrauchbar werden) wie ein Kleid, und wie ein Gewand wirſt du ſie verwandeln, und ſie werden ſich verwandeln (durch die Verſetzung in einen neuen und viel herrlichern Zu- ſtand; und folglich werden ſie nicht gar vernichtet werden) du aber biſt derſelbe (welcher du von Ewigkeit und vom Anfange der Schoͤpfung her geweſen biſt) und deine Jahre werden nicht aufhoͤren (alſo daß du einiger Veraͤnderung unterworfen waͤreſt.) Anmerckungen. 1. Jn dem hundert und andern Pſalm re- det und ruffet David den Meßiam an, und bit- ret ihn, daß er moͤge das Werck der Erloͤſung, zum Siege in der Kirche auf dem gantzen Erdbo- den, ausfuͤhren und darauf ſein Reich aufrich- ten: dabey er denn zuletzt das Werck ſeiner All- macht, ſo wol an der ehemaligen Schoͤpfung, als kuͤnftigen Verwandelung und Erneuerung der gantzen Welt preiſet: wie denn die Aufrich- tung und Ausbreitung ſeines Reichs, was deſ- ſelben letztern periodum auf Erden betrift, mit dieſer Benennung in der genaueſten Verbin- dung ſtehet. Daß von dem Meßia die Rede ſey, zeiget der Jnnhalt des Pſalms nebſt der Allegation Pauli deutlich genug an. Es ge- ſtehen es auch die Judiſchen Interpretes. Und daß dieſer Verſtand auch bey der alten Judi- ſchen Kirche auſſer allem Zweifel geſetzet gewe- ſen, erkennet man aus der Application Pauli: als

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/256>, abgerufen am 20.05.2024.